Geschichte Schottlands

Geschichte Schottlands

Die Geschichte Schottlands beginnt mit der Besiedelung Schottlands durch steinzeitliche Jäger und Sammler und ist seit dem Mittelalter stark von der Geschichte und Entwicklung Englands beeinflusst. Insbesondere seit der Union mit England im Vereinigten Königreich ist die schottische Geschichte nur gemeinsam mit der englischen zu verstehen.

Das Andreaskreuz, die Nationalflagge Schottlands

Inhaltsverzeichnis

Prähistorisches Schottland

Nach dem Ende der letzten Eiszeit erfolgte zügig eine Wiederbesiedelung Schottlands. Es wird vermutet, dass die Menschen auf der Suche nach jagdbarem Wild den zurückgehenden Gletschern folgten. Die zahlreichen archäologischen Funde beweisen, dass jedoch schon vorher Menschen in Schottland gelebt haben – über sie lässt sich allerdings viel weniger aussagen, als darüber, was nach der großen Eisschmelze vor rund 12.000 Jahren begann.

Steinzeit

Ausgrabung Skara Brae

Im Mesolithikum (Mittelsteinzeit) siedelten zwischen dem sechsten und vierten Jahrtausend v. Chr. wieder Fischer, Jäger und Sammler in Schottland. Sie lebten vor allem auf Inseln wie zum Beispiel Rùm (Rhum), Oronsay oder in den Küstenregionen, an Flussläufen oder am Fuß schützender Berghänge.

Das Neolithikum (Jungsteinzeit) brachte ab etwa 4500 v. Chr. entscheidende kulturelle Neuerungen: Ackerbau und Viehzucht. In Balbridie (Fife) und Claish Farm wurden die Überreste von hölzernen Langhäusern des Frühneolithikums gefunden, die mit den typischen Knickwandschalen (carinated bowls, früher auch „Western Neolithic“) vergesellschaftet sind. Auf den äußeren Hebriden und auf Orkney ist das früheste Neolithikum mit der Unstan-Keramik verbunden. Hier wurden auch Gebäude aus Stein (Barnhouse) erbaut, wie auch in der Zeit des Mittelneolitkums, die mit der so genannten Grooved Ware verbunden ist (Skara Brae und Rinyo auf Orkney).

Rätsel geben nach wie vor die Steinkreise oder Henges aus Megalithen, wie der Ring of Brodgar oder die Stones of Stenness (beide auf Orkney) oder die Steinformationen von Callanish auf der Isle of Lewis auf. Diese Stätten, zwischen 3000 bis etwa 2500 v. Chr. errichtet, werden unter anderem als frühzeitliche Kalender interpretiert. So ergibt zum Beispiel am Ring von Callanish die Mondumlaufphase alle 18,6 Jahre eine eindeutige astronomische Konstellation. Von der dortigen Prozessionsstraße aus gesehen erweckt der Mond über den umliegenden Hügeln den Eindruck, als wenn er in dem Steinkreis unterginge.

Ab etwa 3000 v. Chr. entstanden die Großsteingräber, Cairns genannt, vermutlich Kollektivbestattungen für die Führungsschicht einer ganze Siedlung oder Siedlungskammer. Die befindlichen Grabkammern wurden mit Hügeln aus Erde (Barrow) oder Steinen (cairns) bedeckt. Beispiele dieser Gräber sind Maes Howe Cairn auf Orkney, die „Gray Cairns of Camster“ südwestlich von Wick in der Region Caithness und die Clava Cairns bei Culloden in der Nähe von Inverness.

Steinkreis von Callanish

Bronzezeit

Prähistorische Stätten Jarlshof auf den Shetlandinseln

Verbunden mit der in ganz Westeuropa verbreiteten Glockenbecherkeramik kamen ab 2500 v. Chr. neuartige Techniken, insbesondere die Kupfer- und Bronzebearbeitung, landwirtschaftliche Methoden und soziale Strukturen nach Schottland. In der Bronzezeit entstehen in der Border- und Grampianregion, die sich von den Highlands etwas unterscheidet, die liegenden Steinkreise (Recumbent Stone Circles, z. B. Loanhead of Daviot, in Aberdeenshire) und gegen Ende der Bronzezeit die Hillforts.

In der Bronzezeit und in der darauf folgenden Eisenzeit (etwa 400 v. Chr. – 200 n. Chr.) spielten unter anderem die Fertigkeiten in der Metallverarbeitung eine wichtige Rolle für die Herstellung von Schmuck, Hausrat und Waffen. Letztere wurden nicht mehr nur für die Jagd benutzt, sondern auch im Kampf. Zahlreiche Überreste der ersten Turmbauten in Form von Brochs, die ihren Beginn in der Bronzezeit hatten, belegen einen starken irischen Einfluss im Nordwestlichen Schottland. Um die Zeitenwende wurden die erst später Broch genannten Türme weiter gebaut. Anlagen in exponierter Höhenlage, so genannte Hillforts, demonstrierten in der Borderregion (Dunnideer) durch ihre gewaltigen Ausmaße die Bereitschaft der Bevölkerung auch nach der oft nur regionalen Christianisierung ihre alten Kultplätze zu behalten. Es entstehen Piktensteine aber zunehmend auch Cross-Slabs genannte Kreuzsteine, die etwas anders als Keltenkreuze aussehen und neben dem Kreuz vorchristliche Motive im Tier- und Knotenstil zeigen.

In Ortsnamen sind diese Brochs, die die alte gälische Bezeichnung Dun oder Carn im Namen führen, heute noch neben den Überresten präsent. Bestes Beispiel ist der Name Edinburgh, der sich aus der alten keltischen Bezeichnung 'Dun Eidyn' entwickelt haben soll.

Geschichtliche Zeit

Die Römer in Britannien

Der 120 km lange Hadrianswall war die Grenze zwischen Schottland und dem Römischen Reich

Die Römer gewannen nach der Eroberung Galliens durch Julius Caesar einen ersten Blick auf die Britischen Inseln. Im Jahre 43 n. Chr. eroberte Kaiser Claudius den südlichen Teil Britanniens; die römische Provinz Britannia bestand dann für 400 Jahre. Die Geschichte Britanniens zu dieser Zeit ist geprägt von einer kontinuierlichen Expansion römischen Einflusses, ausgehend vom Süden nicht nur nach Wales, sondern auch nach Schottland, von den Römern Caledonia genannt.

Die Römer betrachteten England und Schottland fast als zwei Inseln, die durch eine Landbrücke verbunden waren.[1] Auch auf der Hereford-Karte aus dem 13. Jahrhundert sind England und Schottland noch als getrennte Inseln dargestellt.

Etwa 80 n. Chr. gelang dem römischen Statthalter Britannias, Gnaeus Iulius Agricola, der Vorstoß bis ins heutige südöstliche Schottland hinein. Entlang seiner Eroberungsroute baute Agricola eine Reihe von Lagern und Forts, von denen zahlreiche Spuren als Grundrisse auch heute noch in Schottland zu finden sind. Die erste Schlacht, die in die Geschichte dieses Landes einging, wurde aus dieser Zeit und von den Römern überliefert.

Im Jahre 84 n. Chr. schlug Agricola am Mons Graupius die damals erstmalig vereinten Stämme der Kaledonier vernichtend. Nach den Beschreibungen des griechischen Historikers Ptolemäus liegt das Schlachtfeld an der Nordostküste Schottlands. Der Ort der Schlacht konnte allerdings bis heute nicht identifiziert werden.

Kaiser Hadrian wollte nach seinem Besuch auf der Insel ein Bollwerk gegen die zahlreichen Überfälle der Kaledonier und gleichzeitig eine Kontrolle haben, wer seine Grenze überquert. So ließ er 123 n. Chr. den mit Wachtürmen, Kastellen und Forts verstärkten Hadrianswall auf der Tyne-Solway-Linie (dicht an der heutigen englisch-schottischen Grenze) errichten.

138 n. Chr., nur wenige Monate nach Hadrians Tod, entschied sich sein Adoptivsohn und Nachfolger Antoninus Pius für eine Vorwärtspolitik in Britannien. Er sandte seinen neuen Gouverneur Quintus Lollius Urbicus mit dem Befehl, das südliche Schottland wieder zu besetzen und 160 km weiter nördlich einen neuen Wall an der engsten Stelle der Provinz, dem Isthmus zwischen Firth of Forth und Firth of Clyde, zu bauen. Es wurde ein Erdwall mit Wachtürmen und Forts und die nördlichste Verteidigungsanlage des gesamten Imperiums. Von diesem Antoninuswall sind auch heute noch zahlreiche Spuren zum Beispiel in Falkirk zu sehen.

Viele der von den Römern vormals gebauten und bei ihrem Abzug demolierten Forts und Straßen wurden damals wieder hergestellt. Um 142 n. Chr. war der Süden des heutigen Schottlands wieder erobert. Der neue Befestigungswall, Antoninuswall benannt nach dem Kaiser, wurde zunächst aber nur bis 183 n. Chr. gehalten.

Schon seit 142 n. Chr. kam es trotz der römischen Schutzwälle immer wieder zu Übergriffen auf römisches Territorium. Die Angreifer waren keinesfalls Angehörige eines einzelnen Stammes, wurden von den Römern aber mit dem Sammelbegriff Pikten belegt.

Obwohl die Römer sich danach generell hinter den Hadrianswall zurückzogen, kamen sie aber 208 n. Chr. zu einem dritten Vorstoß mit Kaiser Septimius Severus für eine allerdings nur kurze Zeit ins Land. 367 n. Chr. erfolgten größere und erstmals formierte Angriffe der piktischen Stämme über den Hadrianswall auf die römischen Garnisonen (siehe dazu auch den Abschnitt Piktische Kriege im Artikel über die Pikten).

Gleichzeitig mit dem Niedergang des Römischen Reichs auf dem europäischen Festland begann sich 383 n. Chr. die Provinz Britannia aufzulösen. Die Truppenstärke in Britannia wurde danach sehr bald drastisch reduziert, was von den Pikten aus Schottland, den Skoten aus Irland und keltischen Stämmen aus dem westlichen Britannien zu Raubzügen ausgenutzt wurde. Nach Abzug der letzten römischen Legionen im Jahre 410 lebte die römische Kultur nur noch kurzzeitig weiter, bis sie von den eindringenden Sachsen und Angeln abgelöst wurde. Die so genannten Dark Ages („dunkle Zeit“) brachen an.

Germanische Stämme

Nur wenige Angehörige der Inselvölker konnten lesen oder schreiben, so dass die Jahre zwischen 400 n. Chr und 800 n. Chr oft als dunkles Zeitalter bezeichnet werden. Es gibt so gut wie keine schriftlichen Aufzeichnungen aus jener Zeit. Legenden und Sagen wie etwa König Arthurs Tafelrunde haben ihren Ursprung in dieser Zeit. Anfang des 7. Jahrhunderts war die schottische Oberklasse zum größten Teil vom Süden und vom Westen her christianisiert worden. Im frühen Mittelalter stritten vier große Reiche um die Vorherrschaft in Schottland: das piktische Reich im Norden und Osten, das gälische Reich Dál Riata im Westen, die anglischen Northumbrier im Südosten und das britonische Strathclyde im Südwesten. Die Eliten dieser Reiche waren durch dynastische und politische Verbindungen vielfach verwoben. Im 8. Jahrhundert war für kurze Zeit fast ganz Schottland unter piktischer Kontrolle. Doch dann trafen skandinavische Überfälle alle Parteien Schottlands fast gleichzeitig, von Lindisfarne bis Iona. Das führte zu einer Vereinigung Dál Riatas mit dem Piktenreich zum neuen Königreich Alba, das als erstes gesamtschottisches Königreich betrachtet wird.[2]

Christianisierung

Fast gleichzeitig mit dem Wechsel der Macht kam es auch zur verbreiteten Christianisierung Englands und Schottlands. Der Glaube war schon durch christliche Römer in die Provinz gebracht worden und sickerte von daher in das tägliche Leben der Briten, Gaelen und Pikten ein. An den südlichen Küsten des heutigen Schottlands bekehrten irische Mönche zunächst die Kelten.

