Daniel (Prophet)

Daniel (Prophet)
Daniel in der Deckenmalerei der Sixtinischen Kapelle von Michelangelo.

Daniel (Hebräischer Name:‏דָּנִיֵּאל‎; Persisch: دانيال, Dâniyal oder Danial, auch Dani, داني ; Arabisch: دانيال, Danyal) ist eine Person aus der Hebräischen Bibel und Protagonist des Buches Daniel. Das Judentum betrachtet Daniel im Gegensatz zum Christentum nicht als einen Propheten. Der Name „Daniel“ bedeutet so viel wie „Gerichtet von El (Gott)“ (Wurzelדון‎ [dun] = „richten“, „Recht schaffen“).

In jungen Jahren wurde Daniel nach Babylon gebracht, wo er als Diener am Königspalast ausgebildet wurde. Er wurde bekannt dafür Träume deuten zu können, und er wurde eine der wichtigsten Persönlichkeiten am Hof des Königs. Er lebte noch bis in die Zeit der persischen Eroberung hinein, behielt dort seine hohe Stellung und nahm Einfluss auf die Entscheidung, die Juden in ihr Heimatland zurückzuführen.


Inhaltsverzeichnis

Leben

Im dritten Jahr der Regierung des Königs Jojakim (um 605 v. Chr.), wurde Daniel zusammen mit einigen anderen wohlhabenden israelitischen jungen Männern (darunter Hananja, Mischael und Asarja, auch genannt Schadrach, Meschach und Abed-Nego) nach Babylon deportiert. Daniel und seine drei jüdischen Freunde wurden anschließend aufgrund ihrer Weisheit und Schönheit auserkoren, als Chaldäer ausgebildet zu werden, die viele ranghohe Ämter am babylonischen Königshof besetzten. (Dan 1 ELB)

Daniel wurde als Diener des Babylonischen Königs verpflichtet und bekam - gemäß damaliger Sitte - den chaldäischen Namen Beltschazar („Prinz von Bel“, oder „Bel beschütze den König“). Sehr wahrscheinlich hat er auch im Palast des Königs Nebukadnezar II. gewohnt. Trotz dessen blieben Daniel und seine drei Begleiter ihrer kulturellen und religiösen Herkunft entschlossen treu - eine Überzeugung, die früher oder später zu Problemen mit dem Paganismus am babylonischen Königshof führen musste.

Daniels Ausbildung (Dan 1,4 ELB) sollte ihn für den Dienst am babylonischen Reich qualifizieren. Daniel zeichnete sich während dieser Zeit durch seine Frömmigkeit und seine strikte Ausrichtung auf die Torah aus (Dan 1,8-16 ELB), und erlangte so das Vertrauen und die Wertschätzung derjenigen, die über ihm standen.

Am Ende der dreijährigen Ausbildung am königlichen Hof zeichnete sich Daniel durch seine Fähigkeiten und Wissen bezüglich der heidnischen Rituale seiner Tage aus, so wurde er in der Öffentlichkeit bekannt. Eine seiner Fähigkeiten war, Träume deuten zu können (Dan 1,17 ELB; 2,14ff ELB) und so stieg er auf bis zum Verwalter über die gesamte Provinz Babylon und Vorsteher aller „Weisen“ des Landes, nachdem er einen Test des Königs bestanden hatte, der Daniel leicht das Leben hätte kosten können.

Nach der persischen Eroberung Babylons wurde Daniel der erste der „drei Verwalter“ des Reiches unter der Regierung von Darius dem Meder - so wurde er gewissermaßen zum Verantwortlichen für Staatsangelegenheiten und war in der Lage das Schicksal der gefangenen Juden zu beeinflussen (Dan 9 ELB), die schließlich in ihr Heimatland zurückkehren konnten. Er selbst jedoch ging nicht zurück, sondern blieb in Babylon.

Daniels Antwort an den König von Briton Rivière, R.A. (1840-1920), 1890 (Manchester City Art Gallery).

