- Das Leben ist ein Traum
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La vida es sueño (spanisch) mit deutschem Titel „Das Leben ein Traum“ bzw. „Das Leben ist ein Traum“ – ist eines der bekanntesten Versdramen des spanischen Dramatikers und Poeten Pedro Calderón de la Barca. Es behandelt in drei Akten die Frage nach dem freien Willen und dem Schicksal.
Das Drama entstand 1634/35 und wurde 1635 im Madrider Palacio Real uraufgeführt. Als Druck erschien es zuerst 1636 auf Betreiben des Bruders von Calderon in den beiden Bänden dramatischer Werke.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Hauptstrang
Basilius, der König von Polen, muss erfahren, dass die Geburt seines einzigen Sohnes Sigismund (im Original: Segismundo) unter schlechten Sternen steht. Aus Sorge, der Sohn werde als sein Nachfolger eine Tyrannenherrschaft über Polen ausrufen, lässt er Sigismund bereits als Kind in ein Turmverlies werfen, in dem dieser die Welt ausschließlich aus den Erzählungen des ihm zum Lehrmeister bestellten Clotaldo kennenlernt. Als Basilio älter wird und sich die Nachfolgefrage stellt, beschließt der König seinen Sohn doch auf die Probe zu stellen. Unter der Einwirkung eines Schlafmittels wird Sigismund zum ersten Mal und unvermittelt ins Königsschloss gebracht und mit allen Mitteln und Annehmlichkeiten der Macht ausgestattet. Über seine wahre Identität und Geschichte aufgeklärt, lässt Sigismund die Befürchtungen seines Vaters wahr werden. Kaum an die Macht gekommen regiert der Sohn mit Mord und einer versuchten Vergewaltigung. Sigismund wird erneut in den Kerker geworfen. Um ihn zu trösten, soll ihm der Tag seiner Regentschaft nur als ein kurzer Traum erscheinen, aus dem er nun erneut in der Gefangenschaft erwacht. Als Aufständische Sigismund kurze Zeit später abermals aus seinem Gefängnis befreien und ihn erneut zum Regenten küren, hat Sigismund jedoch aus seinen Erfahrungen gelernt. Nach dem Kampf gegen die Truppen des Vaters erweist er sich bei der neuerlichen Verwirklichung seines Traums als weiser und gerechter Herrscher.
Nebenhandlungen
Eingeflochten in diesen Hauptstrang sind die Geschichten von Rosaura und Clarin sowie von Estrella und Astolfo. Rosaura ist eine junge Moskoviterin, die dem Charme des Neffen des polnischen Königs und Moskauer Grafen Astolfo erlegen ist, von ihm jedoch bald verlassen wurde. Mit ihrem Gefährten, dem „gracioso“ (eine Art Narrenfigur des spanischen Barocktheaters) Clarin folgt sie Astolfo nach Polen, wo sie an dem Turmverlies zufällige Zeugin von Sigismunds Schicksal wird, das sie über das eigene Geschick tröstet. Clotaldo kommt hinzu, verhaftet Rosaura, um sie vor den König zu führen. Rosaura, als junger Mann verkleidet, führt ein Schwert mit sich, das Clotaldo als das seines eigenen Sohnes erkennt, den er nun vor sich wähnt. Seine Loyalität zum König, der das Vergehen, mit dem Gefangenen Sigismund zu reden, mit dem Tode bestrafen wird, siegt über das Vaterherz. Allein, dass Basilio inzwischen die Existenz seines Sohnes öffentlich gemacht hat, rettet Rosaura das Leben. Astolfo verbündet sich mit seiner Cousine Estrella, der Entdeckung eines natürlichen Thronfolgers entgegenzutreten. Am Tag der probeweise angetretenen Regentschaft Sigismunds tritt Rosaura ihm als Kammermädchen Estrellas entgegen und wird so Opfer seiner gewalttätigen Nachstellung. Während Rosaura die sich anbahnende Heirat zwischen Astolfo und Estrella durch eine List zu verhindern weiß, wird Sigismund erneut betäubt und wieder in den Turm gesperrt. Im Finale tritt Rosaura, auf die Wiederherstellung ihrer Ehre bedacht, Sigismund noch einmal entgegen. Gegen den eigenen Wunsch, diese Frau zu besitzen, entschließt Sigismund sich, ihre Ehre durch die Heirat mit dem Verführer Astolfo wieder herzustellen. Seine Aufgabe als neuer König jedoch gebietet die standesgemäße Ehe mit Estrella. Clotaldo erkennt schließlich in Rosaura nicht seinen Sohn, wohl aber seine Tochter wieder.
