Damien Hirst

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Damien Hirst (* 7. Juni 1965 in Bristol) ist ein britischer Künstler und Kurator einzelner Ausstellungen. Hirst war Gründungsmitglied der Londoner Künstlerbewegung Young British Artists im Jahr 1988 und organisierte im selben Jahr die Ausstellung Freeze im Londoner Hafenviertel. Er wurde vor allem durch provozierende Plastiken bekannt, die sich mit den Themen Leben, Krankheit und Tod befassen. Zu seinen bekanntesten Werken gehören mehrere in Formaldehyd eingelegte Tierkörper sowie ein mit Diamanten besetzter menschlicher Schädel mit dem Titel For the Love of God.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Von 1986 bis 1989 belegte Hirst am Goldsmiths College in London den Kurs „Fine Arts“. Hirst interessierte sich vor allem für diesen Kurs, weil er sich nicht auf eine einzige Kunstrichtung wie Malerei oder Bildhauerei konzentrieren wollte. Im Jahr 1988 kuratierte er unter dem Titel Freeze (gefrieren) eine Ausstellung in einem leerstehenden Lagerhaus im Hafenviertel von London, in der er und andere Künstler ihre Werke ausstellten. Eine weitere von ihm durchgeführte Ausstellung folgte 1990 durch Modern Medicine. Beide Ausstellungen führten zur Bekanntheit des Künstlers, daneben drehte er kommerzielle Musikvideos, richtete ein Restaurant ein und produzierte Pop-Songs.[1]

The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living

The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living
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Berühmt wurde der von Hirst in Formaldehyd eingelegte Tigerhai. Der Behälter mit dem toten Hai trägt den Namen The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living (1991) (Die physische Unmöglichkeit des Todes in der Vorstellung eines Lebenden).[3] Die Präsentation erfolgte ähnlich wie in einem Naturkundemuseum, im Kontext der Kunst wurde sie allerdings zu einer widerspruchsvollen, so provokanten wie plakativen Metapher für Aggression und Vitalität, aber auch für Kunst und Konservierung.[1] Das Werk war ebenso umstritten wie das in gleicher Weise präparierte Schaf mit dem Titel Away from the Flock (Weg von der Herde), das 1994 in einer von Hirst mitorganisierten Ausstellung gezeigt wurde. Ein Besucher versuchte das Werk zu sabotieren und schüttete Tinte in die Flüssigkeit. Diese Aktion zog viel Aufmerksamkeit auf die Ausstellung und machte das Schaf von Hirst zu einem der berühmtesten Werke zeitgenössischer Kunst. 1996 präparierte er mehrere Kühe zu seinem Kunstwerk Some Comfort gained from the Acceptance of the Inherent lies in Everything, die als Ganzkörperquerschnitte in 12 mit Formaldehyd gefüllten Behältern arrangiert und in einer Schnittreihe aufgestellt wurden.[1]

Wie seine Formaldehydpräparate beschäftigen sich auch andere Werke des Künstler mit dem Leben und dem Tod, so etwa seine Käfiginstallation A Thousand Years (1990), in dem unzählige Fliegen um einen Kuhkopf schwirren und diesen langsam abbauen und wieder in den Kreislauf der Natur einbinden. Weniger aufsehenerregend sind dagegen Stillleben wie sein Still (1994), in dem medizinische Geräte sauber in Apothekerschränke arrangiert sind, oder Pharmacy mit Regalen, die mit Verpackungen pharmazeutischer Präparate gefüllt sind; im Zentrum von letzteren steht allerdings wieder ein Käfig, der diesmal Ratten und eine Fliegenfalle mit UV-Beleuchtung enthält.

