- Deutsche Linoleum-Werke
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Die Deutsche Linoleum-Werke AG (heute: Armstrong DLW GmbH) mit Verwaltungssitz in Bietigheim-Bissingen und Produktion in Delmenhorst ist die letzte noch aktive deutsche Linoleumfabrik und einer der weltweit drei letzten Hersteller von Linoleum.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die DLW wurde 1926 in Berlin durch den Zusammenschluss fünf deutscher Linoleumfabriken gegründet (Hansa, Anker und Schlüssel aus Delmenhorst sowie der Adler-Werke Maximiliansau und der Deutschen Linoleum und Wachstuch Compagnie Rixdorf-Berlin). Zwei Jahre später, 1928, war sie neben der schwedischen Linoleum Aktiebolaget Forshaga und der schweizer Linoleum AG Giubiasco eine der Gründerfirmen der Continentalen Linoleum Union, aus der sie dann Ende der 1930er Jahre aus politischen Gründen wieder ausschied.[2] 1938 verlegte die Firma ihren Sitz nach Bietigheim.
Während des Zweiten Weltkriegs waren rund 500 Zwangsarbeiter im Werk in Bietigheim beschäftigt. Die Zwangsarbeiter kamen mit Sammeltransporten im Durchgangslager Bietigheim an und wurden in einem firmeneigenen Barackenlager auf dem unmittelbar an die Fabrik grenzenden Sportplatz untergebracht.[3]
In den 1960er Jahren kam es aufgrund der Verdrängung des Linoleums durch PVC und ähnliche Bodenbeläge zu einem weitgehenden Produktionsrückgang, auch die Produktion verwandter Werkstoffe wie Stragula wurde eingestellt. Einziger Produktionsstandort ist seit 1968 Delmenhorst. In den 1970er Jahren sanken die Produktionszahlen bis auf nur noch 150.000 Quadratmeter jährlich.[4] Erst mit dem zunehmenden Interesse an Linoleum seit Mitte der 1980er Jahre wuchs das Unternehmen wieder.
1996 gingen die DLW ein Joint Venture mit dem indischen Konzern Birla Corporation Limited ein. Ziel war es, mit der Birla-DLW Ltd. ein Unternehmen zum Vertrieb und zur Produktion von ökologischem Linoleum in Indien aufzubauen. Nach 10 Jahren zog sich DLW aus dem Unternehmen zurück, Birla-DLW firmiert heute als Budge Budge Floorcoverings Ltd, Linoleum wird nicht produziert.[5]
1998 übernahm der amerikanische Konzern Armstrong World Industries die Aktienmehrheit an dem mit 125 Millionen D-Mark verschuldeten Unternehmen, die vorher unter anderem in Händen der Allianz Deutschland AG sowie der Baden-Württembergischen Bank AG lag.[6]
In Deutschland sind die DLW heute Marktführer mit einem Marktanteil von 54 Prozent[7], international stehen sie hinter der Forbo Holding auf Platz 2 mit 26%.[1] Im Jahr 2002 wurden dabei rund 12 bis 13 Millionen Quadratmeter produziert.[4]
Schon in mehreren der Vorgängerunternehmen gab es seit der Jahrhundertwende eine starke Verbindung zu moderner Kunst und modernem Design, an der sich zahlreiche bekannte Künstler, Architekten (u.a. Heinz Stoffregen) und Designer beteiligten. Im Dritten Reich riss diese Verbindung ab. Die Wiederbelebung dieser Tradition ab 1957 blieb auf Grund des Einbruchs des Marktes nur kurzlebig; erst ab den 1980er und 1990er Jahren konnte daran wieder angeknüpft werden.[8]
Nachweise
- Linoleum-Chronologie 1863–2000 In: Gerhard Kaldewei (Hrsg.): Linoleum – Geschichte, Design, Architektur 1882–2000, 2000, S. 244, ISBN 3775709622
Einzelnachweise
- ↑ a b Tarkett Sommer investiert in Linoleum In:BTH Heimtex, 06/03, Online
- ↑ Silvia Tauss: Problematik der Erhaltung von Linoleumbelägen in situ – Am Beispiel Warenhaus „Cheesmeyer“ in Sissach, Diplomarbeit, Bern, 2007, S.21-22, PDF Online
- ↑ Annette Schäfer: Zwangsarbeit in Bietigheim 1939–1945 und die Einrichtung bzw. Funktion des „Durchgangslagers“. In: Blätter zur Stadtgeschichte. Heft 14, Bietigheim-Bissingen 1999
- ↑ a b DDP: Linoleum ist wieder im Kommen. In: Die Welt Online, 28. Oktober 2003, Online
- ↑ Sambit Saha: Lodha alters name of MP Birla outfit, In: The Telegraph, Calcutta, India, 24. April 2006, Online
- ↑ Deutsche Linoleum-Werke vor Übernahme, Berliner Zeitung, 8. Juni 1998
- ↑ Birgit Geiger: Zielgerichtet den Großhandel unterstützen - Marktanteile bei Linoleum gewinnen im wichtigsten Markt Deutschland. In: eurodecor, 12-05/01-06, S.22-23, Online
- ↑ Gerhard Kaldewei: Linoleum - Kunst und Industrie 1882 -2000. In: Gerhard Kaldewei (Hrsg.): Linoleum - Geschichte, Design, Architektur 1882 - 2000, 2000, S. 14-29, ISBN 3-7757-0962-2
Weblinks
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