Das Buch Rut

Das Buch Rut

Das Buch Rut bzw. Ruth ist ein Buch des (jüdischen) Tanach bzw. des (christlichen) Alten Testamentes. Seit dem Mittelalter wird es in vier Kapitel unterteilt. In der Überlieferung wird es als Anhang des Buches der Richter betrachtet und demzufolge vor den Büchern Samuels eingeordnet. Das „Fremdvölkermotiv“ (Rut, die Moabiterin) lässt jedoch viele Ausleger eine Abfassungszeit in nachexilischer Zeit vermuten (nicht vor der zweiten Hälfte des 6.Jahrhunderts v. Chr.). Im Judentum zählt das Buch Rut zu den fünf Megillot, den Festrollen, und wird in der Festtagsliturgie des jüdischen Wochenfestes gelesen. Das Buch handelt um ca 1000 v. Chr, zur Zeit der Richter in Israel. Obed, der Sohn Ruts, ist der Großvater Davids.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Ruth im Feld des Boaz, Gemälde von Julius Schnorr von Carolsfeld, 1828

Das Buch Rut erzählt vom Schicksal einer jüdischen Familie, die einer Hungersnot wegen aus Bethlehem in Juda ins benachbarte Moab auswandern muss. Noomi (eine der Hauptgestalten der Novelle) und Elimelech ziehen mit ihren beiden Söhnen Machlon und Kiljon in die Fremde, wo bald danach Elimelech stirbt. Die Söhne heiraten zwei moabitische Frauen, Rut und Orpa. Nachdem auch die Söhne gestorben sind, bleibt Noomi als verwitwete Frau mit ihren nun ebenfalls verwitweten Schwiegertöchtern allein zurück.

Orpa bleibt daraufhin in Moab, Rut jedoch besteht darauf, mit ihrer Schwiegermutter nach Israel zu ziehen, obwohl sie dort als Moabiterin mit Zurückweisung zu rechnen hat.

In Israel arbeitet Rut als Ährenleserin bei Boas, einem Verwandten von Noomi. Boas bemerkt Rut, anerkennt ihr außergewöhnliches Engagement für ihre Familie (2,11ff.) und begünstigt sie. Daraufhin bekommt Rut von Noomi den Rat, sich nachts nach der Feldarbeit zu Boas zu legen. Boas verspricht Rut, sie zu heiraten. Es gibt jedoch noch einen anderen Verwandten, der gemäß dem Leviratsgesetz ebenfalls das Recht und die Pflicht hat, Rut zu heiraten. Boas löst Rut aus und nimmt sie zur Frau. Rut gebiert ihm einen Sohn, den Obed, den Vater Isais, den Vater Davids. Rut ist somit auch mit Jesus verwandt.(vgl. Stammbaum Jesu bei Matthäus 1,5 EU und Lukas 3,32 EU)

Personen

  • Noomi („die Liebliche“), später Mara („die Bittere“, „die Verbitterte“)
  • Rut („die Freundin“)
  • Boas („der Kräftige“)
  • Elimelech („Mein Gott ist Herr“)
  • Machlon („der Kränkliche“)
  • Kiljon („der Schwächliche“)
  • Orpa („die Zurückgekehrte“)
  • Obed („der Diener“, „der Knecht“)
  • David („der Liebling“) ist Urenkel von Rut und Boas

Zitate

  • „Rut antwortete: Dränge mich nicht, dich zu verlassen und umzukehren. Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe auch ich, da will ich begraben sein. Der Herr soll mir dies und das antun - nur der Tod wird mich von dir scheiden.“ (Rut 1,16-17 EU)

Trivia

  • Rut 1,16b EU (siehe oben) wird häufig als Trauspruch gewählt. Aus dem biblischen Kontext versteht sich dieser Vers jedoch nicht als die Zusage einer Frau an einen Mann oder umgekehrt, sondern als Versprechen einer Frau an ihre Schwiegermutter. Bei der Sorgfalt und Bedeutung, die bei solchen Gelegenheiten oft dem biblischen Wort beigemessen wird, sollte mindestens im Gespräch dezent darauf hingewiesen werden.
  • Das Buch Rut ist eine Novelle in der Hebräischen Bibel mit nur 4 Kapiteln und insgesamt 85 Versen.
  • Im Stammbaum Jesu nach Mt 1,1ff EU ist Rut (Vers 5b) eine von fünf Frauen, die erwähnt werden. Neben ihr stehen: Tamar (Vers 3a), Rahab (Vers 5a), Bathseba (Vers 6b) und Maria (Vers 16).

Meyers Konversationslexikon von 1889: „Ruth, Moabiterin, begleitete nach dem Tod ihres Gatten ihre Schwiegermutter nach Bethlehem, heiratete hier Boas und wurde dadurch die Stammutter Davids. Das gleichnamige Buch des Alten Testaments, worin dies erzählt wird, ein idyllisches Familiengemälde, wird gewöhnlich als Anhang zum Buch der Richter (s. Richter, S. 810) betrachtet, ist aber wahrscheinlich später entstanden. Kommentare zu demselben lieferten Bertheau (2. Aufl., Leipz. 1883) Mezger (Tübing. 1856, mit latein. Text), Wright (Lond. 1864) und Keil (2. Aufl., Leipz. 1874).“

Siehe auch

Literatur

  • Irmtraut Fischer: Rut. Freiburg 2001
  • Fröhlich, Gerhard : Das Mädchen Ruth, die Moabiterin : eine Familiengeschichte aus dem Land der Bibel / Gerhard Fröhlich. - Orig.-Ausg., 1. Aufl., Erstdr. . - Oldenburg : Schardt, 2008. - 232 S. . - 978-3-89841-424-1 kart. : EUR 10.00, sfr 15.40 (freier Pr.)
  • Hans-Georg Wünch: Rut. Die Ausländerin Gottes. Stuttgart 1998
  • Mona West: The Book of Ruth: An Example of Procreative Strategies for Queers,” Our Families, Our Values: Snapshots of Queer Kinship, Robert E. Goss and Amy Adams Squire Strongheart, eds., The Harrington Park Press, Binghamton, New York, 1997
  • Erich Zenger, Das Buch Ruth (= Zürcher Bibelkommentare: AT; 8), Zürich 1986, 2. durchges. u. erg. Aufl. 1992, ISBN 3-290-14740-1

Weblinks



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