- Gustav Heinrich Kirchenpauer
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Dr. Gustav Heinrich Kirchenpauer (* 2. Februar 1808 in Hamburg; † 3. März 1887 ebd. ) war ein Jurist, Journalist und Erster Bürgermeister von Hamburg.
Leben und Werk
Kirchenpauers Vater war Kaufmann, aufgrund der Kontinentalsperre während der Hamburger Franzosenzeit verließ die Familie Kirchenpauer 1810 Hamburg und siedelte nach Sankt Petersburg über. Dort starb noch im selben Jahr Kirchenpauers Mutter, so dass dieser, da auch sein Vater oft unterwegs war, von einem Onkel erzogen wurde. Kirchenpauer besuchte eine deutsche Schule in Sankt Petersburg und ab 1823 ein deutschsprachiges Gymnasium in Dorpat. Ab 1826 studierte Kirchenpauer an der Universität Dorpat Rechtswissenschaften und schloss sich der Corporation Livonia an. 1830 wechselte er nach Heidelberg, dort schloss er seine Studien mit dem Doktortitel am 5. August 1831 ab. In Heidelberg lernte Kirchenpauer zahlreiche andere Hamburger kennen und befreundete sich mit einigen, neben anderen mit Carl Friedrich Petersen, der später auch mit ihm dem Hamburger Senat angehörte.
1832 erlangte Kirchenpauer das Hamburger Bürgerrecht, um sich als Anwalt in Hamburg niederzulassen. Neben seiner Anwaltstätigkeit war er journalistisch tätig. Er machte sich außerdem einen Namen mit mehreren Denkschriften, in denen er für den Freihandel eintritt.
Zusammen mit Johann Martin Lappenberg und anderen Interessierten gründete Kirchenpauer 1839 den Verein für Hamburgische Geschichte und wurde Vorsitzender der Handelsgeschichtlichen Sektion.
Aufgrund seiner freihändlerischen Einstellung wurde Kirchenpauer im Februar 1840 Bibliothekar und Sekretär der Hamburger Commerzdeputation. Während des Hamburger Brands 1842 war es mit sein Verdienst, dass das neue Börsengebäude, in dem auch die Commerzdeputation ihren Sitz hatte, gerettet werden konnte. In der darauf eingerichteten Kommission zum Wiederaufbau war Kirchenpauer stark involviert, er schrieb auch für die Patriotische Gesellschaft mehrere Reformvorschläge an den Senat, um die Verwaltung zu verbessern. Er war also ein tüchtiger und geachteter Mann, der daraufhin, in vergleichsweise jungem Alter von 35 Jahren, am 4. Dezember 1843 in den Hamburger Senat berufen wurde.
In den folgenden Jahren war Kirchenpauer vor allem auf Reisen, um die Aufhebung der Elbzölle zu verhandeln. Von 1851 bis 1857 war Kirchenpauer ständiger Bundestagsgesandter im Bundestag in Frankfurt am Main.
Von 1858 bis 1864 war Kirchenpauer auf eigenen Wunsch Amtmann auf Ritzebüttel, er war der letzte Hamburger Senator, der dieses Amt innehatte, in den folgenden Jahren walteten Amtsverwalter. Kirchenpauer betrieb naturwissenschaftliche Studien und führte die Trennung von Justiz und Verwaltung im Amt Ritzebüttel durch.
Ab 1867 war Kirchenpauer Hamburger Bevollmächtigter im Bundesrat des Norddeutschen Bundes, nach Gründung des Deutschen Reiches hatte er dieselbe Position in dessen Bundesrat. 1880 gab er diese an Johannes Versmann ab.
1868 wurde Kirchenpauer zum ersten Mal Zweiter Bürgermeister, es folgte 1869 das Amt des Ersten Bürgermeisters. 1871 und 1872 war er wieder Erster Bürgermeister, dann bis zu seinem Tod im Jahre 1887 war er 1874/75, 1877/78, 1880/81, 1883/84 und 1886/87 Zweiter und Erster Bürgermeister (→Hamburger Senat 1861–1919).
Seit 1869 war Kirchenpauer Präses der Oberschulbehörde, unter ihm wirkte anfangs Versmann, seit es 1880 zum Konflikt mit Otto von Bismarck in der Zollpolitik kam, wirkte Kirchenpauer hauptsächlich im schulischen Verwaltungsbereich.
Kirchenpauer gehörte neben Carl Friedrich Petersen und Versmann zu den bedeutendsten Hamburger Politikern des 19. Jahrhunderts, kaum jemand hatte so viele Jahre das Amt des Ersten Bürgermeisters inne wie er.
Gedenken
Nach Kirchenpauer sind heute in Hamburg noch die Kirchenpauerstraße und der Kirchenpauerkai benannt. Beide befinden sich im Hamburger Hafen, in Sichtweite der Freihafenelbbrücke. Bis zum Zweiten Weltkrieg befand sich eine lebensgroße Bronzestatue von Kirchenpauer am Steintordamm vor dem Museum für Kunst und Gewerbe. Von 1914 bis 1986 gab es in Hamburg-Hamm ein Kirchenpauer-Gymnasium.
Literatur
- Wilhelm Sillem: Kirchenpauer, Gustav Heinrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 51, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 148–158.
- Adolf Wohlwill: Die Hamburger Bürgermeister Kirchenpauer, Petersen, Versmann. Hamburg 1903
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