Die Insel des Dr. Moreau

Die Insel des Dr. Moreau

Die Insel des Dr. Moreau (englischer Originaltitel The Island of Dr. Moreau) ist ein 1896 erschienener phantastischer Roman des englischen Schriftstellers H. G. Wells. Er enthält Elemente der Science Fiction-, der Horror- und der Abenteuerliteratur.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Nach einer Kollision mit einem Wrack erleidet das Schiff Lady Vain Schiffbruch. Drei Personen können sich mit einem kleinen Fass, gefüllt mit Wasser, und einigem Schiffszwieback in ein kleines Rettungsboot retten. Darunter ist auch Edward Prendick, ein Passagier der Lady Vain. Das Wasser geht dem Trio nach einigen Tagen aus. Es gibt nur noch eine Möglichkeit zu überleben. Einer muss sich für die anderen opfern. Das Los fällt auf den Stärksten, der aber mit dem Entscheid nicht einverstanden ist.

Nur Prendick überlebt beim anschließenden Handgemenge. Nun treibt er auf dem Meer und glaubt nicht mehr an seine Rettung. Nach drei Tagen auf See wird er von einem Schiff gefunden. Erholt von den Strapazen, realisiert er erst, wer ihn gerettet hat: Es ist ein mysteriöser Mann namens Montgomery, der ihn pflegt und auf Vordermann bringt. Prendick fällt an Bord ein entstellter Mann in der Begleitung Montgomerys auf, der von der Mannschaft abweisend behandelt wird. Prendick, Montgomery und der Mann werden mit ihrer Fracht, unter anderem einem Puma, auf einer Insel abgesetzt.

Prendick genießt die Gastfreundschaft der Inselbewohner unter der Führung eines Wissenschaftlers namens Dr. Moreau, bemerkt aber auch seltsame Vorkommnisse. Er erinnert sich daran, dass Moreau aufgrund verbotener Tierversuche aus England geflohen ist. Er denkt sich aber nichts Weiteres dabei, bis er plötzlich aus einem Labor die eindringlichen Schreie des Pumas hört. Dieses andauernde und zermürbende Geschrei treibt ihn dazu, die Unterkunft zu verlassen und planlos auf der Insel umher zu irren. Während dieser ersten, unfreiwilligen Entdeckungsreise auf der Insel begegnet er verschiedenen Kreaturen, welche menschliche Eigenschaften besitzen, aber aussehen wie Mischlinge aus Mensch und Tier. Eingeschüchtert davon begibt er sich gerne wieder zurück zum Lager.

Prendick kommt auf den Gedanken, dass Dr. Moreau Menschen in tierische Mischwesen verwandelt und sie so manipuliert, dass sie ihn als Gott verehren. Aus Angst, das nächste Opfer Dr. Moreaus zu werden, flieht Prendick erneut. Dieses Mal wird er von Montgomery und Dr. Moreau verfolgt und sucht Zuflucht bei den Tiermenschen, die in einer Kolonie und nach einer Reihe von „Gesetzen“ leben, an welche diese sich aus Furcht vor dem Doktor halten. Prendick wird von Montgomery und Moreau gestellt, dann aber schließlich davon überzeugt, dass die beiden im Labor nicht Menschen in Tiere, sondern Tiere mittels Vivisektion in menschenähnliche Wesen verwandeln. Durch die den Kreaturen hypnotisch suggerierten Gesetze will Moreau nur dafür sorgen, dass die Kreaturen ihm gefügig bleiben. Dr. Moreau ist sich außerdem sicher, dass die Geschöpfe sich sonst zu Tieren zurück entwickeln würden.

Auf einem Spaziergang entdeckt Montgomery ein totes Kaninchen, das von einem Wesen der Insel angegriffen und getötet wurde. Für Dr. Moreau ist schnell klar, dass eine seiner Kreaturen Blut getrunken hat, was ebenfalls dazu führen kann, dass sich die Schöpfungen an ihr altes Dasein als Tiere erinnern. Dr. Moreau beruft eine Versammlung ein, bei der er herausfinden will, wer sich an dem Kaninchen vergangen und somit das Gesetz des Tiervolkes gebrochen hat. Als der Leopardenmensch flüchtet, ist allen klar, wer der Schuldige ist. Montgomery, Dr. Moreau und Prendick nehmen die Verfolgung auf und töten den Leopardenmenschen, wobei ihnen auffällt, dass noch weitere Tiere den Anschein erwecken, sie hätten ebenfalls das Gesetz gebrochen.

