Dmitri Iwanowitsch (Zarewitsch)

Dmitri Iwanowitsch (Zarewitsch)
Dmitris Darstellung in Zarski Tituljarnik, 1672

Zarewitsch Demetrius, Zarewitsch Dmitri oder Dmitri Iwanowitsch (im Deutschen gelegentlich jeweils auch Dimitri), auch bekannt als Dmitri von Uglitsch und Dmitri von Moskau, (russisch Дмитрий Иванович, Дмитрий Углицкий, Дмитрий Московский) (* 19. Oktober 1582 in Moskau; † wahrscheinlich 15. Mai 1591 in Uglitsch) war der letzte rurikidische russische Zarewitsch, Sohn Iwans IV. des Schrecklichen und seiner siebten Frau Maria Fjodorowna Nagaja.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Tod Iwans des Schrecklichen kam Dmitris älterer Halbbruder Fjodor I. auf den Thron. Da dieser aufgrund angeborener Geistesschwäche jedoch regierungsunfähig war, wurde das Land in Wirklichkeit vom Bojaren Boris Godunow geführt, der auch den Thron beanspruchte. 1584 wurde Dmitri zusammen mit seiner Mutter nach Uglitsch in Nordrussland verbannt. Dort starb er an einer mysteriösen Stichwunde. An der Stelle errichtete die Stadt Uglitsch im Jahre 1692 die Demetrios-Kirche.

Nachwirkung

Was tatsächlich mit Dmitri geschah, ist seither umstritten. Spätere Historiker vertreten zwei Versionen:

  • Dmitri wurde auf Anordnung von Boris Godunow getötet. Dies war bis ins 19. Jahrhundert die meistgeglaubte Version. Allerdings war Dimitri ein Sohn Iwans des Schrecklichen aus siebter Ehe, während die Russisch-Orthodoxe Kirche nur drei Ehen erlaubt. Dmitris Thronansprüche waren also keineswegs wasserdicht.
  • Dmitri stach sich während eines epileptischen Anfalls in die Kehle. Dies wird von vielen Historikern des 20. Jahrhunderts vertreten und ist auch das Ergebnis der damaligen Untersuchungskommission. Deren Leiter allerdings, Wassili Schuiski, war ein ausgewiesener politischer Gegner Boris Godunows, und es ist durchaus denkbar, dass er unter Druck stand, genau dieses Ergebnis zu liefern. Er hat es auch später widerrufen und die Mordversion behauptet – allerdings gleichfalls unter dubiosen politischen Umständen. Eine zufällige Selbstverletzung an der Kehle während eines epileptischen Anfalls ist zudem ziemlich unwahrscheinlich; allenfalls könnte er (wie damals von der Untersuchungskommission vermutet) während eines Wurfspiels das Messer an der Schneide gehalten haben.

Die dritte Möglichkeit – Dmitri sei entkommen – wurde nur von einer kleinen Minderheit von Historikern für denkbar gehalten. Diese Version war allerdings die politisch wirkungsmächtigste: es traten in der nachfolgenden „Zeit der Wirren“ mindestens drei Hochstapler auf, die behaupteten der entkommene Dimitri zu sein. Der erste brachte es mit polnischer Hilfe kurzzeitig zum Zaren. Der zweite konnte mit seinen Truppen (als ebendieser Wassili Schuiski sich selbst zum Zaren gemacht hatte) einen großen Teil des Landes unter seine Kontrolle bringen, und nur mit Hilfe schwedischer Truppen besiegt werden.

Dmitris Gebeine wurden 1606 nach Moskau gebracht. Bald schon entwickelte sich ein Kult um sie, und er wurde von der Orthodoxen Kirche als Heiliger anerkannt.

Künstlerische Bearbeitungen

Die Geschichte des Zarewitsch ist ein Schlüsselelement in der Oper Boris Godunow von Modest Mussorgski, die wiederum auf einem Drama von Alexander Puschkin basiert. Ebenfalls verarbeitet wurde sie von Friedrich Schiller in seinem unvollendet gebliebenen Drama Demetrius.

Weblinks

 Commons: Dmitri Iwanowitsch (Zarewitsch) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Dmitri Iwanowitsch — ist Name und Vatersname mehrerer russischer Fürsten und Thronfolger: Dmitri Iwanowitsch, genannt Dmitri Donskoi (1350–1389), Großfürst von Moskau (ab 1359) und Wladimir (ab 1362) Dmitri Iwanowitsch, genannt Schilka (1481–1521), Sohn des Zaren… …   Deutsch Wikipedia

  • Iwanowitsch — ist das Patronym zu Iwan; bei folgenden Personen wird es ohne Familiennamen verwendet: Dmitri Iwanowitsch der Enkel (1483–1509), Enkel des Zaren Iwan III. und Sohn des Thronfolgers Iwan Iwanowitsch „des Jungen“ Dmitri Iwanowitsch… …   Deutsch Wikipedia

  • Борис Годунов — Werkdaten Titel: Boris Godunow Originaltitel: Борис Годунов Originalsprache: russisch Musik: Modest Mussorgski Libretto: Modest Mussorgski Lit …   Deutsch Wikipedia

  • Vasili IV. — Wassili IV. Iwanowitsch Schuiski Wassili IV. Iwanowitsch Schuiski (russisch Василий Иванович Шуйский, wiss. Transliteration Vasilij Ivanovič Šujskij; * 22. September 1552; † 12. September 1612jul./ 22. September …   Deutsch Wikipedia

  • Vasilij IV. — Wassili IV. Iwanowitsch Schuiski Wassili IV. Iwanowitsch Schuiski (russisch Василий Иванович Шуйский, wiss. Transliteration Vasilij Ivanovič Šujskij; * 22. September 1552; † 12. September 1612jul./ 22. September …   Deutsch Wikipedia

  • Wassili IV. — Wassili IV. Iwanowitsch Schuiski Wassili IV. Iwanowitsch Schuiski (russisch Василий Иванович Шуйский, wiss. Transliteration Vasilij Ivanovič Šujskij; * 22. September 1552; † 12. September 1612jul./ 22. September …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Dm — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Diamantenfonds — Das Gebäude der Rüstkammer; links der Borowizki Turm des Kremls Die Rüstkammer auf dem Übersichtsplan des Moskauer Kremls Die Rüstkammer des …   Deutsch Wikipedia

  • Iwan Babic IV. — Porträt Iwans IV., Holzschnitt aus dem 17. Jahrhundert Iwan (Ioann) IV. Wassiljewitsch, der Schreckliche, (russisch Иван (Иоанн) Васильевич Грозный  Aussprache?/i, Groznyj w …   Deutsch Wikipedia

  • Iwan IV. — Porträt Iwans IV., Holzschnitt aus dem 17. Jahrhundert Iwan (Ioann) IV. Wassiljewitsch, der Schreckliche, (russisch Иван (Иоанн) Васильевич Грозный  Aussprache?/i, Groznyj w …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”