Dieselprozess

Dieselprozess

Der Diesel-Kreisprozess (auch Gleichdruckprozess) ist der Vergleichsprozess für den Dieselmotor, der nach dem deutschen Ingenieur Rudolf Diesel benannt ist. Er zeichnet sich gegenüber dem Ottomotor durch eine etwa doppelt so hohe Verdichtung aus und erreicht deshalb einen größeren Wirkungsgrad.

Inhaltsverzeichnis

Weitere Beschreibung

Um nach der hohen Verdichtung bei der Verbrennung zu hohe Temperaturen und Drücke zu vermeiden, wird durch zeitgesteuerte Einspritzung des Brennstoffes die Wärmezufuhr in den ersten Teil der Expansionphase verlegt. Ursprünglich wurde eine Verbrennung bei konstantem Druck angestrebt, weshalb im Vergleichsprozess die Wärmezufuhr isobar verläuft. Die vier Prozessphasen sind:

Zustandsdiagramme und Daten aus einem Berechnungsbeispiel
Diesel-Prozess im p-v-Diagramm (Isentropen punktiert gezeichnet)
Diesel-Prozess im T-s-Diagramm (Isobaren punktiert gezeichnet)

Die vom Linienzug (1 → 2 → 3 → 4) umschlossene Fläche entspricht der spezifischen Arbeit.

Die Takte im Sinne der Bezeichnung "Viertaktmotor" stellen sich wie folgt dar:

  1. Ansaugen frischer Ladung: Linienzug 0 → 1
  2. Verdichten der Ladung: Linienzug 1 → 2
  3. Arbeiten (Verbrennung und Expansion): Linienzug 2 → 3 → 4
  4. Ausstoßen der verbrannten Ladung: Linienzug 4 → 1 → 0

Der im obigen p-v-Diagramm nicht eingezeichnete Punkt 0 befindet sich links von Punkt 1, unterhalb von Punkt 2, und entspricht dem oberen Totpunkt bei (idealisiertem) Umgebungsdruck. Beim Zweitaktmotor überlappen sich die Takte, der Punkt 0 entfällt.

Wirkungsgrad

Zustands- und Prozessdaten

Der Wirkungsgrad des Diesel-Prozesses ist abhängig vom Verdichtungsverhältnis

 \varepsilon = \frac{V_1}{V_2} dem Volldruckverhältnis  \varphi = \frac{V_3}{V_2} und dem Polytropenkoeffizienten \kappa=\frac{C_p}{C_V}.

Wir lesen aus der Abbildung die im Prozess zugeführte Wärme ab und nutzen als Arbeitsmedium das ideales Gas.

\begin{align}\mathrm{d}Q_{23}=C\mathrm{d}T\Rightarrow Q_{23}&=C_p(T_3-T_2)\\ &=\frac{C_p}{Nk}(p_3V_3-p_2V_2)\\ 
&=\frac{C_p}{Nk}p_2V_2(\frac{p_3}{p_2}\frac{V_3}{V_2}-1)\\ &=\frac{C_p}{Nk}p_2V_2(\varphi-1)=Q_{zu}.\end{align}

Analog liest man für die abgeführte Wärme ab:

\begin{align}\mathrm{d}Q_{41}=C\mathrm{d}T\Rightarrow Q_{41}&=C_V(T_1-T_4)\\ &=\frac{C_V}{Nk}(p_1V_1-p_4V_4)\\
 &=\frac{C_V}{Nk}V_1(p_1-p_4)=Q_{ab}.
\end{align}

Für den Wirkungsgrad findet man unter Verwendung der Polytropengleichung pVκ = const:

\begin{align}\eta_{Diesel}&=1+\frac{Q_{ab}}{Q_{zu}}=1+\frac{\frac{C_V}{Nk}V_1(p_1-p_4)}{\frac{C_p}{Nk}p_2V_2(\varphi-1)}\\
&=1+\frac{1}{\kappa\cdot\varepsilon(\varphi-1)}\left(\frac{p_1}{p_2}-\frac{p_4}{p_3}\right)\\
&=1-\frac{1}{\kappa\cdot\varepsilon(\varphi-1)}\left[\left(\frac{V_3}{V_1}\right)^{\kappa}-\left(\frac{V_2}{V_1}\right)^{\kappa}\right]\\ &=1-\frac{1}{\kappa\cdot\varepsilon(\varphi-1)}\left[\left(\varepsilon\varphi\right)^{\kappa}-\left(\varepsilon\right)^{\kappa}\right]\\
&=1 - \frac{\varepsilon^{\kappa-1}}{\kappa}\cdot{\frac{{\varphi^{\kappa}-1}}{\varphi-1}}
\end{align}


also

 \eta_{th,Diesel} = {1 - \frac{1}{\kappa \cdot{\varepsilon^{\kappa-1}}}}\cdot{\frac{{\varphi^{\kappa}-1}}{\varphi-1}}.

