- Codex Sinaiticus
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Manuskripte des Neuen Testaments
Papyri • Unziale • Minuskeln • LektionareUnzial 01 Buch Ester Name Sinaiticus Zeichen א Text Altes und Neues Testament Sprache Griechisch Datum c. 330-360 Gefunden Sinai 1844 Lagerort Brit. Libr., Leipzig, Katharinenkloster, Russ. Nat. Bibl. Quelle Lake, K. (1911).Codex Sinaiticus Petropolitanus, Oxford. Größe 38 x 34 cm Typ alexandrinischer Texttyp Kategorie I Notiz sehr nahe an Papyrus 66 Der Codex Sinaiticus ist ein Bibel-Manuskript aus dem 4. Jahrhundert. Der Kodex enthält große Teile des Alten und ein vollständiges Neues Testament. Er gehört im Wesentlichen zum Alexandrinischen Texttyp.[1]
1844 wurde der Codex von Konstantin von Tischendorf im Katharinenkloster am Berg Sinai (Ägypten) entdeckt, als er im Auftrag des russischen Zaren Alexander II. nach alten Handschriften suchte. Über die Art und Weise, wie Tischendorf in den Besitz der Schriften kam, gibt es unterschiedliche Aussagen.
Online vollständig verfügbar ist der Codex seit dem 7. Juli 2009.
Inhaltsverzeichnis
Der Codex
Format
Der Codex Sinaiticus ist eine besonders großformatige Bibelausgabe. Für die Pergamentherstellung waren die Häute von 700 Ziegen nötig, was schon in der damaligen Zeit ein Vermögen bedeutete. Einige Forscher halten sie für eines der fünfzig Exemplare, die Kaiser Konstantin I. als Förderer der christlichen Kirche grob um 320 in Auftrag gab.
Der Codex besteht aus 346½ folia, 199 des Alten und 147½ des Neuen Testaments. Er ist die einzige vollständige Handschrift des Neuen Testamentes in Unzial-Schrift.[1]
Inhaltlich umfasst der Codex Sinaiticus einen Großteil des Alten Testaments, das gesamte Neue Testament von Matthäus bis zur Offenbarung sowie zwei apokryphe Schriften, den Hirten des Hermas und den Brief des Barnabas.[2]
Die Reihenfolge der neutestamentlichen Bücher ist: die vier Evangelien, die Briefe des Paulus, die Apostelgeschichte, die restlichen Briefe und die Offenbarung des Johannes.
Text
Vom Anfang des Alten Testaments mit den Geschichtsbüchern (1 Moses bis 1 Chronik) sind nur Fragmente enthalten.[3]
Der Text des Neuen Testaments wird von Bruce Metzger im Wesentlichen zum alexandrinischen Texttyp gezählt, mit einem deutlichen Einschlag des westlichen Texttyps, so zu Beginn des Johannesevangeliums (Joh 1,1 bis 8,38). Der Codex Sinaiticus enthält zahlreiche Singulärlesarten und Flüchtigkeiten. Der Codex lässt ebenso wie der Vaticanus die Doxologie nach dem Vaterunser in Mt 6,13 EU aus, in beiden fehlt Mt 16,2–3 ELB; 17,21 EU; Mk 9,44–46 ELB; 16,8–20 EU; Joh 5,3–4 EU; 7,53 EU bis 8,11 EU.[4]
Der Text des Neues Testament hat Lücken:[5] Es fehlen:
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- Evangelium nach Matthäus 12,47; 16,2b-3; 17,21; 18,11; 23,14; 24,35;
- Evangelium nach Markus 7,16; 9,44.46; 11,26; 15,28; 16,9-20;
- Evangelium nach Lukas 17,36;
- Evangelium nach Johannes 5,4; 7,53-8,11;[6] (siehe Image "John 7,53-8,11"); 16,15; 20,5b-6; 21,25;
- Apostelgeschichte 8,37; 15,34; 24,7; 28,29;[7]
- Römerbrief 16,24.
Erstmals veröffentlicht wurde der Text des Codex Sinaiticus im Jahr 1862, und zwar von Tischendorf zum 1000. Jubiläum der russischen Monarchie in einer vom Zar Alexander II. finanzierten prachtvollen vierbändigen Faksimileausgabe.
