Curt Herzstark

Curt Herzstark

Curt Herzstark (* 26. Januar 1902 in Wien; † 27. Oktober 1988 in Nendeln) war Erfinder und Büromaschinenmechaniker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als Sohn des Rechenmaschinenherstellers Samuel Jakob Herzstark beschäftigte er sich schon früh mit diesen Geräten. Er durfte in der väterlichen Werkstatt basteln und den Vater auf internationalen Ausstellungen begleiten. Auf der Internationalen Büroausstellung 1910 in Wien führte er die Rechenmaschine Austria Modell III vor. 1916 legte er die Matura (Abitur) an der Höheren Fachschule für Maschinenbau ab. 1916-1918 absolvierte er eine Lehre in Feinmechanik und Werkzeugbau im väterlichen Betrieb. Damals wurden allerdings keine Rechenmaschinen, sondern - kriegsbedingt - Schrapnellzünder hergestellt, die jedoch ebenfalls höchste Präzision verlangten. Ein auswärtiges Lehrjahr verbrachte er in Chemnitz bei den Astra-Werken und den Wanderer-Werken.

Ab 1925 begann er seine Berufstätigkeit im elterlichen Betrieb und arbeitete zunächst als Konstrukteur in der Fertigung sowie als Vertreter im Außendienst. Nach dem Tod seines Vaters am 24. Oktober 1937 übertrug seine Mutter ihm die alleinige Betriebsleitung.

Durch seine Außendiensttätigkeit lernte er die speziellen Wünsche seiner Kunden kennen, die er in neue Rechenmaschinen-Modelle umsetzte, z.B. große Saldiermaschinen mit elektrischem Antrieb für Banken.

Bereits 1928 erkannte er den Bedarf nach einer kleinen, leichten und einfach zu bedienenden Rechenmaschine. Dies führte ihn zur Erfindung der Curta, einer mechanischen Rechenmaschine in Form eines 85 mm hohen Zylinders mit 53 mm Durchmesser, der bequem in einer Hand gehalten werden konnte, während man mit den Fingern über Stellschieber Zahlen eingab und dann über eine Kurbel den Rechenvorgang auslöste. Dazu wurden ihm am 13. April 1939 mehrere Patente erteilt.

Noch bevor er diese Idee ausarbeiten konnte, wurde er als „Halbjude“ von den Nationalsozialisten unter falschen Anschuldigungen im Juli 1943 verhaftet und kam nach Gefängnisaufenthalten in Wien, Linz und Budweis in das Konzentrationslager Buchenwald. Dort wurde er als Leiter einer Abteilung eingesetzt, die sich in den Gustloffwerken mit der Herstellung von feinmechanischen Präzisionsteilen, unter anderem auch im Auftrag der Heeresversuchsanstalt Peenemünde für die Herstellung der V2-Raketen, beschäftigte. Für Ing. Münich, den Chef der Gustloff-Werke stellte er die erste Liliput-Rechenmaschine her, wie die Curta ursprünglich heißen sollte.

Herzstark machte seinen Einfluss geltend, um andere Mithäftlinge vor dem Tod zu bewahren, indem er sie in seiner Abteilung einsetzte. Auch Häftlingen aus Luxemburg konnte er indirekt helfen, wofür ihm nach dem Krieg als einzigem Ausländer der Orden der Luxemburger Bruderschaft verliehen wurde.

Durch einen Zufall wurde er von einem ehemaligen Geschäftskonkurrenten erkannt, und es wurde ihm erlaubt, an seiner Erfindung weiter zu arbeiten, für die er so die Konstruktionszeichnungen anfertigen konnte. Zur Umsetzung selbst kam es erst nach seiner Befreiung durch alliierte Truppen im April 1945. Ab Mai stand er in Kontakt mit der Firma Rheinmetall-Büromaschinen in Weimar. Als die Amerikaner abzogen und die Russen einmarschierten, floh er im November 1945 mit seinen Zeichnungen nach Wien, fand aber keinen Geldgeber für den Start einer Produktion. Schließlich wurde er nach Liechtenstein eingeladen, wo eine Fabrik (Contina AG) zur Herstellung der Curta gegründet wurde.

Herzstark zog sich 1952 aus gesundheitlichen Gründen von der Cortina AG zurück und arbeitete als Berater für deutsche und italienische Büromaschinenhersteller. Er hielt u.a. Vorträge in Darmstadt, Stuttgart, Hamburg und Berlin. Nach wie vor lebte er jedoch in seiner Wahlheimat Liechtenstein, wo er auch 1988 starb.

Literatur

  • Curt Herzstark - Kein Geschenk für den Führer - Schicksal eines begnadeten Erfinders, Ch. Holub, U. Schröder, B. Schröder, H. Joss, Mai 2005.

Video/DVD

  • Curta - eine Legende, Der Videofilm zeigt die Montage einer der letzten CURTA's.

Weblinks


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