- Der geschlossene Fund
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Geschlossener Fund, Fundkomplex und vergesellschafteter Fund sind Fachbegriffe der Archäologie oder Ur- und Frühgeschichte für Funde in gemeinsamer Lage.
Inhaltsverzeichnis
Begriffspräzisierung
Eine erste wichtige Definition für geschlossener Fund stammt von Oscar Montelius (Die Methode, 1903, S. 3)[1]:
„Ein [geschlossener] Fund … kann als Summe von denjenigen Gegenständen bezeichnet werden, welche unter solchen Verhältnissen gefunden worden sind, dass sie als ganz gleichzeitig niedergelegt betrachtet werden müssen.“
Unter stratigraphischen Aspekten ist ein geschlossener Fund eine Fundschicht.
Fundkomplex nennt man Funde, die zwar nicht direkt als geschlossen betrachtet werden können, aber deutliche räumliche oder zeitliche Gemeinsamkeiten aufweisen, also etwa die Abfolge der Funde verschiedener Epochen an derselben Stelle oder ähnliche Funde derselben Epochen an verschiedenen, aber in geographischem Bezug stehenden Orten. Spricht man von Komplexfund, meint man hingegen, dass sich in einem Fundkomplex die Einzelfunde schlecht trennen lassen.
Von Vergesellschaftung spricht man, wenn innerhalb eines geschlossenen Fundkomplexes Artefakte unterschiedlicher Gattung bzw. der gleichen Gattung, aber von unterschiedlichen Kulturen oder Regionen zusammen angetroffen werden. Ein Beispiel sind Funde innerhalb eines Stratums oder eines Grabs.
Methoden
Grundlegend für die Erarbeitung einer relativen Chronologie ist, dass Objekte aus geschlossenen Funden weitgehend gleichzeitig sind. Aus der Zusammenschau vieler geschlossener Funde in Fundkomplexen, mehreren verwandten Fundkomplexen und den darinnnen vorkommenden Vergesellschaftungen lässt sich ableiten, welche Objekte regelhaft miteinander kombiniert vorkommen, d. h. regelhaft gleichzeitig sind.
Eine Vergesellschaftung von Funden kann von großer Bedeutung sein, wenn z. B. datierbare mit bislang nicht datierbaren Artefakten zusammen gefunden werden. Dadurch kann für die bisher nicht zeitlich bestimmbaren Objekte ein Datum gewonnen werden, unter Umständen sogar der ganze Fundkomplex datiert werden. Vergesellschaftete Gegenstände, die in unterschiedlichen Regionen hergestellt wurden, bezeugen auch Handelsbeziehungen.
Beispiele
Beispiele sind Gräber mit ihren Grabbeigaben, Depotfunde, oder rasch verfüllte Abfallgruben in Siedlungen. Auch Katastrophen führen zu geschlossenen Funden, wie z. B. das 79 n. Chr. verschüttete Pompeji oder Schiffswracks.
Dann sind Fundkomplexe etwa Gräberfelder (kulturelle Gemeinsamkeit), derselbe Feuerplatz über viele steinzeitliche Jahrhunderte (soziologische Analogien), die Ruinenschichten einer Stadt (Eventstratigraphie: Geschichte einer Siedlung), selbe Bauformen in einem Landstrich (Hinweise auf eine geschlossene Kultur) oder Wrackhäufungen an einem bestimmten Riff (mutmaßliche gemeinsame Reisewege). Komplexfund wären etwa Relikte in einem Asphaltsee: Hier ist nicht leicht möglich, festzustellen, ob es sich um einen geschlossenen Fund handelt, oder nur ein verwandtes Phänomen, das über viele Jahrtausende (oder gar Jahrhunderttausende) zu einer Fundakkumulation geführt hat.
Vergesellschaftungen wären dann ähnliche Grabbeigaben in einem Feld (Hinweise auf Kulturschaffen und -leistungen einer Kultur), Knochenreste diverser Tierarten im Brandrest (ähnliche klimatische Lebensumstände oder jagdlich-tierzüchterische Analogien), Münzen oder Gefäße in Wracks (Handelsbeziehungen, absolute Datierung der Keramik über die Münzen).
Einzelnachweise
- ↑ Oscar Montelius: Die älteren Kulturperioden im Orient und in Europa. I. Die Methode. Asher, Stockholm 1903
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