- Pfeilspitze
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Als Pfeilspitze wird der Gefechtskopf der verschiedenen Pfeilmunitions-Arten, namentlich der Bogenpfeile, der Armbrustbolzen, der Armbrustgeschützbolzen, der Katapultbolzen, der Blasrohrpfeile sowie der von Feuerwaffen abgeschossenen Pfeile (z. B. moderne Panzerdarts) bezeichnet, welcher sich stets am vorderen Ende dieser Geschosse befindet.
Sie hat die Aufgabe, am Zielort eine bestimmte Wirkung, meist eine Schadwirkung, hervorzurufen. Im Gegensatz dazu wird der Gefechtskopf eines pfeilähnlichen Wurfgeschosses (z. B. Atlatl, Speer, Plumbata) meist als Speerspitze bezeichnet.
Bekannt sind vor allem Penetrator-Pfeilspitzen, die in den Körper eines Beutetiers oder Feindes eindringen:
- Jagdspitzen, zum Töten eines Beutetiers oder zum Einschießen von Pfeilgift/Betäubungsmittel.
- Kriegsspitzen, zum Töten bzw. Verwunden eines Feindes oder zum Einschießen von Pfeilgift/Betäubungsmittel.
Daneben gibt es noch zahlreiche Sonderformen, etwa Falarika/Brandpfeile zum Inbrandsetzen gegnerischer Infrastruktur, pfeifende Pfeile zum Signalisieren an eigene oder feindliche Truppenteile, oder kolbenartige Pfeilspitzen (Blunts) zum Erschlagen oder Betäuben kleinster Beutetiere bzw. Bewusstlos-schießen von Feinden.
Die mit Abstand größte Formenvielfalt an Pfeilspitzen findet sich bei Bogenpfeilen, die vom Bogenschützen verwendet werden, bei Armbrusten und Katapulten ist die Vielfalt geringer, da die Bolzen in die Laufrinne dieser Geräte passen müssen, ohne das der Pfeil/Bolzen auf einer zu dicken Pfeilspitze aufliegt. Am wenigsten Spielraum in der Formgebung lassen dabei Blasrohr- und Feuerwaffenpfeile, deren Spitzen niemals breiter sein können als der rohrartige Lauf, aus dem diese Pfeile verschossen werden.
Inhaltsverzeichnis
Einteilung
Pfeilspitzen können nach folgenden drei Merkmalen klassifiziert und benannt werden.
Material
- Organisch
- Holz, Horn, Knochen, Zahnmaterial.
- Anorganisch
- Feuerstein, Obsidian, verschiedene Metalle.
Schäftung
- Keine Schäftung
- Material von Spitze und Schaft des Pfeils sind identisch, weil aus einem Stück gefertigt, z.B. Blasrohrpfeile aus Mittelrippen von Palmblättern usw. Alternativ wird die Spitze direkt in einen Spalt des Pfeilschaftes eingeklebt oder festgebunden.
- Schaftzunge
- Am hinteren Ende läuft die Pfeilspitze in einen schmalen, flachen Streifen, die Schaftzunge aus, der in einen im Pfeilschaft eingesägten Spalt gesteckt und darin festgeklebt und/oder festgebunden wird, z.B. Blechspitzen und viele europäische Feuersteinspitzen.
- Schaftdorn
- Am hinteren Ende läuft die Pfeilspitze in einen dünnen, nagelartigen Stift aus, den Schaftdorn, welcher in den Markskanal eines Rohrschaftes oder ein gebohrtes Loch in einem Holzschaft gesteckt wird, z.B. die meisten asiatischen Pfeilspitzen (Bambuspfeile). Auch einige moderne Pfeilspitzen haben einen Schäftungsdorn, er trägt ein Schraubgewinde und wird in den Pfeilschaft eingeschraubt.
- Schafttülle
- Am hinteren Ende läuft die Pfeilspitze in ein trichterartiges, rundes Hütchen aus, welches über den Pfeilschaft gestülpt und festgenietet oder geklebt wird. Dies ist fast nur bei metallenen Pfeilspitzen möglich, etwa bei mittelalterlichen Armbrustbolzen, römischen Katapultbolzen und zahlreichen Bogenpfeilen.
Form der Spitze
- Ungeflügelte Form
- Die Spitze läuft nach vorne nadelspitz aus, ihr Querschnitt ist rund, dreieckig, viereckig oder achteckig. Die im Querschnitt runde Form ist heute als „Scheibenspitze“ bei Bogenschützen gebräuchlich, um die Zielscheiben so wenig wie möglich zu beschädigen. Die im Querschnitt drei- oder viereckige Form wird nach dem englischen Wort als Bodkin bezeichnet. Sie durchdringt Bleche, daher wurde sie früher gegen gepanzerte Ziele verwendet. Beispiele dafür sind die mittelalterliche englische Bodkin-Spitze, viele Armbrustbolzen sowie die häufigste Form römischer Katapultpfeile.