Für die Berechnung des hier als Beispiel gezeigten Prozesses wurde üblicherweise als Arbeitsmedium Luft als ideales Gas mit konstanter spezifischer Wärmekapazität und konstantem Isentropenexponent κ gewählt. Dabei verursacht die Vernachlässigung der chemischen Umsetzung (Sauerstoff + Brennstoff --> Kohlendioxid + Wasserdampf) den geringsten Fehler, weil Luft zu ca. 79 % aus Stickstoff besteht, der erhalten bleibt. Bei den auftretenden hohen Drücken verhält sich die Luft jedoch nicht mehr als ideales Gas (vergl. Realgasfaktor), und die spezifische Wärmekapazität ist bei 2000°C um ca. 30% höher als im Normzustand. Die Zustandsdiagramme und die Tabelle haben deshalb nur einen qualitativen Aussagewert.

Der reale Diesel-Motor

Die Abweichungen vom idealen Vergleichsprozess beim Diesel-Motor sind prinzipiell dieselben wie beim Otto-Motor. Erreichbar sind heute Wirkungsgrade von ca. 45%. In erster Linie ist die Wärmeübertragung an das Kühlwasser verantwortlich für den niedrigeren Druckverlauf bei der Expansion und die dadurch reduzierte Leistung. Die Kühlwasserwärme ist kleiner als die - prozessbedingt - mit dem Abgas abgeführte Wärme. Beide Wärmeströme lassen sich bei stationären Anlagen für Heizzwecke nutzen (Blockheizkraftwerk).

Literatur

  • Wolfgang Kalide: Kolben und Strömungsmaschinen. 1. Auflage, Carl Hanser Verlag, München Wien, 1974, ISBN 3-446-11752-0
  • Jan Trommelmans: Das Auto und seine Technik. 1. Auflage, Motorbuchverlag, Stuttgart, 1992, ISBN 3-613-01288-X
  • Karl-Heinz Dietsche, Thomas Jäger, Robert Bosch GmbH: Kraftfahrtechnisches Taschenbuch. 25. Auflage, Friedr. Vieweg & Sohn Verlag, Wiesbaden, 2003, ISBN 3-528-23876-3

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Dieselprozess —   [nach R. Diesel], Gleichdruckprozess, der ideale thermodynamische Kreisprozess des Dieselmotors, bestehend aus einer adiabatischen Verdichtung (1 2), isobarer Wärmezufuhr einer Wärmemenge Q1 (2 3), einer adiabatischen Ausdehnung (3 4) und… …   Universal-Lexikon

  • Gleichdruckprozess — Der Gleichdruckprozess ist ein Vergleichsprozess für Maschinen, bei denen der größte Teil der Wärmezufuhr bei ungefähr gleichem Druck (isobar) stattfindet. Dazu im Gegensatz steht der Gleichraumprozess (auch Otto Kreisprozess genannt), bei dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Seiliger-Prozess —   [nach dem Ingenieur Myron Seiliger, 20. Jahrhundert], ein die idealen Kreisprozesse für Otto und Dieselmotor (Ottoprozess, Dieselprozess) zusammenfassender idealer Kreisprozess, bestehend aus einer adiabatischen Verdichtung (1 2), einer… …   Universal-Lexikon

  • Drehkolbenmotor (Wankelmotor) — Erster KKM57P Wankelmotor, ein NSU P58; 1957 Konstruktionsjahr; 1958 Erstlauf; P Konstrukteur Exemplar aus dem Deutschen Museum Der Wankelmotor ist ein R …   Deutsch Wikipedia

  • Golf GTI — Die Neutralität dieses Artikels oder Abschnitts ist umstritten. Eine Begründung steht auf der Diskussionsseite. Der VW Golf VI Der VW Golf ist …   Deutsch Wikipedia

  • Kreiskolben — Erster KKM57P Wankelmotor, ein NSU P58; 1957 Konstruktionsjahr; 1958 Erstlauf; P Konstrukteur Exemplar aus dem Deutschen Museum Der Wankelmotor ist ein R …   Deutsch Wikipedia

  • VW-Golf — Die Neutralität dieses Artikels oder Abschnitts ist umstritten. Eine Begründung steht auf der Diskussionsseite. Der VW Golf VI …   Deutsch Wikipedia

  • VW Golf — der ersten Generation von 1974 VW Golf VI Der VW Golf ist das erfolgreichste Automodell der …   Deutsch Wikipedia

  • VW Golf FSI — Die Neutralität dieses Artikels oder Abschnitts ist umstritten. Eine Begründung steht auf der Diskussionsseite. Der VW Golf VI …   Deutsch Wikipedia

  • VW Golf GTI — Die Neutralität dieses Artikels oder Abschnitts ist umstritten. Eine Begründung steht auf der Diskussionsseite. Der VW Golf VI …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”