- Bürgerbewegung
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Der Begriff Bürgerbewegung wird in unterschiedlichen Kontexten unterschiedlich definiert.
Inhaltsverzeichnis
Begriffliche Differenzierung nach historischen oder organisatorischen Gesichtspunkten
Eine Bürgerbewegung war in der jüngeren deutschen Geschichte eine Organisationsform von politischen Gruppierungen während der Wende in der DDR und in den Folgejahren. Sie entwickelte sich vor dem Hintergrund der Erfahrungen in der DDR in Abgrenzung zur Form der Partei. Die Bürgerbewegungen stellten aber ähnliche Ansprüche wie Parteien für ihre Betätigung. So war die parlamentarische Arbeit ein wichtiger Aspekt ihrer politischen Betätigung. Der Begriff „Bürgerbewegung“ wird gelegentlich auch für die in den 1960er Jahren entstandenen neuen Formen außerparlamentarischer Meinungsbildung benutzt, die an die Seite der klassischen Repräsentationsdemokratie traten. Dies waren zunächst kleine lokale Gruppen, die als Betroffene besondere Mitsprache forderten und auf Parteien und Verwaltungen einwirkten. Daraus entstanden die Anti-Atomkraft-Bewegung, die Friedensbewegung, alternative Bewegungen (mit Befürwortung von Selbstverwirklichung und basisdemokratischen Entscheidungsprozessen) und Bürgerrechtsgruppen zunächst vor allem im kirchlichen Raum in der DDR.
Im organisatorischen, sozialarbeiterischen Sinne wird der Begriff Bürgerbewegung auch für Zusammenschlüsse mehrerer oder aller Bürgerinitiativen einer Stadt oder Region benutzt. Bürgerinitiativen sind meist einem einzelnen Ziel verpflichtet, ein Zusammenschluss mehrerer Initiativen kann die Kräfte auf Zeit für ein bestimmtes Thema oder Ziel bündeln, oder auch dauerhaft, um das Bürgerverständnis und eine kritisch hinterfragende Haltung gegen Politik und Verwaltung zu fördern.
Auch bundesweite Organisationen, wie die Aktion Gemeinsinn, die Aktion Humane Schule oder die Humanistische Union, die langfristig und im Verband mit anderen für politische Veränderung unabhängig von Parteien auftreten, um Behindertenpolitik, Lernsituationen oder die Bürgerrechte gegen Überwachung zu verändern, werden manchmal umgangssprachlich als Bürgerbewegung bezeichnet.
Bedeutung für die Soziale Arbeit
Starke Einflüsse kommen dazu aus der Gemeinwesenarbeit, eine Übertragung des Community Organizing aus den USA und einer Grundform der Sozialen Arbeit. Es entstanden in den Bürgerbewegungen der 1960er Jahre daraus neue methodische Herangehensweisen der basisdemokratischen Entscheidungsfindung in Gruppen wie beispielsweise die Zukunftswerkstätten.
Literatur
- Wolfgang Ullmann: Bürgerbewegungen und Parlament. In: Raban Graf von Westphalen (Hrsg.): Deutsches Regierungssystem. (Lehr- und Handbücher der Politikwissenschaft) München/ Wien, Oldenbourg, 2001, S. 525-543, ISBN 3-486-25737-4, Inhaltsverzeichnis.
Weblinks
- 1974–1989 Bürgerbewegungen, Artikel im LeMO (Lebendiges virtuelles Museum Online) – Eine gemeinsame Präsentation deutscher Geschichte vom Fraunhofer Institut für Software- und Systemtechnik (ISST), vom Deutschen Historische Museum (DHM) und vom Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (HdG)
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