Copal (Baumharz)

Copal (Baumharz)
Madagaskar-Copal

Copal oder Kopal ist eine Sammelbezeichnung für Baumharze verschiedener botanischer Herkunft, die als Räucherwerk und für hochwertige Farben und Lacke Verwendung finden.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Das Wort entstammt dem mexikanisch-indianischen Sprachgebrauch: Als copalli wurden hier durchsichtige Harze bezeichnet. Die Bezeichnung steht in der Aztekensprache aber auch für Weihrauch.[1]

Im Altertum und zum Teil noch heute im englischsprachigen Raum wurden Copale auch als Animé bezeichnet.

Abgrenzung von Copal zu Harz und Bernstein

Copal ist ein halbfossiles, natürliches Harz, das im Gegensatz zu Frischharzen wesentlich größere Härte und somit einen höheren Schmelzpunkt aufweist.

Im Unterschied zu Bernstein, dessen Alter nach Jahrmillionen misst, handelt es sich bei Copal - jedenfalls in der gebräuchlichsten Definition dieses Begriffs - um gehärtetes, subfossiles Harz, das in der Regel zwischen einigen Jahrzehnten und einigen Jahrtausenden alt ist. Tropft man Aceton oder ein ähnliches Lösemittel auf Copal, so bildet sich eine schmierig-klebrige Oberfläche, während Bernstein nicht angelöst wird. Auch liegt der Schmelzpunkt von Bernstein (200 bis 380°C) deutlich über dem des Copals (unter 150°C).

In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Versuch unternommen, Harze, Copal und Bernstein mit wissenschaftlichen Methoden aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften zu klassifizieren. Dabei spielt neben den Inhaltsstoffen der Grad der Polymerisation der untersuchten Harzproben eine Rolle. Die Ergebnisse dieser Analysen deuten darauf hin, dass „[…] es im Kern nutzlos ist, den Versuch zu unternehmen, das Alter organischen Materials in Sedimenten allein durch chemische Analysen bestimmen zu wollen […]“, weil der Umfang chemischer Transformationsprozesse durch verschiedene Einflüsse bestimmt wird und dadurch Harze gleichen Alters unterschiedliche Entwicklungsstadien aufweisen können, die zu unterschiedlichen Ergebnissen der chemischen Analysen führen.[2] Allerdings deuten die Ergebnisse auch darauf hin, dass Copal dem rezenten Harz deutlich näher steht als Bernstein und sogar Zweifel angebracht erscheinen, ob Copal als ein subfossiles Harz bezeichnet werden sollte.

Die Frage nach der Altersbandbreite von Copal bleibt also weiterhin offen. Für den Laien, der weder über die Ausrüstung verfügt, diese wissenschaftlichen Untersuchungsmethoden durchzuführen, noch über das Fachwissen, die Ergebnisse solcher Untersuchungen zu interpretieren, bleiben nur die weiter oben erwähnten Tests. Die Übergänge zwischen rezentem Harz und Copal und zwischen Copal und Bernstein sind danach allerdings fließend. Dies macht sich auch in Handelsbezeichnungen bemerkbar, besonders wenn durch Lebendharzung Harz von einer Baumart gewonnen wird, die auch Copal geliefert hat.[3]

In wissenschaftlicher Literatur wird u.a. aus den vorgenannten Gründen im Allgemeinen der Begriff "Harz" bzw. "fossiles Harz" verwendet. Begriffe wie "Bernstein" oder "Copal" gelten als im wissenschaftlichen Sinne unbestimmte umgangssprachliche oder im Handel übliche Bezeichnungen.

Lebendharzung durch „Anzapfen“ des Stammes von Agathis dammara (Kauri-Fichte) auf der indonesischen Insel Java. Das dadurch gewonnene Produkt „Kauri-Harz“ wird irreführend auch als Kauri-Copal bezeichnet.
Copal aus Kolumbien mit zahlreichen organischen Einschlüssen (Insekten, Spinnen, Flügel usw.)

Botanische Herkunft

Die Gewinnung erfolgt sowohl aus Laubbäumen (Hymenaea), als auch aus Nadelbäumen wie der neuseeländischen Kaurifichte, einem Araukariengewächs. Es sind aber auch Copale im Handel, deren botanische Herkunft sich nicht ohne weiteres einordnen lässt, wenn beispielsweise das subfossile Harz aus den Wurzeln der das Harz erzeugenden Bäume in das Erdreich gelangt ist, aus dem es erst gefördert wird, wenn die Bäume längst verschwunden sind. Ebenso kann Copal sich zum Beispiel durch Verschwemmung,wie Bernstein, an sekundärer Lagerstätte befinden.

