Wunder vom Wildpark

Wunder vom Wildpark

Als Wunder vom Wildpark wird das Europapokalspiel vom 2. November 1993 zwischen dem Karlsruher SC und dem FC Valencia, das mit einem sensationellen 7:0 für Karlsruhe endete, bezeichnet. Mit diesem Erfolg im heimischen Wildparkstadion gelang den Badenern der kaum mehr für möglich gehaltene Einzug in das Achtelfinale des UEFA-Pokals.

Inhaltsverzeichnis

Ausgangslage

Der Karlsruher SC qualifizierte sich mit Tabellenplatz 6 in der Saison 1992/93 erstmals in der Vereinsgeschichte für den UEFA-Pokal. In der 1. Runde des Wettbewerbs hatte man mit dem niederländischen Vizemeister PSV Eindhoven einen echten Härtetest überstanden. Durch Tore von Edgar Schmitt und Sergei Kirjakow war ein 2:1-Hinspielerfolg gelungen. Anschließend hatte ein glückliches 0:0-Unentschieden in Eindhoven zum Weiterkommen gereicht.

In der 2. Runde erwischten die Badener abermals ein hartes Los: Mit dem FC Valencia traf man auf einen der erfolgreichsten spanischen Fußballvereine, den damaligen Tabellenführer der Primera División. Mit Stars wie Predrag Mijatović und Juan Antonio Pizzi hatte Valencia das Hinspiel im Estadio Mestalla durch Tore von Mijatović und Penew (2) früh für sich entschieden. Der späte Anschlusstreffer zum 3:1-Endstand durch Edgar Schmitt ließ beim Karlsruher Anhang dann noch einmal Hoffnung aufkommen. Als am 2. November 1993 das Rückspiel im ausverkauften Wildparkstadion anstand, glaubte dennoch kaum jemand an ein Weiterkommen des Tabellenzwölften der Bundesliga.

Spielverlauf

Als Schiedsrichter Zbigniew Przesmycki aus Polen die Partie um 18 Uhr anpfiff, musste er zunächst den Anstoß des FC Valencia noch einmal wiederholen lassen, da schon vor der ersten Ballberührung drei Karlsruher in die gegnerische Hälfte gestürmt waren. Trotz dieser Kampfansage musste der KSC froh sein, dass er in den ersten 25 Minuten nicht in Rückstand geriet. Zu verdanken hatte er dies seinem Torhüter Oliver Kahn, denn der gebürtige Karlsruher rettete gleich dreimal in allerhöchster Not.

In der 29. Minute ging der KSC dann etwas schmeichelhaft in Führung: Nach einer Hereingabe von Manfred Bender konnte Edgar Schmitt im Fünfmeterraum den Ball über die Linie bugsieren. Von den Fans lautstark angetrieben, spielten sich die Karlsruher dann in einen Rausch. Fünf Minuten später war es wiederum Schmitt, der eine Flanke von Eberhard Carl per Volleyabnahme im Tor unterbrachte. Als Rainer Schütterle den Ball dann nur drei Minuten später über den herausstürzenden Sempere hinweg ins Tor hob, brachen im Wildpark endgültig alle Dämme. Doch kurz vor der Halbzeit hatte der KSC erneut großes Glück: Erst rettete bei Pizzis Schuss der Pfosten für den bereits geschlagenen Kahn, dann klärte Dirk Schuster den Nachschuss auf der Torlinie.

Nach der Pause konnte der KSC sofort nachlegen: Der Abwehrversuch nach einer Ecke landete bei dem am Strafraum lauernden Waleri Schmarow, der in der 46. Minute zum 4:0 traf. Nach einer guten Stunde schlug Edgar Schmitt dann noch zweimal zu: Erst köpfte er einen Bender-Freistoß ins Tor, dann verwertete er einen Pass von Schmarow zum 6:0. Für das Endergebnis sorgte der Kroate Slaven Bilić nach einem Eckstoß von Bender zum 7:0 in der Schlussminute.

