Marionette

Marionette
Mexikaner als Marionette

Eine Marionette ist eine Gliederpuppe, die von einem Marionettenspieler mit Hilfe von Fäden bewegt wird, die an den einzelnen Gliedern befestigt sind. Das Baumaterial war früher in der Regel Holz. Für die Köpfe wurde häufig Lindenholz verwendet, da es eine feine Maserung aufweist, weich genug ist um einfach bearbeitet zu werden, und hart genug um langlebig stabil und bruchfest zu bleiben. Heute werden je nach Thema verschiedenste Materialien verwendet, Hart- und Weichschaum, Latex, Papier- oder Holzmaschee und vieles mehr.

Inhaltsverzeichnis

Darstellung und Herstellung

Im Gegensatz zu Handpuppen kann hier die ganze Figur dargestellt und bewegt werden, also auch der Unterkörper, bzw. die Beine, was eine naturgetreuere Darstellung der Figur zulässt. Außerdem kann der Spieler völlig verdeckt agieren, sodass nur die scheinbar eigenständige Figur für das Publikum sichtbar bleibt. Diese Umstände führten im 19. Jahrhundert zu einer Mode, Theaterstücke oder auch Opern unmittelbar auf die Marionettenbühne zu übertragen und „kleine Menschlein“ handeln zu lassen, was weder den Stücken noch dem Medium Figurentheater gerecht wurde.

Die komplizierteste Marionette muss scheitern, verlangt man von ihr die Fähigkeiten eines Menschen. Direkte Handlungen wie z. B. Greifen, innige Umarmungen oder auch kraftvolles Zuschlagen in einer Rauferei liegen ihr ursprünglich nicht, da sie nur den Pendelgesetzen und der Schwerkraft gehorcht. Mit eigens dafür entwickelten Figuren sind natürlich auch solche Situationen zu bewerkstelligen, dann aber entwickelt sich das Spiel unter Umständen eher zur Artistik.

Geht es dagegen um Indirektes und vor allem um Gestalten, die sich von der Schwerkraft lösen, ist die Marionette naturgemäß jedem Schauspieler überlegen.

Geschichte

Marionettenartige Gliederpuppen sind seit der Antike bekannt. Bereits im alten Ägypten und im alten Griechenland erfreuten sich diese Neurospasmata genannten Figuren großer Beliebtheit. Professionelle Puppenspieler verdienten sich mit ihren Darbietungen den Lebensunterhalt.

Eines der bekanntesten deutschsprachigen Marionettentheater ist die Augsburger Puppenkiste. Die älteste Marionettentheaterdynastie Deutschlands ist die Theaterfamilie Bille aus dem Erzgebirge (seit 1638), daneben gab es noch die Winters aus Schlesien, die Richters aus Thüringen, die Apels aus Sachsen[1] [2] [3] und die Theaterfamilie Schichtl (deren Nachfahren noch als Varieté-Theater Schichtl auf dem Oktoberfest in München vertreten sind) aus Süddeutschland. Die Lindauer Marionettenoper, das Düsseldorfer Marionetten-Theater, das Salzburger Marionettentheater und das Marionettentheater Schloss Schönbrunn führen Opern und Theaterstücke mit Marionetten auf. Große Tradition haben Marionetten insbesondere auch im Chinesischen Puppentheater und im Sizilianischen Puppentheater (Opera dei Pupi).

Ein weiteres bekanntes Marionettentheater ist das 1924 von Karl Magersuppe gegründete Theater Die Holzköppe, seit 1955 ansässig in Steinau an der Straße. Diese Bühne zählt zu den ältesten bestehenden Puppentheatern in Deutschland und gehört zu den wenigen, die noch in traditioneller Form spielen. [4]

Marionette im übertragenen Sinn

  • Eine lebende Person, die wie ein Werkzeug von anderen benutzt wird, bezeichnet man ebenfalls als Marionette.
  • Eine Marionettenregierung wird von einer fremden (Sieger-)Macht eingesetzt und kontrolliert.

