Megalithanlagen von Hagestad

Megalithanlagen von Hagestad
Ramshög oder Ramsbjer (Hagestad Nr. 8)

Die Megalithanlagen von Hagestad liegen in der schwedischen Provinz Schonen. Ihre Ausgrabung durch M. Strömberg erbrachte spezielle Resultate für die Beurteilung der Funktion der Anlagen. Hier wurden drei Ganggräber: Albertshög (Hagestad Nr. 37), Carlshögen, (Hagestad Nr. 14), Ramshög oder Ramsbjer (Hagestad Nr. 8) und der Dolmen (schwed. Dösen) Hagestad Nr. 2 untersucht.

Inhaltsverzeichnis

Feuer und Herde

Die Architektur von Diele, Gang, Kammer und Quartieren (in Schweden Sektionen genannt), ist die bei Ganggräbern bzw. Dolmen übliche. Strömberg kontrollierte hier aber auch [in Schweden als erste) die Umgebung der Anlagen sehr sorgfältig. Die gemachten Kleinfunde bestanden hauptsächlich aus Bernstein, Feuersteinabschlägen, Keramikscherben und zerbrannten Knochen. Der Vorplatz der Anlagen war zudem mit Russpartikeln übersät. Am Standort Hagestad Nr. 2 wurden 10 leider undatierbare, wahrscheinlich jedoch späte Herdstellen ausgegraben. Fest steht, dass sie im Kontext mit der Anlage zu sehen sind und nicht etwa zu einem späteren Wohnplatz gehören.

Funde unter den Dielen

Bedeutende Funde sind jedoch die unter den Dielen gemachten. Sie werfen ein neues Licht auf den gesamten Megalithkomplex. Als die untere Diele von Carlshögen aufgehoben wurde, wies der Lehmboden eine dunkle Verfärbung auf. Hier bildeten in den gewachsenen Boden eingearbeitete Rinnen eine Y förmige Grube, deren Arme vor den Tragsteinen enden. Die Breite der Rinnen betrug etwa 35 cm, die Tiefe bis zu 48 cm und die Länge bis zu 1,5 m. Im Zentrum lag eine Vertiefung von 60 cm mit einem Durchmesser von 65 cm. In den drei Rinnen wurden neben Feuersteinhaufen auch menschliche Gebeine gefunden.

  • Die Knochen aus Arm I stammen von einem Kind oder Jugendlichen, einem jungen Mädchen und einem erwachsenen, wohl älteren Mann.
  • Knochen von zwei Jugendlichen und zwei Erwachsenen wurden in Arm II entdeckt.
  • In Arm III lag der Schädel eines erwachsenen Mannes.

Auf Grund der 14C-Datierung 2.280 v. Chr. (unkalibiert) steht fest, dass die Knochen in zeitlich enger Verbindung mit dem Bau der Megalithanlage (etwa um 3.000 v. Chr.) eingebracht wurden. Derartige Gruben im Unterdielenbereich müssen öfter (vermutlich sogar immer) vorgekommen sein. Wäre auch anderswo der Dielenbereich aufmerksamer aufgehoben worden bzw. hätten sich Reste erhalten, wäre ihre Entdeckung realisierbar gewesen. Sensibilisiert für das Thema, findet die Ausgräberin auch eine Grube unter der Diele der 250 Jahre älteren Anlage von Ramshög. Hier handelte es sich um eine muldenförmige Vertiefung, die ebenfalls datierbares menschliches Knochenmaterial barg. Die hier zum Teil angebrannten Knochen stammen von zwei Individuen. Zudem fanden sich Feuersteinabschläge, drei Feuersteinmesser und eine Keramikscherbe. Wiederum wird die Parallelität von Grube und Anlage erkannt und auf etwa 2.530 v. Chr. (unkalibiert) datiert.

Andere Deponierungen

Ramshög barg noch eine weitere Überraschung. Außerhalb der Kammer, lag direkt neben einem Tragstein, lag eine zweite Grube im Unterdielenbereich. Ihre 14C-Datierung auf 2.380 v. Chr. (unkalibiert) ist verwirrend, da der Hügel zu dem Zeitpunkt bereits vorhanden, die Stelle im Grunde also unzugänglich war. Zur Einbringung des Materials wurde offenbar eine tiefe Grube in den Hügelmantel gegraben. Sie ist 150 Jahre jünger als die unter der Diele, aber noch 100 Jahre älter als die Grube von Carlshögen. Einen ähnlichen Fund macht auch E. Schuldt, deutete ihn allerdings als Vergrabung von Ausräumungen innerhalb der Kammer, weil die Diele an dieser Stelle aufgenommen war. Ein weiteres Beispiel stammt aus dem Clava Cairn von Corrimony in den schottischen Highlands, wo man im Unterbodenbereich ein „zusammengekauertes Begräbnis“ fand.

Nachnutzung

Urdolmen, die ersten Megalithanlagen der nordischen Megalitharchitektur kamen etwa um 3.500 v. Chr. auf. Um 2.800 v. Chr. endet die Trichterbecherkultur aber noch in der Dolchzeit also 600 Jahre später um 2.200 v. Chr. erfolgte in einer Hagestader Anlage eine Nachnutzung. Carlshögen besitzt neben der unteren, in neun Quartiere aufgeteilten Diele eine obere ungeteilte Diele, auf deren Platten sich ebenfalls Depots mit Knochen und Gerätschaften fanden. So genannte Nachbestattungen sind relativ häufig und erfolgten bei den 106 untersuchten Anlagen in Mecklenburg-Vorpommern:

  • durch die Kugelamphoren-Kultur (in 42 Anlagen)
  • durch die so genannte Einzelgrabkultur oder Schnurkeramik (in 26 Anlagen).
  • in neun Anlagen waren beide Kulturen als Nachbestatter vertreten.

Bedeutung

Für die unter den Hagestader Dielen gefundenen Rinnen und Gruben gibt es verschiedene Deutungen: Es könnte sich um Skelettteile aus einer früheren Nutzung des Grabes handeln, es könnten „auch Skelettteile sein, die zuvor an einem anderen Ort aufbewahrt worden waren (Totenhaus oder dergleichen? )“ oder es könnte sich um „Menschenopfer“ handeln.[1] In der Y Grube von Carlshögen waren neben anderen Einbringseln die fragmentarischen Reste von acht Menschen zu finden, in beiden Gräbern wurden keine Gegenstände gefunden, die eine zur 14C-Methode alternative Datierung ermöglichten. Strömberg sieht in den Anlagen der beiden Grabbauten Parallelen zum Ganggrab in Ingelstorp, Schweden und vermutet, dass die Niederlegung in einem „direktem Zusammenhang mit dem Bau der Kammer stand“[1], da diese geschah, bevor man den Bodenbelag aus Feuerstein und Lehm erstellte.

Literatur

  • Märta Strömberg: Die Megalithgräber von Hagestad. Zur Problematik von Grabbauten und Grabriten. Acta Archaeologica Lundensia Band 8. Bonn und Lund 1971.

Einzelnachweise

  1. a b Strömberg 1971, Seite 332

55.407514.1677777777787Koordinaten: 55° 24′ 27″ N, 14° 10′ 4″ O


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