Damaru

Damaru
Der tibetische Damaru aus Holz heißt gcod-dar.

Der Damaru (Sanskrit: डमरु, ḍamaru; auch Damru) ist eine alte Handtrommel aus Indien und Tibet und hat die Form einer Sanduhr.

Inhaltsverzeichnis

Bauform

Die Länge des Damaru variiert zwischen 10 und 25 cm, er hat einen Durchmesser von etwa 7 bis 20 cm. Der Resonanzkörper des Damaru besteht aus Holz, Ton oder Bronze. Die alte tibetische Sanduhrtrommel (chang teu) besteht aus zwei Schädeldecken, die mit einem Holzstück verbunden sind.

Die beiden Trommelfelle werden aus Leder gefertigt und sind bei größeren Instrumenten durch eine Zickzackschnürung miteinander verbunden. Bei kleinen tibetischen Sanduhrtrommeln sind die Membrane angeklebt. Der Damaru hat zwei Schlagsteinchen (Tonkugeln), die jeweils an das Ende einer Baumwollschnur, die von der Trommel herabhängt, gebunden sind. Die Schnur ist in der Mitte um den Korpus gewickelt. Bei einer entsprechenden Drehung des Handgelenkes treffen die Steinchen auf die Trommelfelle und erzeugen ein rasselndes Geräusch. Die Rasseltrommel scheint das ältere Instrument zu sein; größere Sanduhrtrommeln haben keine Rasseln und werden mit der Hand geschlagen.

Mythologische Bedeutung und Verwendung

In der hinduistischen Mythologie ist der Damaru ein Attribut zahlreicher Gottheiten. Als Symbol des Lebens und zugleich des Todes wird die Sanduhrtrommel in der Hand gehalten von der Göttin der Weisheit Saraswati; neben den Attributen Schädelgirlande (Mala) und Dreizack in der Hand von Bhadrakali, einer heroischen Form der Todesgöttin Kali; von Aghora, dem 14-armigen Zornesaspekt von Shiva; von Shiva selbst; den Ganas, das sind kleine Begleiter von Shiva; und von den Dakinis, skelettförmigen Hexen. Am bekanntesten ist die Sanduhrtrommel in einer rechten Hand von Shiva in seiner Erscheinungsform als Nataraja, wenn er den kosmischen Tanz (Tandava) aufführt, mit dem er aus dem Feuer (in einer linken Hand) die neue Welt entstehen lässt. Das Rasseln des Damaru steht für den Klang des Universums unmittelbar nach seiner Entstehung. Einer Legende zufolge entstand die Sprache Sanskrit aus Shivas Trommelschlägen.

In der indischen Mythologie hat die Sanduhrtrommel Bedeutung, als Musikinstrument ist sie in Indien praktisch verschwunden. Um 1900 war sie zu einem Instrument von „Ausrufern, Bettlern und Schlangenbändigern hinabgesunken“.[1]

Volkstümlicher Gesang von drei tibetischen Mönchen in Lhasa, die zwei Sanduhrtrommeln mit Schlagsteinchen und eine Gebetsmühle bewegen.

In Tibet gelangte die Sanduhrtrommel zusammen mit einer Röhrenknochentrompete (des menschlichen Oberschenkels) aus der vorbuddhistischen Geisterreligion des Bön in die buddhistische Mythologie. Die als Korpus verwendeten Schädel stammen häufig von bedeutenden religiösen Lehrern. Das Spiel dieser Damaru ist hochrangigen Mönchen vorbehalten.

Nur im tibetisch-buddhistischen Kulturraum werden Sanduhrtrommeln noch in der Ritualmusik eingesetzt. Zu den Ritualen gehören die Umschreitung des Stupa und Tänze, bei denen der Tänzer mit dem Damaru in der Hand die Dakinis herbeirufen möchte. Die Dakinis (tibetisch: Khadoma, Himmelswandlerinnen) werden tanzend und nackt dargestellt. Ihre Attribute sind unter anderem blutgefüllte Schädelschalen, Hackmesser (kartrika), Dreizack (trishula), Donnerkeil oder Zepter (rod-rje, sanskrit: vajra) und Damaru.[2] Shiva in seiner zornvollen Manifestation als Mahakala tritt in der tibetischen Götterwelt mit denselben Attributen in Erscheinung. Der legendäre Gründer des tibetischen Buddhismus im 8. Jahrhundert Padmasambhava wird in seiner Manifestation als Guru Pema Gyalpo (Lotos-König) mit Spiegel und der Schädeltrommel Damaru dargestellt. Neben dem Damaru haben in Tibet als Ritualgeräte noch die Handglocke dril-bu (sanskrit: ghanta) und der Donnerkeil als das symbolische Paar weiblich – männlich Bedeutung.

Die über die Ausbreitung des Buddhismus nach Ostasien gelangten Sanduhrtrommeln sind längst außer Gebrauch.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Curt Sachs, S. 75
  2. Anneliese und Peter Keilhauer: Ladakh und Zanskar. Lamaistische Klosterkultur im Land zwischen Tibet und Indien. DuMont, Köln 1980, S. 173

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