Der letzte Tag der Schöpfung

Der letzte Tag der Schöpfung

Der letzte Tag der Schöpfung ist ein Science Fiction-Roman zum Thema Zeitreise in Verbindung mit der Peak Oil-Thematik des deutschen Schriftstellers Wolfgang Jeschke, der erstmals 1981 in Deutschland veröffentlicht wurde. Die englische Übersetzung ist erstmals im Jahre 1982 in den USA und Großbritannien erschienen.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

In den Wirren des Kalten Krieges betreibt die NASA unter dem Deckmantel eines „Rennens zum Mars“ mit der Sowjetunion Forschung auf dem Gebiet der Zeitreise. Nach ersten Erfolgen werden diverse Spezialisten aus allen technischen und militärischen Fachgebieten rekrutiert, um als erste Chrononauten auf eine Reise fünf Millionen Jahre zurück in die Vergangenheit geschickt zu werden. Zu diesem Zeitpunkt gibt es aber noch keine Möglichkeit, die Zeitreisenden wieder in ihre eigene Zeit zurückzuholen. Die NASA und die Navy allerdings sind sich sicher, – und versprechen dieses auch den Protagonisten – diesem Problem schon in unmittelbarer Zukunft Herr werden zu können.

Das Ziel der USA ist es, eine Basis im – zu dieser Zeit nicht mit Wasser gefüllten – Becken des Mittelmeeres zu errichten. Von dort aus sollen die Chrononauten das Erdöl des Nahen Ostens, vor allem Saudi-Arabiens abpumpen und per Pipeline quer durch Europa transportieren, um es in der Gegenwart fördern zu können. Intention ist es, die westliche Welt unabhängig von den Erdölexportierenden Staaten zu machen und so das Machtgleichgewicht zu Gunsten der Westlichen Welt zu verschieben.

Die Funktionsfähigkeit des sogenannten Chronotrons beweisen drei Artefakte, deren Funde am Anfang des Buches sehr detailliert beschrieben werden: Ein in der Wüste Algeriens entdeckter, zum Fundzeitpunkt noch nicht entwickelter Mörser, ein Teil eines erodierten Sauerstoffschlauchs - welcher in Italien seit Jahrhunderten durch die katholische Kirche als heilige Reliquie des hl. Veit verehrt wird, und die Überreste eines verrosteten Militär-Jeeps in einer prähistorischen Tonschicht im Gibraltar der 1840er. Durch den zweifelsfreien Anachronismus dieser Funde ist der technische Erfolg belegt, gleichwohl hierdurch auch ein Scheitern der eigentlichen Unternehmung bewiesen wird, ist doch in der erzählten Zeitlinie noch kein Erdöl auffindbar.

Die Zeitreise in die Vergangenheit gelingt. Die Gruppe um den Protagonisten Steve Stanley erlebt bereits kurz nach der Landung die erste Überraschung. In der Vergangenheit tobt bereits ein Krieg zwischen den Amerikanern und einer arabisch-sowjetischen Allianz. Es stellt sich heraus, dass aufgrund eines Streueffektes die verschiedenen Teams von Zeitreisenden sehr verstreut in der Vergangenheit ankommen. Teilweise über Jahrhunderte und Jahrtausende verteilt und nicht in der Reihenfolge ihrer Abreise aus der Gegenwart. Ein koordiniertes Vorgehen zum Bau der Pipeline ist unter diesen Voraussetzungen nicht möglich. Die verschiedenen Gruppen kämpfen um ihr Überleben und bestenfalls darum, den Gegner an der Umsetzung der jeweils entgegengesetzten Pläne zu hindern.

Zu ihrer Überraschung taucht zudem ein Frühmensch - eine Art Affe - auf, der sich Goodluck nennt und von den Amerikanern als Kämpfer rekrutiert wurde. Goodluck rettet die Chrononauten und bringt sie zur amerikanischen Festung auf Sardinien, die nur aus ein paar älteren Soldaten und einer Pflegerin besteht.

Der in der Vergangenheit tobende, teilweise mit Atomwaffen geführte Krieg hat bereits erhebliche Auswirkungen auf die Geschichte der Welt und auf die „eigentliche“ Gegenwart. So wurde die Landverbindung bei Gibraltar zerstört, sodass sich der Atlantik ins Mittelmeerbecken ergießt. In der Gegenwart wurde dieser Dammbruch mit einem Erdbeben erklärt.

Es stellt sich auch heraus, dass es weitaus mehr Zeitreisende gibt, die schon jahrzehntelang auf ihre Rückkehr warten und sogar aus unterschiedlichen Zeitlinien kommen. So gibt es z.B. eine Gruppe aus unbedeutenden USA, in deren Zeitlinie Mexiko die dominierende Nation des nordamerikanischen Kontinents ist. Spuren einer Art Weltraumbahnhof in Nordeuropa und einer gigantischen Herkulesstatue bei Gibraltar deuten auf weitere, deutlich ältere Spuren von Zeitreisenden hin. Aber auch Zeitreisende mit überlegener Technik, aus einer weit entfernten, religiös geprägten Zukunft üben ihren Einfluss aus.

