D&B

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Drum ’n’ Bass (Drum and Bass, kurz: D’n’B) ist eine Richtung der elektronischen Tanzmusik, die in England Anfang der 1990er-Jahre entstanden ist und auf beschleunigten funkigen Breakbeats mit einer Geschwindigkeit von etwa 160 bis 190 BPM basiert. Drum ’n’ Bass kann als eine Weiterentwicklung der Jungle-Musik mit einfacheren, minimalistischeren Beats betrachtet werden.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Die Anfänge

Nachdem sich die englische Breakbeat-Szene zwischen 1989 und 1994 immer wieder anderer Musik-Genres wie Hip-Hop, Ragga, Techno und House bedient hat, um die eigenen Beats mit deren Samples zu bereichern, entwickelte sich 1993 die Einstellung, sich mehr auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Labels wie V Recordings (Sublabel Philly Blunt), Moving Shadow, Formation, Reinforced und Suburban Base waren maßgeblich am dunklen Sound des Jungles beteiligt. Dies äußerte sich durch Weglassen der Samples im Hauptteil der Musikstücke und das Nutzen alter Synthesizer wie Juno 106 und TR-606 von Roland, um dem Sound einen elektrischen und düsteren Charakter zu geben. Auch Stimmensamples von Raggatunes oder Horrorfilmen wurden in dieser Zeit bevorzugt verwendet. Beispielsweise im „Dark Stranger“-Tune oder beim Original des „Johnny“-Tune von Johnny Jungle.

Bestimmte Drumloops wie der charakteristische Amen Break und bestimmte Bässe setzten von nun an Grenzen, die entscheidend für den weiteren Verlauf waren. Harte Beats und harte Bässe wurden mehr und mehr zur Mode, Tanzbarkeit und bessere Strukturen zum Abmischen wurden weiterentwickelt.

Goldie hat mit seinem Track „Terminator“ auf dem Label Reinforced die Blaupause von Drum ’n’ Bass geschaffen und dem Entstehen einer eigenen Drum-’n’-Bass-Jugendkultur Vortrieb gegeben. Später sollte Goldie mit Metalheadz eines der wichtigsten und einflussreichsten Drum-’n’-Bass-Labels gründen.

Ab Mitte der 1990er-Jahre entwickelte Drum ’n’ Bass diverse Untergenres, die sich oft mit Step im Namen auszeichneten, was von der Bezeichnung der reduzierten Drum-’n’-Bass-Beats als Two Step herrührt.

Es geht seit dieser Zeit darum, die rohen Beats, das heißt die immer wieder verwendeten Standard-Breaks, einer komplizierten digitalen Verjüngungskur zu unterziehen. Das geht nicht zuletzt mit der Verfügbarkeit von besseren Samplern und Sequenzerprogrammen einher. Seit dieser Zeit wird mit den Kernelementen der Tracks, also den Beats und den Basslines, immer weiter experimentiert und diese immer weiter ineinander verschachtelt, wodurch sich der typische Sound des heutigen Drum ’n’ Bass ergibt. Überhaupt wird in der Drum-’n’-Bass-Szene großer Wert auf die ständige Weiterentwicklung des Klanges gelegt. So produzieren einige der Künstler, die schon seit den Anfangszeiten der Hardcore- und Jungle-Szene dabei sind, heute völlig andere Musik als noch vor einigen Jahren. Heute bestehen Drum-’n’-Bass-Grooves häufig gar nicht mehr aus gesampleten Schlagzeugloops, sondern sind oft von Grund auf neu programmiert, wobei der typische rhythmische Charakter der gecutteten Loops nachgeahmt oder aufgegriffen wird.

Drum ’n’ Bass wurde seit etwa 1996 auch außerhalb Englands immer populärer. Es entstanden eigenständige Szenen, etwa in Deutschland, den USA und Südamerika. Dennoch blieb das Zentrum der Bewegung in den großen englischen Städten, besonders London und Bristol.