Paarung Flag of Germany.svg Karlsruher SC - FC Valencia Flag of Spain.svg
Ergebnis 7:0 (3:0)[1]
Datum Dienstag, 2. November 1993
Ort (Stadion) Karlsruhe (Wildparkstadion)
Zuschauer 25.000
Schiedsrichter Zbigniew Przesmycki (Polen)
Tore 1:0 Edgar Schmitt (29.)
2:0 Edgar Schmitt (34.)
3:0 Rainer Schütterle (37.)
4:0 Waleri Schmarow (46.)
5:0 Edgar Schmitt (59.)
6:0 Edgar Schmitt (63.)
7:0 Slaven Bilić (90.)
Karlsruher SC Oliver Kahn - Michael Wittwer, Slaven Bilić, Dirk Schuster, Rainer Schütterle (71. Dirk Klinge), Eberhard Carl, Wolfgang Rolff, Manfred Bender, Waleri Schmarow, Edgar Schmitt (82. Rainer Krieg), Sergei Kirjakow
Trainer: Winfried Schäfer
FC Valencia José Manuel Sempere - Miodrag Belodedici, José Pérez Serer (46. José Gálvez), Francisco Camarasa, Fernando Giner, Tomás Rivera, Quique Flores (64. Eloy Olaya), Fernando, Álvaro Cervera, Predrag Mijatović, Juan Antonio Pizzi

Trainer: Guus Hiddink

Gelbe Karten Yellow card.svg Wolfgang Rolff, Edgar Schmitt - José Pérez Serer, Francisco Camarasa, Miodrag Belodedici, Tomás Rivera, Álvaro Cervera


Live-Übertragung

Das Spiel wurde von Ran – Sat.1 Fußball live im Free-TV übertragen und von Jörg Dahlmann kommentiert. Einige von Dahlmanns Kommentaren besitzen – insbesondere unter den Anhängern des Karlsruher SC – noch heute Kultstatus.[2]

,Vorteil’, sagt der Schiedsrichter. Carl. Nur Schmitt vorne. Was heißt nur? Tor!

Jörg Dahlmann (Kommentar zum zweiten Tor)

Schmarow…das ist doch die Chance! Das ist das Tor! Ich flippe aus! Ich flipp’ aus hier. Das gibt’s nicht.

Jörg Dahlmann (Kommentar zum dritten Tor)

Ein klasse Heber. Ach, ich liebe Leute, die Heber machen. Und er hebt und hebt und hebt und hebt – hinein ins Tor!

Jörg Dahlmann (Kommentar zur Zeitlupe des dritten Tores)

Wie aus einem Guss. Eine Sternstunde im Europapokal…Edgar Schmitt! Das ist nicht möglich, es ist unfassbar, unglaublich, ich raff’s nicht, ich we…ich werd’ wahnsinnig hier! Sechs zu Null. Liebe Freunde, ach, was…ist das herrlich. Wie schön kann Fußball sein, wie schön kann Europapokal sein. Lieber KSC, wir danken euch.

Jörg Dahlmann (Kommentar zum sechsten Tor)

Folgen

Karlsruher SC

In den Tagen nach der Partie wurde diese in den Medien als „Wunder vom Wildpark“ gefeiert. Trainer Winfried Schäfer erhielt noch während des Spiels - eine Schaltung machte dies auf der Anzeigetafel im Wildparkstadion auch sichtbar - den Spitznamen Winni-Wahnsinn. Den vierfachen Torschützen Edgar Schmitt, der von der Presse in der Woche zuvor nach einem Autounfall mit vierfachem Überschlag „Looping“ Schmitt getauft worden war, feierte man fortan als Euro-Eddy.

Der Karlsruher SC konnte die Euphorie aus dieser Partie konservieren. Zu spüren bekam dies zunächst der MSV Duisburg, der am darauf folgenden Wochenende mit 0:5 im Wildparkstadion unterging. Auch im Europapokal sorgten die Badener weiter für Furore. Im Achtelfinale bezwang man Girondins Bordeaux mit Zinédine Zidane (0:1, 3:0), im Viertelfinale Boavista Porto (1:1, 1:0). Das Aus folgte dann äußerst unglücklich im Halbfinale, Austria Salzburg kam aufgrund der Auswärtstorregel nach zwei Unentschieden (0:0, 1:1) weiter.

FC Valencia

Der FC Valencia zeigte sich nach der 0:7-Niederlage auch in der Primera División verunsichert und musste bald darauf die Tabellenführung abgeben. Trainer Guus Hiddink wurde am 15. November 1993 entlassen. Am Ende der Saison 1993/94 hatte Valencia mit Tabellenplatz 7 die erneute Qualifikation für den Europapokal verpasst.

Weblinks

Quellenangaben und Einzelnachweise

  1. Spielstatistik: Karlsruher SC - FC Valencia 7:0. Fussballdaten.de. Abgerufen am 1. Februar 2011.
  2. Das Wunder vom Wildpark. Sport1.de. Abgerufen am 1. Februar 2011.

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