- Doktor Faust (Busoni)
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Werkdaten Titel: Doktor Faust Originaltitel: Doktor Faust Originalsprache: deutsch Musik: Ferruccio Busoni Libretto: Ferruccio Busoni Uraufführung: 21. Mai 1925 Ort der Uraufführung: Dresden Spieldauer: ca. 170 Minuten Ort und Zeit der Handlung: Wittenberg und Parma, ausgehendes Mittelalter Personen - Doktor Faust (Bariton)
- Wagner (Bariton)
- Mephistopheles, als schwarz gekleideter Mann, Mönch, Herold, Hofkaplan, Kurier, Nachtwächter (Tenor)
- Der Herzog von Parma (Tenor)
- Die Herzogin von Parma (Sopran)
- Der Zeremonienmeister (Bass)
- Des Mädchens Bruder, Soldat (Bariton)
- Ein Leutnant (Tenor)
- Drei Studenten aus Krakau (1 Tenor, 2 Bässe)
- Theologe (Bass)
- Jurist (Bass)
- Naturgelehrter (Bariton)
- Sechs Studenten aus Wittenberg (4 Tenöre, 2 Bässe)
- Fünf Geisterstimmen, Drei Frauenstimmen, Erscheinungen, Kirchgänger, Soldaten, Hofleute, Jäger, katholische und lutherische Studenten, Landleute.
Doktor Faust ist eine Oper von Ferruccio Busoni in zwei Vorspielen, einem Zwischenspiel und drei Hauptbildern. Der Text ist vom Komponisten.
Aufführungsdauer: ~170 min (Sinfonia und Vorspiel I: 20min; Vorspiel II: 35min; Zwischenspiel: 15min; 1.Bild: 40min; 2.Bild: 35min; 3.Bild: 25min)
Inhaltsverzeichnis
Entstehung und Uraufführung
Im Jahre 1910 beschäftigte sich Busoni erstmals mit dem Fauststoff, jedoch dauerte es etwa vier Jahre, bis er sich entschied, diesen Stoff für eine Oper zu nutzen. Im Dezember 1914 verfasste er innerhalb weniger Tage den Text für sein Werk. Die Komposition dauerte von 1916 bis zu seinem Tode im Jahre 1924. Busoni griff hierbei auf vorhandenes eigenes Repertoire zurück. Das Werk blieb jedoch unvollendet: Es fehlten noch die Erscheinung Helenas sowie der Schlussmonolog des Faust. Sein Schüler Philipp Jarnach vollendete das Werk nach den vorliegenden Skizzen Busonis.
Am 21. Mai 1925 fand die Uraufführung unter der Leitung von Fritz Busch mit Robert Burg als Faust und Meta Seinemeyer als Herzogin in der Semperoper Dresden statt.
Wichtige Aufführungen
- 1954: Berlin mit Dietrich Fischer-Dieskau, von Caspar Neher ausgestattet.
- 1985: Bologna eine Inszenierung von Werner Herzog, in der Fassung von Antony Beaumont, die auf bis dahin unberücksichtigter Skizzen Busonis basierte, und seine Intentionen verwirklichte.
- 1999: Salzburg im Rahmen der Salzburger Festspiele in einer Inszenierung von Peter Mussbach.
- 2005: Stuttgart, eine zunächst für San Francisco konzipierte, aber von Jossi Wieler, Sergio Morabito und Anna Viebrock für Stuttgart neu erarbeitete Produktion, welche zur Aufführung des Jahres 2005 in Deutschland gewählt wurde.
- 2008: Bayerische Staatsoper im Rahmen der Münchner Opernfestspiele in der unvollendeten Fassung.
Handlung
Der Dichter an die Zuschauer
Der Dichter tritt vor den Vorhang und äußert Gründe für die Wahl des Faust-Stoffes und nennt das Puppenspiel als wichtigste Quelle. Daran schließt sich eine Symphonia mit Ostervesper an.
Vorspiel I
Der Künstler Faust in der Krise. Er sieht sein Werk gescheitert. Sein Assistent Wagner kündigt drei Studenten aus Krakau an. Sie bringen das Buch Clavis Astartis Magica, von dem Faust sich neue Inspiration erhofft.
