- ActaSS
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Der Ausdruck Acta Sanctorum (lat. Taten der Heiligen) bezeichnet verschiedene Sammlungen von älteren Nachrichten über die Märtyrer und sonstigen Heiligen der griechischen und katholischen Kirche. Im engeren Sinne bezeichnet er, auch unter den Abkürzungen ActaSS, AA.SS., A.S. das großangelegte Projekt der Bollandisten zur Erstellung einer wissenschaftlich fundierten Heiligenübersicht.
Die ersten Grundlagen dieses Literaturzweiges sind die Acta Martyrum, Berichte über Verhör, Verurteilung und Hinrichtung der Märtyrer durch heidnische Obrigkeiten. Es gibt amtliche kirchliche Berichte darüber, auch so genannte Prokonsularakten, die von den Gerichtsschreibern während der Verhandlung aufgezeichnet wurden, und Berichte von Zeitgenossen.
Viel zahlreicher aber sind die erdichteten, gefälschten oder doch in späterer Zeit überarbeiteten Märtyrerakten. Einen ausgezeichneten, wenn auch nicht ganz vollständigen Versuch, Echtes von Unechtem zu unterscheiden, machte der Mauriner Ruinart in den „Acta primorum martyrum sincera“ (Paris 1689 u. ö.).
Neben den Acta Martyrum sind die Kalendarien, Verzeichnisse der Todes- und Gedenktage der Märtyrer nach der Ordnung des Kalenders, zu erwähnen. Das älteste Kalendarium ist das römische aus dem Jahr 354. Eine Erweiterung dieser Kalendarien sind die aus dem 7. und den folgenden Jahrhunderten stammenden Martyrologien, in die auch Heilige, die nicht Märtyrer waren, mit teilweise unzuverlässigen biographischen Notizen, aufgenommen wurden. Das älteste trägt mit Unrecht den Namen des Hieronymus, andere stammen von Beda, Ado, Usuardus, Hrabanus Maurus und Notker Balbulus.
Das „Martyrologium Romanum“ ist das amtliche Verzeichnis aller in der römisch-katholischen Kirche anerkannten Heiligen. 1584 wurde dieses Verzeichnis im Auftrag Gregors XV. von Baronius revidiert und herausgegeben, eine erneute Revision wurde 1748 von Benedikt XIV. eingerichtet. Das neueste Verzeichnis stammt aus dem Jahr 2004. Es gibt auch Martyrologien für einzelne Länder und Orden. Den Martyrologien entsprechen in der griechischen Kirche die Menäen und Menologien.
Seit dem 4. Jahrhundert erschienen immer zahlreicher Biographien einzelner Heiligen, später auch Sammlungen von diesen. Eine große Verbreitung fanden insbesondere die des Griechen Symeon Metaphrastes um 900 und die Legenda aurea des Jacobus de Voragine.
Seit Ende des 15. Jahrhunderts wurden solche Sammlungen mit etwas mehr, freilich noch sehr unzulänglicher literarischer Kritik herausgegeben von Boninus Mombritius („Sanctuarium“, 2 Bde., Venedig 1474), Aloys Lippomani („Vitae Sanctorum“, 8 Bde., Rom 1551-1560) und Laurentius Surius („Vitae Sanctorum“, 6 Bde., Köln 1570-1575). Für eine größere und wissenschaftlich genügendere Sammlung der Art sammelte der Jesuit Heribert Rosweyde (1569-1629) Materialien. Mit deren Bearbeitung wurde nach seinem Tod vom Ordensoberen Johann Bolland (1596-1665) beauftragt. Er erweiterte Rosweyds Plan, und veröffentlichte in Antwerpen von 1643 an in Verbindung mit Gottfried Henschen und Daniel Papebroek 5 Bände „Acta Sanctorum“, die nur die Heiligen der Monate Januar und Februar enthalten. Dieses Werk wurde von anderen Jesuiten, den Bollandisten, in immer zunehmender Ausführlichkeit fortgesetzt und später in Brüssel herausgegeben. Bis 1786 erschienen 52 Bände, die bis zum 7. Oktober reichen. Die Prämonstratenser zu Tongerloo gaben 1794 den 53. Band heraus. Anschließend geriet das Werk ins Stocken. 1837 übernahmen einige Jesuiten, die so genannten Neuen Bollandisten, mit Unterstützung der belgischen Regierung die Fortsetzung.
Literatur
- Martyrologium Romanum ex decreto sacrosancti oecumenici conciliii Vaticani II instauratum auctoritate Ioannis Pauli PP. promulgatum. Editio altera; Città del Vaticano: Libreria editrice Vaticana (diff.), 2004; ISBN 88-209-7210-7
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