Siehe auch: Strohmann, Drahtzieher, Marionettenstaat, Sockenpuppe

Romantik

Die Romantik, bzw. die Romantiker hatten eine Affinität zum Marionettentheater. Es faszinierte sie, dass man mit den Figuren scheinbar die Gesetze der Gravitation außer Kraft setzen konnte. So kam es zu dem bekannten Dahinschweben der Figuren, so wie es auch Feen, Elfen etc. in der Phantasie der Romantiker vermochten.

Galerie

Siehe auch

Berühmte Marionetten: Spejbl und Hurvinek, Der Spatz vom Wallrafplatz

Literatur

  • Olaf Bernstengel, Lars Rebehn: Volkstheater an Fäden. Vom Massenmedium zum musealen Objekt - sächsisches Marionettentheater im 20. Jahrhundert. Mitteldeutscher Verlag, Halle/Saale 2007, ISBN 978-3-89812-550-5 (Reihe Weiss-Grün; 36).
  • Harro Siegel: Harro Siegels Marionetten. Propyläen-Verlag, Frankfurt/M. 1982, ISBN 3-549-06657-0.
  • René Simmen: Marionetten aus aller Welt. Neuaufl. Rheingauer Verlagsgesellschaft, Eltville 1978, ISBN 3-88102-022-5.
  • Anton Bachleitner: Die Düsseldorfer Marionetten, Puppen & Masken, Frankfurt, 2003, ISBN 978-3-935011-39-6
  • BROSS 100 - Das andere Theater / Sonderheft , Puppen & Masken, Frankfurt, 2010, ISBN 978-3-935011-77-8 (über das Lebenswerk des Marionettenmeisters F. H. Bross)

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Marionette – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Marionetten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Referenzen

  1. Mit großer Freude greif ich zur Feder
  2. Die Apels – eine Dresdner Puppenspielerfamilie zwischen Kaiserreich und DDR
  3. Kasper, warum hast du so goldene Fäden?
  4. Geschichte des Steinauer Marionettentheaters

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Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Marionette — Marionette …   Deutsch Wörterbuch

  • Marionette — Sf an Fäden bewegliche Puppe erw. fach. (17. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus frz. marionnette, aus frz. * mariolette, einer Ableitung von mfrz. mariole Figürchen , eigentlich ein Hypokoristikum zu frz. Marie (= Maria), aber wohl zurückgehend auf l …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Marionette — Mar i*o*nette , n. [F. marionette, prop. a dim. of Marie Mary.] 1. A puppet moved by strings, as in a puppet show. [1913 Webster] 2. (Zo[ o]l.) The buffel duck. [1913 Webster] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • marionette — puppet worked by strings, c.1620, lit. little little Mary, from Fr. marionette (16c.), dim. of O.Fr. mariole figurine, idol, picture of the Virgin Mary, dim. of Marie (see MARY (Cf. Mary)) …   Etymology dictionary

  • Marionette — (frz.), Gliederpuppe, die auf einem Marionettentheater mittels Schnüren oder Drähten bewegt wird; danach willenloser, von andern beherrschter Mensch. – Vgl. Rehm (1905) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Marionette — »(an Fäden oder Drähten aufgehängte und dadurch bewegliche) Gliederpuppe für Puppentheater«, auch übertragen gebraucht im Sinne von »willenloses Geschöpf«: Das Fremdwort wurde im 17. Jh. aus gleichbed. frz. marionnette entlehnt, das als Ableitung …   Das Herkunftswörterbuch

  • marionette — [n] puppet doll, dummy, fantoccini, figurine, manikin, moppet; concepts 423,446 …   New thesaurus

  • marionette — ► NOUN ▪ a puppet worked by strings. ORIGIN French, from the given name Marion …   English terms dictionary

  • marionette — [mar΄ē ə net′, mer΄ē ə net΄] n. [Fr, dim. of Marion: see MARION1] a puppet or little jointed figure made to look like a person or animal and moved by strings or wires from above, often on a miniature stage …   English World dictionary

  • Marionette — This article is about the type of puppet. For other uses, see Marionette (disambiguation). Marionette from Tiller family marionette company, 1870s 1890s …   Wikipedia

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