- Common Criteria for Information Technology Security Evaluation
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Die Common Criteria for Information Technology Security Evaluation (kurz auch Common Criteria oder CC; deutsch etwa Allgemeine Kriterien für die Bewertung der Sicherheit von Informationstechnologie) sind ein internationaler Standard über die Kriterien der Bewertung und Zertifizierung der Sicherheit von Computersystemen im Hinblick auf Datensicherheit. Für Laien gilt zu beachten, dass Datenschutz ein anderes Thema ist.
Inhaltsverzeichnis
Internationale Norm
Die internationale Normung der allgemeinen Kriterien geht auf eine Kooperation der Fachdienste der USA, der EU-Nationen und Japans sowie Australiens zurück. Sie sind eine anerkannte gemeinsame Grundlage für Bewertungen der Datensicherheit und lösen insbesondere den europäischen ITSEC- und den US-amerikanischen TCSEC-Standard ab. Das soll vermeiden, dass Komponenten oder Systeme in verschiedenen Ländern mehrfach bewertet und zertifiziert werden müssen. Durch die Verabschiedung der Norm ISO 15408 in mehreren Teildokumenten [1] sind die allgemeinen Kriterien nun als allgemein und weltweit anerkannter Stand der Technik zu werten. Die Norm unterliegt den üblichen Änderungsverfahren der ISO.
Vorgehensmodell
DIN ISO/IEC 15408-1...3 Bereich IT-Sicherheit Titel Informationstechnik - IT-Sicherheitsverfahren - Evaluationskriterien für IT-Sicherheit Letzte Ausgabe 2007-11 ISO ISO/IEC 15408-1...3 Die Bewertung ist gegliedert, wie bereits bei ITSEC und dem älteren BSI-Standard ITS, in die Bewertung der Funktionalität (Funktionsumfang) des betrachteten Systems und der Vertrauenswürdigkeit (Qualität). Letztere muss nach den Gesichtspunkten der Wirksamkeit der verwendeten Methoden und der Korrektheit der Implementierung betrachtet werden. Das Vorgehen kann als rückgekoppeltes Wasserfallmodell verstanden werden[2]
Idealerweise wird zunächst eine von fertigen Produkten unabhängige Sicherheitsbetrachtung durchgeführt, die zur Erstellung eines allgemeinen Schutzprofils führt. Aus diesem Sicherheitskatalog können dann für bestimmte Produkte gezielt Sicherheitsvorgaben erarbeitet werden, gegen die dann die Evaluierung gemäß CC durchgeführt wird. Dabei wird die geforderte Vertrauenswürdigkeit, die Prüftiefe, im allgemeinen gemäß EAL (Evaluation Assurance Level, s.u.) festgelegt. Eine Angabe der Prüftiefe ohne zugrunde liegende funktionale Sicherheitsanforderungen ist sinnlos. Vor allem die Nennung der EAL-Stufen ohne weitere Angaben hat sich durchgesetzt, was vielfach zu Irritationen und hitzigen Debatten führt.
Im Jahr 1999 sind die Common Criteria, die zwischenzeitlich in der Version 3.1 vorliegen, zum International Standard ISO/IEC 15408 erklärt worden. Der deutsche Anteil an dieser Arbeit wird u.a. vom DIN NIA-01-27 IT-Sicherheitsverfahren betreut.
Die CC umfassen drei Teile:
- Teil 1: Einführung und allgemeines Modell / Introduction and General Model
- Teil 2: Funktionale Sicherheitsanforderungen / Functional Requirements
- Teil 3: Anforderungen an die Vertrauenswürdigkeit / Assurance Requirements
In Deutschland sind die Normteile als DIN-Normen DIN ISO/IEC 15408-1...3 veröffentlicht.
Zertifizierung
Das Produkt muss zuerst von einer akkreditierten Prüfstelle evaluiert werden und kann dann beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bzw. den Partnerorganisationen der anderen Länder zertifiziert werden.
Internationale Anerkennung
Eine Zertifizierung gemäß den Common Critiera ist international bis zum EAL4 (siehe unten) gegenseitig anerkannt. Höhere EALs müssen international nicht anerkannt werden, haben aber in der privaten Wirtschaft aufgrund ihrer enormen Komplexität ohnehin kaum praktische Bedeutung. Innerhalb von Europa sind innerhalb des so genannten SOGIS Abkommen und innerhalb bestimmter technischer Gebiete auch Zertifizierungen bis EAL 7 unter Umständen anerkannt.
