- Mittelmächte
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Die Mittelmächte waren eine der beiden kriegführenden Parteien im Ersten Weltkrieg. Ihr Kontrahent war die Entente. Das Militärbündnis erhielt seinen Namen wegen der zentral-europäischen Lage der beiden Hauptverbündeten Deutsches Reich und Österreich-Ungarn. Später schlossen sich das Osmanische Reich und Bulgarien dem Bündnis an. Eine weitere zeitgenössische Bezeichnung für das Bündnis war Vierbund.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung vor dem Ersten Weltkrieg
Nach dem Sieg über Frankreich im Deutsch-Französischen Krieg wollte Reichskanzler Otto von Bismarck das Deutsche Reich außenpolitisch absichern. Dieses Ziel erreichte er mit dem Dreikaiserabkommen vom 22. Oktober 1873, in dem sich die Kaiser des Deutschen Reichs, Österreich-Ungarns und Russlands anlässlich einer Zusammenkunft in Berlin zur gegenseitigen wohlwollenden Neutralität verpflichteten. Obwohl die Allianz in erster Linie der Friedenssicherung dienen sollte, war es auch von entscheidender Wichtigkeit, Russland von einem Bündnis mit Frankreich fernzuhalten.
Am 7. Oktober 1879 wurde der Zweibund zwischen Deutschland und dem Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn geschlossen. Er war als Schutzbündnis gegen das Russische Reich gedacht. Das Zarenreich hatte beim Berliner Kongress 1878 einen Machtverlust erlitten, weshalb man es als potentiellen Gegner einschätzte. Des Weiteren sollte, um das Gleichgewicht der Kräfte in Europa zu wahren, Österreich-Ungarn als Großmacht erhalten bleiben. Es war Bismarcks Absicht, die Doppelmonarchie auf jeden Fall zu stützen, selbst wenn sie für einen Angriffskrieg verantwortlich gewesen wäre. In der Folgezeit verschärfte sich der Ton zwischen dem Deutschen Reich und Russland, deren Militärführungen bereits Pläne für den Fall eines möglichen Krieges ausarbeiteten.
Zu einer allgemeinen Entspannung zwischen den beiden Staaten kam es erst am 18. Juni 1887 mit dem Abschluss des geheimen Rückversicherungsvertrags, in dem sich der Zar zur Neutralität verpflichtete, falls es zu einem Krieg zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich kommen sollte. Ein Jahr später bestieg Wilhelm II. den kaiserlichen Thron.
Obwohl Russland den auf drei Jahre begrenzten Rückversicherungsvertrag verlängern wollte, lehnte Wilhelm II. eine Weiterführung der Vereinbarung ab. In Folge dessen kam es zu einer Entwicklung, die Bismarck immer hatte verhindern wollen: Russland näherte sich Frankreich an.
Wilhelms Politik verstärkte die Rivalität der europäischen Großmächte, wodurch sich die Anzahl der Konflikte häuften. Besonders die Rüstungsanstrengungen des Deutschen Reiches bewogen andere Staaten, sich gegen das Kaiserreich zu verbünden. Selbst Frankreich und Großbritannien legten ihre kolonialpolitischen Interessenkonflikte in Afrika durch den Abschluss der Entente cordiale 1904 feierlich bei. Dadurch war die Kriegsgefahr zwischen den beiden alten Kontrahenten endgültig gebannt. 1907 wurde ihr Bündnis durch Russland zur Triple Entente erweitert.
Die friedenssichernde Außenpolitik Bismarcks galt nicht mehr. Das Deutsche Reich konnte nur noch einen Bündnisvertrag mit Italien und Österreich-Ungarn aufrechterhalten. Da sich Italien jedoch schon 1902 durch einen geheimen Nichtangriffsvertrag mit Frankreich an die Westmächte angenähert hatte, bildeten nur noch das Deutsche Reich und die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie eine feste Allianz.