- Blattspitze, Geflügelte Form
- Die bekannteste Pfeilspitzenform, sie läuft nach vorne dreieckig in eine Spitze aus, die messerscharfen Klingen an den Außenseiten werden als Flügel bezeichnet, die Spitze selbst nennt sich Blatt. Sie wurde und wird am meisten als Jagd- und Kriegspfeilspitze verwendet. Ihre Funktion besteht darin, dass die geschliffenen Flügel beim Durchdringen des Beutetiers oder Feindes einen breiten Schusskanal durch den Körper des Opfers schneiden, ähnlich einem Schwertstich, wodurch das Opfer gewöhnlich stirbt. Die geflügelte Pfeilspitze hat meistens nur zwei scharfe Flügel, wie eine kleine Speerspitze, daneben gibt es aber auch drei- und vierflügelige Pfeilspitzen, mit 30% bzw. 50% größerer Tötungswirkung.
- Bei den Blattpfeilspitzen können weiterhin noch die drei Arten unterschieden werden, wie die Flügel in die Schäftung übergehen, dieser Übergang wird Pfeilbasis genannt. Enden die Flügel an der Pfeilbasis plötzlich und stehen mit ihrer Hinterkante in einem 90° Winkel zur Schäftung, spricht man von einer geraden Pfeilbasis. Sind die Enden der Flügel dagegen spitz (Widerhaken), so wird von einer eingezogenen Pfeilbasis gesprochen. Laufen die Flügel nach hinten zur Schäftung allmählich aus, nennt man dies angelegte Flügel oder herabgezogene Pfeilbasis.
- Querschneider
- Eine besondere Form der Blattpfeilspitzen sind die Querschneider, sie haben anstatt einer meist zwei Spitzen und sind in dem Bereich dazwischen geschliffen. Sie haben gewöhnlich ein halbmond- oder Y-förmig gegabeltes Blatt, seltener ist die Schneide gerade, das Blatt Axtkopf-förmig. Auch bei Querschneidern kommen drei- und vierflügelige Formen vor, etwa im alten China.
Wirkungsweisen
Wie eine Pfeilspitze auf ein getroffenes Zielmaterial einwirkt, hängt fast ausschließlich von der Form der Spitze selbst ab, die Art der Schäftung hat dabei nur eine geringe Bedeutung.
Die einfachste ungeflügelte Spitzenform, eine rundliche Scheibenspitze, oder auch ein einfach angespitzter Pfeilschaft, arbeitet nach demselben Prinzip wie eine kleinkalibrige Pistolenkugel, nur mit niedrigerer Geschwindigkeit: Die im Querschnitt kreisrunde Spitze dringt in ein getroffenes Material ein, wobei sie dieses zunächst verdrängt. Wenn das Material des Ziels dem Geschoss nun nicht mehr weiter nachgibt, sich also nicht weiter verdrängen lässt, so bricht es oder reißt an der schwächsten Stelle ein, dies schafft Platz für das weitere Eindringen des Pfeils. Solch einfache Spitzen arbeiten also wie ein Nagel, eine Ahle oder eine Nadel. Die Eindringtiefe und Durchschlagskraft des Pfeils hängt in diesem Fall von der Reißfestigkeit des getroffenen Materials ab. Ein reißfestes Material verlangt dem Pfeil mehr Energie zum Zerreißen desselben ab, als ein weniger Reißfestes, daher wird der Pfeil mit ungeflügelter Spitze hier weniger tief eindringen. Kugelsichere Westen etwa sind extrem reißfest, und können von solchen Pfeilen nicht durchdrungen werden, ebenso bei Pistolenkugeln, welche nach demselben Prinzip arbeiten.
Bei den geflügelten Pfeilspitzen, welche messerscharfe Klingen tragen, verdrängt die Pfeilspitze ebenfalls das getroffene Material, um sich seinen Weg zu bahnen; Der Unterschied zu ungeflügelten Pfeilspitzen besteht bei diesen Spitzen aber darin, dass diese das getroffene Material nicht zerreißen müssen. Sie zerschneiden das Material mit ihren Klingen, und dies erfordert weniger Kraft als das Zerreißen desselben Materials.
Um beispielsweise einen Faden mit einer Zugfestigkeit von 50 N zu zerreißen, muss eine Kraft von 50 N aufgewendet werden; wird der Faden jedoch zerschnitten, sind geringere Kräfte nötig. Je schärfer das Schneidwerkzeug ist, desto weniger Kraft muss aufgewendet werden.