Paradigma der Kriterien
Das grundsätzliche Paradigma der Common Criteria ist die Trennung der Betrachtung von Funktionalität und Vertrauenswürdigkeit. Grundsätzlich erfolgt durch die Kriterien keine Vorgabe, dass eine bestimmte Funktionalität umgesetzt werden muss oder dass diese mit einer bestimmten Vetrauenswüdigkeit geprüft werden muss. Beide Aspekte werden zu Beginn der Evaluation vom Hersteller des Produkts in einem Dokument, dem so genannten Security Target, definiert.
Funktionalitätsklassen
Im Gegensatz zu den bisherigen Normen sind die Funktionalitätsklassen nicht hierarchisch gegliedert. Stattdessen beschreibt jede Klasse eine bestimmte Grundfunktion der Sicherheitsarchitektur, die getrennt bewertet werden muss. Wichtige Funktionalitätsklassen sind:
- FAU (Sicherheitsprotokollierung)
- FCO (Kommunikation)
- FCS (Kryptographische Unterstützung)
- FDP (Schutz der Benutzerdaten)
- FIA (Identifikation und Authentisierung)
- FMT (Sicherheitsmanagement)
- FPR (Privatsphäre)
- FPT (Schutz der Sicherheitsfunktionen)
- FRU (Betriebsmittelnutzung)
- FTA (Schnittstelle)
- FTP (vertrauenswürdiger Pfad/Kanal)
Funktionalitätsklassen werden zu Schutzprofilen zusammengefasst, die den typischen Funktionsumfang bestimmter Produkte (z. B. Firewalls, Smartcards etc.) beschreiben.
Vertrauenswürdigkeit
Die Common Criteria definieren sieben Stufen der Vertrauenswürdigkeit (Evaluation Assurance Level, EAL1-7), die die Korrektheit der Implementierung des betrachteten Systems bzw. die Prüftiefe beschreiben. Mit steigender Stufe der Vertrauenswürdigkeit steigen die Anforderungen an die Tiefe, in der der Hersteller sein Produkt beschreiben muss und mit dem das Produkt geprüft wird. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Evaluation Assurance Level und stellt diese auch Tiefen in anderen Kriterien gegenüber.
CC EAL ITSEC E BSI ITS Q Bedeutung TCSEC EAL1 E0-E1 Q0-Q1 funktionell getestet D-C1 EAL2 E1 Q1 strukturell getestet C1 EAL3 E2 Q2 methodisch getestet und überprüft C2 EAL4 E3 Q3 methodisch entwickelt, getestet und durchgesehen B1 EAL5 E4 Q4 semiformal entworfen und getestet B2 EAL6 E5 Q5 semiformal verifizierter Entwurf und getestet B3 EAL7 E6 Q6 formal verifizierter Entwurf und getestet A Methodik der Bewertung für die Zertifizierung
Ergänzend zu den Common Criteria wurde von den beteiligten Gremien und Einrichtungen eine Zertifizierungsmethodik entwickelt, die die Ergebnisse von Zertifizierungen nachvollziehbar und vergleichbar machen soll. Aktuell sind sie für die Teile 1 und 2 ausgeführt und analog zu den EAL 1–4 aufgebaut.
Kritik
Den Common Criteria liegt ein sehr formaler Ansatz zu Grunde, der für die internationale Anerkennung der Zertifikate als Basis erforderlich ist. Dies führt zu der häufigen Kritik, dass in Prüfungen nach Common Criteria zu viel Papier und zu wenig Produkt geprüft wird.
Die Evaluierung nach CC ist generell recht aufwändig und nimmt einige Zeit in Anspruch. Auch dies führt häufig zu Kritik an der Anwendung dieser Kriterien.
Quellen
Weblinks
- Überarbeitung im Rahmen der 7. CC-Konferenz
- CC beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
- Common Criteria Official Website
- Inhaltsverzeichnis der DIN ISO/IEC 15408-1:2007-11 beim Beuth-Verlag
- Inhaltsverzeichnis der DIN ISO/IEC 15408-2:2007-11 beim Beuth-Verlag
- Inhaltsverzeichnis der DIN ISO/IEC 15408-3:2007-11 beim Beuth-Verlag
Kategorien:- Qualitätsmanagementnorm
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