Daniels Treue zu seinem Gott setzte ihn immer wieder der Verfolgung von neidischen Rivalen innerhalb der Regierungsapparates des Königs aus. Die Tatsache, dass er den Traum des Herrschers gedeutet hatte, sorgte für seine Beförderung, und auch für die seiner Gefährten. Er war als „Liebling“ des Königs unantastbar. Seine Freunde waren der Anklage, die sie in den Feuerofen brachte, weil sie verweigerten den babylonischen König Nebukadnezar als Gott zu verehren, schutzlos ausgeliefert. Sie wurden jedoch auf wundersame Weise gerettet, und Jahre später wird auch Daniel für die stetige Ausübung seines Glaubens verurteilt und schließlich in eine Löwengrube geworfen - doch die Raubtiere attackierten ihn nicht. Daraufhin veranlasste König Kyrus, dass der „Gott Daniels“ in seinem ganzen Reich verehrt werden sollte. (Dan 6,26 ELB)

Daniels Tätigkeit als Prophet begann erst spät in seinem Leben. Seine frühen Heldentaten waren allgemein bekannt, und mit seinem Ruf als frommer und gottesfürchtiger Mann bildeten sie die Basis für seine Prophetentätigkeit. Die Anerkennung seiner prophetischen Nachricht ist die gleiche von anderen Propheten wie Jesaja, Jeremia und Ezekiel, deren Herkunft die Grundlage für ihre Botschaft war.

Sowohl Zeit als auch Umstände des Todes Daniels sind nicht überliefert. Nach Dan 10,1 ELB hat er im dritten Regierungsjahr des Königs Kyrus noch gelebt; er müsste um diese Zeit fast 100 Jahre alt gewesen sein, da er mehr als 80 Jahre vorher als junger Mann nach Babylon deportiert wurde. Möglicherweise starb er in Susa im Iran, der Überlieferung zufolge ist sein Grab in Susa, an einem Ort namens Shush-e Daniyal. Allerdings gibt es noch andere Orte, an denen Daniel angeblich begraben sein soll, wie zum Beispiel Kirkuk im Irak, Babylon, Ägypten, Samarkand oder Tarsus.

Prophet

Im Kontext der Bücher Bibel sehen die Christen Daniel als einen der vier „großen Propheten“. Das Buch Daniel findet sich in den meisten christlichen Ausgaben des Alten Testamentes nach den anderen drei „großen Propheten“ (Jesaja, Jeremia und Ezechiel (Prophet)). Träume, Visionen und Offenbarungen werden in der Bibel manchmal mit Prophetie in Zusammenhang gebracht, wie Joel 2,28-32 ELB verdeutlicht.

Eine russische Ikone des Propheten Daniel, der eine Schriftrolle mit seiner Prophetie hält und auf den „ungebrochenen Berg“. (Dan 2,34-35 ELB). Aus dem 18ten Jahrhundert.

Im modernen Judentum wird Daniel nicht zu den Propheten gezählt, dafür gibt es zwei Gründe:

  1. Daniel hat niemals direkt mit Gott gesprochen. Der Torah zufolge sprechen Propheten (nevi'im) jedoch immer direkt mit Gott, und nicht mit Vermittlern wie z.B. Engeln. Daniel hat Engel gesehen, aber nicht direkt mit Gott gesprochen - dies ist der Hauptgrund, warum er nicht als Prophet anerkannt wird.
  2. Im Judentum spricht ein Prophet (navi) zu seiner Generation, und nicht zu nachfolgenden Generationen. Die Propheten im Tanach (z. B. Jesaja oder Hesekiel) sprachen hauptsächlich zu ihren Generationen, aber ihre Nachrichten waren auch auf die Zukunft bezogen. Daniels Visionen waren jedoch ausschließlich für die Zukunft, und nicht für seine Generation.
  • Rashi zeigt in seinem Talmudkommentar[1], dass ein Prophet, um als solcher anerkannt zu werden, die Nachrichten, die er empfängt, verbreiten muss. Daniels Prophetien sind zukunftsbezogen, da sie verborgen aussagen, was in der Zukunft geschehen wird. Seine Botschaften wurden jedoch nicht unter der Bevölkerung verbreitet, wie der Text selbst impliziert.

Hesekiel

Russisch-orthodoxe Ikone aus dem 17. Jahrhundert von Daniel in der Löwengrube. Oben ist der Logos (Christus, Emmanuel) vor seiner Inkarnation dargestellt, darunter Habakuk, der von einem Engel getragen wird.

Der Prophet Hesekiel, der ein Zeitgenosse Daniels war, beschreibt einen Daniel als Musterbeispiel an Gerechtigkeit (Hes 14,14 ELB) und Weisheit (Hes 28,3 ELB).

