Digitaler Maoismus

Digitaler Maoismus
Jaron Lanier

Jaron Lanier (* 3. Mai 1960 in New York) ist ein US-amerikanischer Computerwissenschaftler, Künstler, Autor und Unternehmer. Er betrieb von 1984 bis 1990 mit VPL Research ein Unternehmen zur Entwicklung und Vermarktung von Virtual Reality-Anwendungen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Lanier ist gebürtiger New Yorker, wuchs jedoch in Mesilla (New Mexico) auf. Er stieg mit 15 Jahren aus der High School aus, bewies aber genügend Talent um später zu Mathematik-Vorlesungen an der New Mexico State University zugelassen zu werden.[1] Lanier lehrte an mehreren Universitäten Informatik, einschließlich der Columbia University, des Dartmouth College und der Yale University. Er leitete das Projekt National Tele-Immersion-Initiative (NTII), das sich mit der Entwicklung von Immersions-Anwendungen befasst. Am 18. Mai 2006 wurde ihm der Ehrendoktor Doctor of Science am New Jersey Institute of Technology verliehen.

Philosophische und technologische Ideen

Zusätzlich zu seinen Gedanken über Virtual Reality und „Teleimmersion“ kritisierte Jaron bestimmte Aspekte von Künstlicher Intelligenz und nuancierte Verzweigungen des „Extropianismus“.

Eine von Laniers interessantesten Spekulationen behandelt die von ihm benannte „Post-Symbolische Kommunikation“. Sprechendes Beispiel hierfür wurde kürzlich in seiner neuen Kolumne im Discover Magazine veröffentlicht, über die Oktopoden bzw. Kopffüßer (Cephalopoden), verschiedene Arten von Tintenfischen oder Kraken. Cephalopoden können ihren Körper in bemerkenswerter Weise verändern, insbesondere die Färbung und Textur ihrer Haut. Sie sind in der Lage, mit ihren acht Fangarmen Imitationen von anderen Gestalten zu geben. Lanier sieht in diesem Verhalten einen Ausdruck ihrer Gedanken.

Weiterhin ist Lanier ein Kritiker der sogenannten Schwarmintelligenz des Kollektivs. Diese sei nur zur Vorhersage von Statistiken und Zahlenwerten wie Marktpreisen oder Wahlergebnissen geeignet, nicht aber zur Darstellung von Wissen. Systeme wie Wikipedia, die er dem Konzept der Schwarmintelligenz zuordnet, fänden oder verbreiteten keine Wahrheiten, sondern nur die Durchschnittsmeinung einer anonymen Masse. Die Darstellung von Wissen erfordere dagegen persönliche Kompetenz und Verantwortlichkeit. Das Internet fördert nach Laniers Meinung den Glauben daran, dass ein Kollektiv Intelligenz, Ideen und Meinungen hervorbringen könne, die denen des Individuums überlegen seien. Diesen Irrglauben nannte er „Digitalen Maoismus“ und er führe dazu, dass das Kollektiv als wichtig und real angesehen werde, nicht aber der einzelne Mensch.[2][3][4]

Zitate

Schnell wird der Einzelne Opfer des Mobs; die Gefahr von Wiki-Lynchjustiz halte ich für sehr real. In der Wikipedia-Welt bestimmen jene die Wahrheit, die am stärksten besessen sind. Dahinter steckt der Narzissmus all dieser kleinen Jungs, die der Welt ihren Stempel aufdrücken wollen, ihre Initialen an die Mauer sprayen, aber gleichzeitig zu feige sind, ihr Gesicht zu zeigen.[4]

Schriften

Bücher
  • Information Is an Alienated Expense Basic Books (August 2006) ISBN 0465032826
Video
Klassische Musik
  • Instruments of Change

Einzelnachweise

  1. http://www.jaronlanier.com/general.html
  2. Digital Maoism: The hazards of the New Online Collectivism Edge, 30. Mai 2006
  3. Digital Maoism in stark gekürzter deutscher Übersetzung Süddeutsche Zeitung, 16. Juni 2006
  4. a b Der Spiegel Nr. 46/2006, 13. November 2006, S. 182 f. Eine grausame Welt Der Digitalvisionär Jaron Lanier über seine Zweifel an Wikipedia.

Weblinks

Reden
Interviews

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