Whithorn, am Solway Firth, wurde 397 n. Chr., schon zu Zeiten der Römer, unter St. Ninian zum Zentrum der Missionsarbeit in Schottland. Der zu Beginn des 5. Jahrhunderts aus der Region des heutigen Glasgow nach Irland entführte Patrick konnte fliehen. Er kam in Frankreich mit dem christlichen Glauben in Berührung, wurde zum Bischof erhoben und im Jahre 432 n. Chr. von Papst Coelestin I. auf Grund seiner Sprachkenntnisse nach Irland gesandt. Dort missionierte er und legte die Basis für eine christlich geprägte Kultur, die vielfach als keltische Kirche bezeichnet wird. Denn die frühen Gläubigen hatten ihre eigenen Wege zur Glaubensauslegung und -ausübung. Aus dieser Glaubensbasis kamen einzelne, unabhängige Kirchenmänner, die entweder die frühen christlichen Zellen betreuten oder heidnische Stämme missionierten wie St. Ninian in Whithorn und St. Columba auf Iona. 563 n. Chr. landete der aus einem irischen Königshaus stammende Mönch mit einer kleinen Schar Mönche auf der Hebriden-Insel Iona. Er kam zu seinen gaelischen, christlichen Landsleuten in Dalriada, und wahrscheinlich christianisierte er von dort aus auch Teile von Westschottland. Das heutige Schottland war so schon zu Beginn des 8. Jahrhunderts immer noch nicht bekehrt. Der Einfluss Ionas weitete sich allerdings auch nach Süden und über die Grenzen aus.

Lindisfarne Castle auf Holy Island
Lindisfarne Castle auf Holy Island

St. Aidan, einer der Zeitgenossen St. Columbas, wurde einer seiner Nachfolger. Von Iona kommend, gründete er mit Hilfe des northumbrischen Königs Oswald das Kloster Lindisfarne auf einer vor der Ostküste Englands gelegenen Insel (Holy Island bei Newcastle). Lindisfarne wurde die Urzelle mehrerer anderer späterer Klöster wie Hartlepool und Whitby im Nordosten Englands. Lindisfarne und Hartlepool beeinflussten auch den in Deutschland bekannten Mönch Bonifatius; mit ihm und anderen wie Gallus setzte die Christianisierung Mitteleuropas und der „deutschen Lande” ein.

Die Pikten

Jahrhundertelang wurde allgemein angenommen, die Pikten, die den größten Anspruch darauf haben, als Vorfahren der Schotten angesehen zu werden, seien von den eindringenden Skoten, Britonen und Wikinger vernichtet worden. Inzwischen sprechen viele Anzeichen gegen diese Annahme.

Zu der Zeit, als sie 297 n. Chr. zum ersten Mal in den römischen Schriften auftauchten, bewohnten die Pikten das Land nördlich vom heutigen Stirling und Aberfoyle. Archäologen haben noch frühere Spuren von piktischen Ansiedlungen gefunden. Die Pikten waren wahrscheinlich im Gefolge der abschmelzenden Gletscher auf die Britischen Inseln gekommen. Das würde sie zu den Ureinwohnern Schottlands machen. Sie waren es dann wahrscheinlich, die um das erste Jahrtausend v. Chr. frühe Stämme (Clans) bildeten.

Den Römern waren die Stämme im nördlichen Britannien bekannt. Einige der Stammesnamen sind von Ptolemäus, dem alexandrinischen Geographen und Schwiegersohn Agricolas, überliefert worden. Für die Nachwelt nicht sehr aufschlussreich belegten aber die römischen Legionen der Einfachheit halber alle ihre nördlichen Feinde mit dem gleichen Namen, nämlich dem des mächtigsten keltischen Stamms im ersten Jahrhundert n. Chr. – den Kaledoniern. Deren Gebiet lag um den Berg Schiehallion im Zentrum des heutigen Schottland und um ihren Stützpunkt Dunkeld herum.

Allmählich scheinen die Pikten sich in größeren Gruppierungen unter der Oberherrschaft eines Monarchen zusammengefunden zu haben. In dieser Zeit kämpften sie sowohl gegen die Römer, gegen die Kelten – aber auch gegeneinander. Von dem Silber, das sie von den Römern erbeuteten oder mit dem sie bestochen wurden, wurde vor einigen Jahren ein großer Schatz in East Lothian gefunden, der heute im neuen schottischen Nationalmuseum ausgestellt ist.

Alle alten Königreiche wurden durch neue Invasoren, die in das nördliche Britannien eindrangen, verändert. Um 300 n. Chr. kamen Invasoren aus Irland. Die gälischsprachigen Iren siedelten sich schließlich im heutigen Argyll im Westen an und gründeten dort im 6. Jahrhundert das Königreich Dalriada (Dal Riata). Im 7. Jahrhundert widersetzten sich die Pikten aber mehr und mehr dem Vordringen der Dalriadianer.

Kenneth MacAlpin, der skotische König von Dalriada, ließ sich um 843 schließlich auch zum König der Pikten ernennen. Erstmals wurden damit die Völker vereint, und über den größten Teil des festländischen Schottlands regierte ein König. Diese Region wurde zunächst Alba genannt, und Kenneth wie auch die nachfolgenden Könige wurden in den folgenden 60 Jahren immer noch als 'Könige der Pikten' bezeichnet. In den darauf folgenden knapp 200 Jahren wurde Alba von einer ganzen Reihe von Königen regiert. Die Nachfolge wurde durch die Tradition der Tanistry entschieden, das heißt, ein Mitglied der königlichen Familie wurde vorab zu diesem Amt des neuen Königs bestimmt.

Unter den Nachfolgern Kenneth MacAlpins schmolzen die Pikten und die Skoten zu einem Volk zusammen.

Dunkles Zeitalter

Ab dem 7. Jahrhundert gab es in Schottland vier Reiche, die in ständigen Streitigkeiten miteinander lagen: Das Reich der Pikten lag im östlichen Hochland. Die aus Nordirland eingewanderten Skoten oder Gaelen („Scoti” nach einem Ausdruck von Beda Venerabilis aus dem 8. Jahrhundert) lebten in Dalriada, im westlichen Hochland und auf den Hebriden.

Zwei der Reiche wurden von aus England heraufgezogenen Stämmen gegründet. Die Britannier, die aus Wales kamen, hatten sich im Königreich Strathclyde – in der Gegend des heutigen Glasgow – niedergelassen. Die Angeln beherrschten von York in England bis hoch hinauf zum Firth of Forth alles Land nördlich des Flusses Humber. Es war das größte Reich im Gebiet des heutigen England und setzte sich aus den Königreichen Deira und Bernicia zusammen und schloss mit Lothian den Südosten des heutigen Schottland ein. Der Legende nach ist der Angelnkönig Edwin (7. Jahrhundert) möglicherweise auch der Namensgeber von Edinburgh.

Im späten 8. Jahrhundert bekamen die Völker im heutigen Schottland und Nordengland Probleme von außen: Aus Skandinavien drangen die Wikinger (Nordmänner) ins Land ein. Sie errichteten Stützpunkte an den Küsten des Festlands und auf den Shetlandinseln, auf Orkney und den Hebriden bis hinunter zur Isle of Man. Von dort aus plünderten sie Klöster und das umliegende Land in Irland, England und im nordwestlichen und nordöstlichen Hochland. Mit der Zeit wurden die Normannen, quasi als fünfter Volksstamm, zu einem enormen kulturellen und politischen Faktor im Norden und Nordwesten von Schottland.

Der erste König, der einige Autorität in Gebieten südlich des Flusses Forth hatte, war Konstantin II. Er wurde allerdings 937 in einer Schlacht gegen die Angeln geschlagen und sein Nachfolger wurde Malcolm I. 937 schlug Malcolm den König Athelstan von Wessex.

Unter Malcolm II. wurde dem Königreich Alba 1018 nach der Schlacht bei Carham am Tweed ein Teil des angelsächsischen Northumbria, südlich vom heutigen Edinburgh bis an den Tweed, angegliedert. Das ist praktisch das Gebiet der heutigen Borders. Gleiches geschah nach dem Tod Malcolms 1034 auch im Westen. Sein Enkelsohn Duncan I. war schon König des ursprünglich britonischen Strathclyde, und er war es dann, der beide Königreiche in seiner Person einte. 1034 befand sich zum ersten Mal das gesamte Land, mit Ausnahme der Inseln, aber einschließlich des Hochlands nördlich von Edinburgh und Glasgow, unter einer Krone. Bis auf die von den Wikingern besetzten Gebiete deckte sich dieses Kingdom of Scotia fast mit den heutigen Landesgrenzen.

Schottische Einheit und Unabhängigkeit

Königreich Schottland

Zeit- und Abstammungstafel der schottischen Könige von Kenneth I. bis zum Act of Union

Das neue Königreich war alles andere als eine gefestigte Einheit. Regiert werden konnte im Prinzip nur der Südosten – die Lowlands -, da dieser Landesteil schon früh nach dem anglo-normannischen Lehnswesen organisiert war. In den Highlands hingegen hielten sich die patriarchalen Clanstrukturen keltischen Ursprungs. Wegen der fortdauernden blutigen Überfälle der Wikinger und der Auseinandersetzungen mit den Hochlandclans konnten die schottischen Herrscher nur mit Mühe ihre Unabhängigkeit gegenüber den englischen Nachbarn aufrechterhalten.

Duncan I., Enkel und Nachfolger des Reichsgründers Malcolm II., unterlag 1040 in einer Schlacht seinem Cousin Macbeth. Macbeth (geb. etwa 1005) hatte auf Grund seiner Herkunft seinerzeit einen ebenso berechtigten Thronanspruch wie Duncan. Macbeth regierte Schottland über 17 Jahre (1040–57) sehr erfolgreich und verstärkte seine Position noch durch seine Ehe mit Gruoch, der Enkelin Kenneth III.

Ihr Sohn Lulach aus erster Ehe übernahm 1057, wenn auch nur für ein Jahr, den schottischen Thron. 1054 wurde Macbeth dann nicht weit von Scone durch Duncans Sohn Malcolm geschlagen. In einer anderen Schlacht wurde er 1057 bei Lumphanan (in der Nähe von Aberdeen) getötet. Nach seinem Tod bestieg sein Gegner Malcolm III. Canmore (1058–93) den schottischen Thron. Er gründete zwölf Jahre später mit seiner Frau Margareta eine der wichtigsten Dynastien in der mittelalterlichen Geschichte des Landes.

