Deutscher Diabetiker Bund

Deutscher Diabetiker Bund
Offizielles Logo des DDB

Der Deutsche Diabetiker Bund (DDB) ist die mitgliederstärkste und älteste Selbsthilfeorganisation für Diabetiker in Deutschland. Die Organisation ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein (e.V.) mit Bundesgeschäftsstelle in Kassel und 16 Landesverbänden, sowie 3 Mitgliederorganisationen. Der Deutsche Diabetiker Bund agiert im Interesse des Patienten bundesweit, nimmt eine Wächter- und Notarfunktion wahr, die die Lebens- und Versorgungsqualität des Patienten in den Mittelpunkt stellt.

Bundesvorsitzender ist Dieter Möhler.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung 1931

Der erste Deutsche Diabetiker-Bund (DDB) wurde im Januar 1931 in Berlin gegründet. Gründer war Erich Otto Erdmenger, der nach der Gründung den Bundesvorsitz übernahm. Hintergrund der Gründung war, dass es in den 1930er Jahren keine staatlich organisierte Diabetesfürsorge gab. Er wollte mit dem Deutschen Diabetiker-Bund eine Plattform schaffen, mit der andere Diabetiker Erfahrungen und Wissen austauschen konnten und diesen eine wirkungsvolle Organisationsmöglichkeit zu verschaffen. Zu diesem Zweck gab er zeitweise die Zeitschrift "Wir Zuckerkranken" heraus, diese erschien erstmalig im Januar 1931 im Berliner Buch- und Zeitschriftenverlag; sie erschien jedoch aufgrund finanzieller Engpässe nur unregelmäßig. Erdmenger bezweckte Diabetikern eine Plattform für den gegenseitigen Austausch zur Verfügung zu stellen und ihnen so Zugang zu erweiterten Informationsmöglichkeiten zu verschaffen. Der Deutsche Diabetiker Bund betätigte sich auch politisch und kritisierte immer wieder die schlechte Betreuung und den schlechten Stand der Technik.

Die Mitgliedsbeiträge waren erst vergleichsweise hoch. Der Eintritt in den Deutschen Diabetiker Bund kostete 1931 einmalig 3 Reichsmark (RM) und monatlich 1,25 RM. Diese Gebühren wurden bereits 1932 gesenkt und 1933 für sozialschwache komplett aufgehoben.

Ab 1933 erschien die Zeitschrift "Wir Zuckerkranken" unregelmäßig als Mitteilungsblatt. Eine monatliche Erscheinung wurde angekündigt für die Zeit, nachdem die Mitgliederanzahl signifikant erhöht werden konnte. Außerdem kooperierte der Deutsche Diabetiker Bund mit dem Diabetikerheim Garz auf Rügen. Der damalige Leiter Gerhardt Katsch warb alle Diabetiker seines Heimes als Mitglieder an, wofür er eine eigene Seite im Mitteilungsblatt erhielt. Nach ihm wurde die heute noch vergebene Katsch-Medaille benannt.

1934 wurde die Satzung auf einer Generalversammlung überarbeitet und die Leitung des Verbandes auf das Führerprinzip umgestellt; der Bundesvorsitzende hieß fortan Bundesführer. Ziel dessen war die Aufnahme in die nationalsozialistische Volkswohlfahrt, die dem Deutschen Diabetiker Bund dennoch verwehrt blieb.

1942 ordnet der Reichsgesundheitsführer und Staatssekretär Leonardo Conti die Eingliederung in den Deutschen Gesundheitsbund an. Durch Beschluss der Bundesgeneralversammlung des Deutschen Diabetiker Bundes wurde dies auch umgesetzt. Hiernach verliert sich die Spur des Verbandes. Nach Aussage von Hans-Joachim Banse wurde der Verein 1945 Opfer der Zeitumstände.

Neugründung nach dem zweiten Weltkrieg 1951

Der Deutsche Diabetiker Bund wurde am 1. Januar 1951 auf Betreiben des Journalisten Robert Beining neu gegründet und zentralistisch organisiert, indem die Orts- und Bezirksverbände vom Bundesverband abhängig waren. Später wurden zusätzlich noch Landesverbände auf dem Gebiet der jeweiligen Bundesländer gegründet, die aber ebenfalls weder rechtlich noch tatsächlich selbstständig waren. Dies war vielfach Anstoß für Diskussionen und wurde 1964 umgebaut und föderalistisch aufgebaut, jedoch wurden die Landesverbände nicht rechtlich selbstständig. Seit dem sind die Landesverbände für die regionale Arbeit zuständig, die weiterhin durch Orts- und Bezirksverbände unterstützt werden. Die Landesverbände führen die Selbsthilfe durch und engagieren sich in der lokalen Politik während der Bundesverband der Dachverband der Landesverbände ist und sich auf die Gesundheitspolitik beschränkt.

