- Deutschamerikaner
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Als Deutschamerikaner (German Americans) werden in den Vereinigten Staaten von Amerika US-amerikanische Staatsbürger bezeichnet, die der Gruppe der emigrierten Deutschen angehören, sie selbst oder ihre Vorfahren, demnach aus Deutschland oder aus Siedlungsgebieten deutscher Minderheiten in Europa in die USA eingewandert sind.[1]
42,8 Millionen US-Amerikaner gaben in einer im Jahr 2000 durchgeführten Volkszählung „German“ als ihre Hauptabstammung an.[2]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
→ Hauptartikel: Geschichte der Deutschen in den Vereinigten Staaten
Das Hauptziel der frühen deutschen Einwanderung war Pennsylvania. Dort wurde 1683 die erste deutsche Siedlung auf dem Boden der heutigen Vereinigten Staaten gegründet. 1775 bestand ein Drittel der Bevölkerung Pennsylvanias aus deutschstämmigen Bewohnern. Sie waren überwiegend Lutheraner, Reformierte, Amische, Mennoniten und Anhänger anderer protestantischer Glaubensrichtungen. Die Deutschamerikaner in Pennsylvania entwickelten eine eigene Sprachform auf der Basis pfälzischer Dialekte, das Pennsylvania Dutch, das vereinzelt auch heute noch gesprochen wird. Andere bedeutende deutsche Siedlungen gab es in Nordamerika zur Kolonialzeit in New York und Virginia.
Die größte deutsche Einwanderungswelle gab es zwischen 1848 und dem Ersten Weltkrieg, als über sechs Millionen Deutsche in die USA einwanderten. Die meisten davon kamen aus ökonomischen Gründen, andere wurden aufgrund ihres Glaubens oder – wie die Forty-Eighters – aufgrund ihres politischen Engagements verfolgt, wieder andere wollten dem Wehrdienst entgehen.
Die deutschen Einwanderer hatten als Europäer das Glück, in den USA nicht – wie z. B. die chinesischen Einwanderer – als Fremde diskriminiert zu werden. Infolgedessen fügten sie sich in der jungen amerikanischen Gesellschaft schnell ein und gelangten in vielen Fällen zu ähnlichem wirtschaftlichen, politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Einfluss wie die englischen Einwanderer. Zu Rückschlägen kam es während des Ersten Weltkrieges, als Deutschamerikaner verdächtigt wurden, mit den Mittelmächten zu sympathisieren. Viele Deutschamerikaner reagierten auf diesen Druck mit einer demonstrativen Anpassung an den englischen kulturellen „Mainstream” (Hauptrichtung).
Ein weiterer deutsch-amerikanischer Migrationsschub erfolgte nach der Errichtung der Hitler-Diktatur ab dem Jahre 1933. Viele Akademiker verließen das Deutsche Reich, weil sie dort nicht mehr arbeiten konnten; bald suchten viele Deutsche auch deshalb Zuflucht in den USA, weil im Deutschen Reich unter der Hitler-Diktatur ihr Leben bedroht war. Andererseits wurden während des Zweiten Weltkrieges Tausende von Deutschen, die in den Vereinigten Staaten lebten, interniert. Nach Kriegsende bewiesen viele Deutschamerikaner ihre Solidarität mit der alten Heimat, indem sie CARE-Pakete ins verwüstete Deutschland schickten.
Noch heute ziehen viele Deutsche in die USA um. An die Stelle der Armutsmigration und der Flucht vor Verfolgung ist inzwischen allerdings eine Arbeitsmigration insbesondere von Wissenschaftlern getreten, die in den USA günstigere Karriere-, Arbeits- und Forschungsbedingungen suchen, als sie im deutschen Sprachraum vorfinden. Auch die Unterscheidung von „Auswanderung“ und einem temporären Arbeitsaufenthalt im Ausland ist heute sehr fließend geworden.
Kulturelles Erbe
Aufgrund der Tatsache, dass Amerikaner mit nationalen Wurzeln im deutschen Sprachraum seit Bestehen der USA zu den größten Bevölkerungsgruppen zählen, haben sie in entscheidender Weise zur Herausbildung einer US-amerikanischen Kultur beigetragen. Baron von Steuben, ein ehemaliger preußischer Offizier, hat den Aufbau der US-amerikanischen Armee im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg geleitet und dadurch den Sieg über die britischen Truppen möglich gemacht.
Während der nationalsozialistischen Herrschaft im Deutschen Reich und im übrigen Mitteleuropa immigrierten zahlreich deutsche, vor allem jüdische Wissenschaftler in die Vereinigten Staaten. Der bekannteste davon ist Albert Einstein, bekannt für die Relativitätstheorie. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Wernher von Braun und die meisten Ingenieure der Heeresversuchsanstalt Peenemünde in die USA gebracht, wo sie am US-amerikanischen Raketenprogramm entscheidend mitarbeiteten.
Auch der Einfluss der Deutschen Küche ist in den USA spürbar: Frankfurter, Hamburger, Bratwurst und Strudel sind weit verbreitete Gerichte. Auch die Renaissance der Mikro-Brauereien ist von deutschen Brauern geprägt. Eine weitere deutschamerikanische Spezialität sind Brezeln, die in den USA erstmals von Julius Sturgis (Lititz, Pennsylvania, 1861) auf den Markt gebracht wurden.[3]
Ohio ist bekannt für das deutschamerikanische Festival Zinzinnati, und in New York, Philadelphia und anderen Städten findet jedes Jahr die Steubenparade, ein Umzug von Deutschamerikanern, statt. Außerdem finden im ganzen Land deutschamerikanische Festivals und Octoberfests statt. Zehntausende US-amerikanischer Touristen reisen jedes Jahr nach Deutschland, um das Land ihrer Vorfahren zu entdecken.
