- Der Morgen
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Der Morgen war eine Tageszeitung in der DDR und das Zentralorgan der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDP, 1951 in LDPD umbenannt). Das Blatt erschien seit dem 3. August 1945 sechsmal in der Woche, ab dem 7. Juli 1950 in der Morgen-Druckerei- und Verlags-Gesellschaft mbH, die der LDPD und dem LDPD-Landesverband Sachsen-Anhalt gehörte.
Erster Herausgeber der Tageszeitung war Reichsminister a. D. Wilhelm Külz. Die Präambel der Erstausgabe setzte das Ziel, „Sprachrohr des liberal-demokratischen Bürgertums“ zu werden.
Ab 1955 wurden auch Bücher mit Parteimaterial verlegt, woraus sich der 1958 abgespaltene Buchverlag Der Morgen, Berlin, entwickelte [1].
Zur Wendezeit 1989 war sie die erste Tageszeitung der DDR, die sich offiziell vom Führungsanspruch der SED lossagte und Beiträge und Leserbriefe zuließ, die sich kritisch mit dem politischen System der DDR befassten. Im Februar 1990 beschäftigte sie sich als erstes DDR-Blatt mit den stalinistischen Verbrechen in Deutschland.
Im Juli 1990 wurde die Zeitung vom Axel-Springer-Verlag erworben. In der Redaktion arbeiteten von nun an Journalisten aus Ost und West, die vom Spiegel oder der Tageszeitung gekommen waren, zusammen. Unter seinem neuen Chefredakteur Dieter Degler profilierte sich Der Morgen mit Enthüllungen über die PDS-Finanzen und Stasi-Verwicklungen von Politikern. Die Redakteure Jan von Flocken, Erwin Jurtschitsch und Michael Klonovsky erhielten den Wächterpreis der Tagespresse der Stiftung „Freiheit der Presse“ für couragierte Berichte zur „Aufdeckung und Behandlung von Menschenrechtsverletzungen durch die DDR-Justiz“.[2] Im Herbst 1990 fusionierte Der Morgen mit der Zeitung der DDR-Blockpartei NDPD, der Berliner Allgemeinen.
Zwar war dem Morgen vom Verlag zunächst eine Bestandsgarantie gegeben worden und wurde er wegen seines journalistischen Stils von Kritikern gelobt. Doch bereits ein knappes Jahr später, am 11. Juni 1991, stellte der Springer-Konzern das Erscheinen des Blattes ein. Die Entscheidung ging zurück auf den Springer-Manager Erhard van Straaten, der im Vorstand für den Zeitungsbereich verantwortlich war. Van Straaten missfiel die liberale Ausrichtung der Redaktion. Zudem entwickelte sich „Der Morgen“ zur konzerninternen Konkurrenz für das konservative Flaggschiff Die Welt. Darum verfügte van Straaten, dass die Zeitung nicht über das neu aufgebaute Vertriebsnetz des Konzerns in Ostdeutschland zugestellt, sondern weiterhin über den alten DDR-Postzeitungsvertrieb (PZV) versandt wurde. Weil die Abonnenten auf diesem Weg ihre Zeitung zumeist einen Tag zu spät erhielten, brach die Auflage infolge zahlreicher Abbestellungen bald ein. Der Auflagenverlust diente van Straaten sodann als Argument, um die Schließung der Zeitung durchzusetzen.
Mit dem Erwerb der früheren SED-Bezirkszeitungen durch westdeutschen Großverlage begann ein in Deutschland nie erlebter Konzentrationsprozess. Besonders betroffen waren davon die Zeitungen von CDU, NDPD und LDPD. Die Zeitung der Ost-CDU Neue Zeit, die 1991 eine Auflage von 125.000 Exemplaren hatte, ging an die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Sie verschwand 1994 ebenso vom Markt wie „Der Morgen“. Die Redaktion erwarb sich mit ihrer Arbeit zwar einen ausgezeichneten Ruf auch über die neuen Bundesländer hinaus; zum wirtschaftlichem Überleben reichte jedoch auch dies nicht.
Literatur
- Anke Fiedler & Michael Meyen: Fiktionen für das Volk: DDR-Zeitungen als PR-Instrument: Fallstudien zu den Zentralorganen Neues Deutschland, Junge Welt, Neue Zeit und Der Morgen. Lit Verlag, 2011. ISBN 3643110774.
Einzelnachweise
- ↑ Christoph Links: Das Schicksal der DDR-Verlage, Berlin 2009, S. 270.
- ↑ Wächterpreis der Tagespresse:Chronologie der Preisträger
Kategorien:- Zeitung (DDR)
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