Die definitive Publikation des Codex erfolgte durch Professor Kirsopp Lake 1911 und 1922 bei Oxford University Press aufgrund von Fotos als Faksimile.[8]
Im Textapparat wird der Codex Sinaiticus gewöhnlich mit einem א (Aleph) bezeichnet. Neben dem eigentlichen Text enthält der Codex Sinaiticus noch mehrere Ebenen von Korrekturen: Der ursprüngliche Text wurde noch im Skriptorium von Korrektoren korrigiert. Diese Textvarianten werden mit א a bezeichnet. Später, wahrscheinlich im 6. oder 7. Jahrhundert, brachte eine Gruppe von Korrektoren in Caesarea zahlreiche Änderungen im Text des Alten und des Neuen Testaments ein. Diese Änderungen werden als א ca und א cb bezeichnet[1]. Gemäß einem Kolophon am Ende der Bücher Esra und Esther war ihre Basis „ein sehr altes Manuskript, das durch die Hand des heiligen Märtyrers Pamphilus († 309) korrigiert worden war“[9]. Laut seinem Schüler Eusebius von Caesarea hatte Pamphilus eine besonders reichhaltige Bibliothek von biblischen Kodizes.
Bedeutung
Diese Bibelhandschrift aus der Mitte des 4. Jahrhunderts nach Christus gilt heute als eine der wichtigsten Textzeugen für das Neue Testament. Es ist zugleich die älteste Handschrift der Welt, die das Neue Testament vollständig enthält.
Aus textkritischer Sicht ist dieser Codex von enormer Bedeutung; er gehört zusammen mit dem Codex Vaticanus, von dem er sich nur unwesentlich unterscheidet, zu den bedeutendsten erhaltenen Bibelmanuskripten überhaupt.
In den letzten Jahrzehnten wurden weitere Bibelhandschriften entdeckt, wie die Bodmer- und Chester Beatty Papyri, aber nie mehr ein ganzes vollständiges Neues Testament. Durch diese Funde kann der Bibeltext für das Neue Testament von Textforschern bis zu Beginn des 2. Jahrhunderts zurückverfolgt werden.
Geschichte des Manuskripts
Synopsis der Geschichte
Infolge unterschiedlicher Sicht der Geschichte des Codex, insbesondere bezüglich der Eigentumsrechte, durch die Besitzer von Teilen der Handschrift wird hier im Wesentlichen auf einen englischsprachigen Text Bezug genommen, dem allen vier Partner des Codex-Sinaiticus-Projekts als derzeitigem Rahmen historischer Referenz zugestimmt haben.[10]
Entdeckung
Die erste schriftliche Aufzeichnung über den Codex Sinaiticus mag in einem Tagebuch eines italienischen Besuchers des Katharinenklosters im Jahre 1761 feststellbar sein. Darin berichtet der Naturforscher Vitaliano Donati, dass er im Kloster eine Bibel gesehen habe, „die Blätter aus stattlichem, großem, filigranem Pergament in rechteckigem Format umfasste, geschrieben in einer runden und schönen Handschrift“.[10]
Der deutsche Theologe Tischendorf machte sich im Mai 1844 zu einem der ältesten noch erhaltenen Klöster der Welt auf, zum Kloster St. Katharinen auf der Sinai-Halbinsel, um dort nach alten Handschriften zu suchen. Die Mönche waren gastfreundlich, doch über die Bestände in der Bibliothek konnte keiner der Brüder genaue Auskunft geben. So machte sich Tischendorf selbst an die Arbeit und untersuchte die Bestände der Bibliothek, wo er 129 großformatige Pergamentblätter entdeckte. Der griechische Text stammte aus dem Alten Testament und die Buchstabenform ließ eine Datierung auf die Mitte des 4. Jahrhunderts zu. 43 Blätter dieser Handschrift durfte der deutsche Gelehrte gemäß seinem eigenen veröffentlichten Bericht - keine andere Aufzeichnung darüber ist bisher bekannt - nach Leipzig mitnehmen, wo er diese 1846 - zu Ehren des Unterstützers seiner Reise, des Königs Friedrich-August II. von Sachsen - unter dem Titel 'Codex Frederico-Augustanus' veröffentlichte. Sie werden bis heute in der dortigen Universitätsbibliothek aufbewahrt.[1]
Den Fundort dieser alten Handschrift gab Tischendorf aber nicht preis, sondern beschrieb ihn vage als „von einem Kloster im Orient“, da er hoffte, die restlichen 86 Blätter noch erwerben zu können.