Margaret war eine Schwester des legitimen sächsischen Thronfolgers von England, Edgar Etheling, eines Enkels von Edmund Ironside. Auf der Flucht vor dem normannischen Eroberer Wilhelm war sie 1066 zusammen mit ihrem Bruder in Schottland gelandet. Mit ihren acht Kindern leitete diese Familie eine grundlegende Wende in der schottischen Geschichte ein. Margarets Einfluss führte zu einer starken Normannisierung Schottlands. Handel, Handwerk und die Künste erhielten bedeutende Impulse, und im kulturellen und vor allem religiösen Bereich änderte sich viel. Nicht länger war die keltische Kirche des Heiligen Columba (Culdees) tonangebend – ihren Platz nahm fortan die römische Kirche ein.

Malcolm und sein ältester Sohn wurden 1093 in einer Schlacht gegen die Engländer bei Alnwick getötet. Auf Schottlands Thron folgten nach einigen Wirren und der Intervention des englischen Königs in den darauf folgenden 30 Jahren die Söhne Edmund, Edgar, Alexander I. und David I.

Das aufblühende England, zusammengeschweißt aus keltischem Urvolk, Angeln-Sachsen und Normannen, betrachtete sich zunehmend als überlegen und den Völkern jenseits seiner Grenzen übergeordnet. So gewann England durch geschickt arrangierte Ehen mit dem schottischen Königshaus immer mehr Einfluss auf das Land im Norden der Insel. Alexander I. heiratete beispielsweise eine illegitime Tochter von Heinrich I. von England, und David heiratete Mathilda, die Tochter des Grafen von Northumbria.

Schottland erlebte unter David I. (1124–53), dem jüngsten Sohn Malcolms III., eine relativ friedliche Periode. Vielen Städten, die damals entstanden, wurde eine Königliche Charta verliehen oder sie wurden sogar zu Freien Städten erhoben. David setzte das Reformwerk seiner frommen Mutter Margaret, die später hauptsächlich für die Einführung der römischen Kirche in Schottland heilig gesprochen wurde, konsequent und erfolgreich fort. Er gliederte das Land neu in Diözesen und Pfarreien (weltliche und geistliche Aufteilung waren identisch). David war einer der eifrigsten Klostergründer in der Geschichte Schottlands. Das hatte vor allem einen praktischen Hintergrund: Klöster waren damals die einzigen Bildungseinrichtungen. Sie beschäftigten Klerus und Verwaltungsfachleute und waren Keimzellen landwirtschaftlicher Neuerungen.

Durch seine Verwandtschaft mit dem englischen Königshaus war David I. einer der größten Landbesitzer im damaligen England, so dass er kräftig in der englischen Politik mitmischen konnte. Im englischen Thronfolgestreit nahm er beispielsweise 1138 Partei für seine Schwester, indem er in England einfach einmarschierte – die Entscheidungsschlacht in der Nähe von York verlor er allerdings. Sie ging in die britische Geschichte als die Standartenschlacht (1138) ein.

1157 musste Davids Enkel, Malcolm IV. „der Jungfräuliche” (1153–1165), Northumbria an Henry II. abtreten. Malcolm war politisch schwach und ineffizient, und so war es kein Wunder, dass sich die schottischen Fürsten und Chiefs im Hochland gegen den König auflehnten. Im Tiefland bevorzugten die normannischen Adligen einen schwachen Herrscher und gaben somit Malcolm Rückendeckung.

Malcolms Bruder Wilhelm I., genannt 'der Löwe' (1165–1214), begann 1174 in England einzufallen, um die verlorenen Gebiete zurückzuerobern. Das Unternehmen missglückte, William wurde gefangen genommen und in die Normandie gebracht. Dort wurde er gezwungen, den Vertrag von Falaise zu unterzeichnen, der Schottland der englischen Lehnsherrschaft unterstellte und Northumbria noch einmal als englischen Besitz bestätigte.

Erst seinem Sohn Alexander II. (1214–1249) gelang es dann Anfang des 13. Jahrhunderts, die königliche Autorität innen- und außenpolitisch wieder herzustellen. 1217 erkannte er seinem Schwager, dem englischen König Heinrich III. gegenüber die Linie zwischen Tweed und Solway als schottische Südgrenze an – damit verlor er die reichen schottischen Besitztümer auf englischem Boden. Alexander II. war es aber auch, der erstmals gegen die seit mehreren Jahrhunderten auf den westlichen Inseln lebenden Wikinger vorging. Er starb während dieses Feldzugs auf der Insel Kerrera vor Oban.

Sein Sohn Alexander III. schlug dann die Wikinger in der Schlacht bei Largs im Jahr 1263 endgültig. Während seiner verhältnismäßig langen Regierungszeit begannen die Menschen sich als ein Volk der Schotten zu sehen. Der Frieden ließ die Wirtschaft aufblühen, der Geldwert stieg, und mit dem Wohlstand entwickelte sich in Schottland eine Art 'Goldenes Zeitalter'. Aus seiner ersten Ehe hatte Alexander zwei Söhne und eine Tochter. Als aber alle drei innerhalb weniger Jahre starben, heiratete er ein zweites Mal.

Doch bald schon erfüllte sich die Prophezeiung des Wahrsagers Thomas the Rhymer: Alexander stürzte 1286 bei Kinghorn in Fife von den Klippen und hinterließ außer seiner Enkelin Margarete, der Tochter des norwegischen Königs Eric, keine Erben.

Margarete von Schottland, später bekannt als The Maid of Norway, wurde nach dem Tod ihres Großvaters als kleines Mädchen und letzte Überlebende aus der direkten Linie von Malcolm III. Canmore als erste schottische Königin anerkannt. Auf dem Weg zu ihrer Krönung vier Jahre später starb sie jedoch 1290 auf der stürmischen Überfahrt von Norwegen nach Schottland. Schottland hatte nun keinen Monarchen mehr, und so begann die Zeit des Ersten Interregnums, ein Ränkespiel um Thronfolge und Macht.

Es gab mehrere Bewerber um den schottischen Thron, weltliche und kirchliche Fürsten konnten jedoch keine Einigung finden. So wurde der Schwager Alexanders III., der englische König Edward I., in dem Thronfolgestreit zum Schiedsrichter gerufen. Die beiden relevanten Thronbewerber waren Robert Bruce, Großvater des späteren Robert I., und John Balliol. Edward votierte für John Balliol, der 1292 zum schottischen König gekrönt wurde. Mit ihm vermutete Edward über eine willfährige Marionette englischer Interessen zu verfügen.

Als England vier Jahre später Krieg gegen Frankreich führte und Edward I. von den Schotten militärische Hilfe verlangte, verweigerte Balliol ihm die Unterstützung. Edward machte kurzen Prozess, marschierte 1296 mit Truppen in Schottland ein, ließ den Großteil der Bevölkerung von Berwick-upon-Tweed massakrieren und blieb in der darauffolgenden Schlacht bei Dunbar Sieger. Er zwang König John Balliol im Juli zur Kapitulation. Adel und hoher Klerus mussten Edward als Oberherrscher (overlord) von Schottland anerkennen. Schottland kam unter englisches Recht und englische Verwaltung. Balliol wurde im Tower zu London eingekerkert und später nach Frankreich verbannt. Das war der Beginn des Zweiten Interregnums.

Dieser Tiefpunkt in der schottischen Geschichte rief zum ersten Mal massiven Widerstand in Schottland hervor und provozierte die Bildung einer eigenen schottischen nationalen Identität. Schottland schloss mit Frankreich einen Vertrag zur gegenseitigen Unterstützung gegen den gemeinsamen Feind England: Die Auld Alliance, die für Schottland später noch mehrfach von großer und oft auch schicksalhafter Bedeutung sein sollte.

Die Unabhängigkeitskriege

William „Braveheart“ Wallace, Kupferstich aus dem 17. oder 18. Jahrhundert

Die erste heroische Figur auf dem Weg zur schottischen Unabhängigkeit von England war William Wallace, dritter Sohn des verarmten Ritters Malcolm Wallace und Margarete de Crauford, der Tochter des Sheriffs von Ayr. Wallace begann in den neunziger Jahren des 13. Jahrhunderts mit anderen, wie zum Beispiel dem Fürsten Andrew Moray, englische Einheiten zu überfallen. Hinzu kam, dass ein englischer Statthalter, so wird angenommen, Wallaces Frau umgebracht hatte, weil diese ihm zur Flucht vor englischen Soldaten verholfen hatte. Damit trat zu seinem Patriotismus noch ein starkes persönliches Motiv. Es war der Anfang einer offenen Rebellion gegen die fremden Machthaber.

Nach mehreren Überfällen und Scharmützeln gelang Wallace 1297 zusammen mit Moray in der Schlacht von Stirling Bridge sogar ein spektakulärer militärischer Erfolg. Dort an der Brücke über den Forth vernichtete er die mit etwa 10.000 Rittern doppelt überlegene und gefürchtete Streitmacht Edwards I..

Der nichtadlige Wallace wurde von den Schotten geehrt und zum „Guardian of Scotland” ernannt. Später jedoch fehlte es ihm an weiterer Unterstützung durch den meist normannischen Adel. Zu oft hatten diese Adligen auch in England Besitztümer und wollten diese nicht durch Parteinahme für Wallace gefährden. So wurden die aufständischen Schotten 1298 – nur ein Jahr nach Stirling Bridge – in der Schlacht von Falkirk von Edward geschlagen.

Wegen dieser und anderer schwerer Niederlagen, die dieser König den Schotten beibrachte, ist Edward I. unter dem Beinamen „Der Hammer der Schotten” in die Landesgeschichte eingegangen. Nach der Niederlage bei Falkirk konnte William Wallace zwar fliehen, doch sieben Jahre später wurde er von einem Landsmann verraten, gefangen genommen und nach einem öffentlichen Verfahren am 23. August 1305 in London auf grausamste Weise hingerichtet. William Wallace wurde im Bewusstsein der Schotten zum Märtyrer und unter seinem Ehrennamen Braveheart zum ersten schottischen Nationalhelden.

Erst Robert I., später bekannt als Robert the Bruce und ein Zeitgenosse Wallaces, konnte das schottische Machtvakuum füllen. Er wurde dessen Nachfolger in der Führung und im Kampf um die schottische Unabhängigkeit. Robert ließ sich am 25. März 1306 in Scone zum König der Schotten krönen. Das Parlament war zusammengetreten, und hatte dafür Macht gefordert: Das wurde in der Declaration of Arbroath ganz klar festgelegt – nur schienen sich die nachfolgenden Monarchen daran nicht mehr erinnern zu wollen. Diese Willenskundgebung wurde 1320 nach den fürchterlichen Jahren des Zweiten Interregnums und der Unabhängigkeitskriege aufgesetzt.

Damals hatten die Menschen noch immer deutlich unter dem Eindruck der englischen Besetzung und des Banns, den die Kirche über den König und größten Helden Schottlands – Robert the Bruce – verhängt hatte, gestanden. So waren die meisten führenden schottischen Persönlichkeiten in der Abtei von Arbroath zusammengetroffen, hatten eine Sinneserklärung im besten und geschliffensten Latein verfasst und sie an Papst Johannes XXII. geschickt. In diesem Manifest hatte die Führungsschicht des Landes – Landherren und Fürsten, hohe Bürger und die gesamte kirchliche Obrigkeit – ihre Entschlossenheit, die Unabhängigkeit Schottlands zu verteidigen, betont.

Gleichzeitig hatten sie Robert auch weiterhin unterstützen wollen – es sei denn, er würde sich den Feinden des Landes (also an erster Stelle dem englischen König) beugen. Diese „Deklaration von Arbroath” hat nie den Bekanntheitsgrad wie die berühmte Magna Carta erreicht, die 1215 – knapp 100 Jahre zuvor – von der englischen Obrigkeit dem dortigen König John aufgezwungen und zur Unterzeichnung vorgelegt wurde.

