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Die Hongshan-Kultur (chin. 紅山文化 / 红山文化, Hóngshān Wénhuà, engl. Hongshan Culture) war eine neolithische Kultur (ca. 4700-2900 v. Chr.) im Nordosten Chinas, sie erstreckt sich von nördlich des Yan-Gebirges (燕山) in Hebei über die Gebiete am Oberlauf des Flusses Daling He (大凌河) und am Fluss Xiliao He (西遼河) in Liaoning und der Inneren Mongolei. Die namensgebende Stätte Hongshanhou (红山後) liegt auf dem Gebiet der bezirksfreien Stadt Chifeng in der Inneren Mongolei, sie wurde 1908 von Torii Ryuzo entdeckt und 1935 zum ersten Mal von Hamada Kosaku und Mizuno Seiichi näher erforscht. Den Namen Hongshan erhielt sie 1954. Die Hongshan-Kultur ist besonders bekannt für ihre Jade-Objekte sowie für einige Grab- und Kultstätten: Tempel, Altäre, Cairns (Steingräber) und Pyramiden. Die Archäologen sind der Ansicht, dass diese Kultur sich auf der Basis derer von Xinglongwa (兴隆洼) (Innere Mongolei und Liaoning) und Zhaobaogou (赵宝沟) (Innere Mongolei und Hebei) gebildet hat, womit sie auf religiösem Gebiet deutliche Ähnlichkeiten aufweist. Die Hongshan-Kultur fällt in die Zeit der mittleren und späten Yangshao-Kultur, zu der sie Beziehungen gehabt haben könnte.
Inhaltsverzeichnis
Lebensweise
Die Untersuchung der Instrumente und Tierknochen ergab, dass der mit Steinwerkzeugen praktizierte Ackerbau darin mehr Platz einnahm als in der Xinglongwa-Kultur und der Zhaobaogou-Kultur. Die Jagd hatte einen gewissen Stellenwert, wie aus Funden von Hirschknochen hervorgeht. Gezüchtet wurden Schweine, Schafe und Rinder. Das Habitat ist zerstreut und die Familien-Clans dürften sich selbst versorgt haben, wenn man nach den entdeckten Resten bestimmter Wohnstätten urteilt. Diese bildeten ein Rechteck oder ein Quadrat, waren halb eingegraben und hatten eine zentrale Feuerstätte aus gestampfter Erde im Boden.
Handwerk
Die Hongshan-Kultur ist bekannt für ihre Objekte aus Stein (Werkzeuge) und aus Jade, letztere häufig von Tieren inspiriert. Das charakteristischste Motiv ist eine Art von Ouroboros, der im Chinesischen "Schweine-Drache" (zhulong 豬龍) genannt wird.[1]
Die Töpferwaren umfassten Stücke aus mit Sand gemischtem Ton, die für die Aufbewahrung bestimmt waren, und feiner gearbeitete Stücke aus rotem Ton, die mit Streifen, Dreiecken oder Schuppenmotiven mit einem schwarzen oder violetten Pigment dekoriert waren; man begegnet auch eingedrückten Mustern in Form eines "Z". Man hat auch Bruchstücke aus ungebrannter Erde von manchmal sehr großen Bildnissen von gewissen schwangeren nackten Frauen aufgefunden. Besonders an den Kultstätten könnte es sich dabei um Göttinnen handeln.
Die auf der Stätte von Xitai im Aohan-Banner (敖汉旗) der Inneren Mongolei entdeckten Töpferwaren, welche die beiden Hälften einer Gußform bilden, zeigen, daß die Technik des Bronzegusses an bestimmten Orten bekannt war.
Bedeutende Fundstätten
Dongshanzui
Dongshanzui (東山嘴) liegt im Kreis Kazuo (喀左縣) in Chaoyang, Liaoning; seine Überreste werden auf ca. 3500 v. Chr datiert. Die Stätte umfasst verschiedene Plätze mit aufgestapelten Steinen als Fundament, der größte misst 240m². Die Nord-Süd-Ausrichtung entspricht der der Städte und Bauwerken im alten China. Bestimmte Zonen scheinen gepflastert gewesen zu sein und man hat Reste von zylindrischen Pfeilern aus bemaltem Ton gefunden. Die rechteckigen Gräber befinden sich im Norden, die runden Hügel im Süden. Auf der Stätte wurden etwa zwanzig Figürchen nackter schwangerer Frauen von 6 bis fast 80 cm Höhe und auch Jadeobjekte entdeckt.
Niuheliang
Die an der Grenze des Kreises Jianping (Chaoyang, im Westen der Provinz Liaoning) gelegene Stätte Niuheliang (牛河粱) wird auf die gleiche Zeit wie Dongshanzui datiert. Die Stätte, ein Kandidat für das UNESCO-Welterbe, besteht aus Altarplatformen aus Steinen und Erde, gestützt auf Pfeiler aus bemaltem Ton einer unterirdischen Konstruktion, trägt Spuren eines Gemäldes, wird "Tempel der Göttin" (nüshenmiao) genannt, aus im Süden und Westen des Tempels gelegenen Steingräbern (Cairns) und einer Pyramidenkonstruktion (jīshízhǒng 积石冢). Das Ensemble liegt auf einer Anhöhe.