Fragmente des Codex
Nach 1844 wurden mehrere Besichtigungen des Codex durch Besucher im Kloster dokumentiert. Der russische Archimandrit Porfirij Uspenskij untersuchte gemäß seinem Bericht 347 Blätter des Codex bei seinem Besuch 1845.[11] Darin enthalten waren die 86 von Tischendorf gesichteten, aber im Kloster verbliebenen Blätter. Uspenskij erhielt während seines Besuchs drei Fragmente von zwei Codex-Blättern, die vorher zu Buchbindungszwecken im Kloster verwendet worden waren. Sie wurden 1883 durch die Kaiserliche Bibliothek in St. Petersburg erworben, desgleichen später ein weiteres Fragment derselben beiden Blätter, das Tischendorf bei seinem zweiten Besuch 1853 erhalten hatte und das im Kloster als Lesezeichen entdeckt worden war. Ein anderes Fragment aus einem Buchbindungsvorgang wurde 1911 in der St. Petersburger Gesellschaft für Antike Literatur aufgefunden.
Der 'Export' des Codex
Bei Tischendorfs zweitem Besuch im Katharinenkloster 1853 waren die 86 Blätter unauffindbar.[12] Auch bei seinem dritten und letzten Besuch 1859 unter der Schirmherrschaft des russischen Zaren Alexander II. wusste zunächst keiner der Mönche etwas vom Verbleib der uralten Bibelhandschrift. Nach Tischendorfs Bericht wurde er am Vorabend seiner Abreise vom Verwalter des Klosters in seine Zelle eingeladen, da dieser dem Forscher eine griechische Bibel zeigen wollte. Als Tischendorf die in ein rotes Tuch eingepackte Bibel öffnete, sah er vor sich nicht nur die vermissten 86 Pergamentblätter liegen, sondern gemäß seinem Bericht sah er am 4. Februar die 347 Blätter des Codex.[12]
Tischendorf war sich der erheblichen Bedeutung einer Transkription ihres vollständigen Textes für die Bibelforschung bewusst, aber auch der Schwierigkeit, diese Tätigkeit im Kloster durchzuführen. Aufgrund seiner Anfrage wurde der Codex am 24. Februar 1859 in das Metochion des Klosters nach Kairo verbracht, und Tischendorf erhielt dort die Erlaubnis, während dreier Monate, von März bis Mai, die Blätter einzeln zu begutachten. Dabei bestätigte sich die Überzeugung des deutschen Gelehrten, die 347 Blätter seien „der kostbarste biblische Schatz, den es gab“.
Nach einigen Monaten weiterer Reisen im Mittleren Osten kehrte er im September 1859 nach Kairo zurück und unterzeichnete dort am 16./28. September eine Empfangsbestätigung für das Ausleihen der 347 Blätter des Codex. In dem Quittungsdokument bezeichnete er den Zweck der Leihgabe damit, ihm die Mitnahme des Manuskripts nach St. Petersburg zu ermöglichen, um dort seine früheren Transkriptionen mit dem Original zu vergleichen als Vorbereitung für dessen Veröffentlichung. Er versprach darin zugleich die Rückgabe des unversehrten Codex an das Kloster, sobald dies gefordert würde, aber zugleich bezog er sich auf einen früheren Brief des damaligen russischen Botschafters bei der Hohen Pforte, Prinz Lobanov, an das Kloster. Datiert am 10./22. September 1859, bezieht sich dieser Brief auf Tischendorfs Erklärung, dass die Klostergemeinschaft den Wunsch hege, den Codex als Schenkung an den Zaren zu überreichen. Da die Schenkung nicht als erwiesen angenommen werden konnte, erkannte der Botschafter an, dass bis zur Bestätigung der Schenkung - und immer vorausgesetzt, sie würde realisiert - das Eigentum an dem Manuskript beim Kloster bleibe, an welches das Manuskript nach dessen erster Anforderung zurückzugeben sei. In ihrer Antwort an Lobanov vom 17./29. September brachte die Klostergemeinschaft ihre Unterstützung für Tischendorf in seinen Bemühungen und seiner Ergebenheit gegenüber dem Zaren zum Ausdruck, aber nahm keinen expliziten Bezug auf die Schenkungsangelegenheit.