Wegen des Mordes an seinem Vetter und seiner ehemaligen Loyalität zu Edward I. misstraute ihm der schottische Adel und verweigerte ihm die Unterstützung, so dass Robert ein macht- und landloser König war. Er wurde mehrfach von Edward geschlagen und musste schlussendlich sogar nach Irland fliehen.

Ab 1307 begann er sein Reich zurückzuerobern. In kleinen Scharmützeln griff er die Engländer wieder und wieder an. Seine Guerillataktik war erfolgreich und brachte ihm mit der Zeit den Respekt und die Unterstützung der schottischen Adligen ein. Sein Erzfeind Edward I. starb im selben Jahr.

Am 23. und 24. Juni 1314 feierte Robert the Bruce seinen größten militärischen Erfolg: In der Auseinandersetzung um Stirling Castle, der letzten von Engländern gehaltenen Burg in Schottland, wurde das englische Heer in der Schlacht von Bannockburn von den Schotten vollständig aufgerieben. Rund 8000 Schotten unter der Führung von Robert the Bruce besiegten die etwa 24.000 Engländer unter Edward II.. Der unerwartete Sieg über Edward II. garantierte die vollständige Akzeptanz von Robert I. als König im eigenen Land.

Nach dem Trauma der Unabhängigkeitskriege machten die Freien und Mächtigen des Reichs 1320 ihrem König allerdings klar, dass er nicht vollkommen willkürlich handeln konnte: In der Declaration of Arbroath erklärten sie, dass sie ihn nur solange unterstützen würden, wie er die Rechte der Nation zu wahren bereit war.

Als erste ihrer Art überhaupt im mittelalterlichen Europa ist diese nachdrückliche Willenserklärung ein bewegendes Dokument und die Antwort einer unterdrückten Nation auf die Politik viel stärkerer Mächte, die ihre Freiheit beschränken wollten, sowie erst recht ein beredter Ausdruck schottischen Bewusstseins für eine eigene nationale Identität. Schottland hebt sich damit unter den anderen europäischen Nationen, in deren Selbstverständnis das Gottesgnadentum der Krone grundlegend war, singulär hervor.

Zwar hielt der Krieg zwischen England und Schottland noch an, doch wurde 1328 – 14 Jahre nach Bannockburn – die Unabhängigkeit Schottlands durch den englischen König Edward III. im so genannten Abkommen von Edinburgh und Northampton anerkannt. Robert the Bruce starb 1329. Sein Sohn König David II. wurde, erst fünf Jahre alt, zum König Schottlands ausgerufen.

Die Engländer konnten aber immer noch nicht die schmähliche Niederlage bei Bannockburn vergessen. Sie witterten jetzt Morgenluft und ermutigten Edward Balliol, Sohn des glücklosen John Balliol, als Gegenkönig nach der schottischen Krone zu greifen. Der junge David II. musste ins verbündete Frankreich fliehen.

Edward Balliol wurde aber von königstreuen, schottischen Fürsten verjagt, und damit war der Weg für David wieder frei. Erwachsen und gereift zurückgekehrt, fiel David dann 1346 unter anderem mit französischen Truppen in England ein und geriet dabei in Gefangenschaft.

Robert Stewart – durch seine Mutter Marjorie Bruce ein Enkel von Robert I. – war der Neffe von David II. Sein Vater hatte das Amt seiner Vorväter – Lord High Steward of Scotland – in seinen Namen übernommen (der Lord High Steward ist auch heute noch einer der höchsten Repräsentanten der Krone). Für die Zeit, während David in England gefangen gehalten wurde, übernahm Robert die Regierungsgeschäfte in seinem Namen. Durch die Zahlung eines astronomisch hohen Lösegelds an England ermöglichte er ihm die Rückkehr auf den Thron. Ganz Schottland litt danach unter einer enormen Steuerlast. Als David II. 1371 kinderlos starb, hinterließ er seinem Nachfolger Robert II. ein von Abgaben, Hungersnöten und Pestepidemien geschwächtes Schottland.

Die Stewarts

Mit Robert II. betrat 1371 zum ersten Mal ein Mitglied des Hauses Stewart die politische Bühne. Er begann die Königsdynastie, die über 350 Jahre lang auf dem schottischen und später auch auf dem englischen Thron saß. Die Stewarts steuerten das Land im Mittelalter durch schwierigstes Fahrwasser. Fast alle von ihnen kamen schon als Kind oder gar als Säugling auf den Thron, doch nur wenige starben eines natürlichen Todes.

Robert II. war bei seiner Thronbesteigung bereits 55 Jahre alt und konnte für sein Land nicht mehr viel bewirken. Er galt als schwacher König. Auch seinem Sohn John, der als Robert III. den Thron 1390 bestieg, waren keine großen politischen Erfolge beschieden.

Da Robert III. durch einen Unfall teilweise gelähmt war, wurden die Regierungsgeschäfte von seinem Bruder, dem ersten Herzog von Albany, wahrgenommen. Dieser hat später wahrscheinlich sogar seinen eigenen Neffen – den ältesten Sohn von Robert und Thronfolger – umgebracht, nur um für sich die Macht zu erhalten. In dieser schwierigen Zeit wurde 1414 in St Andrews die erste Universität Schottlands gegründet.

Roberts Sohn James I. wurde 1406 zwar der rechtmäßige König von Schottland, weilte zu dem Zeitpunkt jedoch in Gefangenschaft am Hof des englischen Königs Henry IV. Erst 1424 kehrte er nach Schottland zurück. James gelang es während seiner Regierungszeit, die rivalisierenden Hochlandclans und die einflussreichen Lords of the Isles in Schach zu halten, sowie die Auld Alliance mit Frankreich zu erneuern. 1437 wurde er ermordet.

Als James II. kam sein Sohn 1437 mit sieben Jahren auf den Thron. Die Rosenkriege, die in dieser Zeit in England als Thronfolgekriege zwischen den Fürstenhäusern York und Lancaster tobten, schwächten den südlichen Nachbarn. Das begünstigte den Frieden im schottischen Reich und gewährte der Wirtschaft eine kleine Atempause zum Aufschwung. In seiner Regierungszeit wurde 1451 – nach St Andrews – die zweite Universität in Glasgow gegründet. Damit gab es in Schottland genauso viele höhere Bildungsanstalten wie in England mit Oxford und Cambridge.

James II. starb 1460 auf dem Höhepunkt seiner Macht. Sein Sohn, James III., heiratete 1468 Margarethe von Dänemark und konnte auf diese Weise die Orkneys und Shetlands wieder ins Schottische Königreich eingliedern. James III. Regierungszeit zeichnete sich durch innenpolitische Kämpfe gegen den schottischen Adel aus. Nach der Schlacht von Sauchieburn wurde er angeblich am 11. Juni 1488 von einem falschen Priester ermordet, fiel aber vermutlich in der Schlacht.

Der Sohn des unbeliebten James III. kam im Alter von 16 Jahren als James IV. auf den Thron. Unter seiner Regentschaft erholte sich das Land im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert wirtschaftlich und kulturell. Außenpolitisch war James IV. weniger erfolgreich: Aus politischen Gründen heiratete er Margaret Tudor, die Schwester Henrys VIII.. Aufgrund der alten Allianz mit Frankreich (Auld Alliance) wandte er sich jedoch gegen Henry VIII. und wurde in der Schlacht von Flodden Field geschlagen und getötet. Sein Sohn war 1512 in Linlithgow geboren worden und erst 17 Monate alt, als er seinem Vater als James V. im Jahr 1513 auf den Thron folgte.

Schottland war immer schon ein kleines und armes Land am Rand der diplomatischen Bühne Europas gewesen. Doch obwohl das Land nur eine Satellitenrolle spielen konnte, war es im damaligen Europa eine ausschlaggebende Frage, in wessen politischen Einflussbereich – Englands, Frankreichs oder Spaniens – Schottland gehörte. In den Augen Frankreichs und Spaniens war Schottland eine Basis, von der aus man den Erzfeind England hinterrücks angreifen konnte (bestes Beispiel für einen solchen Angriff ist Flodden). England wiederum betrachtete Schottland als einen „Sicherheitsriegel”.

Seit Beginn der Reformation gab es neben dem politischen auch noch ein kirchliches Element in diesen internationalen Beziehungen. Große Teile des heutigen Deutschland und Skandinaviens hatten sich bis Mitte der 1530er Jahre von der römisch-katholischen Kirche losgesagt. Weil der Papst die Scheidung von seiner Frau Katharina von Aragón nicht akzeptierte, löste sich 1534 dann auch der englische König Henry VIII. von Rom.

So zielten verständliche Überlegungen in Rom auf die Frage ab, ob und wie Schottland noch unter den päpstlichen Einfluss gebracht werden konnte. Damit würde das Land im Norden Britanniens ein wichtiger Stützpunkt für die Gegenreformation unter der Führung Spaniens oder Frankreichs sein, denn von dort aus konnte England vielleicht für Rom zurückerobert werden. Andererseits war England bestrebt, gemeinsam mit Schottland ein protestantisches Groß-Britannien als Gegengewicht zu den römisch-katholischen Mächten des Kontinents zu bilden.

Henry VIII. bot deshalb dem jungen James V. seine Tochter Mary (später Mary „die Katholische” oder „Bloody Mary”) zur Frau an. Das hätte – wenn James angenommen hätte – den Verlauf der Geschichte zwischen England und Schottland wohl einschneidend verändert, doch er lehnte ab. James wies darüber hinaus die weiteren englischen Vorschläge zurück und entschloss sich stattdessen, Schottland in das französisch-päpstliche Lager zu bringen. Neben seiner Suche nach einer reichen Mitgift war das einer der Gründe für seine Ehen mit zwei Französinnen.

Im Januar 1537 heiratete er Madeleine, Tochter des französischen Königs François I., die jedoch im Juli desselben Jahres starb. Kurz darauf nahm James in zweiter Ehe Marie de Guise zur Frau.

Am 24. November 1542 kam es im Südwesten des Landes zur Schlacht auf Solway Moss gegen seinen Onkel Henry VIII., bei der die schottischen Streitmächte vernichtend geschlagen wurden. Nur wenige Tage nach der Schlacht starb James V., und sein einziges legitimes Kind, die gerade mal sechs Tage alte Maria, wurde seine Nachfolgerin.

Mary Queen of Scots

Maria Stuart

Hauptartikel: Maria Stuart

Bereits kurz nach ihrer Geburt wurde die kleine Maria Stuart von ihrem Regenten Arran dem jungen englischen Prinzen Edward versprochen. Das Versprechen wurde vom schottischen Parlament für ungültig erklärt, was zu einem neuen Krieg mit England und 1547 zur katastrophalen Niederlage der schottischen Armee bei Pinkie in der Nähe von Edinburgh führte.

Währenddessen wurde das Kind versteckt und am 7. August 1548 schließlich ins verbündete Frankreich in Sicherheit gebracht. Der darüber geschlossene Vertrag sah vor, dass sie den ältesten Sohn des französischen Königs Henri II. und seiner Frau Katharina von Medici heiraten sollte.

Am 24. April 1558 heiratete die gebildete junge Frau wie vereinbart den französischen Kronprinzen François. Sie wurde dann dazu bewegt, ein geheimes Abkommen zu unterzeichnen, in dem sie versicherte, ihr schottisches Königreich sowie ihren Anspruch auf den englischen Thron an Frankreich abzutreten, sollte sie kinderlos sterben. 1559 starb König Henri II., und Marias Mann wurde als Franz II. inthronisiert. Bereits ein Jahr später starb der junge König infolge einer Erkrankung.

