- Corporation Livonia
-
Die Corporation war eine Baltische Studentenverbindung, die am 20. September 1822 an der Universität Dorpat gegründet wurde. Zu den Gründungsmitgliedern gehörte auch ein namensgleicher Großvater von Hermann Hesse, der damals dort Medizin studierte.
In der Corporation sammelten sich die Landsleute Livlands, deren starke Standesunterschiede sich innerhalb des Aktivenlebens aufhoben. Das Leben der dörptschen Studentenverbindung war wesentlich von den Bildern der Romantik bestimmt und nie so straff durchorganisiert wie das der deutschen Corps. Der wehrhafte Charakter in einem Land, in dem die Deutsch-Balten nur eine Minderheit bildeten, wurde durch den Wahlspruch unterstrichen: „Es bleibe beim Alten!“
1939 suspendierte die Corporation in Dorpat, als die Balten anlässlich des Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrages umgesiedelt wurden. Ein großer Teil der Landsleute fiel dem Bürgerkrieg in den 20er Jahren und den Weltkriegen zum Opfer. Einzelne überlebende Angehörige der Livonia beteiligten sich nach dem Zweiten Weltkrieg an der Gründung der Corporation Fraternitas Dorpatensis zu München und des Corps Curonia Goettingensis. Der Philisterverband der Livonia löste sich 1997 auf, das letzte der ehemals über 1.600 Mitglieder verstarb am 13. Oktober 2007.
Mitglieder der Livonia (Auswahl)
- Gustav Heinrich Kirchenpauer (1808-1887), Jurist, Erster Bürgermeister von Hamburg
- Walter von Engelhardt (1864-1940), Gartenarchitekt, Direktor des städtischen Gartenamtes Düsseldorf
- Axel Freiherr von Freytagh-Loringhoven (1878-1942), Jurist, Reichstagsabgeordneter
- Adolf von Harnack (1851-1930), Theologe, Rektor der Uni Marburg und der kgl. Preußischen Staatsbibliothek
- Friedrich Hollmann (1833-1900), Generalsuperintendent von Livland, Dichter des Farbenliedes der Livonia
- Jakob Hurt (1839-1907), Pfarrer, Gründer des estnischen Nationalmuseums
- Walter Masing (1915-2004), Physiker, Gründungspräsident der Deutsche Gesellschaft für Qualität
- Siegfried von Vegesack (1888-1974), Übersetzer und Schriftsteller
Wikimedia Foundation.