Die darauf folgenden Ereignisse sind im Wesentlichen jetzt klar dokumentiert. 1862 veröffentlichte Tischendorf seine aufwendige Faksimile-Druckausgabe des Codex. Diese Ausgabe wurde ihrem Widmungs‑Adressaten und Förderer des Transkriptionswerks, dem Zaren Alexander II., in einer formellen Audienz in Zarskoje Selo am 10. November 1862 überreicht. Bei derselben Gelegenheit wurde der Codex durch Tischendorf übergeben, da sein wissenschaftliches Werk beendet war. Während der folgenden sieben Jahre verblieb das Manuskript im Außenministerium in St. Petersburg; erst in 1869 wurde es in die Kaiserliche Bibliothek verbracht. In demselben Jahr, 1869, wurde eine Schenkungsurkunde des Codex an den Zaren unterzeichnet, zuerst am 13./25. November durch den damaligen Erzbischof des Sinai, Kallistratos, und die Synaxis (Versammlung) des Kairoer Metochions, zu dem der Codex 1859 überbracht worden war, und als zweites am 18./30. November durch Erzbischof Kallistratos und die Synaxes sowohl des Kairoer Metochions als auch des Katharinenklosters selbst.
Einschätzung der Eigentumssituation
Bezüglich der Ausleihe besteht eine Ungewissheit darüber, ob eine Schenkung an den Zaren ein Teil der ursprünglichen Absicht aller Beteiligten an der Übereinkunft von 1859 gewesen war.[13] Mit Blick auf die zehn Jahre zwischen Manuskriptempfang und dem Akt der Schenkung wird heute offensichtlich, dass diese Periode von großer Komplexität und voller Schwierigkeiten für das Katharinenkloster war. Dem Tod des Erzbischofs Konstantios im Jahre 1859 folgte eine längere Vakanz des erzbischöflichen Throns infolge einer sehr turbulenten Periode der Nachfolgeregelung. Dem von der Bruderschaft als Nachfolger gewählten Kyrillos Byzantios wurde von dem für das Sinai zuständigen Patriarchen von Jerusalem die Konsekration verweigert. Schließlich gelang es Kyrillos, vom Patriarchen von Konstantinopel die Weihe zum Erzbischof zu empfangen und damit auch die Anerkennung durch die politischen Machthaber des Osmanischen Reiches, zu dem in jener Zeit auch Ägypten gehörte. Jedoch kurz danach führten Kyrillos' Aktionen zu einem Bruch mit der Bruderschaft, zu seiner Absetzung und der Wahl eines neuen Erzbischofs, Kallistratos, durch sie, diesmal zwar gefolgt von der Konsekration durch den Patriarchen von Jerusalem, jedoch ohne Anerkennung durch andere Patriarchen und die politischen Machthaber. Erst 1869 erlangte Kallistratos die Anerkennung als Erzbischof durch alle kanonischen und staatlichen Autoritäten.
Die zeitlich parallele Lösung einer solchen offensichtlich heiklen Situation und des Status des Codex – beides durch die russische Diplomatie – hat zu unterschiedlichen Interpretationen geführt. Es gibt gewiss Grund zu der Annahme, dass russische Diplomaten ihre Intervention in der erzbischöflichen Nachfolge direkt verbanden mit der offiziellen Schenkung des Codex durch das Kloster an den Zaren. Eine Politik der verzögernden Blockade, Unbeständigkeit und Wankelmütigkeit durch das Kloster erwies sich als untauglich, indem sie zu der Schenkung vom 18./30. November 1859 führte.