Nun war Maria Stuart in Frankreich unerwünscht und wurde in Schottland dringend gebraucht. So verließ sie Frankreich und erreichte am 14. August 1561 Edinburgh. Vorerst ließ Mary die Regierungsgeschäfte einfach weiterlaufen. Sie bestand jedoch darauf, ihre eigene, katholische Religion weiter auszuüben, was das Misstrauen von John Knox und anderen Reformatoren hervorrief. Unter der Führung ihres Beraters und Halbbruders James Stewart, 1. Earl of Moray bereiste sie den Norden Schottlands, um die Opposition gegen sie im Keim zu ersticken.

Maria wurden die Könige von Schweden, Dänemark und Frankreich, der Erzherzog Karl von Österreich, Don Carlos von Spanien, die Herzöge von Ferrara, Namur und Anjou, der Earl of Arran und der Earl of Leicester als potentielle Ehemänner vorgeschlagen. Schließlich aber verliebte sie sich 1565 sehr plötzlich in ihren Cousin Henry Stewart, Lord Darnley, den Sohn des Grafen Lennox. Die beiden wurden am 19. Juli 1565 in Holyrood Palace getraut. Die Eheschließung führte zu einer kurzen, schnell niedergeschlagenen Rebellion unter der Führung von Moray und den Hamiltons. Trotz anfänglicher Bedenken ließ Maria ihren Ehemann Darnley nicht nach der Krone greifen.

Nach Morays Aufstand wurde ihr Sekretär David Riccio zu ihrem Hauptberater. Riccio war anfänglich mit Darnley sogar befreundet, doch änderte sich das rasch, als Darnleys Wünsche nicht erfüllt wurden. Darnley sah in Riccio das größte Hindernis auf seinem Weg zum Thron und schmiedete gemeinsam mit den schottischen Grafen Moray, Ruthven, Morton und anderen Protestanten ein Komplott. Am Abend des 9. März 1566 drangen sie gemeinsam in das Esszimmer der Königin im Palast von Holyroodhouse ein und erstachen Riccio im Vorzimmer.

Am 19. Juni 1566 wurde Maria Stuarts Sohn James in Edinburgh Castle geboren. Zum Zeitpunkt seiner Taufe am 17. Dezember 1566 wurde die Scheidung zwischen Mary und Darnley öffentlich diskutiert. Kurz darauf erkrankte Darnley an den Pocken. In der Nacht zum 10. Februar 1567 flog das Haus, in dem dieser während seiner Erkrankung untergebracht war, durch eine Schießpulverexplosion in die Luft.

Der Hauptdrahtzieher dieses Ränkespiels war sehr wahrscheinlich der Maria sehr ergebene James Hepburn, Graf Bothwell. Er wurde zwar des Mordes angeklagt, jedoch wieder freigesprochen. Gerade einmal zwölf Tage später fing derselbe Bothwell die Königin auf ihrem Weg von Stirling nach Edinburgh ab und entführte sie auf seine Burg nach Dunbar.

Am 3. Mai, also nur wenige Tages später, ließ sich Bothwell von seiner Frau scheiden. Am 12. Mai vergab Maria ihrem Entführer öffentlich, indem sie ihn zum Herzog von Orkney erhob. Wiederum drei Tage später, und gerade einmal drei Monate nach der Ermordung von Darnley heirateten die Beiden.

Wegen dieser Heirat forderten ihre zuvor treu ergebenen Adligen ihre Abdankung. Als sich auch ihr eigenes Heer gegen sie wandte, musste sich Maria am 15. Juni 1567 ergeben. Sie wurde von ihren eigenen Fürsten auf einer Insel im Loch Leven gefangen gesetzt. Am 24. Juli unterzeichnete sie ihre Abdankung zugunsten ihres Sohnes, der fortan als König James VI. regierte.

Noch bis 1573 bekämpften sich in Schottland die ihr noch immer ergebenen Fürsten und diejenigen, die auf der Seite ihres Sohnes standen. Erst nach dem Fall von Edinburgh Castle war ein Ende des Bürgerkriegs abzusehen.

Am 2. Mai 1568 gelang es Maria, von Loch Leven zu entkommen. Erneut führte sie eine Armee von 6000 Getreuen an, wurde jedoch am 13. Mai bei Langside, in der Nähe von Glasgow, vernichtend geschlagen. Maria flüchtete nach Carlisle, wo sie ihre Cousine, Königin Elisabeth von England, um Unterstützung bitten wollte.

Elizabeth fühlte sich jedoch von Maria bedroht. Als Tochter Heinrichs VIII. war sie protestantisch und wurde von vielen englischen Katholiken nicht unterstützt – diese betrachteten Maria Stuart, die katholische Urenkelin Heinrichs VII., als legitime Thronfolgerin.

Deshalb wurde Maria in den 19 Jahren nach ihrer Flucht von getreuen Vasallen Elisabeths in den englischen Burgen in Carlisle, Bolton, Chatsworth, Sheffield, Buxton, Chartley und schließlich Fotheringhay eingesperrt. Die angespannte Lage führte zu mehreren Verschwörungen; schließlich wurde die so genannte Babington-Verschwörung, die unter anderem die Ermordung von Elisabeth und die Befreiung Marias plante, aufgedeckt und Maria wurde der Mitwisserschaft beschuldigt. Ihr wurde im September 1586 in England wegen Hochverrat der Prozess gemacht und das erwartete Todesurteil wurde am 25. Oktober ausgesprochen. Am 1. Februar 1587 unterzeichnete Elisabeth die Hinrichtungsurkunde und eine Woche später wurde die ehemalige schottische Königin geköpft.

Union mit England (17.Jahrhundert)

Personalunion und Bürgerkrieg

James, der gegen die Hinrichtung seiner Mutter lediglich der Form halber protestiert hatte, hielt sich auch in Sachen Religion in Schottland diplomatisch zurück. Um auch weiterhin seine Thronansprüche als Verwandter der kinderlosen Elisabeth von England nicht zu gefährden, stimmte er 1586 sogar dem Vertrag von Berwick zu. Dieser Vertrag war ein Schutzbündnis gegen Frankreich, den jahrhundertealten Partner Schottlands.

Mit dem Tod von Elisabeth 1603 bestieg James VI. als direkter Verwandter und Nachkomme von Heinrich VII. den englischen Thron und wurde damit König James I. von England. Beide Länder wurden fortan in einer Personalunion von einem Monarchen regiert, behielten jedoch eigene Parlamente, ein separates Verwaltungs- und Rechtswesen sowie eine eigene Nationalkirche.

Nach dem Regierungsantritt James' zentrierte sich das politische Leben fortan um das englische London. Der König zog mit seinem gesamten Hofstaat von Edinburgh dorthin und kehrte nur noch ein einziges Mal (1617) nach Schottland zurück. Der pompöse englische Hof war für ihn attraktiver als der bescheidenere Hof Schottlands. James versuchte zwar, neu zu vergebende Ämter gleichmäßig mit Engländern und Schotten zu besetzen und eine weitgehendere Union der beiden Staaten voranzubringen. Verständlicherweise trafen diese Versuche jedoch bei der politischen Elite Englands auf wenig Gegenliebe und blieben in den Anfangsstadien stehen.

James' zweiter Sohn Charles I. wurde zwar in Dunfermline, in Schottland, geboren, wuchs jedoch in England auf und war bei seiner Thronbesteigung 1625 mit den schottischen Verhältnissen nicht sehr vertraut. Sein ältester Bruder Henry, der eigentliche Kronprinz, starb 1612 im Alter von 18 Jahren. Die Schwester Elisabeth heiratete den deutschen Friedrich V., Kurfürst von der Pfalz. Dieser wiederum wurde 1619 zum böhmischen König Friedrich I. gewählt, jedoch ein Jahr später und zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) ins Exil gezwungen und ging unter dem Titel „der Winterkönig“ in die deutsche Geschichte ein.

Charles führte zwar die Royal Mail ein, machte sich unter anderem aber durch hohe Steuern, andere Abgaben und durch seinen extravaganten Lebensstil äußerst unbeliebt. Die größten Probleme im Umgang mit Schottland bereiteten ihm aber sein vollständiges Festhalten am Gottesgnadentum der Krone sowie sein Versuch, die episkopale anglikanische Kirchenordnung im schon seit 1560 calvinistisch reformierten Schottland durchzusetzen, in dem die Church of Scotland eine bischöfliche Hierarchie zugunsten der presbyterialen Kirchenverfassung ablehnte.

John Knox

Der Unwille des Volkes darüber zeigte sich deutlich im Aufruhr in Edinburghs St. Giles'. Als dort erstmals die neue Liturgie eingeführt wurde, beschwor das den Zorn der von John Knox reformierten Gemeinde herauf. Ein Teil verließ die Kirche und protestierte davor lautstark – schließlich sollen sogar Stühle geflogen sein, und der Bischof musste in einer geliehenen Kutsche Hals über Kopf fliehen. Das Ganze gipfelte 1638 darin, dass sich der reformierte schottische Adel und das Bürgertum in dem so genannten National Covenant zusammenschlossen. In dieser Erklärung erkannte sie klar und deutlich die weltliche Herrschaft des Königs an. Sie forderten aber mit Nachdruck die Unabhängigkeit der neuen, reformierten Kirche von weltlichen Einflüssen und die Abschaffung der alten Hierarchien zugunsten eines Presbyteriums. Die Mitglieder der Bewegung nannten sich seitdem „Covenanters“.

1638 nutzte diese einflussreiche Gruppe die Generalversammlungen der schottischen Nationalkirche (unter dem Moderator Alexander Henderson) und des schottischen Parlaments, um das Bischofswesen abzuschaffen – in Schottland lag eine Revolution in der Luft.

Auf ähnliche Widerstände stieß Charles I. auch in England. Hier regierte er als absoluter Souverän seit 1629 sogar ohne das ihm unbequeme Parlament. Doch genau dieses Parlament musste er 1640 wieder einberufen, um ausgerechnet die Bekämpfung der religiösen Unruhen in Schottland zu finanzieren. Aus den alten Differenzen zwischen dem König und dem englischen Parlament in England entbrannte sehr bald der Bürgerkrieg, der von 1642 bis 1648 andauerte. In seinem Verlauf setzte das puritanisch dominierte englische Parlament die neu geschaffene New Model Army unter Oliver Cromwell (1599–1658) gegen den König ein. Diese Armee war erstmals in der britischen Geschichte ein Söldnerheer, das sich aus Gesinnungstreuen des Parlaments zusammensetzte.

Im Sommer 1643 unterzeichnete das englische Parlament einen „Solemn League and Covenant”. Dieser Akt verpflichtete es den Covenanters gegenüber, um des schottischen Beistandes gegen die Royalisten willen, den Presbyterianismus auch in England und Irland einzuführen und dazu auch noch eine hohe Geldsumme zu zahlen.

Unterdessen bildete sich in Schottland unter James Graham, dem Grafen von Montrose, eine Royalistenstreitmacht in den Highlands, die die Covenanters bitter bekämpfte, jedoch niemals die Unterstützung der Lowlands erlangte und mit der Niederlage des Königs aufgelöst wurde.