In der Karibik hat sich darüber hinaus eine Kolonie namens Atlantis mit mehreren tausend Menschen gebildet. Atlantis liegt an dem Punkt, wo die Navy laut ihren Plänen eine Zugriffszone eingerichtet hat, um von dort die Zeitreisenden zurückzuholen. In der Gegenwart ist dieses Gebiet das Bermudadreieck, dessen Ruf von der Navy als Tarnung ihrer Aktivitäten genutzt wird. Die Manipulation der Zeitgeschichte hat aber offensichtlich den Plan der Navy durchkreuzt, ein Verfahren zu entwickeln, die Chrononauten wieder in ihre Zeit zu holen, sodass es für die Teilnehmer der Mission keinen Weg mehr zurück gibt.

Nach und nach sterben die Protagonisten und Steve Stanley macht sich auf, Afrika zu bereisen. So scheitert der Plan der Navy schließlich.

Aufbau des Buches

Der Roman besteht aus drei deutlich unterscheidbaren Teilen.

Der erste Teil beginnt damit, eher zusammenhangslos die Funde der Artefakte und passende Geschichten dazu zu erzählen. Es folgt die Rekrutierung der Chrononauten und die detaillierte Erklärung des „Chronoton-Projekts“.

Der zweite Teil ist eine typische Beschreibung von Kriegswirren und deren Folgen. Er schildert den Überlebenskampf in Zeiten des Krieges.

Der eher offen gehaltene Schlussteil des Romans beschreibt fragmentarisch die Zerrissenheit Steve Stanleys, die Alternativen, die ihm bleiben und seine Entscheidung. Zum Schluss wird der Leser mit einigen offenen Fragen zurückgelassen.

Dies und Das

  • Im Laufe der Geschichte wird Platons Mythos von Atlantis einbezogen.
  • Jeschke verweist auf Davy, einen post-apokalyptischen Roman von Edgar Pangborn, indem er seine Figuren ihren Hund "Davy" nennen lässt. Jeschke selbst hatte Pangborns Buch wenige Jahre vorher bei Heyne auf deutsch herausgebracht.
  • In der DDR-Lizenzausgabe wird die Erwähnung eines MiG-Kampfflugzeugs zensiert - indem das Wort 'MiG' gestrichen wird.
  • In dem Nachwort der Neuauflage von 2005 schreibt Jeschke, er warte auf einen Anruf aus Hollywood.
  • Der Verlag vergleicht das Buch in seinen Werbekampagnen mit dem Roman Das Jesus Video von Andreas Eschbach, (das aber später geschrieben wurde!).
  • Das monumentale Atlantropa-Projekt eines deutschen Ingenieurs sieht den Bau eines Staudamms in der Meerenge von Gibraltar vor, der das Mittelmeer vom Atlantik trennt, den Pegel drastisch absenkt und es teilweise trockenlegt. Das vermutlich undurchführbare Projekt geht auf das Jahr 1928 zurück.

Auszeichnungen

Adaptionen

  • Das Computerspiel (Echtzeitstrategie) Original War nimmt das Buch zur Vorlage, verlegt aber die Handlung nach Sibirien. Statt um Öl geht es um ein Mineral, das die Kalte Fusion katalysiert.

Weitere Daten

  • 1980 Vorabdruck eines Auszuges unter dem Titel Anachronismen, oder Die Flöte des heiligen Veit, in: Frank Flügge (Hrsg.): Utopia. SFCD-Sonderdruck 2/1980
  • 1981 Erstveröffentlichung in Deutschland, Nymphenburger Verlag, ISBN 3-485-00403-0
  • 1981 Erstveröffentlichung in Frankreich unter dem Titel Le Dernier Jour de la Création
  • 1982 Erstveröffentlichung in USA und Großbritannien unter dem Titel The Last Day of Creation, ISBN 0-312-47061-4 (US) / ISBN 0-7126-0042-6 (UK)
  • 1982 Sonderausgabe für den Bertelsmann Lesering (o. J.)
  • 1982 Sonderausgabe für den Deutschen Bücherbund (o. J.)
  • 1985 Taschenbuchausgabe beim Heyne Verlag, München (mit einem Vorwort von Brian W. Aldiss), ISBN 3-453-31134-5
  • 1989 Veränderte DDR-Ausgabe als Hardcover im Verlag Das Neue Berlin, ISBN 3-360-00249-0
  • 2005 Neuausgabe in der Reihe Meisterwerke der Science Fiction (mit einem Vorwort von Frank Schätzing), ISBN 3-453-52121-8

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