Daher verleihen geflügelte Pfeilspitzen mit scharfen Klingen einem Pfeil mehr Durchschlagskraft als ungeflügelte, je schärfer die Klinge ist, desto größer ist die Eindringtiefe. Die Form der Spitze spielt hierbei eine unbedeutende Rolle. Je schärfer die Klingen der Pfeilspitze sind, desto weniger Energie verbraucht das Geschoss, um sich einen Schusskanal durch sein Ziel zu schneiden.
Die Reißfestigkeit des getroffenen Materials spielt hier also keine Rolle mehr. Für die Durchschlagskraft des Pfeils sind nun nur noch dessen Schärfe, die Schnittfestigkeit des Zielmaterials, dessen Härte und natürlich das Material der Pfeilspitze relevant.
Von den Sonderformen der Pfeilspitze sind vor allem mehrspitzige Varianten zum Bogenfischen, pfeifende Pfeilspitzen und kolbenartige Vogelspitzen bekannt. Die mehrspitzigen Pfeile sind zum Fischen gedacht, sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit, einen angezielten Fisch zu treffen. Pfeifende Pfeilspitzen haben gewöhnlich selbst keine schädigende Wirkung; Diese Pfeilspitzen bestehen nur aus einer Art Pfeife, wie beim Mundstück einer Flöte, welche vorn am Pfeilschaft montiert wird. Durch die hohe Geschwindigkeit des fliegenden Pfeils (ca. 200-350 km/h) wird diese Pfeife durch den Fahrtwind geblasen und erzeugt einen lauten Pfiff, ein Heulen oder Zischen. Dieser Ton ist dann, je nach Einstellung der Pfeife, weit hörbar, und wurde früher oft als Signalgeber verwendet. Die kolbenartigen Vogelspitzen bestanden meist aus einem zylindrischen Holzstück mit Bohrung am hinteren Ende zur Aufnahme des Pfeilschafts. Das vordere Ende konnte kantig oder abgerundet sein. Meist waren solche Spitzen wegen des großen Luftwiderstandes tropfenförmig. Gebraucht wurden sie vor allem, um kleine Beutetiere in Bäumen zu jagen: Würde nämlich ein Bogenschütze/Armbruster mit einer scharfen, geflügelten Pfeilspitze auf einen Marder oder Vogel schießen, der im Baum sitzt, so würde das erschossene Tier am Baum aufgespießt. Der Jäger könnte die Beute und den wertvollen Pfeil dann nur noch durch Klettern erreichen. Benutzt der Jäger aber eine kolbenartige Spitze, so hat der Pfeil die Wirkung einer Keule oder eines Boxhandschuhs. Die Beute wird erschlagen und fällt vom Baum, ebenso der Pfeil, der nicht im Holz stecken bleibt. Daneben waren solche stumpfen Spitzen auch wichtig, um das wertvolle Fell des Tiers nicht zu beschädigen (insbesondere bei Wiesel, Eichhörnchen und Marder).
Herstellung
Zur Herstellung von Pfeilspitzen wurden je nach verfügbarem Material verschiedene Techniken angewendet:
Pfeilspitzen aus Holz, Bambus und Horn sind die entwicklungsgeschichtlich ältesten. Sie wurden gewöhnlich mit einem Messer (z. B. aus Feuerstein) geschnitzt. Diese Spitzen konnten sehr scharfe Schneiden aufweisen, besonders jene aus Horn, Bambus und Harthölzern. Bei den Blasrohrpfeilen der Amazonasvölker wird die Spitze traditionell mit der Unterkieferhälfte eines Piranha angespitzt. Das vordere Ende des Pfeilschafts wird dabei unter stetigem Drehen immer wieder zwischen zwei Zähnen des Fischkiefers hindurchgezogen. Da die Piranha-Zähne scharfe Schneiden aufweisen, schneiden sie dabei kleine Späne vom Hartholz ab, bis der Pfeil nadelspitz ist.
Pfeilspitzen aus Knochen und Geweih wurden dagegen meistens mit Sandstein in die richtige Form geschliffen. Zum genauen Schnitzen waren diese Materialien zu hart. Bei den Knochenspitzen kam zunächst die Tüllenschäftung auf: Die dicken Röhrenknochen der größeren Tiere haben Wandstärken von 3 cm und mehr, genug Material also, um eine Pfeilspitze auszuschneiden und am hinteren Ende noch ein Loch für den Pfeilschaft zu bohren. Geweihspitzen hatten wohl eine größere Lebensdauer, weil sie weniger brüchig waren als Knochenspitzen, mussten dafür aber mit einer Schaftzunge befestigt werden, weil das Geweih eine geringere Wandstärke hatte als Knochen. Beide Materialien erreichten aber bereits eine beträchtliche Klingenschärfe.