Wertung
Das Stück gehört zur Form der spanischen comedia des siglo de oro, die sich durch zwei Handlungsstränge und eine Mischung von pathetischem Ernst und oft philosophischer Komik auszeichnet. Die strukturelle Einheit des Stücks bildet die vergleichbare – und so auch von Rosaura/Sigismund verglichene – Ausgangssituation des Zurückgewiesenen/Ausgestoßenen (beide sind vom Unglück gezeichnet und auf sich gestellt). Die beiderseitige Abhängigkeit in der Fortentwicklung ihrer Geschichten und der Befreiung von ihrem Geschick wird durch die Figur Clotaldos als Berater Basilios wie Vater Rosauras, Aufseher und Lehrer, vermittelt. Rosauras Ehre und Sigismunds Freiheit sind somit komplementäre Werte einer Restitution des absolutistischen Menschen- und Herrscherbildes. Insofern der Mensch seine Ehre in die Legitimität des Besitzes stellt (aus der Verführung wird die legale Ehe), kann er diese Ehre bewahren und rekonstituieren, ebenso wie insofern der Herrscher seine absolute Freiheit in die Selbstbeschränkung (Mäßigung) und Staatsverantwortung stellt, kann er sie verwirklichen.
Aufführungsgeschichte
- 1636 Uraufführung in Madrid, Palacio Real (Hoftheater, dessen Intendant Calderon war)
- 1639 deutsche Erstaufführung in Hamburg
- 1666 deutschsprachige Aufführung in München
- 1674 als „Prinz Sigismundo“ in Dresden gespielt
- 1690 die Truppe des Magister Velten spielt „Prinz Sigismund in Polen“
- 1717 erste Aufführungen in Frankreich und Italien
- 1760 Wien
- 1812 Weimar, Hoftheater (Bearbeitung von Riemer und Einsiedel, Regie: Goethe)
Auf deutschen Bühnen spielen im 20. Jahrhundert viele große Schauspieler die Rolle des Sigismund (zum Beispiel Josef Kainz, Burgtheater 1900/02 – Horst Caspar, Düsseldorf 1951/52 – Will Quadflieg, Hamburg 1952/53 – Thomas Holtzmann, Burgtheater Wien 1964/65 – Karl Heinz Martell, Düsseldorf 1964/65)
Bearbeitungen
Bearbeitungen Schauspiel
Das Stück hat seit einer Bearbeitung von 1693 (C. H. Postel: Der Königliche Prinz aus Polen Sigismundus), der freie Adaptionen von Wanderbühnen vorausgingen, im deutschsprachigen Raum viele Übersetzer und Bearbeiter gefunden. Am bekanntesten sind die Bearbeitungen von Franz Grillparzer: Der Traum ein Leben (1840) und von Hugo von Hofmannsthal: Der Turm. Motive und Personen des Stückes verwendet Pier Paolo Pasolini für sein Drama „Calderón“ von 1973 (dt. in Übersetzung von Heinz Riedt 1985). 2006 zeigte die RuhrTriennale eine Bearbeitung von Koen Tachelet mit Musik von Peter Vermeersch, 2007 das Bayerische Staatsschauspiel eine vielbeachtete Neuübersetzung von Georg Holzer. Zu den Übersetzern zählen außerdem Hans Schreyvogel (1816), Wilhelm von Scholz (1933), Max Kommerell (1942), Hans Schlegel (1949), Eugen Gürster (1950) und Heinrich Koch (1963). Calderon selbst arbeitete 1677 die comedia zu einem auto sacramental (geistliches Festspiel) um. Darin treten reine Typen auf, aus Basilio ist Gott selbst geworden und Sigismund der Mensch schlechthin.
Bearbeitungen für Musiktheater
- 1693 wird erstmals eine deutsche Oper „Sigismondo“ erwähnt.
- Gioacchino Rossini komponierte für das Teatro La Fenice in Venedig 1841 einen „Sigismondo“[1].
- 1940/41 komponierte Gian Francesco Malipiero „La vita è sogno“ (Uraufführung 1943 in Breslau).
Es gibt noch weitere Fassungen für Musiktheater.
Literatur
- W. Brüggemann: Spanisches Theater und deutsche Romantik, Bd. 1. Münster 1964
- Heinz Gerstinger: Calderón. Velber: Friedrich Verlag, 1967
- Margit Thir: Herrscherersetzung. Ritualität und Textualität. Wien: Praesens, 2010, ISBN 978-3-7069-0604-3
Einzelnachweis
Kategorien:- Literarisches Werk
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