Adonis (Mythologie)

Adonis (Mythologie)
Adonisstatue, Bronzekopie des 19. Jahrhundert eines antiken Originals
Tod von Adonis, von Giuseppe Mazzuoli, 1709 (Eremitage)

Adonis (gr. Άδωνις) ist eine Gestalt aus der vorderorientalischen, griechischen und römischen Mythologie, die ursprünglich wohl ein syro-phönizischer Vegetationsgott war.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Vermutlich kommt die Gestalt des Adonis aus dem semitisch-sprachigen Raum, weil sein Name von nordwestsemitisch Adon „Herr“ abgeleitet ist. Nach anderer Auffassung ist er ursprünglich eine phrygische Gottheit, dessen Mythos aber bereits früh rund um das Mittelmeer verbreitet war. Er ist auch sehr dem Inanna/Dumuzi-Mythos ähnlich. In Etrurien war Adonis unter dem Namen Atunis bekannt und war oft als Begleiter von Turan dargestellt. Im Ersten Buch der Könige des Alten Testament wird die Geschichte eines „Adonia“ erzählt, der „ein sehr schöner Mann war“ und als zweitgeborener Sohn des sagenhaften israelischen Königs David den Versuch unternahm, Davids Thron an Stelle von Salomo an sich zu bringen. Mehr noch als die sprachliche Ableitung (vergl. oben) spricht diese Namensgleichheit dafür, dass der biblische Adonia und Adonis im Ursprung als identische, mythische Figur zu sehen sind.

Griechische Mythologie

In der griechischen Mythologie ist Adonis das Sinnbild oder der Gott der Schönheit und der Vegetation und einer der Geliebten der Aphrodite (oder ihrer römischen Entsprechung Venus). Er wird als wunderschöner Jüngling beschrieben. Aphrodite habe der Sage nach sein auf den Boden fallendes Blut in ein Adonisröschen verwandelt, als ihn der eifersüchtige Ares (oder seine römische Entsprechung Mars), der sich in einen wütenden Eber verwandelt hatte, tötete. Da Adonis ein Nachfahre von Pygmalion ist und aus dessen Beziehung mit dem Fleisch gewordenen Abbild der Aphrodite hervorgegangen ist, kommt auch hier das Thema Inzucht wieder vor. Ihre Liebe musste sie allerdings mit Persephone teilen. Zeus verfügte, dass Adonis jeweils den dritten Teil seiner Zeit bei Aphrodite oder Persephone leben sollte. Über das restliche Drittel konnte er frei verfügen. Aus jedem Blutstropfen soll eine Anemone (Adonisröschen), aus jeder von Aphrodite vergossenen Träne eine weiße Rose gewachsen sein.

Varianten

Es gibt viele verschiedene Fassungen dieses Mythos, bei denen aber Adonis immer stirbt, ohne sich mit Aphrodite zu vereinigen, und sein Blut Blumen oder einen Fluss im Frühjahr rot färbt. An Stelle von Ares und Mars erscheint auch in einigen Mythen Apoll. All diese Mythen handeln von unerfüllter Liebe, Tod und Auferstehung und enthalten wohl noch alte Züge von einem Glauben an eine lebensspendende Muttergöttin.

Mythos und Theogonie

Zu seiner Abstammung existieren unterschiedliche Versionen:

  • Sohn des Phoinix und der Alphesiboia
  • Sohn des Kinyras und dessen Tochter Myrrha. Myrrha war von Aphrodite in blinde Liebe zu ihrem Vater versetzt worden. Kinyras schlief mit ihr, ohne zu wissen, dass sie seine Tochter war. Als er die Wahrheit erkannte, wollte er seine Tochter töten. Diese wurde jedoch von den Göttern in einen Myrtenbaum verwandelt. Der Baum sprang nach zehn Monaten auf und brachte Adonis hervor, der von Nymphen aufgezogen wurde.

Deutung

Jules Michelet setzt Adonis, Bacchus und Sabas als orgiastische Götter gleich, die in Rom hauptsächlich von Sklaven und Frauen verehrt wurden.

Rezeption

Ovid, William Shakespeare und andere haben diesen Sagenstoff bearbeitet:

Siehe auch

Bibliographie

  • Jules Michelet, Bible de l'humanité. Paris 1867.
  • Ovid: Metamorphosen, Ditzingen 1997, ISBN 315051360X

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