De Moivre

De Moivre
Abraham de Moivre

Abraham de Moivre (* 26. Mai 1667 in Vitry-le-François; † 27. November 1754 in London) war ein französischer Mathematiker, der vor allem für den Satz von Moivre bekannt ist.

Leben und Werk

Moivre besuchte von 1678 bis 1681 die protestantische Schule in Sedan, studierte 1682 bis 1684 in Saumur Logik und Mathematik und nahm 1684 in Paris Privatunterricht bei Jacques Ozanam. Nach dem Revokationsedikt von 1685 hielt man ihn in Paris in einer Abtei fest, um ihn zur Konversion zu bewegen. Am 27. April 1688 wurde er freigelassen und floh nach England.

Er schlug sich als Privatlehrer durch, studierte und meisterte nebenbei Newtons Principia Mathematica und veröffentlichte von 1695 an Arbeiten über Newtons Fluxions-Methode der Infinitesimalrechnung, wobei er die Bekanntschaft von Edmond Halley (Sekretär der Royal Society) und Isaac Newton machte. Später war er ein enger Freund Newtons und diskutierte mit ihm zeitweise täglich in seinem Haus oder in dem Coffee-House, wo er sich aufzuhalten pflegte. 1697 wurde er zum Mitglied der Royal Society ernannt. Seine Versuche, eine Professur auf dem Festland zu erhalten (wo sich Leibniz für ihn einsetzte), scheiterten ebenso wie in England (trotz Fürsprache von Newton und Halley). De Moivres Leben verlief in Armut.

Titelseite des Buches "Doctrine of Chance", London, 1718

Von 1708 an beschäftigte er sich im Anschluss an Pierre Rémond de Montmort (mit dem er in einen Prioritätsstreit geriet) vorwiegend mit Untersuchungen zur Wahrscheinlichkeitstheorie ausgehend von Glücksspielrechnungen, aus denen die 1718 erschienen The Doctrine of Chances – a method for calculating the probabilities of events in play hervorging. Nach der Entdeckung des Grenzwertsatzes für Binomialverteilungen (1733) gab er 1738 eine zweite Auflage seiner Doctrine heraus, in der er im Rahmen der damaligen Auseinandersetzung mit der um die Verträglichkeit des Newtonschen Weltbildes mit einem Theismus und schließlich mit der von den Kirchen vertretenen Offenbarungsreligion zu einem objektiven Wahrscheinlichkeitsbegriff fand. Die dritte, 1756 postum publizierte Ausgabe der Doctrine enthielt darüber hinaus de Moivres Untersuchungen über Sterblichkeits- und Rentenprobleme (zuerst für Anwendungen bei Lebensversicherungen von Edmond Halley untersucht). Das Buch war eine der wichtigsten Vorstufen für das Lehrbuch der Wahrscheinlichkeitstheorie von Pierre Simon Laplace, der die Theorie am Ende des 18.Jahrhunderts zusammenfaßte und auf eine neue Stufe hob.

In Miscellanea analytica stellte Moivre seine Theorie der rekurrenten Reihen dar. Dieses 1730 veröffentlichte Werk gibt einen Überblick über die Arbeiten de Moivres in der Analysis zusammen mit den Anwendungen der Wahrscheinlichkeitsrechnung (hier findet sich zum ersten Mal die Stirling-Formel in seiner asymptotischen Annäherung der Binomialverteilung durch die Normalverteilung) und Astronomie. Darin gibt er eine Lösung des Winkelteilungsproblems an, die unter Umgehung imaginärer Größen ein Äquivalent des nach ihm „Moivrescher Satz“ benannten Theorems darstellt (den er allerdings schon in einer Arbeit von 1722 publizierte). Insbesondere folgt daraus auch eine Formel zum Radizieren in den komplexen Zahlen.

De Moivre wurde 1735 Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften, und 1754 – fünf Monate vor seinem Tod – ehrte ihn auch die Pariser Akademie für seine Leistungen als Mathematiker mit der Mitgliedschaft.

Literatur

  • Helen Walker Abraham De Moivre Scripta Mathematica, Bd. 2, 1934, S. 316-33.
  • Ivo Schneider Der Mathematiker Abraham De Moivre, Archive for History of Exact Sciences, Bd. 5, 1968/9, S.177-317.
  • Clerke, Dictionary of National Biography Bd.38, 1893, S.116

Weblinks


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