Verbreitung in Deutschland

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Der Mannheimer Milk!-Club war wohl der erste Ort in Deutschland, der nur dieser Musik gewidmet war. Größen der britischen Szene kamen zuerst hier her. Bassface Sascha, neben „Groover Klein“ einer der dort residierenden DJs, gründete später die ersten größeren deutschen Drum-’n’-Bass-Labels und stellte auch die ersten weit verbreiteten Sampler, wie etwa Jungle Fever und Hardstep Upfront, zusammen. Das Milk! wurde 1992 vom Groove-Magazine zum Club des Jahres gewählt, als Love-Pirates präsentierte sich das Milk! und die Milk!-Posse auch auf der Loveparade in Berlin und steckte somit auch Berlin mit dem Jungle-Fieber an. Des Weiteren etablierte die Milk!-Posse einen neuen Club in Frankfurt am Main – das XS. Aus dem Umfeld des Milk!-Clubs entstanden auch die Großveranstaltungen der legendären Euphoria sowie die Future-Veranstaltungen, die neben der neueren Kings of the Jungle bis heute die größten in Deutschland sind. Aus dem ebenfalls legendären Vibration-Club (in Forst bei Bruchsal), in dem erstmals ab 1994 in Deutschland wöchentlich UK-DJs und MCs anreisten, entstand aus einer zufälligen Überbuchung die bekannteste Großveranstaltung, die Meditation -Reihe.

In Berlin entwickelte sich zeitgleich eine Drum-’n’-Bass-Szene, die in Deutschland, wie die Stadt selbst, eine Inselstellung einnahm. Hier stand stets der „Underground“-Gedanke im Vordergrund, weshalb große Events wie in Mannheim nicht stattfanden, obwohl in vielen kleinen Clubs Drum ’n’ Bass zu hören war.

Verbreitung in Österreich

Die sehr aktive Drum-and-Bass-Szene Österreichs hat ihr Hauptaugenmerk auf Wien, als auch Linz, Graz, Sankt Pölten, Innsbruck und im Tiroler Unterinntal in Wörgl und Umgebung, sowie in Dornbirn. Darunter sind Clubs wie Flex, Arena, WUK, 'The Zoo', 'Roxy' oder 'Fluc' in Wien, die Stadtwerkstatt in Linz, 'Hafen' in Innsbruck, 'ppc' und 'Postgarage' in Graz, das 'Warehouse' in St. Pölten oder die 'Arge' in Salzburg. Wichtigster Vertreter ist D.Kay, der 2003 in vom britischen Knowledge Magazine zum „Best Breakthrough Producer“[1] nominiert wurde. In Wien wird das deutschsprachige Drum-'n'-Bass-Magazin 'resident' herausgegeben. Zu den wichtigsten fixen Veranstaltungsreihen zählen 'Beat It' und 'Future Beatz' im Flex, als auch 'Therapy Sessions' und 'Mainframe' in der Wiener Arena. Mit dem Urban Art Forms-Festival in Wiesen im Burgenland hat das größte europäische Drum-’n’-Bass-Festival seinen Hauptwohnsitz in Österreich bezogen.

Einfluss auf andere Stilrichtungen

Drum ’n’Bass hatte Einfluss auf viele spätere experimentelle Stilrichtungen der elektronischen Musik. Eine ganz eigene Interpretation des Drum ’n’ Bass wurde in den späten 1990er-Jahren von Künstlern wie Squarepusher, Aphex Twin, Venetian Snares und Tim Exile entwickelt. In diesen Tracks werden die Beats extrem „zerhäckselt“ und zu sehr komplexen Rhythmen transformiert. Das Tempo ist oft noch höher als beim üblichen Drum ’n’ Bass und die Tracks besitzen keine repetitive Struktur mehr. Stattdessen verändern sich die Beats in rasantem Tempo und werden in Sekundenschnelle dekonstruiert, neu zusammengesetzt und variiert. Diese Musikrichtung wird oft als „Drill ’n’ Bass“ bezeichnet, wobei dieser Begriff die Musik nur schwer zu fassen vermag. Die genannten Künstler interpretieren oft ein breites Spektrum an Stilen und es finden sich auch zahlreiche Songs, die eher im Bereich des Techno, Jazz oder Ambient anzusiedeln sind. Ein relativ typischer „Drill ’n’ Bass“-Track ist „Menelec“ auf dem Squarepusher-Album „Ultravisitor“.

