- Doppelte-Dividenden-Hypothese
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Die Doppelte-Dividenden-Hypothese beschäftigt sich mit der Theorie einer aufkommensneutralen Steuerreform.
Dabei geht man bei der ersten Dividende von der Annahme aus, dass Umweltsteuern eine Lenkungsfunktion haben und die Marktteilnehmer (Unternehmen und Konsumenten) zu einem umweltgerechten Verhalten bewegen und somit die Umweltqualität gesteigert wird.
Da der Staat bei Aufkommensneutralität die eingenommen Steuern an die Marktteilnehmer zurückgibt (z. B. durch Senkung der Unternehmens- und Einkommensteuer, Senkung der Sozialabgaben) entsteht eine zweite Dividende. Dies liegt daran, dass jede Steuer bzw. Abgabe auch zu Verzerrungen im Markt führt [1].
Inhaltsverzeichnis
Marktversagen
Auch wenn die Theorie der vollkommenen Konkurrenz gerne die Selbstheilung der Märkte suggeriert, gibt es Gründe, warum der Markt versagen kann. In der Theorie werden folgende Gründe für staatliche Intervention genannt:
- Öffentliche Güter
- Meritorische Güter
- Positive und negative externe Effekte
- Natürliches Monopol
- Ruinöse Konkurrenz
- Asymmetrische Informationen der Marktteilnehmer
Die Doppelte-Dividenden-Hypothese fußt auf der Theorie der negativen externen Effekte, da Umweltschäden typischerweise als solche gesehen werden.
Die weiche Doppelte Dividende
Die weiche Form der doppelten Dividende ist relativ unproblematisch. Dies liegt daran, dass sie von möglichen Verzerrungen, die durch eine Umweltsteuer entstehen könnte, abstrahiert. Die Ökosteuer entspricht also einer erstbesten Lösung, da durch Erhebung der Ökosteuer keine Zusatzlast zur Zahllast entsteht. Im Grunde entspricht dies der Idee einer Pigou-Steuer.
Die mittlere Doppelte Dividende
Es gibt mindestens eine verzerrende Steuer, bei der eine Rückführung des Ökosteueraufkommens zu einer insgesamt verminderten oder zumindest gleichbleibenden Belastung der Gesamtwirtschaft führt.
Die strenge Doppelte Dividende
Die Einführung einer Ökosteuer führt zu weniger Kosten, als die Kosten, die insgesamt durch eine typische oder repräsentative verzerrende Steuer entstehen. Dies ist deshalb strenger, da eine Umweltsteuer dann immer zu weniger Wohlfahrtsverlusten führt als jede bereits existierende Steuer bzw. Abgabe [2]. Wenn eine Ökosteuer diesem Postulat standhält, dann ist eine Steuerreform eventuell auch dann wünschenswert, wenn es auch zu keiner Verbesserung der Umwelt führt [3]. Allerdings wäre es dann keine "doppelte Dividende" mehr, da die erste Dividende als Argument wegbrechen würde.
Dritte Dividende
Es gibt auch Verfechter einer potentiellen dritten Dividende. Durch Reduzierung von bestehenden Verzerrungen im Arbeitsmarkt könnten positive Beschäftigungseffekte entstehen. Ist dies der Fall, so kann man auch von drei Dividenden reden. Erstens wird die Umweltqualität verbessert (1. Dividende). Zweitens wird das Steuersystem effizienter und entzerrt (2. Dividende). Schließlich und endlich gibt es positive Beschäftigungseffekte (3. Dividende).
Intertemporäre doppelte Dividende
Eine intertemporäre doppelte Dividende könnte man als diskontierte Rechnung zwischen Nichtumwelt- und Umwelt Wohlfahrtssteigerungen über Generationen hinweg betrachten.