Anfang der 1970er Jahre war der Verband finanziell sehr angeschlagen und stand kurz vor der Insolvenz. In dieser Zeit übernahm Heinz Bürger-Büsing den Vorsitz und sanierte den Verband; auch durch Finanzhilfen der Bundesregierung.

Seit dem Jahr 1974 dürfen die Landesverbände auch rechtlich selbstständig sein. Heute sind alle 16 Landesverbände eigenständige eingetragene und gemeinnützige Vereine und rechtlich und tatsächlich komplett selbstständig.

Nach der Wende bildete der Deutsche Diabetiker Bund auch in den neuen Bundesländern der früheren Deutschen Demokratischen Republik neue Landesverbände; diese wurden allesamt bereits 1990 gegründet.

Im Jahr 1998 einigen sich alle Verbände auf ein gemeinsames Logo und ein Corporate Design, um einheitlich auftreten zu können.

2006 sammelt der Deutsche Diabetiker Bund gegen den Ausschluss der Verordnungsfähigkeit von Insulinanaloga Unterschriften und schafft es 180.000 Unterschriften zu sammeln. Mit Gesünder unter 7 startet der Deutsche Diabetiker Bund 2006 noch eine weitere Initiative und forciert die Aufklärung über den eigenen HbA1c und empfiehlt einen HbA1c von unter 7% anzustreben.

Im Jahr 2009 führt der Deutsche Diabetiker Bund ein Rechtsberatungsnetz ein, durch das sich die Mitglieder kostenlos beraten lassen können.

Mit der Studie DiaDeM führt der Deutsche Diabetiker Bund 2010/2011 das erste Mal eine eigene Studie durch, die die Versorgungslage der Betroffenen erfassen soll.

Ende 2011 führt der Deutsche Diabetiker Bund eine "Sugar-Hotline" ein, hier können sich Eltern und Kinder an zwei Tagen pro Woche telefonisch über die Krankheit beraten lassen.

Forderungen

  • eine verbesserte Aus- und Weiterbildung der Ärzte und die offizielle Facharztbezeichnung "Diabetologe";
  • regelmäßige obligatorische Fortbildung mindestens alle 2 Jahre;
  • die lückenlose Dokumentation der Behandlungsziele und -ergebnisse im "Gesundheits-Pass Diabetes";
  • mehr Fördergelder zur Erforschung der Früherkennung des Diabetes mellitus;
  • mehr Forschungsgelder zur Verhinderung von diabetesbedingten Folgeerkrankungen;
  • eine aktivere Gesundheitspolitik zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung aller Diabetiker.

Strukturen

Anfang des Jahres 2002 gründete der Deutsche Diabetiker Bund die Deutsche Diabetiker Akademie (DDA) als interne Weiterbildungseinrichtung für seine ehrenamtlichen Mitglieder. Außer einer Konsolidierung des medizinischen Grundlagenwissens wird die Philosophie des DDB für die praktische Arbeit in einer Non-Profit-Organisation vermittelt. Angestrebt wird, ein Zertifikat als Moderator des Deutschen Diabetiker Bundes zu verankern.

Mit dem Zentrum für jugendliche Diabetiker in Lüdenscheid als Stammhaus und dem Kinder- und Jugendhaus "An der alten Glockengießerei" in Apolda unterhält der Deutsche Diabetiker Bund e.V. als Hauptgesellschafter des Hilfswerkes für jugendliche Diabetiker gGmbH zwei besondere stationäre Einrichtungen für Kinder und Jugendliche mit Diabetes-Erkrankung, die in ihrem familiären Umfeld nicht die nötige Fürsorge erhalten können.

Mitgliedschaften

Die Organisation ist Gründungsmitglied des nationalen Dachverbands Deutsche Diabetes-Union (DDU) und über diese im weltweiten Zusammenschluss International Diabetes Federation (IDF) vertreten. Außerdem hat sie zu gleichen Teilen 1985 mit der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG), dem Verband der Diabetes-Ärzte, die Deutsche Diabetes-Stiftung (DDS) gegründet.

2010 wurde in der Meininger Erklärung eine Zusammenarbeit zwischen diabetesDE und dem DDB vereinbart.

Des Weiteren ist die DDB Mitglied in den Dachverbänden Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG Selbsthilfe) für Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e.V. sowie Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband (DPWV).

Weblinks

Einzelnachweise


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