Dr. Moreau begibt sich wieder an die Arbeit am Puma. Doch plötzlich reißt sich das Tier los und flüchtet in die Wildnis. Dr. Moreau nimmt die Verfolgung auf, kommt aber nicht mehr zurück. Montgomery und Prendick begeben sich auf die Suche nach dem Wissenschaftler und finden seine Leiche. Montgomery ist verzweifelt und betrinkt sich. In seinem Rausch kommt er auf die Idee, den Tieren auch Alkohol zu verabreichen.

Prendick, der sich nicht am Besäufnis beteiligt hat, hört Schüsse. Als er nachschaut, findet er den Leichnam von Montgomery und einige tote Kreaturen. Das Tiervolk verliert den Respekt vor Prendick, da es überzeugt ist, dass ihr Herr nun tot sei und das Gesetz nicht mehr gelte. Prendick versucht, das Tiervolk vom Gegenteil zu überzeugen, indem er ihnen erzählt, Dr. Moreau werde wieder zurückkommen.

Für einige Zeit funktioniert das auch, wobei die Geschöpfe nach wie vor ein gewisses Misstrauen gegenüber Prendick hegen. Wie Dr. Moreau prophezeit hat, entwickeln sich die Wesen wieder zu Tieren, verlernen das Sprechen und den aufrechten Gang. Aufgrund der zunehmenden Verwilderung des Tiervolkes baut sich Prendick eine geschützte Unterkunft auf. Das Verlangen, in die Zivilisation zurückzukehren, wird immer größer. Er unternimmt mehrere Versuche, ein Floß zu bauen, was ihm aber nicht gelingen will. Die Kreaturen bereiten ihm immer größere Sorgen und er verzweifelt allmählich an seiner ausweglosen Lage.

Eines Tages taucht am Horizont ein kleines Segelboot auf. Prendick entfacht ein Feuer und versucht mit seinem letzten Kleidungsstück auf sich aufmerksam zu machen. Das Boot reagiert nicht, treibt aber langsam genau in seine Richtung. Prendick bemerkt, dass die beiden Personen, welche sich auf dem Boot befinden, schon seit längerem tot sind. Er benutzt das angeschwemmte Segelboot, um von der Insel zu entkommen. Tage später wird er von einem Schiff aufgegriffen. An Bord glaubt ihm aber niemand die Geschichte, die er zu erzählen hat.

Bedeutung

Der Autor kritisiert in seinem Roman den Sinn und Zweck biologischer Experimente. Weiteres Thema ist der Gegensatz zwischen angeborenen und erworbenen Verhaltensweisen. Der Wissenschaftler Moreau ähnelt der Figur des Dr. Frankenstein: beide versuchen, den „Schöpfer“ bei seinem Werk nachzuahmen.

Verfilmungen

Das Buch wurde bisher dreimal verfilmt. Die erste Verfilmung erschien 1932 unter dem Titel The Island of the Lost Souls (Die Insel der verlorenen Seelen). Die Rolle des Dr. Moreau spielte Charles Laughton, und der Dracula-Star Bela Lugosi hatte einen kleinen Auftritt als Affenmensch. Der Film wurde seinerzeit ein Flop, von christlichen Gruppen als gotteslästerlich eingestuft und erst später als Juwel des Horrorgenres erkannt.[1]

1977 erschien eine zweite Verfilmung mit Burt Lancaster als Dr. Moreau. Der Schiffbrüchige wurde umbenannt in Andrew Braddock und von Michael York gespielt. Als neue Figur wurde die Tochter des Wissenschaftlers eingeführt. Diesem, wie auch der dritten Verfilmung von John Frankenheimer aus dem Jahr 1996 war kein kommerzieller Erfolg beschieden. Diese Verfilmung ist eine moderne Fassung des Romans unter dem Titel D.N.A - Experiment des Wahnsinns. Marlon Brando spielte Dr. Moreau, Val Kilmer spielte Montgomery und David Thewlis spielte den Erzähler, allerdings umbenannt in Edward Dougles.

In einer (Halloween-)Folge der Zeichentrickserie „The Simpsons“ wird das Buch parodiert.

Hörbuch

Ausgaben

  • H. G. Wells: Die Insel des Dr. Moreau. Roman (Originaltitel: The Island of Doctor Moreau). Deutsch von Felix Paul Greve. Neu durchgesehen von Christine Mrowietz. Mit dem Essay Der frühe Wells von Jorge Luis Borges. Vollständige Ausgabe. Deutscher Taschenbuch-Verlag (dtv), München 1996, 188 S., ISBN 3-423-12264-1

Weblinks

 Wikisource: The Island of Doctor Moreau – Quellen und Volltexte (Englisch)

sowie englischsprachiges Hörbuch

Einzelnachweise

  1. Seeßlen/Jung: Horror, Maburg 2006, S. 585

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