- Pseudodimitri I.
-
Der falsche Dimitri (auch „(1.) falscher Demetrius“ oder „(1.) Pseudo-Dimitri“, russisch Лжедмитрий I.; † 17. Maijul./ 27. Mai 1606greg.) war 1605/06 als Dimitri II. für kurze Zeit russischer Zar. Seine Regierungszeit fällt in die „Zeit der Wirren“.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Dimitri behauptete, der jüngste Sohn Iwans des Schrecklichen, Dmitri Iwanowitsch, zu sein. Er zog unterstützt von polnisch-litauischen Truppen und im geheimen Einvernehmen mit Polenkönig Sigismund III. in Moskau ein und wurde am 21. Juli 1605 zum Zaren gekrönt. Seine Gegner behaupteten, er heiße in Wirklichkeit Grigori Otrepjew und sei ein Mönch aus dem Kloster Tschudow. Als geflohener Mönch sei er 1601 in Polen aufgetaucht und habe dort mit seinen abenteuerlichen Plänen und Absichten Unterstützung bei Magnaten und katholischen Prälaten gefunden. Nachdem er zum Katholizismus übergetreten war, verlobte er sich mit Marina (1580–1613), Tochter des Jerzy Mniszech, Woijewoden von Sandomierz.
Als Herrscher war der Pseudodimitri bestrebt, eine nach innen und außen selbstständige Politik zu führen. Seine Regierung machte sich beim Kleinadel beliebt, indem konfiszierter klösterlicher Grundbesitz an die Familien abgetreten wurde. Dimitri sicherte den Bauern zehn Jahre Steuerfreiheit und geringere Fronbelastung zu.
Sein Versuch, lediglich auf das einfache Volk gestützt zu regieren, scheiterte, da er dadurch jeglicher Stützung des russischen Adels verlustig ging. Bei einer durch Wassili Schuiski, seinem direkten Nachfolger als russischem Zar, angezettelten Revolte wurde er am 17. Mai 1606, anlässlich seiner Hochzeit mit Marina, ermordet. Seine Leiche wurde verbrannt; die Asche soll aus einer Kanone in Richtung Polen verschossen worden sein.
Er galt gemeinhin als überraschend kluger und weitsichtiger Zar, der einige Reformen Peters des Großen vorwegnahm.
Weitere Pseudodimitri
Neben ihm gab es mindestens zwei weitere Personen, die vorgaben, Dimitri Iwanowitsch, Sohn von Iwan IV., zu sein. Politischen Einfluss erlangte dabei der zweite falsche Dimitri (Pseudodimitri II.) († 11. Dezember 1610 in Kaluga), der vorgab, der gerettete Pseudodimitri I. zu sein.
Literarische Adaptionen
In dem Drama Boris Godunow von Puschkin, wie auch in der darauf basierenden gleichnamigen Oper von Mussorgski, werden die Geschehnisse um Dimitri I. verarbeitet. Ebenso behandeln Friedrich Schiller (siehe Demetrius (Schiller)) und Friedrich Hebbel das Thema in ihren unvollendet gebliebenen Dramen Demetrius. Die Frage nach dem rechtmäßigen (wirklichen) Dmitri beschäftigt weiterhin Historiker in allen Ländern.
Literatur
- Hans-Joachim Torke (Hrsg.): Die russischen Zaren 1547–1917; München: C.H. Beck, 1999; ISBN 3-406-42105-9
Weblinks
Vorgänger Amt Nachfolger Fjodor II. Zar von Russland
1605–1606Wassili IV.
Wikimedia Foundation.