Dorfkirche Biesdorf

Dorfkirche Biesdorf
Süd-West-Ansicht der Kirche
Ansicht von Süd-Ost

Die evangelische Dorfkirche Biesdorf, die den Namen Gnadenkirche trägt, befindet sich im Berliner Ortsteil Biesdorf. Sie gehört zu den ersten Kirchen auf dem Barnim. Allerdings sind bis auf die Umfassungsmauern des Kirchenschiffs alle anderen Bauteile jüngeren Datums. Außergewöhnlich ist, dass sie von Anfang an als Saalkirche konzipiert war und von der im Hochmittelalter üblichen Bauform (Westturm, Schiff, Chor, Apsis) deutlich abwich. Die, nur vom Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf vertretene These, es handele sich um das älteste Bauwerk Berlins, ist so nicht haltbar. Andere Dorfkirchen in Berlin sind schon früher entstanden und haben bis heute erheblich mehr vom Ursprungsbau über die Zeiten retten können.

Geschichte

Der Chronist Orth nennt, allerdings ohne Quellennachweis, die Zeit von 1180 bis 1200 als Baubeginn. Dies wäre allerdings ein ungewöhnlich früher Kirchenbau auf dem Barnim, da erst nach 1232 die deutsche Zuwanderung auf den Barnim forciert wurde.

Andere Quellen vermuten das Gründungsdatum von Biesdorf zwischen 1230 und 1250. Die Kirche soll dann um 1300 fertig erbaut worden sein. Dieses Datum findet man in der Literatur häufig wieder und wird von Rubin als wahrscheinlichstes Datum genannt. Die besondere Bauform spricht auch für das relativ späte Datum.

1375 erscheint Biesdorf erstmals urkundlich im Landbuch Kaiser Karl IV. Pfarrer, Kirche und Grundherr Henning von der Gröben sind hier vermerkt.

Zur Kirche Biesdorf kamen im Laufe der Zeit zwei Filiae, die Tochterkirchen Kaulsdorf (seit 1541) und Mahlsdorf (seit 1692).

1682 wurde die Kirche renoviert und umgebaut, 1695 kam eine neue Kanzel hinzu. 1702 wurde der Turm vollständig neu erbaut, 1720 wurden sieben Fenster heraus gebrochen und der Chor erneuert.

1754 brannte die Kirche vollständig aus. Das Inventar wurde teilweise gerettet, aber vieles ging 1762 während der russischen Besetzung im Siebenjährigen Krieg verloren. 1756 wurde die neu aufgebaute Kirche eingeweiht, 1789 kam ein neues Pfarrhaus hinzu.

Seit 1824 gibt es eine Orgel in der Biesdorfer Dorfkirche, die in diesem Jahr auch Sitz der Superintendentur wurde.

1897 erfolgte der Umbau der märkischen Dorfkirche in eine neugotische Stadtkirche. 1907 wurde die Parochie Biesdorf geteilt, Kaulsdorf und Mahlsdorf waren nun eigene Pfarreien.

1917 wurden die Bronzeglocken, mit Ausnahme der kleinsten Glocke, und die Orgelpfeifen aus Zinn für die Waffenproduktion abgeliefert. Erst 1925 konnte das Geläut erneuert werden, doch schon 1942 wurde es wieder kriegswichtig und musste abgeliefert werden.

Am 20. Januar 1944 wurde die Kirche bei einem Bombenangriff auf Biesdorf zerstört.

Im Juli 1950 begann der Wiederaufbau, im Oktober 1951 wurde die Gnadenkirche neu eingeweiht. Die romanisch-neugotische Vorstadtkirche von der Jahrhundertwende war zerstört, nun entstand eine schlicht gestaltete neue Dorfkirche nach einem Entwurf von Herbert Erbs. Expressionistische Elemente sind das dunkle Tonnengewölbe, der Altar und die Kanzel, die aus roten Klinker gestaltet wurden. Der Taufstein stammt aus dem Jahr 1958. 1978 wurden die Fenster erneuert.

Um 1985 wurde die Straßenführung verändert. Seitdem befindet sich die Gnadenkirche auf einer Insel im Verkehrsstrom der B1/B5. Bereits ein knappes Jahrhundert zuvor war ein Großteil des ehemaligen Biesdorfer Friedhofes infolge des Ausbaus der R1 zerstört worden.

Literatur

  • Horst Rubin: Neue Biesdorfer Kirchenchronik, 2. Auflage, Eigendruck, Berlin 2005
  • Kurt Pomplun: Berlins alte Dorfkirchen, 4. Auflage, Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1973, ISBN 3-7759-0160-4

Weblinks

52.50913.5555

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