Wilhelm Kestranek

Wilhelm Kestranek

Wilhelm Kestranek (* 22. Mai 1863 in Branowitz, Mähren; † 19. Mai 1925 in Wien) war ein österreichischer Industrieller.

Kestranek war das älteste von sieben Kindern von Johann und Karoline Kestranek, und stammte väterlicherseits aus einer wohlhabenden, angesehenen Pilsener Bürgerfamilie.[1]. Sein Vater war ein hoher Beamter bei der Kaiser Ferdinands-Nordbahn. Als Vertrauter und Mitarbeiter von Karl Wittgenstein wurde er von diesem 1898 als sein Nachfolger zum Zentraldirektor der Prager Eisenindustrie-Gesellschaft gemacht. Er führte das Unternehmen aus dem Einflussbereich der Creditanstalt in jenen der Niederösterreichischen Escompte-Gesellschaft und vertrat Wittgensteins umstrittene Kartellierungs- und Hochpreispolitik mit viel Durchsetzungsvermögen.[2]Kestranek ließ sich 1906-07 in Sankt Gilgen am Wolfgangsee eine mächtige Villa erbauen und blieb bis in die 1920er Jahre eine bekannte Führungspersönlichkeit in Österreichs Industrie. Seine Funktion als Präsident der Alpine Montangesellschaft musste er allerdings nach deren Übernahme durch Hugo Stinnes räumen. Auch im Familienclan der Herz-Kestraneks kam "Vilmos" Kestranek die Führungsrolle zu. Er trat auch als Mäzen der Künste auf, etwa als Mitbegründer des Mozarteums in Salzburg und als Förderer der Sängerin Lotte Lehmann auf.

Wilhelm Kestranek verstarb im 62. Lebensjahr überraschend an einem Herzschlag. Der ungewöhnlich offen formulierte Nachruf in der Neuen Freien Presse vom 19. Mai 1925 (Abendausgabe) nennt Kestranek eine "ungestüme" Persönlichkeit, eine "Kampfnatur", die allerdings im "politischen Leben keine Rolle gespielt" habe und deutet an, dass der frühe Tod des älteren der beiden Söhne Kestraneks etwas mit den Konflikten mit seinem Vater zu tun gehabt haben könnte. Kestraneks Frau Marie, geborene Lenk, starb unmittelbar im Gefolge des Todes ihres Mannes, ebenfalls an einem Schlaganfall.

Einzelnachweise

  1. Hannes Stekl: Bürgertum in der Habsburgermonarchie II, Wien–Köln–Weimar 1992, Seite 393
  2. The industrialists complained that, because the iron cartel charged such exhorbitant prices for iron and steel, their own industries could not prosper. They sought to convince the government to lower protective tariffs, since the iron cartel was charging artificially inflated prices. The growing opposition influenced Wittgenstein to resign his post as central director of the Prague Iron Industry Company in the summer of 1898 and to go on an extended tour. zitiert nach Jorn K. Bramann, John Moran, Webunterlage

Literatur

  • Gerald Sturmayr: Industrielle Interessenpolitik in der Donaumonarchie, Oldenbourg Verlag München 1996 (Online-Version)

Weblinks


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