Nach der letzten Volkszählung (2000) in den USA verwenden 1.382.610 Menschen Deutsch als Muttersprache, zählt man die Sprecher der deutschen Dialekte, des Pennsylvania Dutch und des Luxemburgischen dazu, beläuft sich die Zahl auf 1.467.184 Sprecher. Von dieser Anzahl sind 11,9 % zwischen 5 und 17 Jahren alt, 64,9 % sind zwischen 18 und 64 und 23,2 % sind älter als 65 Jahre.
Deutsche Städtenamen in den USA
In den meisten Bundesstaaten der USA gibt es Stadtgründungen durch Deutsche und Städte mit deutschen Namen, beispielsweise Hamburg (New York), Stuttgart (Arkansas), Augsburg (Arkansas), Bismarck (North Dakota), New Braunfels (Texas), Minden (Nebraska), Augsburg (Illinois), Schaumburg (Illinois), New Baden (Illinois), New Minden (Illinois), New Berlin (Illinois), Flensburg (Minnesota), Frankenmuth (Michigan), Frankfort (Kentucky), Frankfort (Indiana), Dresden (Ohio), New Berlin (Wisconsin), Kiel (Wisconsin), New Holstein (Wisconsin), Hanover (Pennsylvania), Berlin (New Hampshire), Hanover (New Hampshire), Karlsruhe (North Dakota) , New Leipzig (North Dakota), New Ulm (Minnesota), New Trier (Minnesota), Bremen (Georgia), Weimar (Texas) oder Lennep (Montana), Amberg (Wisconsin), Couburg (Oregon).
Neben diesen bekannten Städtenamen gibt es in den USA auch zahlreiche Städte, die nach deutschen Kleinstädten wie z.B. Altenburg (in Missouri) benannt wurden.
Einrichtungen für Deutschamerikaner
Vereine
Zahlreiche Gesellschaften und Vereine pflegen das kulturelle Erbe.
Als Dachverband fungiert die 1977 in Philadelphia gegründete German-American Heritage Foundation.[4]
Die älteste und wahrscheinlich auch aktivste Gesellschaft ist die 1764 gegründete German Society of Pennsylvania in Philadelphia.
The German Society of Maryland[5]mit Sitz in Baltimore wurde 1783 gegründet.
Die German Society of the City of New York widmet sich in erster Linie der Unterstützung von in New York lebenden Deutschen.Bildungseinrichtungen
- Institute for German-American Relations
- Das Institut ist ein Informations- und Diskussionszentrum über deutsch-amerikanische Beziehungen und stellt Schulen Unterrichtsmaterial bereit.
- Deutsch-Amerikana-Sammlung an der Universität Cincinnati.
- American Council of Learned Societies
- American Association of Teachers of German, Inc.
Deutsche Zeitschriften und Zeitungen
→ Für die Geschichte der schriftdeutschen Presse in den USA siehe: Geschichte der Deutschen in den Vereinigten Staaten#Publizistik
In den USA erscheinen bis heute Zeitungen in deutscher Sprache, die allerdings höchstens regional verbreitet sind. Die älteste davon ist die bereits 1834 gegründete New Yorker Staats-Zeitung. Ein weiteres Beispiel ist die im pennsylvania-deutschen Dialekt verfasste, nur zweimal jährlich erscheinende Zeitung Hiwwe wie Driwwe.
Siehe auch
- Liste bekannter deutscher USA-Emigranten
- Deutsch-amerikanische Beziehungen
- Deutsche Sprache in den USA
- Deutsche Überseewanderung
- Einwanderung in die USA
- Latin Settlement
- Austro-Amerikaner
- Deutschbrasilianer
Literatur
- Bernd Brunner: Nach Amerika. Die Geschichte der deutschen Auswanderung. C.H.Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59184-6.
- Alexander Emmerich: Die Geschichte der Deutschen in Amerika. Von 1680 bis in die Gegenwart, Fackelträger Verlag, 2010, ISBN 3771644410
- Christian Gellinek: Those Damn’ Dutch. The Beginning of German immigration in North America during the Thirty Years’ War. Campus, Frankfurt am Main 1996. ISBN 3-593-35452-7
- Johannes Gillhoff: Jürnjakob Swehn der Amerikafahrer. Evangelische Buchgemeinde, Stuttgart 1917, Verlag BS, Rostock 2006. ISBN 3-89954-219-3
- Don Heinrich Tolzmann: Die Deutsch-Amerikana-Sammlung an der Universität von Cincinnati. In: Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik, Nr. 423. Stuttgart: Hans-Dieter Heinz 2004 [2005], S. 447–458, ISBN 3-88099-428-5
Weblinks
Commons: Deutschamerikaner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- US-Amt für Bevölkerungsstatistik (PDF-Datei; 5,93 MB)
- Deutsche Botschaft
- Deutsche Kultur International
- Steuben Society of America
- D.A.N.K. Deutsch-Amerikanischer National-Kongress
- Deutschamerikanische Links der University of Cincinnati [englisch]
Einzelnachweise
- ↑ German-American Heritage Foundation of the USA
- ↑ US demographic census, Population Group: German (032-045). Abgerufen am 28. September 2010.
- ↑ Julius Sturgis
- ↑ Webseite der Einrichtung
- ↑ Webseite der Einrichtung
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