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Der Leipziger Auenwald ist ein Auwaldgebiet, das zum überwiegenden Teil auf dem Gebiet der Stadt Leipzig liegt. Er war früher eine Weichholzaue (Erle) und wurde regelmäßig von den Hochwassern der Pleiße, Weißen Elster und Luppe überflutet. Durch menschliche Einflussnahme (vor allem Regulierung der Fließgewässer) hat sich heute eine Hartholzaue (Esche, Eiche, Ahorn) durchgesetzt. Der Leipziger Auenwald gehört zu den größten erhaltenen Auwaldbeständen in Mitteleuropa. Ungeachtet der vielfältigen menschlichen Eingriffe und der Nähe zu einer Großstadt haben Teile des Leipziger Auenwalds einen ausgesprochen naturnahen Charakter bewahrt.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Der Leipziger Auenwald setzt sich heute aus einem südlichen und einem nördlichen Teil zusammen. Zwischen beiden ist eine gewisse ökologische Verbindung durch einen Korridor gegeben, der aus den entlang des zum Hochwasserschutz angelegten Elsterbeckens gelegenen Parks und Grünanlagen besteht. Insgesamt hat er eine Ausdehnung entlang der Flüsse von gut 30 und eine Breite von zwei bis fünf Kilometern. Die bedeckte Fläche beträgt circa 2500 Hektar. Der innerstädtische Wald ist überwiegend in kommunalem Eigentum.
Entwicklung
Bereits seit dem 12. Jahrhundert wurde im Gebiet des heutigen Auenwalds begonnen, Eingriffe in die Natur vorzunehmen. Mühlgräben (wie der Pleißemühlgraben und der Elstermühlgraben), Kanäle und Wehre entstanden in den folgenden Jahrhunderten, die die Überschwemmungen regulieren und später Leipzig an das Wassertransportnetz anschließen sollten. Ferner wurden Flussbettverlagerungen von Weißer Elster und Luppe vorgenommen. Daraufhin sank der Grundwasserspiegel rasch und durch die Zerstörung der natürlichen Flussläufe und den Wegfall der periodischen Überflutung bildete sich eine Hartholzaue heraus.
Trotz der enormen Expansion der Stadt im Zuge der Industrialisierung blieb die Waldfläche nahezu unangetastet. Allerdings wurden die Auen durch die Erschließung der neuen Industriestadtgebiete im Westen (Plagwitz, Leutzsch) zerschnitten.
Wesentliche Teile des Auenwaldes südlich von Leipzig wurden in der jüngeren Vergangenheit zu Gunsten des Braunkohletagebaus zerstört. Weiterhin trugen die während des Braunkohleabbaus durchgeführten Grundwasserabsenkungen zur weiteren Austrocknung des Waldgebiets bei. Mit dem Rückgang des Braunkohletagebaues nach der Wiedervereinigung wurde in den 1990er Jahren begonnen, Teile des Auenwaldes wieder saisonal zu fluten.
Flora und Fauna
Die Flora des Auenwaldes zeigt vielgestaltige Formen und Aspekte, wie sie in Mitteleuropa selten geworden sind.
Der Baumbestand und seine Altersstruktur haben sich in den letzten 130 Jahren wesentlich geändert. Ulmen und Schwarz-Pappeln finden sich kaum noch; der Anteil der Stieleiche, die vor allem den älteren Bestand ausmacht, verringert sich stetig und liegt jetzt um 20 %. Der Anteil von Esche (30 %) und Ahorn (20 %) mit den jüngeren Beständen ist dagegen erheblich gestiegen. Weitere typische Baumarten sind Linde, Schwarzerle, Traubenkirsche und verschiedene Wildobstarten. Ferner gibt es viele Vertreter von auwaldfremden Baumarten wie Robinie, Roteiche, Rotbuche oder Roßkastanie.
Im Frühjahr entfaltet die Bodenflora des Auwaldes ihre Farbenpracht. Es finden sich zahlreiche Frühjahrsblüher wie Scharbockskraut, Schlüsselblumen und vor allem so seltene Pflanzen wie der Märzenbecher, der hier eines seiner größten Vorkommen in Deutschland hat. Weltweit einmalig ist eine Bastardbildung zwischen Buschwindröschen und Gelbem Windröschen zu einer blassgelben Form, die den Namen Anemone lipsiensis (Leipziger Windröschen) trägt. Später blüht der Bärlauch, der den Boden des Auwaldes sehr dicht und großflächig bedeckt und mit knoblauchartigem Geruch eine Weile dominiert.
Die reiche Schichtung und Struktur des Baum- und Strauchbestandes ist Grundlage für den Vogelreichtum des Auwaldes. Das betrifft die Artenzahl und auch die Dichte der Brutpaare. Besonders typisch sind der Mittelspecht und der Pirol. Weiterhin ist der Auenwald vor allem Lebensraum einer artenreichen Insektenfauna. Zahlreiche vom Aussterben bedrohte Käferarten sind nachgewiesen.
1991 startete das Leipziger Auwaldprojekt, das auf zehn Jahre angelegt war. Wissenschaftler der Universität Leipzig und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung – UFZ erforschen mit Hilfe eines 40 Meter hohen Kranes die Baumkronen in der Burgaue. Der Kran kann auf einer Schiene (120 Meter) bewegt werden und macht die Erforschung des Lebensraumes in den Baumkronen (Baumkronenforschung) auf 1,6 Hektar möglich.
Schutzgebiete
Der Auenwald ist in seiner Gesamtheit heute ein Landschaftsschutzgebiet, in dem zusätzlich Naturschutzgebiete ausgewiesen sind.
Das Landschaftsschutzgebiet zieht sich von Nordwest nach Süd quer durch das Stadtgebiet und umfasst eine Gesamtfläche von rund 5900 Hektar. Neben den eigentlichen Talauen von Elster, Luppe, Pleiße und Nahle sind auch die größtenteils waldlosen Randlagen und große Teile des rekultivierten und wieder aufgeforsteten Geländes um den Tagebau Cospuden, einschließlich eines Teiles des Cospudener Sees darin eingeschlossen. in diesem Landschaftsschutzgebiet liegt auch der Bienitz, eine Endmoränenkuppe aus der Saaleeiszeit.
Ausgewiesene Naturschutzgebiete sind die Burgaue (270 Hektar), der Elster- und Pleißeauenwald (67 Hektar), das Gebiet Lehmlache Lauer (49 Hektar) und die kreisübergreifende Luppeaue (598 Hektar).
Mit der Verordnung des Regierungspräsidiums Leipzig vom 27. Oktober 2006 wurde der Leipziger Auenwald mit einer Fläche von 4952 Hektar als europäisches Vogelschutzgebiet festgelegt.
Nutzung
Circa 1163 Hektar des Auenwalds gehören zum Leipziger Stadtwald. Teile des Auenwaldes ziehen sich weit durch die Stadt und grenzen über Parkanlagen wie z. B. dem Rosental sogar an die Innenstadt. Man kann den Auenwald an vielen Stellen bequem zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Das Wegenetz aus Fuß-, Rad- und auch Reitwegen ist im Auenwald teilweise so dicht wie in einem Park. Im Gebiet des Leipziger Auenwaldes liegen zahlreiche Ausflugsziele.
Literatur
- Gerd K. Müller: Die Leipziger Auen. Staatsministerium für Umwelt und Landesentwicklung, Dresden 1995
Weblinks
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