Vorspiel II
Mit Hilfe des Buches beschwört Faust um Mitternacht sechs Geister und fragt nach ihrer Schnelligkeit. Die Antworten der ersten fünf werden seinen Erwartungen nicht gerecht. Der sechste Geist, Mephistopheles, verspricht so schnell zu sein »als wie des Menschen Gedanke« und fragt Faust nach seinen Wünschen. Faust verlangt Genie, Mephistopheles kann ihm nur Reichtum, Macht und Ruhm bieten. Faust widerstrebt dem Teufelspakt, bis er realisiert, dass sein Haus von Feinden umzingelt ist. Mephistopheles lässt Fausts Mordwunsch an seinen Feinden in Erfüllung gehen. Faust muss unterzeichnen.
Zwischenspiel
Im Münster von Wittenberg betet ein Soldat. Er will Rache, für seine von Faust geschändete Schwester Gretchen, die aus Verzweiflung in den Tod ging. Faust wünscht den Tod des Mannes. Da nähert sich dem Soldaten von hinten Mephistopheles und sagt ihm seinen Tod voraus. Weitere Soldaten dringen in die Kirche ein und töten den betenden Soldaten als vermeintlichen Mörders ihres Hauptmanns.
1. Bild
Der Herzog und die Herzogin von Parma feiern ihre Hochzeit. Faust, der als Attraktion des Festes auftritt, beschließt die Braut zu verführen. Die Herzogin ist fasziniert von Faust, der keinem der Männer in ihrer Gesellschaft gleicht. Sie lässt alles hinter sich und folgt ihm.
2. Bild
In Männergesellschaft versucht Faust, seine Einsichten zu vermitteln. Er löst dabei unbeabsichtigt einen Religionsstreit aus. Nach seinen Frauengeschichten befragt, erinnert er sich der Affäre mit der Herzogin, »von allen Frauen, die mich geliebt, die Schönste«. Mephistopheles tritt herein und berichtet, dass die Herzogin begraben wurde; er übergibt Faust ihr totes Kind. Mephistopheles will Faust mit dem Bild der trojanischen Helena ablenken, doch Fausts Versuch, das Ideal weiblicher Schönheit zu fassen, bleibt ohnmächtige Beschwörung. Die drei Studenten aus Krakau verlangen das Buch zurück, doch Faust hat es zerstört. Die Studenten verkünden, er werde sterben »noch vor Mitternacht«.
3. Bild
Der Nachtwächter macht seine Runde. Es hat zehn geschlagen. Fausts ehemaliger Assistent Wagner macht als Hochschullehrer Karriere. Seine Schüler gratulieren und machen es sich anschließend gemütlich, bis sie vom Nachtwächter vertrieben werden. Faust irrt als Fremder durch das eigene Haus. Vergeblich versucht er, sich in seiner Todesstunde mit »seinem kranken Herzen zu versöhnen«. In einer Bettlerin erkennt Faust die Herzogin von Parma. Sie überreicht ihm das tote Kind: »zum dritten Male schenk' ich es dir.« Dann erscheint Gretchens Bruder. Um sich von den Phantomen seiner Schuld zu befreien, versucht Faust zu beten, doch er kann keine Worte finden. Der Nachtwächter entdeckt den Zusammengebrochenen: »Sollte dieser Mann verunglückt sein?«
Epilog
Der Dichter tritt erneut vor den Vorhang und äußerst, dass jeder Zuschauer aus der Bühnenhandlung etwas für ihn selbst Bedeutsames ziehen soll.
Quellen
- Rolf Fath (Hrsg.): Reclams Opernführer. 38., erweiterte Auflage, Reclam, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-15-010638-9
- Schokolade ohne Zucker. Interview mit Slavoj Žižek über Busonis Oper anlässlich der Festrede zur Eröffnung der Münchner Opernfestspiele. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 149, 28./29. Juni 2008, S. 14.
Weblinks
- OPERA-GUIDE: Synopsis - Libretto - Highlights
- Libretto auf opera.stanford.edu
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