- Deonymisierung
-
Die Deonomastik ist eine Teildisziplin der historischen Sprachwissenschaft und beschäftigt sich mit Ableitungen auf der Basis von Eigennamen.
Ableitungen nennt man nach der Wortart des Stammes deonymisch und das Ergebnis der Ableitung ein Deonym, wenn der Stamm ein Eigenname (Personenname, Toponym, Markenbezeichnung) ist. Ein Wörterbuch, das Deonyme und deren Erklärungen sammelt, wird Deonomastikon genannt. Die Deonomastik leistet durch die Erforschung von Deonymen einen Beitrag zur Etymologie, Lexikographie und Wortbildungsforschung und verbessert zugleich das Verständnis der sozio-kulturellen und kognitiven Aspekte des Sprachwandels.
Beispiele für Deonyme:
Aus Personennamen (siehe auch Eponym, Liste der Eponyme):
- Algorithmus (über lateinisch algorismus aus dem Namen Muhammad ibn Musa al-Chwarizmi)
- Guillotine, nach dem französischen Arzt Joseph-Ignace Guillotin
- Marionette (Gliederpuppe, über französisch marionnette aus einer Verkleinerungsform des Namens Maria)
- kafkaesk (aus dem Autornamen Franz Kafka)
- röntgen (aus dem Namen des Physikers Wilhelm Conrad Röntgen)
Aus Toponymen:
- Berliner (Gebäck)
- Pils (nach der Stadt Pilsen)
- wienern („blank putzen“, ursprünglich weißes Leder mit Wiener Kalk reinigen)
Aus Markennamen:
- Tempo (Papiertaschentuch)
- Uhu (Klebstoff)
- googeln (eine Internet-Suchmaschine benutzen, z. B. Google, i. w. S. auch generell die Internetrecherche)
Literatur
- Wolfgang Schweickard: Deonomastik. Ableitungen auf der Basis von Eigennamen im Französischen, unter vergleichender Berücksichtigung des Italienischen, Rumänischen und Spanischen. Niemeyer, Tübingen 1992 (Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie, 241), ISBN 3-484-52241-0.
- Enzo T. La Stella: Dalie, dedali e damigiane: dal nome proprio al nome comune. Dizionario storico di deonomastica, vocaboli derivati da nomi propri, con le corrispondenti forme francesi, inglesi, spagnole e tedesche. Zanichelli, Bologna 1990, ISBN 88-08-07024-7.
- Heike Hornbruch: Deonomastika: Adjektivbildungen auf der Basis von Eigennamen in der älteren Überlieferung des Deutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1996 (Studien zum Althochdeutschen, 31), ISBN 3-525-20346-2
- Consuelo García Gallarín, Celeste García Gallarin: Deonomástica Hispánica: vocabulario científico, humanístico y jergal. Ed. Complutense, Madrid 1997, ISBN 84-89784-12-4.
- Wolfgang Schweickard: Deonomasticon Italicum. Dizionario storico dei derivati da nomi geografici e da nomi di persona. Vol. 1: Derivati da nomi geografici: A-E. Niemeyer, Tübingen 2002 [fasc. 1: Abano Terme – Arno, 1997, fasc. 2: Arona – Bordeaux, 1998, fasc. 3: Bordighera – Carinzia, 1999, fasc. 4: Carioca – Cinto, 2000, fasc. 5: Ciociaria – Dalmazia, 2001, fasc. 6: Danimarca – Exeter, 2002], ISBN 3-484-50295-9.
Weblinks
- Deonomasticon Italicum: Website von Schweickards Forschungsprojekt an der Universität Saarbrücken
Wikimedia Foundation.