Abzinsungsfaktor

Abzinsungsfaktor
Redundanz Die Artikel Diskontierungsfaktor und Abzinsung überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese Überschneidungen. Bitte entferne diesen Baustein erst nach vollständiger Abarbeitung der Redundanz. Marinebanker 22:45, 3. Mai 2009 (CEST)
Abzinsung zur Ermittlung des Kapitalwerts (Beispielhafte Übersicht)

Die Abzinsung (auch Diskontierung, engl. discounting; oft fälschlich auch Abdiskontierung genannt) ist eine Rechenoperation aus der Finanzmathematik, bei der Wert einer zukünftigen Zahlung für einen Zeitpunkt, der vor dem der Zahlung liegt, berechnet wird. Häufig, aber nicht notwendigerweise wird mittels Diskontierung der gegenwärtige Wert (Barwert) einer zukünftigen Zahlung ermittelt.

Auf Grund der Existenz von Zinsen hat derselbe Geldbetrag einen um so höheren Wert, je früher man ihn erhält. Dieser Zusammenhang wird durch die Rechenoperation der Abzinsung wiedergegeben.

Der Wert V, den eine zum Zeitpunkt t2 fließende Zahlung der Höhe C zum Zeitpunkt t1 hat, berechnet sich als Produkt von C und dem Diskontierungsfaktor oder Abzinsfaktor DF, der eine Funktion der Zeitpunkte t1 und t2 sowie des maßgeblichen Zinssatzes z ist.

V = C \cdot DF(z,t_1,t_2)

Da es sich um eine Abzinsung handelt, liegt der Zeitpunkt t1 vor dem Zeitpunkt t2 (t1 < t2). Positive Zinssätze vorausgesetzt, ist der Diskontierungsfaktor DF immer kleiner als 1 und größer als 0. Die genaue Form des Diskontierungsfaktors hängt von der gewählten Zinskonvention ab.

Bei den Zinsen kann es sich sowohl um tatsächliche Zinsen (Marktzinsen) als auch um fiktive, etwa kalkulatorische oder Alternativzinsen handeln (wie zum Beispiel bei der Unternehmensbewertung).


Inhaltsverzeichnis

Bestimmung des Diskontierungsfaktors

Im Folgenden wird die Form des Diskontierungsfaktors zunächst für eine Abzinsung auf die Gegenwart (d. h. t1 = 0) angegeben. Der Diskontierungsfaktor hängt dann nur noch vom Zeitpunkt der künftigen Zahlung t2 = t und dem verwendeten Zinssatz z ab.


Lineare Verzinsung

Die lineare Verzinsung wird normalerweise für Zeiträume angewendet, die kleiner als ein Jahr sind. Der Diskontierungsfaktor DF berechnet sich zu

DF = \frac{1}{1 + \frac{n}{m}z},

wobei n die Anzahl der Zinstage bis t2 und M die Anzahl der Zinstage pro Jahr nach der gewählten day count convention sind.

  • Beispiel
Beträgt der Zinssatz 5% und t2 liegt 3 Monate in der Zukunft, dann beträgt der Diskontierungsfaktor bei einer Zinsberechnungsmethode von 30/360 (d. h. 30 Zinstage pro Monat und 360 Zinstage pro Jahr, sog, deutsche Methode)
DF = \frac{1}{(1 + \frac{3 \cdot 30}{360}\cdot0,05)} = \frac{1}{(1,0125)} = 0,98765.
Das heißt, dass eine Zahlung von 100 EUR, die man in 3 Monaten erhält, abgezinst einen gegenwärtigen Wert von 98,77 EUR hätte.

Exponentielle Verzinsung

Die exponentielle Verzinsung wird normalerweise für Zeiträume verwendet, die länger als ein Jahr sind. Sie berücksichtigt implizit Zinseszinseffekte. Liegt der Zinssatz bei z und erfolgt die Zahlung in t2 Jahren, so ist der Diskontierungsfaktor

DF = \frac{1}{(1 + z)^{t_2}}.
  • Beispiel
Beträgt der Zinssatz wiederum 5% und t2 liegt 4 Jahre in der Zukunft, dann beträgt der Diskontierungsfaktor
DF = \frac{1}{(1 + 0,05)^4} = 0,82270.