Erster Weltkrieg
Nachdem sich die Völker der Balkanhalbinsel zum größten Teil von der türkischen Herrschaft befreit hatten, machten Russland und Österreich-Ungarn ihre Ansprüche in der Region geltend. Bereits 1878 war Bosnien-Herzegowina von der österreichisch-ungarischen Armee besetzt worden. 1908 wurde es offiziell annektiert. Serbien, das mit Russland alliiert war, strebte eine Einigung aller slawischen Völker an, wodurch sich der Konflikt mit der Doppelmonarchie verstärkte. Die daraus resultierenden Spannungen heizten das Wettrüsten an und führten letztlich zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Sommer 1914. An einer Verhinderung des Krieges waren weder die Mittelmächte noch die Entente wirklich ernsthaft interessiert. Beide Seiten glaubten, dass der Krieg bereits bis zum Winter des Jahres 1914 entschieden sein würde.
Am 2. August 1914 schloss Berlin mit dem Osmanischen Reich ein geheimes Bündnis. Die Türken hofften auf eine Verwirklichung ihrer Expansionsziele, die auf den Kaukasus und Mittelasien gerichtet waren. Vorerst blieben sie jedoch neutral, da das türkische Heer noch nicht ausreichend für einen Krieg gerüstet war. Für die Mittelmächte war der Eintritt des Osmanischen Reichs von größter Wichtigkeit, da man sich davon erhoffte, den Seeverkehr zwischen Russland und den westlichen Alliierten unterbinden zu können. Am 2. November 1914 erklärte Russland der Türkei den Krieg. Am 5. November erfolgte die Kriegserklärung Großbritanniens, Frankreich schloss sich am 6. November an.[1]
Bereits ab Herbst 1914 erstarrte besonders die Westfront in Europa zu einem Stellungskrieg, der sich über Jahre hinziehen sollte. Am 4. September 1915 trat Bulgarien an der Seite der Mittelmächte in den Krieg ein. Bulgarien stellte die stärkste militärische Macht auf dem Balkan dar, weswegen die Mittelmächte und die Entente ihr Interesse an einem Bündnis mit dem Land bekräftigten. Letzten Endes entschied sich die bulgarische Führung für den Beitritt zu den Mittelmächten, um mit deren Unterstützung das während des Zweiten Balkankrieges verlorene Mazedonien von Serbien zurückzugewinnen.
Während die Entente den Mittelmächten personell und materiell überlegen war, konnte die gut organisierte Armee Deutschlands gemeinsam mit ihrem österreichischen Verbündeten den Vorteil der „Inneren Linie“ für sich verbuchen, sodass Kräfteverschiebungen zwischen Ostfront, Westfront und den Nebenfronten zu Italien und am Balkan relativ rasch verwirklicht werden konnten. Begünstigt wurde dies durch das sehr gut ausgebaute Eisenbahnnetz.
Die Mittelmächte konnten während des Krieges einige militärische Erfolge erzielen, so wurde Serbien 1915 und Rumänien 1916/17 geschlagen. Auch an der Ostfront schied das durch die Revolution erschütterte Russland Ende 1917 als Gegner aus. Doch letztlich endete der Krieg mit einer Niederlage der Mittelmächte, die mit dem Waffenstillstand vom 11. November 1918 besiegelt wurde. Zuvor hatten Bulgarien am 29. September, das Osmanische Reich am 30. September und Österreich-Ungarn am 3. November 1918 kapituliert. Zum Ende des Krieges standen knapp 24 Millionen Soldaten der Mittelmächte 42,2 Millionen Soldaten der Alliierten gegenüber.
Literatur
- Ludwig Reiners: In Europa gehen die Lichter aus. Der Untergang des Wilhelminischen Reiches. C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1954, ISBN 3-423-01699-X.
Einzelnachweise
- ↑ Deutsches Historisches Museum: Kriegserklärungen, abgefragt am 2. November 2009
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