Darién-Projekt

Darién-Projekt
8.834018-77.631798
Karte des Isthmus von Darién und Panama. Aus „A New Voyage Round the World“. London 1697.
Darién im 17. Jahrhundert
Die schottische Besiedlung in Amerika genannt Neukaledonien. A.D. 1699. Lat. 8-30 Nord. Nach einer Originalzeichnung von H. Moll G. 1729. - Karte der Bay von Neukaledonien in Darién, Panama.

Das Darién-Projekt war der Versuch, eine schottische Kolonie in Panama zu etablieren. Das katastrophale Scheitern des Projekts brachte Schottland an den Rand des Staatsbankrotts, und beschleunigte so den Zusammenschluss mit England zum neuen Vereinigten Königreich von Großbritannien.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Im Laufe des 17. Jahrhunderts profitierte England zunehmend von seinen Kolonien in Übersee, insbesondere in Nordamerika. Seit 1603 war der König von England auch König von Schottland (bzw. die schottischen Stuarts erbten den englischen Thron), trotzdem blieb den Schotten der Zugang zu den englischen Kolonien verwehrt, was zu einem wirtschaftlichen Nachteil für Schottland wurde. Kolonien standen zu diesem Zeitpunkt unter der Verwaltung einer Handelskompanie („company“), die ein Patent des Königs für die Kolonie besaß und damit das Recht, über die Beteiligung an einer Kolonie zu entscheiden; die Schotten waren ausgeschlossen, da sie nicht englische Bürger waren.

Der schottische Finanzexperte William Paterson, der in London die Bank of England gegründet und in England ein Vermögen gemacht hatte, dachte zu diesem Zeitpunkt, er hätte eine Lösung für das Dilemma. Er gründete die Company of Scotland – eine schottische Handelsgesellschaft – und plante, eine Kolonie in Darién in der Region des heutigen Panama zu gründen.

Das Subskriptionsbuch der Company of Scotland wurde am 13. November 1695 in London eröffnet, man wollte die Stärke des englischen Geldmarktes ausnutzen. Innerhalb kurzer Zeit war das angestrebte Volumen von 300.000 Pfund gezeichnet, was die erste Krise der Company bedeutete: Im Zeitalter des Merkantilismus ging man davon aus, dass der Reichtum jeder Nation begrenzt war und somit der Reichtum Englands von den Schotten verwendet wurde, um England Konkurrenz zu machen. Englische Kaufleute, vor allem aber die Britische Ostindien-Kompanie sahen ihre Stellung gefährdet. Der Fall wurde im House of Lords diskutiert, wozu die (englischen) Vorstände der Company unter Strafandrohung geladen wurden. Eine Abordnung aus Vertretern beider Parlamentshäuser reiste zu König William in die Niederlande, um offiziellen Protest einzulegen. Der König unterschrieb ein Dokument, in dem er erklärte, von den Schotten schlecht behandelt worden zu sein („ill-served in Scotland“[1]).

Nach einer Neuauflage der Subskription in Schottland wurde die Hälfte des gesamten Kapitals Schottlands in Patersons Gesellschaft gesteckt, aber das Abenteuer endete als Desaster: Das ausgewählte Gebiet war malariaverseucht, und die schottischen Siedler wurden von spanischen Kolonisten angegriffen.

Gründung und Untergang

Mit der Gründung der Company of Scotland am 26. Februar 1696 entwickelte sich in Schottland der Wunsch, wie auch England, Frankreich und Spanien eigene Kolonien zu gründen. Zur Finanzierung wurden Anleihen zur Zeichnung ausgegeben, bei denen alle Schotten, die es sich leisten konnten, soviel investierten, wie sie konnten. Das Kolonisierungsprojekt sollte 400.000 schottische Pfund kosten. Am 3. August wurden die Listen wieder geschlossen, wobei die Zahlungen noch nicht eingegangen waren. Zwar musste der König, Wilhelm, eigentlich die schottische Siedlung New Edinburgh (und die Schiffe) genauso beschützen wie seine englischen Untertanen, stellte aber seine anderen Interessen (kein Konflikt mit Spanien, dessen Kolonien in der Karibik dadurch beengt wurden) darüber und ordnete an, dass die englischen Stützpunkte in Amerika den Schotten nicht helfen sollten. Krankheiten und Hunger führten dazu, dass alle 2000 Siedler starben, außer einem knappen Dutzend, das zu schwach für die Rückreise war und sich den Spaniern ergab.

Im Laufe des Jahres 1700 wurde klar, dass das Projekt gescheitert war, und das Geld für die Schotten verloren. Die Informationen hatten wegen des fehlenden Kontaktes zu der Region Jahre gebraucht, auf Gerüchte aus Spanien war nicht gehört worden.

Folgen

Von dem geplanten Gesamtkapital von 400.000 Pfund waren ₤153.448 Scots (etwa ein Zwölftel des Stirling) tatsächlich gezahlt worden, und einige Herzöge und Grafen waren durch die Hungersnot in der gleichen Zeit wirtschaftlich so geschwächt, dass ihnen und ihren Untertanen der Hungertod drohte. Die Staatsfinanzen waren zerrüttet, auch der sonst erfolgreiche John Law konnte sie nicht reformieren. Königin Anne von England sah nun die Möglichkeit, die Unabhängigkeit Schottlands vollends abzuschaffen. In den Jahren 1706/07 wurde der Act of Union ausgehandelt, und England übernahm die schottischen Staatsschulden. Schottland erhielt eine Zollunion mit England und seinen Kolonien, das schottische Parlament ging aber in sehr reduzierter Form in Westminster auf.

Insgesamt hatten die Schotten (und die meisten hatten soviel investiert wie sie konnten) 153.448 Schottische Pfund verloren, über 12.000 Pfund Sterling, die nun in den englischen Staatsschulden aufgehen würden. Diese Katastrophe war der ausschlaggebende Grund für die Gründung Großbritanniens, ohne die eine Hungersnot ausgebrochen wäre. Kritiker wie die Räte von Perth und Glasgow, die dadurch ihren Abgeordneten verloren, meinten deswegen schon damals, Schottland sei eingekauft worden.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Norman Davies: The Isles. A History. Macmillan, London [u.a.] 1999, ISBN 0-333-76370-X. S. 670.

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