Die Cairns wurden 1983 zuerst ausgegraben; die Anordnung der Gräber legt eine hierarchisch gegliederte Gesellschaft nahe. Zahlreiche Jadeobjekte wurden ans Tageslicht geholt, obwohl die Gräber zum Teil geplündert worden zu sein scheinen.
Der an einem äußersten Ende einer Altarplattform gelegene Tempel hat eine nach einer Richtung sehr langgestreckte 亞-Form. Die nur fragmentarisch erhaltenen Plastiken von schwangeren nackten Frauen wurden dort entdeckt, mit dem Kopf in natürlicher Größe mit Augen aus Jade. Gewisse davon, aus ungebrannter Erde geformt um ein Kernstück aus Stroh oder Holz, sind zwei- oder dreimal größer als in der Natur. Die Stätte hat auch außergewöhnliche rote mit Mustern versehene Töpferwaren (poteries rouges de taille) geliefert.
Ein Jahr nach dem Tempel wurde in der Nähe eine aus vor Ort nicht vorkommenden Steinen und aus Erde gebildete Pyramidenkonstruktion identifiziert, die mit einer besonderen Sorgfalt realisiert worden war. Sie war auf einer seit Jahrhunderten unter dem Namen Zhuanshanzi (轉山子) bekannten Anhöhe verborgen, die unter den Han (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) für einen der Ableger der Großen Mauer als Station diente.
Sijiazi
Sijiazi (四家子) liegt im Aohan-Banner (熬漢旗) in der Inneren Mongolei. 2001 wurde eine weitere chinesische Pyramide entdeckt, die auf ihrem Gipfel einen Kultplatz und Gräber hatte.
zhulong ("Schweine-Drache")
Das Schwein scheint in der mandschurischen Prähistorie ein Opfertier gewesen zu sein. Viel später wurde es in China nach der Fünf-Elemente-Lehre das mit Wasser assoziierte Haustier (水畜). Vielleicht spielte es eine Rolle in den Regenriten, eine Funktion, die der Drache im alten China häufig erfüllte. Gleichwohl schlägt Michel Maucuer, Chefkonservator am Musée Cernuschi vor, im zhulong ein chthonisches Symbol zu sehen und sich anstelle einer Schweineschnauze eine zusammengerollte Insektenlarve vorzustellen, symbolisch für das Wiederaufleben (résurrection), im Zusammenhang mit seiner Rolle als Begräbnisopfer.[2]
Siehe auch
Literatur
- Chang, Kwang-chih: The Archaeology of Ancient China, ISBN 0-300-03784-8
- Nelson, Sarah Milledge (Hrsg.): The Archaeology of Northeast China: Beyond the Great Wall, ISBN 0-415-11755-0
- R. Torii und Kimiko Torii: "Populations Primitives de la Mongolie Orientale. Journal of Science 36/4 (1914)
- Liaoning Hongshan wenhua tan miao zhong 辽宁红山文化坛庙冢 (Die Stätte der Hongshan-Kultur (tan/Altar, miao/Tempel, zhong/Grabhügel) von Niuheliang in der Provinz Liaoning) Peking: 1994 (Zhongguo kaogu wenwu zhi mei)
- Christian Eric Petersen: "Crafting" Hongshan Communities? Household Archaeology in the Chifeng Region of Eastern Inner Mongolia, PRC. Diss. University of Pittsburgh 2006 (Online)
Weblinks
- Fotos der Jadeobjekte von Hongshan
- Hongshan-Kultur (engl.)
- Niuheliang Site (engl.)
- Hongshan-Kultur (chin.) in der Online-Enzyklopädie Weike
- Hongshan-Kultur (chin.) in der Online-Enzyklopädie Baidu Baike
- Nüshenmiao ("Tempel-der-Göttin")-Stätte von Niuheliang (chin.) in der Online-Enzyklopädie Weike
- The Hongshan Culture (engl.)
- Hongshan-Kultur (chin.)
- Sijiazi in People's daily 1-7-2001 (engl.)
- Niuheliang auf der Website der UNESCO (engl.)
- Yuzhuling 玉猪龙 (chin.)
- Freilegung einer fünftausend Jahre alten „Pyramide“ in der Inneren Mongolei
Fußnoten
Pengtoushan • Peiligang • Houli • Xinglongwa • Cishan • Laoguantai • Dadiwan • Xinle • Zhaobaogou • Beixin • Hemudu • Daxi • Majiabang • Yangshao • Hongshan • Chengtoushan • Dawenkou • Liangzhu • Majiayao • Qujialing • Longshan • Baodun • Shijiahe • Yueshi
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