Zunächst kämpfte die Mehrzahl der Schotten also für die Sache des englischen Parlaments, aber das änderte sich, als sich Charles der schottischen Armee ergab. Er lehnte es allerdings ab, die presbyterianische Kirche in England zu etablieren, und so übergaben die Schotten ihren König an die Puritaner. Das sollten sie jedoch bald bereuen, denn die Engländer ließen Charles am 30. Januar 1649 vor Whitehall hinrichten. Die an sich königstreuen Schotten waren über die Hinrichtung des Königs derart entsetzt, dass sie seinen Sohn in Edinburgh kurz danach zum König ausriefen und am 1. Januar 1651 in Scone inthronisierten. Charles II. sollte der letzte König sein, der dort gekrönt wurde.

Die Krönung brachte Oliver Cromwell auch in Schottland auf den Plan: 1650/51 schlug er mit seinen Elitetruppen, den Ironsides, die Schotten zunächst bei Dunbar und dann später nochmals bei Worcester in England. Charles kämpfte an der Spitze des schottischen Heeres, doch nach seiner Niederlage in Worcester musste er auf einer abenteuerlichen Flucht ins Ausland fliehen. Schottland wurde danach von Cromwell besetzt.

Bis 1654 erstickte sein General Monck auch den letzten royalistischen Widerstand im Hochland. Insgesamt dauerte die Besetzung Schottlands bis zum Tod Oliver Cromwells (1658). Obwohl Cromwells Sohn die Nachfolge seines Vaters antrat, hatte er längst nicht dessen Persönlichkeit und Durchsetzungsvermögen geerbt und wurde abgesetzt. Das von Monck neu einberufene Parlament sorgte für die Restauration der Monarchie, indem es Charles einlud, nun auch den englischen Thron zu besteigen.

Killing Times

Nach seiner Deklaration von Breda im Jahr 1660, in der er für jedermann Religionsfreiheit versprach, wurde Charles II. in London inthronisiert und brachte dann beiden Königreichen den Frieden. Obwohl er in religiösen Angelegenheiten zunächst zurückhaltend war, betrachtete Charles aber die extreme Partei der Covenanters in Schottland als Bedrohung seiner dortigen Autorität. 1662 widerrief er den von ihm zunächst widerstrebend unterzeichneten Covenant und setzte dafür in der Kirche das Episkopat wieder ein.

Charles betrat nie wieder schottischen Boden. Stattdessen ließ er sich dort durch John Maitland, den Herzog von Lauderdale, vertreten. Dieser versuchte ebenfalls mit Nachdruck das Episkopat in Schottland durchzusetzen. Das Ergebnis war, dass es besonders in dem im Südwesten liegenden Dumfries and Galloway zu blutigen Auseinandersetzungen kam. Zwei Aufstände gab es 1666 und 1679 (das Pentland Rising und die Schlacht bei Bothwell Bridge) – sie wurden beide blutig niedergeschlagen.

Die Anhänger des Covenants trafen sich in Konventikeln, die in Privathäusern oder sogar unter freiem Himmel Gottesdienste abhielten und teilweise sogar von bewaffneten Männern bewacht wurden. Auf der einen Seite gab es die moderat reformierten Königstreuen, auf der anderen die extremen, reformierten Anhänger des Covenant. Lauderdale wurde schließlich vom Bruder des Königs, James, Herzog von York, abgelöst und das Königshaus versuchte per Gesetz – dem so genannten Test Act von 1681 – die Kirche unter Kontrolle zu bringen.

Dieser Versuch und die damit verbundene Verfolgung der Presbyterianer gipfelte in einer Zeit fürchterlicher Kämpfe und Blutbäder. Sie ging in die Geschichte ein als die Killing Times – die „Jahre des Tötens” -, die ihren Höhepunkt zwischen 1681 und 1689 erreichten und damit über den Tod von Charles hinaus andauerten. In seinem historischen Roman Ringan Gilhaize (1823) beschreibt John Galt sehr drastisch über drei Generationen – von der Reformation bis zu den „Killing Times” – die Zeit der religiös motivierten Tumulte in Schottland.

Charles II. starb ohne legitime Nachkommen am 6. Februar 1685. In England war er – besonders beim einfachen Volk – populär gewesen. Er war ein Freund der Künste und wurde allgemein als der fähigste Stuart-König anerkannt. Charles war jedoch ein durchtriebener Politiker. Er hatte die Fähigkeit zu erkennen, wann der richtige Moment für Kompromisse, aber auch für rücksichtsloses Durchgreifen gekommen war.

Der Herzog von York bestieg 1685 als James II. den englischen Thron und wurde damit James VII. in Schottland. Äußerst fähig und ebenfalls populär, beging er, nach dem übrigens New York benannt wurde, allerdings einen großen Fehler, als er versuchte, Großbritannien zu rekatholisieren.

Als dann sein einziger Sohn James, der künftige Thronfolger aus zweiter Ehe, dann auch noch katholisch getauft wurde, befürchtete die Mehrzahl der englischen Protestanten eine langfristige Dominanz des Katholizismus durch ein weiterhin katholisches Königshaus der Stuarts.

Glorreiche Revolution

In der Glorious Revolution von 1688 beschloss das englische Parlament in London, Jakob II./VII. abzusetzen und der protestantischen Tochter von Jakob – Maria – und deren protestantischen Ehemann Wilhelm von Oranien, Statthalter der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande, den Thron anzutragen. Sowohl die parlamentsnahen Whigs als auch die Mehrheit der ansonsten königstreuen Tories befürworteten die Einladung. Nach diesem (bis dahin) unblutigen Umsturz floh Jakob II./VII. ins französische Exil. Das schottische Parlament in Edinburgh erkannte Wilhelm ebenfalls als König an, es gelang ihm in der Folge, wie dem englischen Parlament, seine Rechte zu mehren. So musste es fortan regelmäßig einberufen werden und führte den Presbyterianismus wieder als Staatskirche ein.

In den schottischen Highlands hingegen war die Unterstützung des rechtmäßigen Stuart-Königs noch sehr groß. Wilhelm ließ die zögernden Clanchefs des Hochlands unter Druck einen Treueeid auf die Fahne schwören, was von den meisten nur äußerst widerstrebend befolgt wurde. Die Jakobiten waren Stuart-Anhänger, die sich in England, Irland und vor allem in Schottland nach diesem, ihrem ehemaligen König Jakob benannten.

Sie hielten in der Folge besonders im schottischen Hochland und im Nordosten um Aberdeen an der Stuart-Dynastie fest. In uralter Tradition fühlten sich dort die Clanchefs und Feudalherren trotz religiöser Differenzen durch ihren Treueeid dem König verbunden. Jetzt trat die bisher ungekannte Situation ein, dass der neue, protestantische König Wilhelm von ihnen eben diesen Treueid forderte, während der ins Exil geflohene James noch lebte.

Als dann aber der Chef der MacDonalds von Glencoe um fünf Tage verspätet zu der Eidesleistung eintraf, sah Wilhelm die Möglichkeit, ein Exempel zu statuieren. Er ließ 1692 durch seinen schottischen Vertreter im Tal Glencoe ein Massaker unter den Angehörigen des MacDonald-Clans anrichten. Selbstverständlich trat im Hochland genau das Gegenteil von dem ein, was Wilhelm beabsichtigt hatte – dort waren nach diesem Pogrom die Sympathien für London endgültig auf dem Tiefpunkt angelangt.

Das 18. Jahrhundert

Vollständige Union

Zeit- und Abstammungstafel der englischen, ab 1707 britischen Könige seit Wilhelm dem Eroberer

Der schottische Finanzexperte William Paterson, der in London die Bank of England gegründet und in England ein Vermögen gemacht hatte, dachte zu diesem Zeitpunkt, er hätte eine Lösung für das Dilemma. Er gründete die Company of Scotland – eine Schottische Handelsgesellschaft – und plante, eine Kolonie in der Region des heutigen Panama zu gründen. Da die englische East India Company dazu in Opposition stand, wurden englische Kaufleute davon abgehalten, in das Darién-Projekt zu investieren, und das Ganze wurde eine rein schottische Angelegenheit. Die Hälfte des gesamten Kapitals Schottlands wurde in Patersons Gesellschaft gesteckt, aber das Abenteuer endete als Desaster: Das ausgewählte Gebiet war malariaverseucht, und die schottischen Siedler wurden von spanischen Kolonialisten angegriffen.

Der König gab ausdrückliche Anweisungen, den schottischen Siedlern keine Hilfe zu gewähren. Nach dem Zusammenbruch der Kolonie war das investierte Geld verloren, und mehr als 2000 schottische Siedler kamen ums Leben, bevor der ganze Plan endgültig aufgegeben wurde. Schottland war buchstäblich bankrott.

Die parlamentarische Union wurde erst im Jahre 1700 langsam ein politisches Thema in England. Die zukünftige Königin Anne verlor mit dem Tod von William, Herzog von Gloucester, den letzten möglichen Nachfolger. Er war das jüngste ihrer 17 Kinder – seine Geschwister waren schon alle vor ihm gestorben. Der englische Act of Settlement von 1701 machte es danach für Katholiken grundsätzlich unmöglich, zu regieren oder ein Staatsamt zu bekleiden. Das englische Parlament bestimmte darüber hinaus, dass die Nachfolge Annes durch das Haus Hannover erfolgen sollte. Da sie nun kinderlos war, bestimmte Anne die Kurfürstin Sophie von Hannover zu ihrer Nachfolgerin. Diese war die fünfte und einzige protestantische Tochter von Elisabeth von Böhmen, und damit eine Enkelin von James VI./I.

1703 verabschiedete das schottische Parlament ein Gesetz, das verhindern sollte, dass Schottland durch die Nachfolger Annes in kriegerische Unternehmen außer Landes hineingezogen werden würde. Im Gegenzug beschloss Annes Regierung 1705 den so genannten Alien Act. Dieses Gesetz drohte, alle Schotten außerhalb Englands als Ausländer zu behandeln und sie so vom Handel mit England und seinen Kolonien auszuschließen – Schottland war in die Enge getrieben. Viele schottische Adlige, unter ihnen der Herzog von Argyll und der Herzog von Queensberry, sahen daraufhin in der parlamentarischen Union mit England den einzigen Weg, die Interessen Schottlands aufrechtzuerhalten und zu schützen.

Nach 1705 schien eine vollkommene Union weiter entfernt denn je. Durch eine Reihe von wechselseitig aggressiven Handlungen und Gesetzen war das anglo-schottische Verhältnis auf einem weiteren Tiefpunkt angelangt:

  1. Der Versuch der 1696 gegründeten Company of Scotland, eine Kolonie im heutigen Panama aufzubauen, wurde aus außen- und wirtschaftspolitischen Gründen von der englischen Regierung sabotiert. Das Scheitern dieses Plans ging als Darien-Desaster in die Geschichte ein und stellt wohl das größte wirtschaftliche Debakel der schottischen Geschichte dar. Fast ein Drittel des gesamten verfügbaren schottischen Kapitals ging dabei verloren. Hinzu kamen Beeinträchtigungen der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit sowie zahlreiche Missernten in den 1690er-Jahren, so dass Schottlands wirtschaftliche Lage zu Beginn des 18. Jahrhunderts äußerst prekär war.
  2. Zusätzlich hatte das schottische Parlament 1703 durch den Act of Security faktisch den englischen Act of Settlement für Schottland außer Kraft gesetzt und die Möglichkeit einer separaten Thronfolge in den beiden Ländern geschaffen und beanspruchte zusätzlich, zukünftig die schottische Außenpolitik zu lenken (Act Anent Peace and War). Das englische Parlament reagierte auf diese Entwicklung mit einem Handelsembargo und der faktischen Behandlung aller Schotten als Ausländer, bis die Frage der Nachfolge sowie der politischen Union geklärt sei (Alien Act).

