- Dirndl
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Ein Dirndl ist ein bayerisches oder österreichisches Trachtenkleid.
Inhaltsverzeichnis
Begriffserklärung
Dirndl ist die bayerische und österreichische Variante von hochdeutsch Dirn (nicht zu verwechseln mit Dirne), niederdeutsch Deern, d. h. die Bezeichnung für ein junges Mädchen. Gleichzeitig war Dirn auch die gebräuchlichste oberdeutsche Bezeichnung für eine in der Landwirtschaft beschäftigte Magd. Ein von diesen getragenes Kleidungsstück bezeichnet man als Dirndlgewand. Heutzutage wird der Ausdruck vielfach zu Dirndl verkürzt. In der Bevölkerung ist der ursprüngliche Begriff aber immer noch in Gebrauch.
Abgrenzung
Was man heute unter einem Dirndl versteht, sollte nicht mit einer regionalen Volkstracht verwechselt werden. Eine echte (d. h. historische) Tracht weist ganz bestimmte Merkmale auf, anhand derer man sie ganz genau einer Region und dem sozialen Status der Trägerin zuordnen kann. Das heute bekannte Dirndl wurde zwar durch regionale Trachten geprägt, hat aber keinen bestimmten regionalen Bezug.
Geschichte
Dirndl waren ursprünglich ein rein städtisches Modephänomen. Anfangs noch Dienstbotentracht, setzte sich das Dirndl ab etwa 1870/80 in der Oberschicht des städtischen Sommerfrischepublikums als "ländliches" Kleid durch. Die Erfindung dieses eine gewisse Laszivität ausstrahlenden Kleidungsstückes markierte einen der wichtigsten Ausgangspunkte für das heutige Verständnis von alpenländischer Tracht. In der wirtschaftlich schlechten Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Dirndl zum Kassenschlager, da es als schlichtes Sommerkleid eine preiswerte Alternative zu den oft teuren und aufwendig gearbeiteten historischen Frauentrachten war.[1]
Heute bezeichnet der Begriff Dirndl ein Kleid mit engem, oft tief rechteckig oder rund ausgeschnittenem Oberteil, weitem, hoch an der Taille angesetztem Rock, dessen Länge mit der herrschenden Mode wechselt, und Schürze. Es wird sowohl auf Jahrmärkten und Kirchtagen im ländlichen Raum als auch auf größeren Volksfesten, wie dem Münchner Oktoberfest, vor allem in Süddeutschland und einigen Alpenregionen getragen. Während das Tragen entsprechender Kleidungsstücke noch in den 1970er Jahren auf Volksfesten kaum verbreitet war, nimmt es v.a. seit den 1990er Jahren sehr stark zu.
Symbolik
Laut Medienberichten symbolisiert die Schleife, mit der die Schürze gebunden ist, den ehelichen Status der Trägerin. Bindet sich die Trägerin ihre Schleife auf der rechten Seite, signalisiere sie so, dass sie vergeben, verlobt oder verheiratet sei. Eine Schleife auf der linken Seite bedeute, dass die Trägerin noch zu haben sei.[1] Eine vorne gebundene Schleife soll symbolisieren, dass die Trägerin Jungfrau ist, die hinten gebundene, dass die Trägerin Witwe ist.[2] Woher diese Geschichte stammt, lässt sich jedoch nicht nachvollziehen. Nach Angaben des Trachtenvereins Miesbach sei dies ein neuer Brauch. Die Schleife als Kennzeichen des Familienstandes sei überflüssig, da verheiratete Frauen ohnehin anders als ledige Mädchen gekleidet gewesen seien.[1] (siehe auch Hanky Code)
Dirndl-Varianten
Je nach Anlass kann ein Dirndl aus einfarbigem oder bedrucktem Baumwollstoff, Leinen oder aus Seide gefertigt sein. Meist ist es einteilig mit Verschluss (Reißverschluss, Haken und Ösen, verschiedenartigen Knöpfen oder Schnürung) vorne mittig. Ein Reißverschluss kann auch am Rücken oder an der Seite angebracht sein. Traditionell hat das Dirndl eine Tasche vorne oder an der Seite eingearbeitet, die unter der Schürze verborgen ist. Dazu wird eine meistens weiße Dirndlbluse (mit Puffärmeln oder schmalen Ärmeln, lang- oder kurzärmelig) getragen, die nur bis kurz unter die Brust reicht, sowie ein Schultertuch oder ein kurzes Halstuch. Ein Kropfband (Würgerband) mit Schmuckanhänger ergänzt oft das Dirndl.
Unterschieden werden kann einerseits zwischen einem klassischen Trachtendirndl, einem einteiligen Kleid mit Schürze, auch aus Stoffen mit traditionellen Mustern, und andererseits einem Landhauskleid, das aus grauem oder farbigem Leinen, teilweise mit Ledermieder oder -besatz, gefertigt ist.
Seit den 2000er Jahren nehmen sich, mit unterschiedlichen Resultaten, auch vermehrt Modedesigner des Themas Dirndl an.[3]
Literatur
- Gexi Tostmann: Das Dirndl (Alpenländische Tradition und Mode). Verlag Christian Brandstätter, Wien 1998
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Simone Egger, Phänomen Wiesntracht: Identitätspraxen einer urbanen Gesellschaft, Dirndl und Lederhosen, München und das Oktoberfest, Band 2 von Münchner ethnographische Schriften, Herbert Utz Verlag, 2008, ISBN 3831608318, Seite 55
- ↑ Schürze vom Dirndl binden
- ↑ APA/red: Keine Angst vorm Dirndl. In: derStandard.at. 12. August 2008, abgerufen am 2. Oktober 2008.
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