Einige Forscher haben diese Person mit dem Daniel aus den Buch Daniel identifiziert, während andere ihn als eine andere Person sehen, die im Laufe der Zeit in Vergessenheit geriet. Manche sehen den Daniel in Hesekiel als eine Person Daniel, die aus der ugaritischen Literatur bekannt ist.

Die hebräische Schreibweise selbst spricht für einen Anderen als den Propheten Daniel. [2] Wahrscheinlich war die ursprüngliche Lesart „Danel“, denn Vokalisierungspunkte wurden dem hebräischen Konsonantentext erst später hinzugefügt, und so entstand die Vokalisierung mit „i“. Im Buch Daniel ist der Name mit einem zusätzlichen Konsonanten in der Mitte überliefert, der das „i“ im Namen impliziert - dieser Buchstabe fehlt in der Schreibweise in Hesekiel. Es wird also möglicherweise auf eine andere Person Bezug genommen.

Habakuk

Im apokryphen Teil von Daniel, bekannt als Bel und der Drache, wird der Prophet Habakuk auf wundersame Weise von einem Engel zu Daniel in der Löwengrube gebracht, um mit ihm zu essen. Als Antwort darauf betet Daniel: „Du hast mir gedacht, Gott; du verlässt nicht, die dich suchen und lieben!“. [3]

Daniel in der Liturgie

Im liturgischen Kalender der orthodoxen Kirche fallen die Tage, an denen man sowohl Daniels als auch der drei Männer im Feuerofen gedenkt, auf den 17. Dezember und auf den Sonntag der Heiligen Vorfahren[4] (der Sonntag, der zwischen den 11 und 17 Dezember fällt.[5]. Daniels Prophetie, die das „Zerstören des Bildes“ vorhersagt (Dan 2,24-25 ELB) wird in orthodoxen Liedern oft als eine Metapher für die Inkarnation Christi verstanden: Der losgebrochene Stein als Symbol des Logos (Christus), und da er „nicht durch Hände“ losgebrochen wurde, wird dies symbolisch als die Jungfrauengeburt gedeutet. Deshalb wird die Theotokos (Jungfrau Maria) in Liedern auch als „Ungebrochener Berg“ bezeichnet.

In der römisch-katholischen Kirche wird Daniels am 21. Juli gedacht.[6]

Daniel im Islam

Obwohl Daniel nicht im Koran vorkommt, wird er doch in mehreren Ahadith von Prophet Muhammad und anderen beschrieben, wonach derjenige der den Leichnam dieses Propheten findet und beerdigt, ins Paradies eingehen wird. In der Lehre des Islam vergehen die Körper der Propheten nicht, sondern bleiben bis zum jüngsten Tag erhalten.[7]‎ Nach späteren Quellen wurde der Leichnam zu Zeiten des 2. Kalifen der Muslime in der Zeit von 634-644 von Abu Musa al-As'ari in Susa im heutigen Persien gefunden und begraben. Der Leichnam soll unversehrt gewesen sein und einen Ring mit einem Mann und zwei Löwen getragen haben. [8]

Literatur & Quellen

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Daniel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. S.C.J. FAQ: Section 12.11. Jewish Thought: Who were the prophets? How many?
  2. Hesekiel Kapitel 14 und 15 ELB
  3. Henry Lancelot Dixon: "Saying Grace“ Historically Considered and Numerous Forms of Grace:Taken from Ancient and Modern Sources; With Appendices (English), S. 11, Oxford and London: James Parker and Co. 1903 (Zugriff am 19. Dezember 2010)
  4. Sergei Bulgakow, Manual for Church Servers, 2nd ed. (Kharkov, 1900) pp. 453-5. December 11-17: Sunday of the Holy Forefathers Translation: Archpriest Eugene D. Tarris
  5. Bulgakov, op. cit., pp. 461-2 December 18-24: Sunday before the Nativity of Christ of the Holy Fathers
  6. Francis E. Gigot: Daniel. In: Catholic Encyclopedia on CD-ROM. New Advent 1889 (Zugriff am 19. Dezember 2010)
  7. Prophet Daniel [PBUH]. Abgerufen am 19. Dezember 2010.
  8. Katharina Bracht, David S. Du Toit: Hartmut Bobzin. In: Die Geschichte der Daniel-Auslegung in Judentum, Christentum und Islam. Walter de Gruyter 2007 (Zugriff am 19. Dezember 2010)

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