Das Goebbels-Experiment (Film)

Das Goebbels-Experiment (Film)
Filmdaten
Originaltitel Das Goebbels-Experiment
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2005
Länge 107 Minuten
Stab
Regie Lutz Hachmeister
Drehbuch Lutz Hachmeister
Michael Kloft

Das Goebbels-Experiment ist eine unkonventionelle Dokumentation über das Leben des Joseph Goebbels. Der Film bedient sich Goebbels' persönlicher Aufzeichnungen – der Propaganda-Minister des NS-Staates führte von 1924 bis 1945 ohne Unterbrechung ein Tagebuch, wobei allerdings unsicher bleibt, inwieweit Goebbels es nicht mit Hinblick auf eine spätere Veröffentlichung geschrieben hat. Für Regie und Konzept verantwortlich zeichnen Lutz Hachmeister und Michael Kloft.

Die Dokumentation zeigt Filmaufnahmen und Fotos aus der damaligen Zeit. Der gesamte Film kommt ohne Kommentator oder Zeitzeugen aus. Es spricht lediglich Goebbels aus seinen Tagebüchern. Udo Samel übernimmt dabei die Rolle des Erzählers, Kenneth Branagh ist als Erzähler in der englischsprachigen Fassung zu hören.

Der Titel des Films entstammt dem gleichnamigen Buch von Derrick Sington und Arthur George Weidenfeld (der spätere Lord George Weidenfeld), das im Jahr 1942 in Großbritannien erschien.

Inhaltsverzeichnis

Charakterisierungsstil

Bis auf

geht der Film in seinen maximal 2-3minütigen Tagesabschnitten wenig auf die politischen Großereignisse ein, auch nicht auf die Beschreibung der Gaskammern zur Judenvernichtung, die Goebbels in seinem Tagebuch erwähnt, sondern beschäftigt sich vielmehr mit Passagen, die offenbar mehr über Goebbels' Persönlichkeit aussagen, so trivial die Anlässe auf den ersten Blick auch erscheinen mögen, etwa Ereiferungen über Görings Prunk- und Morphiumsucht, Erwerbung von Privatwohnungen, Fahrten auf dem Berliner Wannsee, Besuche in Kurbädern oder Streitigkeiten mit Ehefrau Magda, auch bezüglich Goebbels' zahlreicher außerehelicher Affären. Am ehesten entsprechen die Anlässe dem in Geschichtsbüchern zumeist beleuchteten politischen Akteur Goebbels, wenn seine Tätigkeit als Propagandaminister (besonders auf dem Sektor Film, allerdings auch die wichtige Sportpalastrede), seine persönliche Beziehung zu Hitler oder sein bereits früh verankerter radikaler Antisemitismus thematisiert werden.

Produktion

Der Kino-Dokumentarfilm wurde von der BBC koproduziert und auf der Berlinale 2005 vorgestellt. Danach wurde er auf zahlreichen internationalen Festivals, wie dem 29th World Film Festival Montreal, dem 7th Jewish Film Festival in Jerusalem und dem 29th Sao Paulo International Film Festival 2005 gezeigt. Parallel zum Film erschien ein Buch.

Anlaufdaten

Kinostart war der 14. April 2005. Die deutsche Fernsehpremiere erfolgte 3. Juli 2007 im ZDF, jedoch waren zuvor schon im Internet Raubkopien erhältlich, in einer englischen, etwa 20-30 Minuten längeren Fassung (in den gekürzten Szenen geht es etwa um den Tod von Horst Wessel, Goebbels' urlaubsartige Besuche im faschistischen Italien während des Krieges oder um mehr Details beim Dreh des UFA-Durchhaltefilms Kolberg in Agfacolor-Farbe), sowie die kürzere deutsche Kino- und Fernsehfassung mit schwedischen Untertiteln und einem Fernsehsenderlogo.

Im Februar 2009 ist der Film in seiner deutschen Kinofassung auf DVD erschienen (SPIEGEL-TV/polyband), in England, den USA und Kanada war allerdings bereits seit dem 26. Mai 2006 die englische Fassung erhältlich, die von dem Independentverleih First Run Features herausgebracht wurde, der den Film auch im Jahr 2005 in die nordamerikanischen Kinos gebracht hatte.

Making of

Der deutsche Dokumentarfilmer Alexander Kluge drehte darüber hinaus begleitend zum Kinostart ein etwa 45-minütiges Making of mit Interviews mit Kloft und Hachmeister, das auf VOX im dctp Nacht Club lief.

Kritik

Der Zuschauer sitzt gleichsam im Kopf von Joseph Goebbels, hört ausschließlich dessen Worte, träumt die Nazi-Welt mit dessen Augen. Der Stakkato-Stil der von Udo Samel vorgetragenen Tagebuch-Passagen schlägt durch die rasant verzahnte, geschmeidige Bildmontage, durch elegante Zooms und den von Trommelschlägen durchsetzten sphärischen Soundtrack in einen hypnotischen Bildersog um.

Christiane Peitz: Tagesspiegel, 14. April 2005

This remarkable film sets footage of Goebbels and the rise of the Nazis to the narration of excerpts from the diaries [...] This is an important, well-crafted illustration of the power of political manipulation and the cultivation of hatred.

Will Hodgkinson: The Guardian, 5. Mai 2005

Von allen Spiel- und Dokumentarfilmen, die seit dem Untergang in unsere Kinos kamen, ist Das Goebbels Experiment der kühnste und der einfachste.

Fritz Göttler: Süddeutsche Zeitung, 13. April 2005

In their fascinating documentary The Goebbels Experiment, the director and writer Lutz Hachmeister and the writer Michael Kloft provide a rare and chilling glimpse into a brilliant but toxic mind. Rejecting commentary, Mr. Hachmeister and Mr. Kloft allow Goebbels to speak for himself, in the voice of Kenneth Branagh, via the extensive diaries that he kept from 1924 to 1945.“

Jeanette Catsoulis: The New York Times, 12. August 2005

Literatur

  • Lutz Hachmeister & Michael Kloft (Hrsg.): Das Goebbels-Experiment. Propaganda und Politik. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2005, ISBN 3-421-05879-2

Weblinks


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