Subgenres

  • Jump Up nennt man eine schnelle, treibende, extrem auf die wesentlichen Elemente (Beats und Bassline) reduzierte Variante des Drum ’n’ Bass, die sich zu einer der populärsten Varianten entwickelte. Oft werden Jump-Up-Tracks von einem MC begleitet. Jump Up war von 1995 bis 1998 sehr populär.
  • Hardstep ist ein 1994 aufgekommenes Subgenre des Drum'n'Bass und die Urform der sog. Step-Varianten. Es zeichnet sich durch schnelle, manchmal verzerrte Beats und eine Reduzierung des Rhythmus aus und hat eine starke Ähnlichkeit mit dem Industrial Techno. Die Tracks werden von harten Beats und Basslines dominiert. Die bekanntesten Vertreter dieses Genres sind Dieselboy, Evol Intent, Technical Itch, Phace, Limewax, Ram Trilogy Dylan Hisley und Ed Rush & Optical.
  • Der sog. Techstep etablierte sich 1997, ist in seinen Elementen noch wesentlich reduzierter als der klassische Drum ’n’ Bass, weist aber auch Einflüsse aus dem Techno (insbesondere Synth-Sounds) auf. Er hat eine sehr düstere, hypnotische Grundstimmung, ähnlich dem Jungle-Subgenre Darkside. Die rollenden Basslines wirken bedrohlich, aggressiv und bellend.
  • Jazzstep zeichnete sich durch das Einbeziehen von Jazz-Samples und typisch jazzigen Harmonien aus. Der Stil entwickelte sich später weiter zum Liquid Funk.
  • Atmospheric Drum and Bass (oder Ambient Drum and Bass/Intelligent Drum and Bass) war eine ruhigere Variante, in der flächige Pad-Sounds mit für Drum ’n’ Bass relativ langsamen Beats (140-160 bpm) und Ethno-Elementen kombiniert wurden und so eine hypnotische, tranceartige Stimmung schufen. Bekanntester Vertreter ist LTJ Bukem. Anfang der 2000er wurde der Stil durch Leadsounds und einen treibenderen Grundcharakter erweitert und so weiterentwickelt, es entstand der Trancestep.
  • Neurofunk entstand Ende der 1990er-Jahre durch Kombination des Drum ’n’ Bass mit Techno- und Acid-Einflüssen, wie die verbreitete Verwendung des Sounds des Synthesizers Roland TB-303.
  • Drumfunk, auch bekannt als Edits oder Choppage entstand Anfang 2000. Der Fokus von Drumfunk liegt hauptsächlich bei den Drums. Es werden häufig klassische Funkbreaks verwendet und zu komplexen Beats arrangiert. Als Hauptvertreter kann man Paradox, Equinox, Fanu, Seba und Chris Inperspective nennen. Die wichtigsten Labels wären Inperspective Rec., Breakin und Paradox Music – im Netlabelbereich Exegene und Plainaudio.

Rhythmus-Schema

Die Grundlage der meisten Drumpatterns im Drum ’n’ Bass sieht so aus (in diesem Fall ist es ein einfacher 2-Step-Beat):

Hi Hat   . x . x x . . x
Snare    . . o . . . o .
Bassdrum o . . . . o . .

oder:

Hi Hat   x . x . x . x x x . x . x . x .
Snare    . . . . o . . . . . . . o . . .
Bassdrum o . . . . . . o . . o . . . . .

oder:

Hi Hat   x . x . x . x . x . x . x . x .
Snare    . . . . O . . o . o . . O . . .
Bassdrum O . O . . . . . . . O . . . . .

Literatur

  • Johnny Rabb: Jungle / Drum ’n’ Bass – A Guide to Applying Today's Electronic Music to the Drum Set, International Music Publ., 2001, ISBN 0-7579-9025-8

Quellennachweise

  1. Knowledge Awards 2003 – Die Gewinner. future-music.net, 21. November 2003. Abgerufen am 4. Mai 2008.

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