Diese Betrachtungsweise analysiert die Wohlfahrt über Generationen und nicht nur statisch. Den positiven Wohlfahrtseffekte vom Beginn bis Ende der Einführung einer Umweltsteuer werden die Wohlfahrtsverluste von Beginn bis Ende im stabilen Dauerzustand (Steady-state) gegengerechnet. Das soziale Wohlfahrtskriterium führt zu einer modifizierten Goldenen Regel, da ethische und praktische Probleme mit einbezogen werden. Verzichtet die heutige Generation auf Umweltschäden, so profitiert die nachfolgende Generation von der Weitsicht.
Die zweite Dividende wäre also nicht eine Entzerrung des Steuersystems, sondern in den Wohlfahrtsgewinnen zukünftiger Generationen zu sehen [4].
Literatur
Bücher
- Giacomo Corneo: Öffentliche Finanzen: Ausgabenpolitik. 2. Auflage, Mohr Siebeck, 2007, ISBN 978-3-16149200-6.
- Ruud A. de Mooij: Environmental Taxation and the Double Dividend. North Holland, 2000, ISBN 0-44450491-5.
- Manfred Rose: COMPSTAT Lectures: Integriertes Steuer- und Sozialsystem. Physica-Verlag, Heidelberg, ISBN 978-3-79080008-1.
- Ary Lans Bovenberg, Sijbren Cnossen: Public Economics and the Environment in an Imperfect World. Kluwer Academic Publishers, 1995, ISBN 0792396189, S. 151–156.
Zeitschriftenaufsätze und Berichte
- Lawrence H. Goulder: Environmental Taxation and the Double Dividend, A Reader’s Guide. In: International Tax and Public Finace. 1994, S. 157–184.
- Ary Lans Bovenberg: Green Tax Reforms and the Double Dividend, A Reader’s Guide. In: International Tax and Public Finace. 1999, S. 421–443.
- Ary Lans Bovenberg, Ruud A. de Mooij: Environmental Levies and Distortionary Taxation, In: American Economic Review. 1994, S. 1085–1089.
- Ary Lans Bovenberg, Frederick van der Ploeg: Consequences of Environmental Tax Reform for Unemployment and Welfare. In: Environmental and Resource Economics. 1998, S. 137–150.
- Thomas Aronsson: Environmental Policy, Efficient Taxation and Unemployment. In: International Tax and Public Finance. 2005, S. 131–144.
- Johanna Elisabeth Ligthart, Frederick van der Ploeg: Pollution, the Cost of Public. Funds and Endogenous Growth. In: Economics Letters. 1994, S. 339–348.
- Frank Hettich: Growth effects of a revenue-neutral environmental tax reform. In: Journal of Economics. 1998, S. 287–316.
- Don Fullerton, Gilbert E. Metcalf: Environmental Taxes and the Double-Dividend Hypothesis: Did You Really Expect Something for Nothing? In: Chicago-Kent Law Review 73, 1998, S. 221–256.
- Christian M. Scholz: Involuntary Unemployment and Environmental Policy: The Double Dividend Hypothesis: A Comment. In: The Scandinavian Journal of Economics 100, Nr. 3, 1998, S. 663–664.
- Ronnie Schöb: The Double Dividend Hypothesis of Environmental Taxes: A Survey. In: FEEM Working Paper. Nr. 60; CESifo Working Paper Series. Nr. 946, 2003 (doi:10.2139/ssrn.413866, PDF).
- Mireille Chiroleu-Assouline, Mouez Fodha: Double Dividend Hypothesis, Golden Rule and Welfare Distribution In: Journal of Environmental Economics and Management, 51(3), 2006, S. 323-335.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.keei.re.kr/web_keei/en_publish.nsf/5ec83c28b6f89c21492570ea00404b8e/754dccd1d0e583c549256ccc002058a0/$FILE/BR2002-10.pdf
- ↑ http://www.worldbank.org/html/dec/Publications/Workpapers/wps2000series/wps2119/wps2119.pdf
- ↑ http://www.wiwiss.fu-berlin.de/institute/finanzen/schoeb/forschung/forschung_dateien/taxation02.pdf
- ↑ http://halshs.archives-ouvertes.fr/docs/00/08/98/95/PDF/MCA-MF_JEEM.pdf
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