Fortsetzung der Reise des Manuskripts
Im Sommer 1933 wurde in Großbritannien bekannt, dass die sowjetische Regierung unter Stalin ausländisches Kapital durch den Verkauf des Codex anwerben wollte, um ihren zweiten Fünfjahresplan zu finanzieren. Mit starker Unterstützung durch den britischen Premier MacDonald bewegten die Kuratoren des Britischen Museums das Schatzamt, 100.000 £ für die Lieferung des Codex nach London bereitzustellen. Damit wurde das Manuskript über die Buchhändler Maggs Brothers vom sowjetischen Staat gekauft, am 27. Dezember 1933 an die British Museum übergeben und dort öffentlich ausgestellt (Add. Ms. 43 725). Von der Kaufsumme waren 7.000 £ vom British Museum aufgebracht und 93.000 £ zunächst aus einem zivilen Rücklagefonds bereitgestellt worden unter der Auflage einer Spendensammlung durch das Museum, wodurch dann innerhalb von zwei Jahren in einer „gemeinschaftlichen nationalen Anstrengung“ eine Summe von 53.563 £ an den Fonds zurückgezahlt wurde.[14]
Die Rechtmäßigkeit der Akquisition wurde in Großbritannien zwar diskutiert und in der Folge auch durch britische Gutachter bestätigt, aber die Öffentlichkeit bewegte mehr die sicherlich unbeabsichtigte Zurückbehaltung eines winzigen Fragments von einem der 347 Blätter, die 1869 zur Kaiserlichen Bibliothek gelangt waren, durch die Russen. Hingegen kam eine Diskussion über die fortgesetzte Trennung der Teile des Codex auf; der Erzbischof Porphyrios von Sinai stellte 1934 den Anspruch für das Katharinenkloster auf, der einzige rechtmäßige Eigentümer zu sein. In der Antwort wurde er auf die sowjetische Regierung verwiesen.
Nachdem der Codex 1933 nach England ins Britische Museum gekommen war, wurde er von dortigen Paläologen gründlichst untersucht, unter anderem mit Ultraviolett-Lampen. H. J. M. Milne und Th. Skeat gaben mit Scribes and Correctors of Codex Sinaiticus die Ergebnisse 1938 heraus, die zusätzliche Informationen über den Kodex bekanntgaben.[15]
Letzte Funde
Über 40 Jahre später, 1975, wurden im Kloster weitere, vorher unbekannte Teile des Codex gefunden. Am 26. Mai entdeckte der Sakristan Pater Sophronius während der Säuberung eines Raumes unterhalb der St.-Georgs-Kapelle an der Nordwand des Katharinenklosters ein großes, unbekanntes Lager von Manuskriptfragmenten, darunter einige Blätter und Fragmente des Codex Sinaiticus. So sind heutzutage im Kloster des Sinai – zumindest – achtzehn Blätter in Gänze oder in Fragmenten vorhanden, deren Herkunft entweder aus dem neuen Fund 1975 stammt oder aus Buchbindungen von Manuskripten, in denen sie von Zeit zu Zeit verwendet worden waren.[16]
Ein Fragment wurde in jüngster Zeit (2009) von einem britischen Doktoranden[17] und Mitglied des „St. Catherine's Library Project“–Teams auf einem Foto von früheren Buchbindungen im Kloster entdeckt, die im 18. Jahrhundert durchgeführt worden waren. Auf der Innenseite des rechten Buchdeckels des Bandes „Sinai Greek 2289“ aus dem späten 17. bis frühen 18. Jahrhundert waren Pergament-Fragmente eines Manuskripts in griechischer Unzial-Schrift, angeordnet in schmalen Spalten von 13 bis 15 Buchstaben per Zeile, zu sehen. Der Bibliothekar des Klosters, Pater Justin, untersuchte den Band und bestätigte, dass die Fragmente zum Codex Sinaiticus gehörten: Buch Josua Kap. 1 Vers 10. Die Schrift war durch den Buchbindungsprozess teilweise zerstört. Es ist nicht ungewöhnlich, dass in der Abgeschiedenheit des Klosters Pergamentblätter als kostbares Material zum Buchbinden wiederverwendet worden sind, wenn man die Bedeutung ihrer Herkunft nicht erkannt hat.