Die erfolgreichen Unions-Verhandlungen 1706/1707 boten für beide Länder Vorteile: Die schottische Wirtschaft konnte daran gehen, sich zu sanieren, da sie fortan unbegrenzten Zugang zu den für Schottland lebenswichtigen Märkten in England (und zusätzlich dessen Kolonien) hatte. Der schottische Staat, der infolge des Darien-Debakels faktisch bankrott war, konnte seine Schulden nunmehr auf London abwälzen, und die Gläubiger der Scotish Company wurden durch England vollständig entschädigt.

England hingegen konnte nun die protestantische Erbfolgeregelung des Act of Settlement in beiden Ländern durchsetzen und musste nicht mehr befürchten, dass Schottland das alte Bündnis mit Frankreich, die Auld Alliance, erneuerte und dadurch die Nordflanke Englands im Spanischen Erbfolgekrieg plötzlich feindlich wäre.

Die Unionsvereinbarung (Act of Union) wurde am 16. Januar 1707 mit einer Mehrheit von nur 43 berechtigten Stimmen, aber gegen den Wunsch von mindestens 75 % der Bevölkerung Schottlands vom Schottischen Parlament ratifiziert.

Die Ratifizierung der Unionsakte kam nur unter großem Protest der Bevölkerung zustande: Im neu entstandenen Königreich Großbritannien galt die protestantische Erbfolgeregelung des Act of Settlement. Das Parlament in Edinburgh wurde aufgelöst, und Schottland entsandte fortan 45 Commons und 16 Peers ins neue britische Parlament nach Westminster. Die Eigenständigkeit der Church of Scotland und der Erhalt des schottischen Rechtssystems wurden garantiert und erhebliche wirtschafts- und steuerpolitische Konzessionen an Schottland festgesetzt.

1714 starb Königin Anne. Das jetzt britische Parlament holte Georg von Hannover, den deutschen Nachkommen von James VI./I., als Georg I. an die Themse. Dieser König Georg fühlte sich nicht wohl in der Rolle: Er verstand zu wenig von der britischen Mentalität und der Politik. Hinzu kam, dass er die Sprache nicht beherrschte. So musste er sich von einem Prime Minister, dem ersten in der britischen Geschichte, vertreten lassen.

Die Jakobitenaufstände

Hauptartikel:Jakobiten

Die Geschehnisse in Schottland waren nach der Flucht von James VII. nach Frankreich im Dezember 1688 absolut undurchsichtig und widersprüchlich. Keine einzige größere Stadt unterstützte den katholischen König oder kam ihm zu Hilfe. Selbst Aberdeen, einst eine Bastion der Stuarts, erkannte jetzt Maria und Wilhelm an. Außer im Hochland und im Nordosten um Aberdeen gab es wenig Opposition, wenn die Bewegung der Jakobiter auch eine ständige Bedrohung des Welfenkönigtums Georgs für fünfzig Jahre darstellte.

Während es in England so ausgelegt wurde, als habe Jakob mit seiner Flucht gleichzeitig auf den Thron verzichtet, trat das schottische Konventionsparlament am 4. April 1689 mehrheitlich dafür ein, Jakob die Krone abzunehmen. In Schottland war diese Entscheidung aus einem einzigen Grund heraus getroffen worden – das Parlament sah die Monarchie seit Hunderten von Jahren als eine vertraglich gebundene, fast konstitutionell zu nennende Monarchie an. (siehe oben: Robert the Bruce)

Der Oranier William war der Sohn Marys, der Tochter von Charles I. William war protestantisch und heiratete Mary, die Tochter von James VII., die ebenfalls eine Protestantin war. Für einige war das die perfekte protestantische Alternative zu dem katholischen James. Erstmals erhoben sich in Schottland die katholischen Royalisten im Aufstand von 1689 unter der Führung von John Graham of Claverhouse, genannt Bonnie Dundee. Das Massaker von Glencoe, das in einer Racheaktion stattfand, rief aber im westlichen Hochland viel Sympathie für die Jakobiten hervor. Sehr schnell wurde nämlich klar, dass der König in London sich herzlich wenig für schottische Belange interessierte. Er ratifizierte englische Gesetze des englischen Parlaments, die die englischen Kolonien stärkten und den englischen Handel beschützten, Schottland aber von allem ausschlossen.

Das Besondere der verworrenen politischen Situation war, dass ihr die Nachfolgeschaft der Stuarts zu Grunde lag. Das wird durch die Aufstände der Jakobiten in den Jahren 1715, 1719 und letztlich 1745 vollends klar, doch dazwischen und nur ein Jahr nach der Union fand 1708 schon eine Rebellion statt. Im Quadrat zwischen dem im Exil lebenden Hof von James VII./II., dem unzufriedenen schottischen Tieflandadel, den Hochlandchiefs und der französischen Regierung wurde von 1700 an und in den darauf folgenden 40 Jahren zunächst von Frankreich, und später auch von Rom aus immer wieder ein doppeltes Spiel gespielt: Französische Hilfe hing jeweils davon ab, ob weitgehende Unterstützung eines Aufstands in Schottland selbst gewährleistet schien. Dagegen war das schottische Engagement wiederum davon abhängig, wie weit militärische Unterstützung und Material von Frankreich aus zugesichert wurden.

Die Regierung reagierte auf diesen letzten Aufstand sehr entschieden und mit drakonischen Maßnahmen. Über das bereits in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts ausgebaute Wege- und Straßennetz wurden Truppen ins Hochland gebracht, und dort an strategisch wichtigen Punkten in Festungen wie dem speziell dafür gebauten riesigen Fort George, in der Nähe von Inverness postiert.

Die am Aufstand beteiligten Clanchiefs und oft auch die Clanmitglieder mussten ins Ausland fliehen oder wurden nach Schauprozessen hingerichtet. Durch den Act of Proscription, der neben dem Besitz von Waffen auch das Tragen der traditionellen Hochlandkleidung unter Strafe stellte, wurde das Clan-System der Highlands endgültig zerschlagen. Die Wirtschafts- und Sozialstruktur im Hochland wurde drastisch geändert. Was blieb, war aber die romantische Erinnerung an den letzten katholischen Stuart – Bonnie Prince Charlie.

Die Schottische Aufklärung

David Hume
Adam Smith
Robert Burns
James Watt

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war Schottland noch eines der ärmsten Länder in Europa. Die Landwirtschaft war primitiv und Industrie existierte praktisch nicht. Die einzigen Exportprodukte waren Tierhäute, Holz, Kohle, Salz und gelegentlich noch Wolle oder Leinen. Doch nur ein Jahrhundert später war Schottland schon auf dem besten Weg, eine der blühendsten Wirtschaften der damaligen Zeit zu entwickeln. Zunächst begann aber gleichzeitig mit der Vertreibung der Hochländer (engl. Highland Clearances) auch die Zeit der schottischen Aufklärung. Sie brachte buchstäblich eine Explosion des Geistes hervor. Es scheint, als wenn die Energien jahrhundertelangen Kämpfens plötzlich umgeleitet worden waren und statt Freiheitshelden jetzt Persönlichkeiten auf den Gebieten der Kunst und Literatur, der Wissenschaft, Technik und der Architektur hervorbringen konnten.

Die Wurzeln dafür lagen in der Zeit, als die wirtschaftliche Entwicklung nach der Union von 1707 und das Ende der Jakobitenaufstände eine grundlegende Änderung der Bodennutzung brachte. Die Erkenntnisse und Erfahrungen der Land- und Bodenbesitzer, die auf europäischen Reisen, der so genannten Grand Tour gewonnen wurden, trugen entschieden dazu bei. Nach Schottland zurückgekehrt, setzten sie diese Kenntnisse in die Tat um, verbesserten sie zum Teil und passten sie den Bedingungen des Landes an.

Statt einer ständigen Opferung für das sich ausbreitende Weltreich Britannien englischer Prägung, setzte nun nach Culloden eine Wandlung in Schottland ein. Der Zusammenbruch des jahrhundertealten, zurückschauenden Kults von Ehre und Tapferkeit schuf Platz für eine blühende und nach vorn schauende Modernität. Nur 20 Jahre nach der Schlacht wurden die Städte Glasgow und Edinburgh bekannt als die Städte von Geist und Genie. Zu dieser Zeit konnte nämlich schon der schottische Romancier Tobias Smollet (1721–1771) seinen Helden Matthew Bramble in dem Briefroman Humphrey Clinker (1771) feststellen lassen: „Edinburgh ist eine Brutstätte des Genies”. Innerhalb einer verhältnismäßig kurzen Periode von nur wenigen Jahrzehnten entwickelte sich dort eine geistige Elite, die selbst auf dem Kontinent ihresgleichen suchte. Sie setzte sich aus einer großen Anzahl Männer zusammen, die mit ihren Werken nicht nur dem Land ein umfangreiches kulturelles, technisches und wirtschaftliches Erbe hinterließen, sondern auch der Nachwelt unserer Zeit einen schier unermesslichen Schatz gültiger Erkenntnisse und Techniken gegeben haben.

Das Scottish Enlightenment hatte sein Zentrum in Edinburgh, denn hier wurde ein neues Schottland geboren. Der unersättliche Appetit für Fakten und Vermögen gebar ein sich ständig vergrößerndes Potential von Wissenschaftlern und Künstlern. So wurde denn auch eine erste – die erste – Fortschrittstheorie in Britannien von schottischen Philosophen – David Hume (1711–76) und Adam Fergusson (1723–1816) – entwickelt.

Sie erkannten in der historischen Tragödie ihres eigenen Landes die gesamte Spannweite der humanen sozialen Entwicklung: von Sammlern und Jägern über eine etablierte Landwirtschaft bis hin zur wahren Zivilisation – der kommerziellen, industriellen und wissenschaftlichen Welt der Städte. Der wohl offensichtlichste Ausdruck dieser Aufklärungsperiode ist so noch heute in der New Town von Edinburgh zu sehen. George Drummond, dem sehr weitsichtigen Bürgermeister, ist es zu verdanken, dass sich das Bild der Stadt und deren Situation angesichts der Übervölkerung der Altstadt derart drastisch verändern konnte. Große Architekten wurden im 18. Jahrhundert in Schottland geboren oder kamen nach Aufenthalten in England zurück nach Schottland. Teilweise sind deren Spuren dort auch noch zu bewundern. Einer der größten überhaupt war Robert Adam, der die Edinburgher Anlage um Charlotte Square in der New Town konzipierte. Er hat in dieser Stadt eine große Anzahl herrlicher Gebäude und verteilt über ganz Großbritannien prächtige Herrenhäuser und Schlösser hinterlassen. Noch heute wird dieser in Kircaldy am Forth geborene Mann in Britannien als der erste Stilkönig in der Architektur anerkannt. Er entwarf und baute unter anderem für den Adel und die neureichen englischen Wirtschaftsbarone die Paläste, die in ihrer puren, neoklassischen Erscheinung noch immer die von den Eigentümern gewünschte römische Größe ausstrahlen.

