- Zeitungen der Wendezeit
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Im ersten Jahr der Wende entstanden in der DDR etwa 40 bis 50 neue Zeitungen. Häufig initiiert von Mitgliedern der Bürgerbewegung oder deren Umfeld, sollten sie eine Gegenstimme zu den staatlichen Presseorganen bilden und den Übergang zu demokratischen Verhältnissen begleiten. Für eine solche Neugründung war noch eine staatliche Lizenz nötig, die aber nach dem Wegfall der Zensur in der DDR erteilt wurde.
Die Zeitungen erschienen auf lokaler Ebene und mussten sich fortlaufend mit fehlenden Druckkapazitäten, Papiermangel und redaktionellen Unerfahrenheiten auseinandersetzen. Nach der Zulassung westdeutscher Printmedien auf dem Gebiet der DDR stellten etliche Titel wegen Leserschwunds ihr Erscheinen ein.
Die noch bestehenden Zeitungsgründungen gingen häufig Kooperationen mit kleineren und mittleren Verlagen aus der Bundesrepublik ein oder wurden übernommen. Mit der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 begannen westdeutsche Medienunternehmen, eigene Publikationen für den ostdeutschen Markt herzustellen, darunter die Super-Zeitung.
Den Endpunkt dieses „Zeitungsfrühlings“ stellt der April 1991 dar, als die Treuhandanstalt die ehemaligen SED-Bezirkszeitungen an westdeutsche Großverlage verkaufte. Da die monopolistischen Strukturen bei der Privatisierung bestehen blieben, fehlte den deutlich kleineren Neugründungen in den meisten Fällen die wirtschaftliche Perspektive.
Überlebt haben bis heute nur der Oranienburger Generalanzeiger mit der Gransee-Zeitung und dem Ruppiner Anzeiger sowie die Altmark-Zeitung. Alle gehören direkt oder indirekt dem Münchener Verleger Dirk Ippen.
Inhaltsverzeichnis
Liste Zeitungen der Wendezeit (1989–1992)
- Altmärker Allgemeine
- Altmark-Zeitung
- Anhalter Anzeiger, Dessau
- Ascherslebener Allgemeine
- Bernburger Zeitung
- DAZ – Die Leipziger Andere Zeitung
- Dessauer Anhalter
- Die andere Zeitung, Eisenach
- Gransee-Zeitung
- Halberstädter Nachrichten
- Halberstädter Zeitung
- Hallesche Reformzeitung
- In Magdeburg
- Magdeburger Allgemeine
- Mecklenburgische Volkszeitung
- Mitteldeutsche Allgemeine, Eichsfeld
- Neuer Anhalter Anzeiger, Dessau
- Neue Presse Express
- Neue Presse Weißenfels
- Oranienburger Generalanzeiger
- Quedlinburger Zeitung
- Roßbacher Reformer
- Ruppiner Anzeiger
- Südthüringer Zeitung
- Super Ossi (zuvor „Das Blatt“), Berlin
- Quedlinburger Zeitung
- Wernigeröder Allgemeine
- Wernigeröder Zeitung
- Wir in Leipzig
Siehe auch
Weblinks
- Wende in Aschersleben - Ascherslebener Allgemeine 20 Jahre danach PDF-Sonderausgabe zur Ausstellung, 10. November 2009
- Kurzer Zeitungsfrühling "M", ver.di, Mai 2005
- So weit wie China - Westdeutsche Medienkonzerne sondieren den Markt DER SPIEGEL 50/1989
Literatur
- Jürgen Grubitzsch: Presselandschaft der DDR im Umbruch. Ausgangspunkte, erste Ergebnisse und Perspektiven. In: Media Perspektiven. Heft 3, 1990, ISSN 0170-1754, S. 144–155.
- Horst Röper: Die Entwicklung des Tageszeitungsmarktes in Deutschland nach der Wende in der ehemaligen DDR. In: Media Perspektiven. Heft 7, 1991, S. 421–430.
Kategorie:- Zeitung (DDR)
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