Ähnlich wie bei Bernstein findet man bei Copalen auch Einschlüsse, wie z. B. Insekten oder Pflanzenteile.

Copal und andere Gegenstände an einem Marktstand am "Tag der Toten" in Santiago Tianguistenco, Mexico. Im Hintergrund wird Copal als Räucherwerk verwendet.
Copalsammler auf der Insel Sulawesi (früher Celebes), Indonesien; erste Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Nutzung

Im Zeitraum zwischen 1853 und 1970 wurden in Neuseeland mehr als 100.000 Tonnen subfossilen Kauri-Harzes (Kauri-Copal) gefördert. Der größte Teil hiervon wurde nach England und in die USA exportiert, wo der Rohstoff in der Produktion von Lacken und Firnissen eingesetzt aber auch kunsthandwerklich verwendet wurde. Der Höhepunkt des Exportes mit 10.000 Tonnen wurde im Jahre 1905 erreicht.[4]

In Mexiko hat Copal den gleichen Stellenwert wie bei uns der Weihrauch. Die Maya verwendeten Copal auch für die Herstellung des Pigments Maya-Blau aus Indigo und Palygorskit. Die früher sehr breite Verwendung in der Farb- und Lackherstellung [5] ist mittlerweile auf sehr hochwertige Instrumenten- und Bootslacke reduziert.

Subfossile Copale waren als Grundlage hochwertiger Lackfarben in Gebrauch.

Damals wie heute hängt der Wert des Copals von seiner Härte ab. Je härter (und damit einhergehend, je höher der Schmelzpunkt) um so hochwertiger.

Trotz seiner dem Bernstein ähnlichen optischen Eigenschaften spielt Copal schon wegen seiner vergleichsweise geringen Härte als Rohmaterial für die Herstellung von Schmuck eine nur untergeordnete Rolle.

Eine eher kuriose Nutzung von Copal besteht darin, dieses subfossile Harz als Grundmasse für die Einbettung von Organismen (meist Wirbeltiere, oftmals Eidechsen) zu verwenden und diese mitunter nur schwer erkennbaren Fälschungen als hochwertige Bernsteininklusen auszugeben.

Arten

Arten von Copal sind beispielsweise

  • Copal oro, aus dem Harz von Icica icicariba (Burseraceae), nach anderen Quellen von Hymenaea courbaril [6] und wahrscheinlich auch H. oblongifolia var. palustris [2]; Vorkommen in Süd- und Mittelamerika, hauptsächlich Amazonasbecken (Brasilien)
  • Copal negro, aus dem Harz von Protium copal[7] oder Bursera microphylla und Bursera graveolens (Burseraceae) in Mexiko
  • Copal blanco aus dem Harz von Bursera bipinnata (Burseraceae) [8] oder Protium crassipetalum in Mexiko
  • Manila Copal, aus dem Harz der philippinischen Kauri-Fichte oder Dammartanne Agathis dammara (Araucariaceae); in anderen Quellen Agathis alba genannt (es handelt sich um dieselbe Baumart).
  • Dammar-Copal, aus dem Harz des Dammarbaumes (Shorea wiesneri) aus der Familie der Flügelfruchtgewächse; aus Indonesien. Es wird zwischen weißem und braunem Dammar unterschieden. Weißer Dammer wird durch Lebendharzung gewonnen, während brauner Dammar aus natürlichen Stammöffnungen ausgetreten ist und schon eine Weile im Erdboden gelegen hat, somit also im Unterschied zu weißem Dammar als ein subfossiles Harz oder Copal im engeren Sinne angesehen werden kann.
  • Kauri-Copal, aus dem Harz von Agathis australis (Araucariaceae) in Neuseeland
  • Sansibar-, Mosambik- und Madagaskar-Copal, aus dem Harz von Hymenaea verrucosa (copalier)
  • Akrakopal, Sierra-Leone-, Benin-, Kamerun- , Kongo-, Angola- und Benguela-Copal.

Weitere Copalvorkommen mit organischen Einschlüssen sind bekannt aus: Allendale, Victora (Australien); Minzunami, Japan. Letztere gilt mit einem Alter von 33.000 Jahren als die älteste Kopallagerstätte[9].

