- Diphthongierung
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Eine Diphthongierung ist ein Lautwandel, der aus einem einfachen Vokal (einem Monophthong) eine Folge von zwei Vokalen (einen Diphthong) werden lässt. Der umgekehrte Lautwandel heißt Monophthongierung. Die Diphthongierung ist ein Lautwandel, der nur Vokale betrifft.
Inhaltsverzeichnis
Diphthongierung im Deutschen
Für das heutige Deutsch ist vor allem die sogenannte "neuhochdeutsche Diphthongierung" wichtig. Sie verändert die Langvokale î, û und iu (gesprochen: ü) zu ei, au und eu/äu. (Merkworte: min niuwez hus zu mein neues haus) Die neuhochdeutsche Diphthongierung geht ab dem 12. Jahrhundert vom Südosten des deutschen Sprachraums (heutiges Kärnten, Steiermark) aus und verbreitet sich in Richtung Norden in den mitteldeutschen Sprachraum. Von dort dringen die Veränderungen auch in die neuhochdeutsche Standardsprache ein. Die niederdeutschen Dialekte im Norden und die alemannischen Dialekte im Westen des Sprachraums übernehmen die Veränderungen nicht und verharren diesbezüglich in älterem Sprachzustand. Allerdings gibt es alemannische Mundarten, die im Gegensatz zum Höchstalemannischen die sog. Hiatusdiphthongierung (z.B. schneie vs. schniie) und die Auslautdiphthongierung (z.B. frei vs. frii) durchgeführt haben.
Die neuhochdeutsche Diphthongierung hat nichts mit der sog. hochdeutschen Lautverschiebung zu tun, die deutlich früher stattfand und ausschließlich Konsonanten betraf.
Diphthongierung in anderen Sprachen
Das Phänomen der Diphthongierung findet man auch in der Geschichte vieler anderer Sprachen, so wie im Tschechischen, wo zum Beispiel u: zu ou wurde. Auch bestimmte polnische Dialekte sind durch eine starke Diphthongierung gekennzeichnet, insbesondere das Podhalisch.
Auch für romanische Sprachen, namentlich das Italienische und Spanische, ist die Diphthongierung charakteristisch. Im Italienischen betrifft sie Laute, die im Lateinischen kurz intoniert und in offener Tonsilbe waren: natare → nuotare, pede → piede. Im Spanischen wurden auch geschlossene Tonsilben diphthongiert (lat. tempus, it. tempo, sp. tiempo).
Literatur
- Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. 4. Auflage; Verlag J.B. Metzler, Stuttgart und Weimar, 2010, ISBN 3-476-02335-4
- Hadumod Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft. 4. Auflage, Verlag Kröner, Stuttgart, 2008; ISBN 3-5204-5204-9
- Christopher J. Wells: Deutsch: eine Sprachgeschichte bis 1945. Verlag Max Niemeyer, Tübingen 1990; ISBN 3-484-10638-7 (S. 328)
Weblinks
Wiktionary: Diphthongierung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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