Transkription und Web-Publikation
Im Dezember 2006 wurde ein Gemeinschaftsprojekt der British Library, der Universitätsbibliothek Leipzig, der Russischen Nationalbibliothek und des Katharinenklosters vorgestellt, den gesamten Codex zu digitalisieren, im Internet zur Verfügung zu stellen und als Faksimile zu publizieren. Im Mai 2008 wurden 43 digitalisierte Seiten veröffentlicht, seit dem Juli 2009 ist der gesamte Codex online.[18].
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Kurt und Barbara Aland, Der Text des Neuen Testaments. Einführung in die wissenschaftlichen Ausgaben sowie in Theorie und Praxis der modernen Textkritik, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1981, SS. 117-118. ISBN 3-438-06011-6.
- ↑ Metzger, Bruce M. (1991). Manuscripts of the Greek Bible: An Introduction to Palaeography. Oxford: Oxford University Press, 1991, S. 76. ISBN 978-0-19-502924-6
- ↑ http://www.codexsinaiticus.org/de/codex/content.aspx
- ↑ Bruce M. Metzger, A Textual Commentary on the Greek New Testament (Deutsche Bibelgesellschaft: Stuttgart 2001), pp. 315, 388, 434, 444.
- ↑ Bruce M. Metzger: A Textual Commentary on the Greek New Testament. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2001
- ↑ NA26, S. 273
- ↑ Bruce M. Metzger: A Textual Commentary on the Greek New Testament. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2001, S. 315, 388, 434, 444.
- ↑ Kirsopp Lake, (1911). Codex Sinaiticus Petropolitanus: The New Testament, the Epistle of Barnabas and the Shepherd of Hermas, Oxford: Clarendon Press.
- ↑ Metzger, Bruce M., (1992). The Text of the New Testament: Its Transmission, Corruption and Restoration, (3rd Ed.), Oxford: Oxford University Press, S. 46
- ↑ a b History of Codex Sinaiticus. Englische Webseite des Codes Sinaiticus Projekts, ABOUT CODEX SINAITICUS; History. Abgerufen am 10. Dezember 2010.
- ↑ П. Успенский, Первое путешествие в Синайский монастырь в 1845 году, Petersburg 1856, S. 226.
- ↑ a b Kirsopp Lake, Codex Sinaiticus Petropolitanus: The New Testament, the Epistle of Barnabas and the Shepherd of Hermas, Oxford: Clarendon Press, 1911, S. V.
- ↑ Metzger, Bruce M.: The Text of the New Testament. Its Transmission, Corruption, and Restoration. Oxford University Press, Oxford 2005, S. 62-63, ISBN 978-0-19-516122-9
- ↑ Metzger, Bruce M.: The Text of the New Testament. Its Transmission, Corruption, and Restoration. Oxford University Press, Oxford 2005, S. 64, ISBN 978-0-19-516122-9
- ↑ T. C. Skeat, A four years work on the Codex Sinaiticus: Significant discoveries in reconditioned ms., in: T. C. Skeat and J. K. Elliott, The collected biblical writings of T. C. Skeat, Brill 2004, p. 9.
- ↑ Skeat, Theodore Cressy (2000). The Last Chapter in the History of the Codex Sinaiticus. Novum Testamentum (BRILL) XLII, 4: 313–315.
- ↑ Nikolas Sarris: The Discovery of a new fragment from the Codex Sinaiticus. „Sinaiticus“, The Bulletin of the Saint Catherine's Foundation, London, New York, Geneva, 2010; S.13
- ↑ http://www.codexsinaiticus.org/de/
Literatur
- Text
- Konstantin von Tischendorf: Fragmentum Codicis Friderico-Augustani ex Iesaia et Ieremia in: Monumenta sacra inedita (Leipzig 1855), vol. I, pp. 211 ff.
- Konstantin von Tischendorf: Bibliorum codex Sinaiticus Petropolitanus. Giesecke & Devrient, Leipzig 1862. (Ms. in der British Library)
- Konstantin von Tischendorf, G. Olms (Hrsg.): Bibliorum codex Sinaiticus Petropolitanus. 1. Prolegomena. G. Olms, Hildesheim 1969 (Repr.).
- Konstantin von Tischendorf, G. Olms (Hrsg.): Bibliorum codex Sinaiticus Petropolitanus. 2. Veteris Testamenti pars prior. G. Olms, Hildesheim 1969 (Repr.).
