Hermann Teuchert

Hermann Teuchert

Hermann Teuchert (* 13. März 1880 in Loppow im Kreis Landsberg (Warthe); † 13. Januar 1972 in Heidelberg; vollständiger Name: Hermann August Teuchert) war ein deutscher Germanist und Dialektologe. Er war Zögling Sigmund Feists im Reichenheimschen Waisenhaus[1].

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Der als Bauernsohn geborene Hermann Teuchert besuchte das Gymnasium in Landesberg und das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin. Er studierte in Straßburg und Berlin klassische Philologie, Geschichte und Germanistik. Zu seinen akademischen Lehrern zählen Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, Karl Julius Neumann, Wilhelm Schulze, Erich Schmidt und Gustav Roethe. Früh war sein Interesse für die deutsche Grammatik und die deutschen Mundarten geweckt. Mit einer „Laut- und Flexionslehre der neumärkischen Mundart“ promovierte er 1907 in Berlin. Noch im gleichen Jahr arbeitete Teuchert als Assistent am Rheinischen Wörterbuch in Bonn. Hier ergaben sich erste Berührungen mit der niederländischen Sprache. Erst Jahrzehnte später fanden die philologisches Neuland erschließenden Studien, die den sprachlichen Relikten der niederländischen Siedlungen in Deutschland galten, in seinem Buch „Die Sprachreste der niederländischen Siedlungen“ ihren krönenden Abschluß.

Von 1910 bis 1920 arbeitete Hermann Teuchert als Oberlehrer in Berlin. Neben seiner pädagogischen Tätigkeit widmete er sich wissenschaftlichen Arbeiten. Mit Wilhelm Seelmann zusammen legte er den Grundstock zu einem Brandenburgischen Wörterbuch. Er war seit 1913 Mitherausgeber, seit 1919 alleiniger Herausgeber der „Zeitschrift für deutsche Mundarten“, des späteren „Teuthonista“, zu welcher alle führenden Mundartforscher in enger Beziehung standen.

1919 an die Universität Rostock berufen, nahm Teuchert dort 1920 als ordentlicher Professor für Niederdeutsch seine Vorlesungen und Übungen über niederdeutsche Literatur und Grammatik, über Niederländisch, Phonetik, Volks- und Mundartkunde auf. Lange bevor er ab 1934 auch den Lehrstuhl für deutsche Sprache und ältere deutsche Literatur einnahm, dehnte er das Feld seiner Vorlesungen auf den gesamten Bereich der deutschen Literatur und Sprachwissenschaft aus.

Schon 1920 hatte ihn Gustav Roethe zur Mitarbeit an dem von den Gebrüdern Grimm begründeten Deutschen Wörterbuch gewonnen. In über 30jähriger Arbeit schrieb er den 15. Band dieses größten deutschen sprachwissenschaftlichen Unternehmens. Er beschritt hier neue Wege, indem er den Sachverhalten in der Darstellung des Sprachstoffes ihren angemessenen Platz zuwies, die Mundarten ausgiebiger heranzog und dabei der räumlichen Geltung und der gesellschaftlichen Sprachschichtung nachspürte.

Seine ganze Liebe und der größte Teil seiner Arbeitskraft galt dann dem Mecklenburgischen Wörterbuch, dem „Wossidlo/Teuchert“. Kurz vor Teucherts Tod im 92. Lebensjahr 1972 übernahm die Sächsische Akademie der Wissenschaften die Herausgeberschaft der Dialektwörterbücher in der DDR und regelte im Einvernehmen mit Teuchert noch alle grundsätzlichen Fragen der Weiterführung des Mecklenburgischen Wörterbuches. In einer nach dem Tod Teucherts an die Bezieher herausgegebenen Verlagsmitteilung heißt es: „Bis ins hohe Alter hat er tatkräftig und unermüdlich an der Fertigstellung des Werkes gearbeitet, und es war ihm noch vergönnt, die Auslieferung der 50. Lieferung zu erleben. Das Wörterbuch wird in der Weise fortgesetzt werden, wie es von ihm geplant war und wie es durch seine Handschrift geprägt ist.“ Für die Bearbeitung der Lieferungen existierte in jenen Jahren in Rostock-Warnemünde eine Arbeitsstelle Mecklenburgisches Wörterbuch unter Leitung von Jürgen Gundlach.[2]

Werke

  • Mecklenburgisches Wörterbuch
  • Brandenburg-Berlinisches Wörterbuch
  • Niederdeutsche Mundarten, 1933
  • Der mecklenburgische Sprachraum, 1929
  • Die Sprachreste der niederländischen Siedlungen des 12. Jahrhunderts, Neumünster 1944

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://wla-online.de/artikel-detail.php?artikelid=243
  2. Zu Leben und Wirken von Hermann Teuchert vgl. die Veröffentlichungen von Jürgen Gundlach in Norddeutscher Leuchtturm, Wochenendbeilage der Norddeutschen Zeitung, Schwerin, Nrn. 356 vom 5. März 1960 und 978 vom 1. Februar 1972.

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