Ein fossiles Harz mit der an Copal erinnernden Bezeichnung Copalin (engl. copaline) oder Copalit (engl. copalite) ist aus der London Clay Formation (Ypresium, Unteres Eozän) vom Highgate Hill im Norden von London bekannt.[10] Auf Grund des Alters der Formation (rund 50 Mio. Jahre) und auf Grund der Tatsache, dass (fossile) Harze nicht jünger sein können als die Matrix in der sie gefunden werden, handelt es sich aber um ein „reifes“ fossiles Harz (Bernstein), als dessen botanische Quelle ein Baum aus der Familie der Balsambaumgewächse (Burseraceae) angenommen wird[2]. Unter der gleichen Bezeichnung („Copalin“) wird in der Literatur ein etwa 50 Mill. Jahre altes fossiles Harz (ebenfalls Bernstein, nicht Copal) aus dem Greifensteiner Sandstein in Österreich erwähnt.[11] Die an Copal erinnernden Bezeichnungen gehen darauf zurück, dass die Zusammensetzung eines in Österreich gefundenen fossilen Harzes gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit der des eozänen Harzes aus London verglichen wurde und beide eine gewissen Ähnlichkeit zu Copal aufwiesen[12]. Später wurde diese Bezeichnung von anderen Autoren auch auf fossile Harze anderer österreichischer Fundorte übertragen, so dass in der Literatur unterschiedlichste fossile Harze, die aber allesamt nichts mit Copal zu tun haben, unter dieser Bezeichnung erwähnt werden.[13].

Einzelnachweise

  1. Jean.H Langenheim: ""Biology of Amber-Producing Trees: Focus on Case Studies of "Hymenaea" and "Agathis". In Amber, Resinite,and Fossil Resins. ACS Symposim Series 617. Washington, DC 1995.
  2. a b c K. B. Anderson und J. C. Crelling (Hrsg.): Amber, Resinite, and Fossil Resins. ACS Symposium, Series 617, Washington 1995 (Übersetzung des Zitats durch Bearbeiter)
  3. Hürgen Hevers: Harz – Kopal – Bernstein. In: Bernstein – Tränen der Götter. Bochum 1996, S. 74.
  4. B. Kosmowska-Ceranowicz: Amber forgeries – copals and artificial resins. In: Amber –views – opinions. Warschau 2006 (Beitrag aus dem Jahre 2001).
  5. Julius Wiesner: Die Rohstoffe des Pflanzenreichs. Hrsg. von Constantin von Regel. 5. Aufl., J. Cramer, Weinheim 1962.
  6. Ryan J. Case et al.: Chemistry and Ethnobotany of Commercial Incense Copals, Copal Blanco, Copal Oro, and Copal Negro, of North America. In: Economic Botany 57(2), S. 189-202, New York 2003
  7. Ryan J. Case et al.: Chemistry and Ethnobotany of Commercial Incense Copals, Copal Blanco, Copal Oro, and Copal Negro, of North America. In: Economic Botany 57(2), S. 189-202, New York 2003
  8. Ryan J. Case et al.: Chemistry and Ethnobotany of Commercial Incense Copals, Copal Blanco, Copal Oro, and Copal Negro, of North America. In: Economic Botany 57(2), S. 189-202, New York 2003
  9. David A. Grimaldi: Amber - Window to the Past. New York 1996, ISBN 0810919664.
  10. Encyclopædia Britannica Eleventh Edition (1910–1911)
  11. [1] Christoph Lühr: Charakterisierung und Klassifikation von fossilen Harzen. - Dissertation aus dem Jahre 2004 (Universität Duisburg-Essen, Campus Duisburg)
  12. G. Starkl: Über neue Mineralvorkommnisse in Österreich. In: Jahrbuch der k.k. Geol. Reichsanstalt, 33, S. 635-658, Wien 1883
  13. N. Vavra: Chemical Characterization of Fossil Resins („Amber“) – A Critical Review of Methodes, Problems and Possibilities: Determination of Mineral Species, Botranical Sources and Geographical Attribution. In Abh. Geol. B.-A. Band 49, S. 147-157, Wien, 1993.

Literatur

  • Hermann Kühn: Erhaltung und Pflege von Kunstwerken – Material und Technik, Konservierung und Restaurierung, Klinkhardt & Biermann, München, 2001.
  • Jürgen Hevers: Gewinnung und Verarbeitung von Harz und Kopal. In: Bernstein – Tränen der Götter, S. 65–82, div. Abb., Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museums Nr. 64, Bochum 1996. ISBN 3-921533-57-0
  • George O. Poinar, Jr.: Life in Amber. 350 S., 147 Fig., 10 Tafeln, Stanford University Press, Stanford (Cal.) 1992. ISBN 0-8047-2001-0
  • A. H. Reed: The Gumdiggers. 193 S., Wellington (Neuseeland), 1972.

Weblinks

 Commons: Copal (Baumharz) – Sammlung von Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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