- Konstantin von Tischendorf, G. Olms (Hrsg.): Bibliorum codex Sinaiticus Petropolitanus. 3. Veteris Testamenti pars posterior. G. Olms, Hildesheim 1969 (Repr.).
- Konstantin von Tischendorf, G. Olms (Hrsg.): Bibliorum codex Sinaiticus Petropolitanus. 4. Novum Testamentum cum Barnaba et Pastore. G. Olms, Hildesheim 1969 (Repr.).
- F. H. Baader und H. J. Grieser: Codex Sinaiticus als Grundtextausgabe der Geschriebenen des Neuen Bundes. Hans Jürgen Grieser, Schömberg 1993, ISBN 3-933455-01-4
- Christfried Böttrich: Der Jahrhundertfund. Entdeckung und Geschichte des Codex Sinaiticus, Leipzig 2011. ISBN 978-3-374-02586-2
- Victor Gardthausen: Griechische paleographie, 2, S. 119-134 1913
- Matthew Black, Robert Davidson: Constantin von Tischendorf and the Greek New Testament. Univ. of Glasgow Pr., Glasgow 1981, ISBN 0-85261-164-1
- Ludwig Schneller: Tischendorf-Erinnerungen. Merkwürdige Geschichte einer verlorenen Handschrift. Erinnerungen seines Schwiegersohnes. Leipzig 1927, 1929; Schweikardt-St. Johannis, Lahr-Dinglingen 1954, 1983, 1991, ISBN 3-501-00100-2
- Metzger, Bruce M.: The Text of the New Testament. Its Transmission, Corruption, and Restoration. Oxford University Press, Oxford 1992, ISBN 0-19-507297-9
- Metzger, Bruce M. (1991). Manuscripts of the Greek Bible: An Introduction to Palaeography. Oxford: Oxford University Press, 1991. ISBN 978-0-19-502924-6
- Kurt und Barbara Aland: Der Text des Neuen Testaments. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 1991, ISBN 3-438-06011-6
- Konstantin von Tischendorf: Greek New Testament. Critical 8th Edition. G. Olms, Hildesheim 2001, ISBN 0-9677565-8-8
- Das Erbe des Jesus-Spions. In: Der Spiegel 2007,17, S. 154–156. ISSN 0038-7452
- Konstantin von Tischendorf: Die Sinaibibel ihre Entdeckung, Herausgabe, und Erwerbung. Leipzig: Giesecke & Devrient 1871
- Konstantin von Tischendorf: Wann wurden unsere Evangelien verfasst?. Leipzig: J. C. Hinrichssche Buchhandlung 1865
Weblinks
- Codex Sinaiticus vollständig online, auch http://www.codexsinaiticus.org/de/
- www.e-manuscripts.org, Digitalisat der 43 Leipziger Blätter, benötigt Microsoft Silverlight (Microsoft Pressemitteilung)
- Codex Sinaiticus in der CSNTM
- Literatur zum Schlagwort Codex Sinaiticus im Katalog der DNB und in den Bibliotheksverbünden GBV und SWB
- Der Codex Sinaiticus (mit der Geschichte seines Fundes und ein paar Anmerkungen zum Text)
- Universität Leipzig: Konstantin von Tischendorf
- Codex Sinaiticus finds 1975 (englisch) – 1975 wurden weitere Blätter des Codex Sinaiticus im Katharinenkloster gefunden
- Codex Sinaiticus – Schwarz-Weiß-Abbildung (englisch)
- The discovery of the Sinaitic manuscript – Constantin von Tischendorf
- The Codex Sinaiticus and the Manuscripts of Mt Sinai in the Collections of the National Library of Russia C. Krushelnitskaya, The Codex Sinaiticus: Manuscripts in Modern Information Environment. Abgerufen am 12. Dezember 2010
- A. V. Zakharova, The History of the Acquisition of the Sinai Bible by the Russian Government in the Context of the Recent Findings in Russian Archives. Dieser Artikel, zuerst veröffentlicht in Montfaucon. Études de paléographie, de codicologie et de diplomatique, Moscow-St.Petersburg, 2007, Seiten 209-266, wurde ins Englische übersetzt von M. Dubyanskaya und durch die Autorin überarbeitet. Abgerufen am 12. Dezember 2010
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