Stetige Verzinsung

Die stetige Verzinsung ist ein Sonderfall der exponentiellen Verzinsung und wird häufig bei theoretischen finanzmathematischen Fragestellungen verwendet. Auch sie berücksichtigt implizit Zinseszinseffekte. Der Diskontierungsfaktor für eine Zahlung in t2 Jahren lautet hier

DF = e^{-z \cdot t_2}.

e ist hier bei die Eulersche Konstante

  • Beispiel
Bei Verwendung derselben Parameter wie bei dem Beispiel zur exponentiellen Verzinsung beträgt der Diskontierungsfaktor
DF = e^{-0,05 \cdot 4} = 2,71818^{-0,2} = 0,81873,
liegt also nahe bei dem für die exponentielle Verzinsung

Abzinsung auf einen zukünftigen Zeitpunkt

Liegt der Zeitpunkt, auf den abgezinst werden soll, in der Zukunft, erfolgt die Berechnung analog. Der zu verwendende Zinssatz ist dann ein Zinssatz für einen Zeitraum, der in der Zukunft startet und entspricht damit einem Forward-Zins. Wird ein Zinssatz von z angenommen, der Zeitpunkt der Zahlung t2 liegt in 9 Monaten und es soll auf einen Zeitpunkt t1 in 3 Monaten abgezinst werden, so lautet der Diskontfaktor

DF = \frac{1}{1 + \frac{(9-3)\cdot30}{360}z},

wenn eine lineare Verzinsung und wiederum die deutsche Zinsmethode angenommen wird. Es wird über 9-3 = 6 Monate abgezinst, weil der Zeitpunkt, auf den abgezinst wird, 6 Monate vor dem Zeitpunkt der Zahlung liegt.


Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Abzinsungsfaktor — ⇡ Diskontierung …   Lexikon der Economics

  • Zero-Bond-Abzinsungsfaktor — Abzinsungsfaktoren, die sich aus der Analyse eines Bündels von Anleihen ergeben, und mit denen die zu untersuchten Zeitpunkten anfallenden Zahlungen diskontiert werden. Aus den Zero Bond Abzinsungsfaktoren lassen sich die Zerobondrenditen… …   Lexikon der Economics

  • Interne-Zinsfuß-Methode — Die Interne Zinsfuß Methode (auch Interne Zinssatz Methode; engl.: IRR, Internal Rate of Return), ist ein Verfahren der dynamischen Investitionsrechnung. Der Abzinsungsfaktor, bei dessen Verwendung die diskontierten künftigen Zahlungen dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Interner Zinsfuß — Die Interne Zinsfuß Methode (auch: Interne Zinssatz Methode, Methode des internen Zinsfußes oder Methode des internen Zinssatzes, kurz: IZF Methode bzw. IZM oder IZS Methode; englisch: IRR – Internal Rate of Return)[1] ist ein Verfahren der… …   Deutsch Wikipedia

  • Kapitalertragsrate — Die Interne Zinsfuß Methode (auch Interne Zinssatz Methode; engl.: IRR, Internal Rate of Return), ist ein Verfahren der dynamischen Investitionsrechnung. Der Abzinsungsfaktor, bei dessen Verwendung die diskontierten künftigen Zahlungen dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Marktzinsmethode — Die Marktzinsmethode (MZM) ist ein Verfahren zur Identifikation von Erfolgsquellen in der Bankkalkulation. Sie ermittelt den Ergebnisbeitrag eines Zinsgeschäftes im Vergleich zu einer Messlatte (Opportunität). Dabei wird jedem Bankgeschäft ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Public Private Partnership — Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar. Hilf mit, die Situation in anderen Ländern zu schildern. Als Public Private Partnership (PPP), auch Öffentlich Private Partnerschaft (ÖPP), wird die Mobilisierung privaten… …   Deutsch Wikipedia

  • Strafe (Spieltheorie) — Die Strafe dient in der Spieltheorie dazu, den Anreiz zum Betrügen der Mitspieler mit dem Ziel, einen persönlichen Vorteil zu erhalten, zu minimieren. In diesem Zusammenhang wird die Strafe als Instrument zur Aufrechterhaltung und Förderung von… …   Deutsch Wikipedia

  • Strukturbeitrag — Die Marktzinsmethode (MZM) ist ein Verfahren zur Identifikation von Erfolgsquellen in der Bankkalkulation. Sie ermittelt den Ergebnisbeitrag eines Zinsgeschäftes im Vergleich zu einer Messlatte (Opportunität). Dabei wird jedem Bankgeschäft ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Abzinsung — Ạb|zin|sung, die; , en: das Abzinsen. * * * Abzinsung,   Diskontierung, Verminderung eines zukünftigen Kapitalbetrages um Zinsen, die von der Gegenwart bis zur Zahlung berechnet werden. Der abgezinste Betrag (Anfangskapital K0) ergibt sich aus… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”