Cohors prima montanorum

Cohors prima montanorum

Die Cohors prima Montanorum (wörtlich „1. Kohorte der Bergbewohner“) war eine militärische Einheit des römischen Heeres, die zu den Auxiliartruppen gehörte.

Sie bestand ursprünglich, wie ihr Name zeigt, aus Norikern und wurde aufgestellt, nachdem Noricum römische Provinz geworden war. Zahlreiche Militärdiplome und einige weitere Inschriften erlauben es, den Weg der Kohorte während der ersten beiden Jahrhunderte n. Chr. zu verfolgen. Allerdings sind die Informationen teilweise widersprüchlich, so dass die Forschung inzwischen von der Existenz zweier gleichnamiger Kohorten ausgeht.[1] Zumindest eine dieser Kohorten führte den Zusatz civium Romanorum, was bedeutet, dass ihre Angehörigen das römische Bürgerrecht erhalten hatten.

Unter Nero[2] und Vespasian[3] nennen Militärdiplome die Kohorte unter den in Noricum stationierten Einheiten. Die Einheit oder Teile von ihr war zunächst beim Verwaltungszentrum der Provinz, der Stadt auf dem Magdalensberg bzw. deren Nachfolgesiedlung Virunum, stationiert, wo sich mehrere Grabsteine von Soldaten der Kohorte fanden.[4]

In spätflavischer Zeit (unter Titus[5] und Domitian[6]) war die Kohorte in Pannonien stationiert. Dort errichtete sie ab etwa dem Jahr 90 das Kastell Klosterneuburg am Donaulimes.[7] Ein Grabstein für einen Tubabläser der Kohorte fand sich in Carnuntum.[8] Anschließend wurde die Einheit am Ende des 1. Jahrhunderts in die Umgebung von Aquincum,[9] möglicherweise in das Donaukastell Budapest–Albertfalva verlegt. Dort könnte sich die Truppe kurzzeitig aufgehalten haben.[10] Ein weiterer mutmaßlicher Standort für diese Zeit ist das am kroatischen Donaulauf gelegene Cornacum.[11]

Als nächstes ist eine cohors II Montanorum abwechselnd in Moesia superior (96 n. Chr.,[12] 100 n. Chr.,[13] 103–106 n. Chr.[14]) und wieder in Pannonien (98 n. Chr.,[15] 102 n. Chr.[16]) bezeugt, doch könnte es sich auch um zwei namengleiche Einheiten handeln.[17] Bei zumindest einem ihrer wiederholten Aufenthalten in Obermösien war sie in Ravna (Timacum minus) stationiert,[18] wie eine dort gefundene Grabinschrift für einen Präfekten der Kohorte zeigt.[19] Auch Novae bei Viminacium war wohl Garnison der Kohorte während ihrer Aufenthalte in Mösien.[20]

Nach der Eroberung Dakiens gehörte die Kohorte zeitweilig zum Heer der neuen Provinz,[21] war zwischenzeitlich aber auch wieder in der durch Teilung neu entstandenen Provinz Pannonia inferior stationiert. Im Jahr 115 gehörte sie zum Heer für den Partherkrieg Trajans.[22] Unter Hadrian findet sich die Einheit wieder abwechselnd in Pannonia inferior und Moesia superior, bis sie zur Niederschlagung des Bar-Kochbar-Aufstandes nach Judäa (bzw. offiziell Syria Palaestina) verlegt wurde. 142/143 kehrte die Kohorte nach Pannonia inferior zurück und wechselte 157 wieder nach Moesia superior. Darauf ist sie für wenige Jahre von 158 bis 160 n. Chr. noch einmal in Syria Palaestina nachgewiesen[23] (wenn es sich nicht um eine verselbstständigte vexillatio gehandelt hat, die den Namen ihrer Muttereinheit übernahm[17]), am Ende der Herrschaft des Pius wieder in Moesia superior, unter Mark Aurel und Commodus einmal mehr in Pannonia inferior. Dort könnte sie im 3. Jahrhundert am Donaulimes, im Kastell Őcsény-Szigetpuszta, Dienst getan haben, wie der Epigraphiker Barnabás Lőrincz annahm.[24]

Anmerkungen

  1. Vgl. J. Šašel: Cohors I Montanorum. In: Studien zu den Militärgrenzen Roms III. 1986, S. 782–786 (nicht eingesehen); Margaret Roxan: Roman Military Diplomas 1985–1993. Institute of Archaeology, London 1994, Nr. 148, S. 266; Werner Eck, Andreas Pangerl: Traians Heer im Partherkrieg. Zu einem neuen Diplom aus dem Jahr 115. In: Chiron 35, 2005, S. 89.
  2. CIL 16, 6.
  3. AE 2004, 1259, 2. Hälfte 76; AE 2004, 1922, 76/77.
  4. CIL 3, 4844; CIL 3, 4846; CIL 3, 4847; CIL 3, 4849; CIL 3, 11554; Inscriptionum Lapidarium Latinarum Provinciae Norici usque ad annum MCMLXXXIV repertarum indices 237.
  5. CIL 16, 26, 1. Hälfte 80 n. Chr.
  6. CIL 16, 30 und CIL 16, 31, aus den Jahren 84 und 85.
  7. Der römische Limes in Österreich: Kastell Klosterneuburg.
  8. AE 1979, 463.
  9. Barnabás Lőrincz: Die römischen Hilfstruppen in Pannonien während der Prinzipatszeit. Teil I: Die Inschriften. Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchäologie. Wien 2001. ISBN 3902086025. S. 81.
  10. Krisztina Szirmai: Auxiliarkastell und Vicus in Albertfalva. In: Paula Zsidi: Forschungen in Aquincum, 1969–2002. Zu Ehren von Klára Póczy. Budapesti Történeti Múzeum 2003, ISBN 963-9340-23-5, S. 93.
  11. Barnabás Lőrincz: Die römischen Hilfstruppen in Pannonien während der Prinzipatszeit. Teil I: Die Inschriften. Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchäologie. Wien 2001. ISBN 3902086025. S. 90.
  12. AE 1977, 722.
  13. CIL 16, 46.
  14. B. Pferdehirt, Römische Militärdiplome und Entlassungsurkunden in der Sammlung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Mainz 2004, Nr. 13. Vgl. auch CIL 16, 54 das denselben Statthalter nennt.
  15. CIL 16, 42.
  16. CIL 16, 47; AE 2005, 954.
  17. a b Vgl. Werner Eck, Andreas Pangerl: Traians Heer im Partherkrieg. Zu einem neuen Diplom aus dem Jahr 115. In: Chiron 35, 2005, S. 89.
  18. Miroslava Mirković: Einheimische Bevölkerung und römische Städte in der Provinz Obermösien. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt II, 6 (1977), S. 826.
  19. CIL 3, 14589.
  20. Miroslava Mirković: Military diplomas from Viminacium and the settlement of auxiliary veterans: city or countryside? In: Géza Alföldy, Brian Dobson, Werner Eck (Hrsg.): Kaiser, Heer und Gesellschaft in der römischen Kaiserzeit. Steiner Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3515076549, S. 368.
  21. AE 1990, 860, 109 n. Chr., für einen Soldaten dieser Kohorte; CIL 16, 163, 110 n. Chr..
  22. AE 2005, 1710; AE 2005, 1723.
  23. U. a. AE 2005, 1730, 160 n. Chr., siehe [1].
  24. Barnabás Lőrincz: Die römischen Hilfstruppen in Pannonien während der Prinzipatszeit. Teil I: Die Inschriften. Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchäologie, Wien 2001, ISBN 3902086025, S. 104.

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