In den Regionen, wo Feuerstein (Flint) vorkommt, setzte sich dieser schließlich als Pfeilspitzenmaterial durch. Für die Herstellung der kleinen Feuersteinspitzen war ein beträchtlicher Aufwand nötig: Zuerst musste ein genügend großer Feuerstein gefunden werden, der sich als Kern eignete. Ein spitzes Geweih-Ende (Zwischenstück) wurde nun, wenige Millimeter vom Rand des Steins entfernt, wie ein Meißel auf diese Fläche gesetzt und dann mit einem als Hammer fungierenden Stein auf den Geweihmeißel geschlagen. War die Schlagstärke des Hammersteins und der Winkel des Geweihstückes zum Flintknollen richtig bemessen, sprang eine dreieckige Zunge vom Rand des Flintsteins ab, eine sogenannte Klinge. Dabei entstand an der Abbruchstelle eine neue Kante, an der später die Prozedur wiederholt werden konnte. Die abgespaltenen Klingen dienten als Pfeilspitzenrohlinge. Um sie in brauchbare Pfeilspitzen umzuarbeiten, wurden sie mit einem Stück Leder festgehalten (um sich nicht in die Finger zu schneiden). Mit einem spitzen Stück Geweih wurde am Rand des dreieckigen Splitters dessen dünne Kante von oben nach unten, gegen die Hand zum Leder hin, abgedrückt. Dieser Arbeitsschritt wird als Retusche bezeichnet. Während des Retuschierens wurde der Rohling abwechselnd auf die eine oder die andere Seite gelegt, um die Symmetrie zu erhalten, bis die Spitze ihre typisch dreieckige Form und die richtige Größe erreicht hatte. So wurde auch das hintere Ende der Spitze in eine Schaftzunge verwandelt. Gegebenenfalls wurden auf diese Art und Weise auch Widerhaken eingearbeitet. Alle scharfen Kanten der Schaftzunge wurden zuletzt abgestumpft, damit sie die Umwicklung des Pfeils beim Aufprall nicht zerschnitten, was zum Spalten des Pfeilschaftes geführt hätte. Der größte Nachteil von Flintspitzen war ihre Brüchigkeit, bei einem Fehlschuss in den Boden oder einen Baum zerbrach die Spitze meist. Beim Aufprall auf einen Knochen im Körper des Beutetiers/Feindes geschah dies ebenfalls sehr häufig, es entstand aber eine scharfe Bruchkante, wodurch das Geschoss kaum gebremst wurde. Man kann daher Flintpfeilspitzen durchaus als erste selbstschärfende Munition der Welt bezeichnen, was sie, neben der größeren Schärfe und dem höheren Gewicht, den Holz-, Horn-, Knochen- und Geweihspitzen überlegen machte. Ein durch die Größe bedingter, kleiner Luftwiderstand sowie eine Verlagerung des Pfeilschwerpunktes nach vorne resultierten zudem in einer höheren Treffsicherheit.
Der qualitativ beste Feuerstein der amerikanischen Prärien wurde im Norden des heutigen Texas gefunden. Das Alibates Flint Quarries National Monument bei Amarillo bewahrt einen Fundort am Canadian River, der zwischen 11.000 v. Chr. und 1870 genutzt wurde. Pfeilspitzen aus dem farblich charakteristischen Alibates-Feuerstein können in den Great Plains und im Südwesten gefunden werden.
Siehe auch
Quellen
- Steve Allely, Tim Baker, Paul Comstock: Die Bibel des Traditionellen Bogenbaus. Bd. 1, Verlag Angelika Hörnig, 2008, ISBN 398087432X.
- G. Fr. Asbell, Tim Baker, Paul Comstock: Die Bibel des Traditionellen Bogenbaus. Bd. 2, ISBN 3980874354.
- Tim Baker, Paul Comstock, Gabriela Cosgrove: Die Bibel des Traditionellen Bogenbaus. Bd. 3, Bd.3: ISBN 3980874397.
- Holger Eckhart: Pfeil und Bogen. Eine archäologisch-technologische Untersuchung. in: Internationale Archäologie Band 21; Verlag Marie Leidorf, ISBN 3-924734-39-9 (enthält einen Großen Katalog mit Skizzen mitteleuropäischer Pfeilspitzen, von Urnenfelder- bis Hallstattzeit).
Weblinks
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