For the Love of God

For the Love of God
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Am 1. Juni 2007 präsentierte Hirst in der White Cube in London den mit 8601 Diamanten besetzten Platinabguss eines Schädels. Auf der Stirn thront ein 52-Karat-Diamant. Das Werk mit dem Titel For the Love of God wurde im August 2007 für 75 Millionen Euro (50 Millionen Pfund) verkauft[5] und stellt damit britischen Medienberichten zufolge die aktuell teuerste Arbeit zeitgenössischer Kunst dar. Den Schädel, der als Vorlage für den Abguss diente, erwarb der Künstler in einem Laden im Londoner Stadtteil Islington. Er stammt angeblich von einem etwa 35-jährigen Europäer, der im 18. Jahrhundert lebte.[6] Das Kunstwerk wurde mit massivem Sicherheitsaufwand in einem abgedunkelten Raum ausgestellt. Hirst selbst bemerkte zu seiner Arbeit: „Ich hoffe, die Leute, die das Werk sehen, fühlen sich gut, es soll erbauend sein und einem den Atem nehmen.“[7] Zwei Tage nach dem Verkauf gab die Pressesprecherin der White Cube Gallery, Sara Macdonald, bekannt, dass Hirst selbst Mitglied der Käufergruppe gewesen sei.[8]

Weitere Werke

Sein Werk Lullaby Spring versteigerte das Auktionshaus Sotheby’s im Juni 2007 für etwa 14,5 Millionen Euro. Dabei handelte es sich um den höchsten Preis, der bis zu diesem Zeitpunkt für das Werk eines noch lebenden Künstlers erzielt wurde.[9] Mit einem geschätzten Vermögen von einer Milliarde Dollar gilt Hirst als reichster Künstler überhaupt. [10] Bekannt ist auch sein millionenschweres Goldenes Kalb, 2008. Nachdem es in den Vorjahren nicht viel neues von Hirst zu vermelden gab, stellt er Anfang 2011 sein neues Werk For Heaven's Sake, eine Anspielung auf sein wohl meist diskutiertes Werk For the Love of God. Es handelt sich wieder um einen in Platin gegossenen, mit Diamanten besetzten Schädel, mit dem Unterschied, dass der etwa 100 Jahre alte Schädel eines Kleinkindes als Ausgangsmaterial diente, was abermals einige Kontroversen provozierte.[11]

„Neue Vertriebskanäle“ und "neue Kundengruppen"

Unter Umgehung von Galeristen ließ Hirst 2008 in einer zweitägigen Auktion bei Sotheby’s 287 seiner Werke direkt aus dem Atelier versteigern; sie erzielten einen Erlös von 172 Mio. Dollar.[12] In Management-Kursen von Business Schools dient Hirst als ein erfolgreiches Fallbeispiel für „strategische Innovationen“, der sich, „neue Vertriebskanäle“ und neue Kundengruppen erschließt: „Hirst vertraute nicht auf traditionelle Kunstliebhaber, sondern suchte sich gezielt russische Oligarchen, arabische Ölscheichs und angelsächsische Hedge-Fonds-Manager als Abnehmer“.[13]

Ausstellungen (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. a b c Stange 1999
  2. Damien Hirst: Vitrine Works, Beschreibung der White Cube Gallery, London
  3. FAZ.net: „Unfrischer Fisch“ (29. Juni 2006)
  4. Damien Hirst: Beyond Belief, Ausstellungsbeschreibung der White Cube Gallery, London
  5. SPIEGEL Online: „Diamantenschädel erzielt Rekord-Preis“ (30. August 2007)
  6. Baz.ch: „Diamantenbesetzter Totenschädel von Damien Hirst enthüllt“ (1. Juni 2007)
  7. Focus.de: „Ein Totenschädel für 75 Millionen“
  8. sueddeutsche.de: „Der Künstler kauft sich selbst“
  9. n-tv: „Installation für 14,5 Millionen Euro – Rekordpreis für Damien Hirst“ (22. Juni 2007)
  10. Wall Street Journal: Damien Hirst Skips the Middleman
  11. Damien Hirst und der Babyschädel - Um Himmels willen
  12. Damien Hirst Skips the Middleman, in: The Wall Street Journal vom 17. Oktober 2008.
  13. Was Manager von Damien Hirst lernen können, in: Handelsblatt vom 8. Februar 2010.

Literatur

  • Damien Hirst, Gordon Burn: On the Way to Work, London 2001. ISBN 978-0-571-20257-7
  • Raimar Stange: Damien Hirst. In: Burkhard Riemschneider, Uta Grosenick: Art at the turn of the Millenium. Ausblick auf das neue Jahrtausend. Taschen Verlag, Köln 1999; S. 226–228. ISBN 978-3-8228-7195-9

Weblinks

 Commons: Damien Hirst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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