Der Schotte, der den weltweit tiefsten Entwicklungseindruck hinterließ, war der Wirtschaftsphilosoph Adam Smith (1723–90). In seinem Buch Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations legte er mit seiner Theorie, wie in einer wissenschaftlich fundierten Tatsache, fest, dass die Menschheit einen natürlichen Hang zur Selbstverbesserung hat. Erlaube man ihr, ihren natürlichen Bedürfnissen zu folgen, würde sie auch ungewollt eine bessere Welt schaffen: reicher, freier und mit einer besseren Ausbildung; einzige Bedingung ist, Regierungen dürften sich nicht in den Weg der sich entwickelnden Märkte stellen. Mit dieser These schuf er den Begriff der freien Marktwirtschaft.

Einige andere der herausragenden Persönlichkeiten dieser Zeit waren, Schriftsteller und Poeten wie Robert Burns (1759–96) und Sir Walter Scott (1771–1832), Maler wie Allan Ramsay (1713–84) und Sir Henry Raeburn (1756–1823) und Techniker wie James Watt (1736–1819).

Dank dieser großen Köpfe gelang es Schottland, den Anschluss an die gleichzeitig auf dem Kontinent stattfindende Aufklärung zu finden. Während 1796 in Frankreich der kometenhafte Aufstieg Napoleons begann, setzte sich in Schottland der Trend des „Enlightenments” bis ins 19. und 20. Jahrhundert fort. Viele große Persönlichkeiten vollbrachten eine beachtliche Reihe von Ersttaten, Entdeckungen und Leistungen auf den verschiedensten Gebieten. Unter ihnen waren James Clerk Maxwell (1831–79; Naturphilosoph, Elektrizität und Magnetismus), Sir James „Young” Simpson (1811–70; Anästhesie), Joseph Lister (1827–1912; Antisepsis), die Schriftsteller Robert Louis Stevenson (1850–94) und Sir Arthur Conan Doyle (1859–1930), der Entdecker und Afrikaforscher David Livingstone (1813–73) und der Arzt Sir Alexander Fleming (1881–1955), der das Penicillin entdeckte. John Logie Baird (1888–1946) erfand das Farbfernsehen.

19. Jahrhundert – Wandel zur Industriegesellschaft

Die Wende zum 19. Jahrhundert war gleichzeitig eine Wende vom Agrar- zum Industriestaat. Großbritannien wurde zum Modellfall der Industriellen Revolution. Diese Entwicklung erreichte Schottland und speziell die Lowlands in den 1820er Jahren. Hand in Hand damit ging ein rapides Bevölkerungswachstum. Eine Auswirkung der Clearances (Räumungen) des Hochlands war, dass Zehntausende von Hochländern in die Städte des Zentralgürtels strömten. Sie bildeten die in den neu entstandenen Industriezentren beschäftigte Fabrikarbeiterschaft.

Schwierigkeiten bereitete die unterentwickelte Infrastruktur Schottlands: Es gab nur sehr wenige Wege und Straßen. Wie in England wurden daher ab Beginn des 19. Jahrhunderts in Schottland Kanäle gebaut, die durch die wesentlich ökonomischeren Eisenbahnen allerdings sehr bald überholt waren und an Bedeutung verloren. Die dann einsetzende Zentralisierung der Industrie und die Erschließung von ertragreichen Kohleflözen im südwestlichen Schottland waren die Faktoren, die zum phänomenalen Aufstieg von Glasgow führten.

Mitte der 1840er Jahre wanderten auf der Flucht vor der Kartoffelfäule und Hungersnot Hunderttausende von Menschen aus Irland ein. Notdürftige Behausungen wuchsen ohne jede Planung besonders um die Fabrikanlagen Glasgows herum. Es kam mehrfach zu Epidemien, und Typhus und Cholera dezimierten ganze Stadtteile. Trotzdem wuchs aber die Bevölkerung, sowohl aufgrund weiterer Zuwanderungen als auch aufgrund der sich langsam verbessernden Lebensbedingungen.

Nach seinem phantastischen Aufstieg unter dem Reichtum der Tabakbarone Mitte des 18. Jahrhunderts hatte Glasgow mit dem Verlust der Plantagen in Virginia einen dramatischen Niedergang erlitten. Mit der Industrialisierung erhob sich jedoch die Stadt wie ein Phönix aus der Asche. Um 1850 war Glasgow die Arbeiterstadt schlechthin, zuerst aufgrund ihrer Werften, und mit Aufkommen der Eisenbahn als einer Hochburg des Lokomotivenbaus. Glasgow wurde nach London zur zweiten Stadt des britischen Empire. Großartige Architekten, wie unter anderem David Rhynd, die Burnets, James Thomson, Alexander „Greek” Thompson, Honeyman, und später Charles Rennie Mackintosh hinterließen in dieser Metropole ihr Vermächtnis aus der kleiner werdenden, viktorianischen Welt. Leider ist die Wertschätzung dieser Reichtümer erst in jüngster Zeit wieder erwacht.

Mit der Industrialisierung und der sich immer weiter aufblähenden viktorianischen Armee steigerte sich aber in Großbritannien zunächst der Woll- und der Nahrungsbedarf. Das Schaf konnte das alles liefern, und Land gab es im Hochland genug. Schafe machten die neuen Landbesitzer reich.

Schottland begann sich zu verändern. Die Einflüsse einzelner schottischer Persönlichkeiten auf das gesamtbritische Leben waren nicht zu verleugnen. Umgekehrt schwappten aber auch englische Vorstellungen und Gewohnheiten über die Grenze nach Norden. Trotz des Austauschs war Schottland aber weit entfernt davon, von England assimiliert zu werden – viele alte Differenzen blieben bestehen, andere wurden jedoch allmählich beigelegt. Das Land änderte sich so sehr und so schnell, dass Sir Walter Scott 1814 als Postskriptum zu seinen Waverley Novellen schrieb: „Keine europäische Nation hat sich innerhalb nur eines halben Jahrhunderts so total geändert, wie dieses Königreich Schottland”. Im Parlament in Westminster war Schottland von Anfang an – seit 1707 – deutlich unterrepräsentiert. 1885 entstand allerdings mit dem Scottish Office ein eigenes Ministerium für Schottland.

Das Jahr 1875 wurde zum Jahr der Wende, auch wenn der Impuls von England ausging: Erstmals wurde damals den Gewerkschaften das Existenz- und Streikrecht gesetzlich garantiert.

Das viktorianische Zeitalter war Großbritanniens große Epoche. Es zeichnete sich durch industriellen Wohlstand und durch Expansion aus. Als Reaktion auf die Industrialisierung rückte jedoch besonders in England mehr und mehr die Sehnsucht nach Natur und Landschaft in den Blickpunkt; Königin Viktoria war es vor allem, die Schottland in diesem Zusammenhang für sich entdeckte und als urwüchsiges Reiseland populär machte.

Während Glasgow mit der Industrialisierung wuchs, entwickelte sich Edinburgh zum Kulturzentrum Schottlands. Mediziner, Philosophen, Wissenschaftler, Ingenieure, und Entdeckungsreisende machten die Stadt durch ihre Errungenschaften bekannt, und Schriftsteller wie Stevenson schrieben über sie.

20. Jahrhundert – Devolution und Neubeginn

Die Industrielle Revolution hatte vor allem im Westen Schottlands eine riesige Arbeiterklasse geschaffen. Die Mehrheit war entsprechend politisch linksorientiert. Der Friedensschluss nach dem Ersten Weltkrieg brachte für Schottland sehr bald eine massive wirtschaftliche Depression, denn das Land hing von der Schwerindustrie ab und der internationale Wettbewerb wirkte sich aus.

Glasgow wurde politisch „rot”. 1929 kam es zu Generalstreiks; zeitweise lag sogar Revolution in der Luft und es drohte militärischer Einsatz. Auf dem Höhepunkt der Depression 1931 waren dann 65 % der Werftarbeiter am Clyde arbeitslos. Weil sich die wirtschaftliche Situation in Schottland immer weiter verschlechterte, wurde mit einigem Recht angenommen, dass London die Lage durch Vernachlässigung schottischer Belange verschlimmerte. Der Ruf nach home rule, einer eigenständigen Regierung, wurde in Schottland immer lauter. Die britische Regierung setzte daraufhin 1928 einen Staatssekretär für Schottland mit dem Rang eines Kabinettmitgliedes ein. Im Zuge dieses ersten Schrittes in Richtung devolution, der verwaltungsmäßigen Loslösung von London, wurde ihm die Leitung der Bereiche Gesundheit, Landwirtschaft und Erziehung in Schottland übertragen. Dieser Minister hatte seinen Sitz im St. Andrew's House in Edinburgh.

Doch all das genügte nicht, um in Schottland den Wunsch nach Eigenständigkeit zu unterdrücken. Ein markanter Ausdruck dessen war 1950 die dramatische Entführung des Stone of Destiny vom Krönungsstuhl in Westminster Abbey nach Schottland. In den Unterhauswahlen von 1974 gelang dann der 1934 entstandenen Scottish National Party der Durchbruch, nach Stimmen wurde sie zweitstärkste Partei. Unter Druck der SNP stimmte die britische Labour-Regierung einer Volksabstimmung über begrenzte Selbstbestimmung zu. Das Gesetz zur Volksabstimmung wurde allerdings von anti-home rule Konservativen torpediert, mit Hilfe der Konservativen Opposition brachten sie eine Klausel in die Gesetzgebung ein, demzufolge eine einfache Mehrheit nicht mehr genügen sollte, sondern 40 % der Wahlberechtigten mindestens zustimmen mussten. Eine einfache Mehrheit wurde zwar erreicht, aber die 40-%-Hürde konnte nicht genommen werden.

Im September 1997 stimmten in einer zweiten Volksabstimmung 80 % der Wahlberechtigten für den Autonomiestatus Schottlands (engl. devolution), aufgrund dessen am 6. Mai 1999 nach 300 Jahren wieder ein Parlament für Schottland gewählt wurde. Seine Gesetzgebungskompetenzen erstrecken sich auf die Gebiete Gesundheitswesen, Bildung, Kommunalrecht, Soziales, Wohnungswesen, Wirtschaftsentwicklung, Justiz, Umwelt, Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft, Sport, Kunst und Kultur und verschiedene Bereiche des Transportwesens. Einige Teilbereiche dieser Kompetenztitel sind allerdings dem britischen Zentralparlament vorbehalten. Das Parlament wählt einen Ersten Minister (First Minister) als Leiter der schottischen Exekutive, die das bisherige Scottish Office ersetzt und dem Parlament verantwortlich ist. Der erste Amtsinhaber, Donald Dewar, verstarb im Oktober 2000. Gegenwärtiger Amtsinhaber ist Alex Salmond.

Siehe auch

Literatur

  • Hans-Walter Arends: Die kleine Schottlandfibel. Alles – von den Pikten bis zum neuen Parlament – und noch viel mehr. Luath Press, Edinburgh 2001, ISBN 0946487898
  • Michael Maurer: Kleine Geschichte Schottlands. Reclam Verlag, Ditzingen 2008. ISBN 978-3150170564
  • Hermann Schreiber: Schottland. Die Geschichte eines Landes am Rande Europas. Kasimir Katz Verlag, Gernsbach 1990, ISBN 392582541X (populärwissenschaftlich)
  • Herrmann Schreiber: Die Stuarts. Zwischen Krone und Schafott. Kasimir Katz Verlag, Gernsbach 1999, ISBN 3925825738
  • Ernst Wrba, Peter Sahla: Schottland. Bruckmann, München 2000, ISBN 3765429848
  • Maria-Claudia Tomany: Destination Viking und orkneya saga. München 2007.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Tacitus Agricola Kap. 23
  2. Tomany S. 8 f.
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