Docosahexaensäure

Docosahexaensäure
Strukturformel
Strukturformel der Docosahexaensäure
Allgemeines
Name Docosahexaensäure
Andere Namen
  • DHA
  • (4Z,7Z,10Z,13Z,16Z,19Z)-Docosa-
    4,7,10,13,16,19-hexaensäure
  • Cervonsäure
  • 22:6 (ω−3) (Lipidname)
Summenformel C22H32O2
CAS-Nummer 6217-54-5
PubChem 3144
Kurzbeschreibung

gelbliche Flüssigkeit[1]

Eigenschaften
Molare Masse 328,49 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Schmelzpunkt

−44 °C[1]

Brechungsindex

1,5043

Sicherheitshinweise
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [1]
keine Gefahrensymbole
R- und S-Sätze R: keine R-Sätze
S: 23-24/25
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C

Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Docosahexaensäure (DHA) ist eine mehrfach ungesättigte Fettsäure. Sie gehört der Klasse der Omega-3-Fettsäuren an.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen

Docosahexaensäure kommt in fetten Seefischen wie dem Lachs (Salmo salar) oder dem Atlantischen Hering (Clupea harengus) in Form ihrer Triglyceride und Phospholipide vor.

Eigenschaften

Docosahexaensäure ist ein farbloses Öl. Die sechs Doppelbindungen liegen in der cis-Form vor.

Biologische Funktion

Docosahexaensäure hat wichtige Stoffwechselfunktionen inne. Als Fettsäurekomponente von Phospholipiden ist sie integraler Bestandteil von Membranen, vor allem der Nervenzellen. So findet sich Docosahexaensäure insbesondere im Gehirn und in der Netzhaut angereichert: bis zu 97 Prozent der Omega-3-Fettsäuren des Gehirns und bis zu 93 Prozent der Omega-3-Fettsäuren in der Netzhaut bestehen aus DHA. Im Gegensatz zu EPA kann DHA Blutdruck und Herzfrequenz senken.[2] DHA ist Ausgangsstoff der Biosynthese von Docosatrienen, Resolvinen und Neuroprotectinen (sogenannte Docosanoide).

Ihre Biosynthese im tierischen Organismus erfolgt ausgehend von der essentiellen Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure über die für den Stoffwechsel ebenfalls bedeutsame Eicosapentaensäure. Alter, Krankheiten und Stress genauso wie eine übermäßige Aufnahme an Omega-6-Fettsäuren (Maiskeimöl, Sonnenblumenöl etc) beeinträchtigen zusätzlich noch die Umwandlung in Docosahexaensäure, z.B. wenn man den Fisch in Sonnenblumenöl anbrät. Daher kommt es auch auf die Art der Zubereitung an.[3] Der regelmäßige Genuss zum Beispiel fetter Seefische, die also am besten gedünstet oder gebacken werden, verbessert die Versorgung mit diesen Omega-3-Fettsäuren.

Zu den Geweben im menschlichen Körper, die Docosahexaensäure synthetisieren, gehören die Milchdrüsen (Brüste). DHA ist in Muttermilch enthalten, nicht jedoch in Kuhmilch, was eine Eigenheit der Spezies Mensch sein mag: der Säugling erhält durch die Muttermilch so zusätzliche Docosahexaensäure zum Aufbau des relativ großen Menschengehirns im Gegensatz zu der Menge, die die Leber des Kleinkinds selbst synthetisieren kann. Dies mag auch die unter allen Säugetieren relativ großen Milchdrüsen beim Menschen erklären.

Nahrungsergänzung

Da die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren und insbesondere von Docosahexaensäure in Europa deutlich unter den Empfehlungen liegt, wird DHA seit einigen Jahren in Form von Kapseln sowie mit Docosahexaensäure angereicherten Lebensmitteln angeboten. Zur Herstellung der Docosahexaensäure gibt es zwei derzeit industriell genutzte Möglichkeiten: die Aufarbeitung von Fischölen aus Fischabfällen fetter Seefische und die biotechnologische Gewinnung durch Züchtung Docosahexaensäure bildender mikroskopischer Algen. Fische können diese Fettsäure selbst herstellen. Die aufgenommenen kurzkettigen Omega-3 Fettsäuren werden von Desaturasen und Elongasen zu Docosahexaensäure metabolisiert. Neben der eigenen Kapazität der Fischzellen die Fettsäuren selbst zu synthetisieren, akkumulieren sie darüber hinaus Docosahexaensäure durch die Aufnahme von docosahexaensäure-haltigen Mikroalgen und Plankton.

Eine von der EU eingesetzte Expertenkommission rät Schwangeren zu einer Zufuhr von mindestens 200 mg DHA pro Tag, was sich vor allem auf die Entwicklung der Augen- und Gehirnfunktionen des Ungeborenen positiv auswirken soll.[4] Auch zu einer ausreichenden Versorgung mit DHA vor allem in den ersten zwei Lebensjahren wird geraten. Mittlerweile setzen auch einige Hersteller von Säuglingsnahrung ihren Produkten Fischöl zu, um den Bedarf von Säuglingen an Omega-3-Fettsäuren zu decken, welche in Muttermilch natürlicherweise vorhanden ist.

Einzelnachweise

  1. a b c Datenblatt Docosahexaensäure bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 5. März 2010.
  2. Mori TA, Bao DQ, Burke V, Puddey IB, Beilin LJ.: Docosahexaenoic acid but not eicosapentaenoic acid lowers ambulatory blood pressure and heart rate in humans. Hypertension. 1999 Aug;34(2):253-60.
  3. http://news.doccheck.com/de/article/188262-meuterei-bei-kaeptn-iglo/.
  4. W. C. Heird: The role of polyunsaturated fatty acids in term and preterm infants and breastfeeding mothers, in: Pediatr Clin North Am., 2001 Feb, 48 (1), S. 173–188; PMID 11236724.

Literatur

  • A. Hahn, A. Ströhl: Omega-3-Fettsäuren. In: Chemie in Unserer Zeit. 38, 2004, S. 310–318.
  • J. R. Marszalek, H. F. Lodish: Docosahexaenoic Acid, Fatty Acid-Interacting Proteins, and Neuronal Function: Breastmilk and Fish Are Good for You. In: Annual Review of Cell and Developmental Biology. 21, 2005, S. 633–657.

Weblinks

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