- Dositej Obradović
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Dositej Obradović (serbisch: Доситеј Обрадовић) (* um 1739 als Dimitrije in Čakovo (Banat); † 7. April 1811[1] in Belgrad) war ein serbischer Schriftsteller, Philosoph, Pädagoge, Volksaufklärer und Gründer der Universität Belgrad. Er gehörte zu den beachtenswertesten und einflussreichsten Persönlichkeiten des serbischen Volkes im 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts.
Als junger Mann geht Dimitrije Obradović ins orthodoxe Kloster Novo Hopovo, um Mönch zu werden. Er nimmt den Namen Dositej (Dositheus) an. Dort kommt er, wie er später schreibt, zu der Erkenntnis, dass das Leben im Kloster nicht die wahre Bestimmung ist, die er sucht, und er verlässt es nach drei Jahren. Er beginnt durch die Welt zu reisen und studiert an deutschen Universitäten. Als Lehrer bereist er Europa und Kleinasien. Drei Jahre lang studiert er im Osmanischen Reich in Smyrna (İzmir) Philosophie und Griechisch in der Schule des Hierotheos Dendrinos[2]. In Wien bleibt er sechs Jahre und studiert die deutsche Sprache und Kultur. Als Sprachlehrer lehrt er dann in der Vojvodina und in Moldawien. Später schreibt er sich in die Universität von Halle ein, um seine philosophischen Studien in den Franckeschen Stiftungen fortzusetzen. Erst dort legt er seine Mönchskutte für immer ab. Seine Studien setzt er in Leipzig fort. Hier beginnt er auch mit seiner schriftstellerischen Tätigkeit. 1783 gibt er in Leipzig sein erstes Buch „Život i priključenija“ (dt. Leben und Abenteuer) heraus. Daraufhin führen ihn seine Reisen noch nach England und Frankreich, wovon er in einem Briefroman berichtet, den er 1788 seinen „Fabeln“ anhängt. 1811 wurde er der erste ‚Bildungsminister‘ Serbiens.
Dositej Obradović brachte Wissen und Ideen unter das Volk und wollte es aufklären. Er plädierte für den Gebrauch der Volkssprache in der Literatur, für die Befreiung der Frauen aus einer untertänigen Stellung. Allerdings verwendete er selbst nur in „Leben und Abenteuer“ eine der serbischen bürgerlichen Umgangssprache des Banats angepasste Varietät, und kehrte später wieder stärker zum Slavenoserbischen zurück (Neweklowsky 1998, 10).
Seine bedeutendsten Werke sind: „Leben und Abenteuer“, „Fabeln“, sowie „Ratschläge des gesunden Menschenverstandes“. Heute wird „Leben und Abenteuer“ mit den original in den „Fabeln“ veröffentlichten Briefen gemeinsam als ein Buch wahrgenommen (Fischer 2007, 265).
Das serbische Parlament erklärt 2007 zum Jahr von Dositej Obradović, da vor 200 Jahren Obradović nach Serbien ‚zurückgekehrt‘ war (obwohl es sich eigentlich nicht um eine Rückkehr handelte, da er ja nicht in Serbien, sondern im Banat geboren und aufgewachsen war (Fischer 2007, 180)).
Inhaltsverzeichnis
Bibliographie
- Obradović, Dositej. Život” i priključenïja Dimitria Obradoviča, narečenoga u kaludjerstvu Dosithea: nim‘ istim” spisat‘ i izdat‘. Prva čast‘. U Laipsiku: u tipografii Braitkopfa, 1783.
- ---. Ezopove i pročih” raznih” basnotvorcev, s” različni ezika na slavenoserbski ezik” prevedene, sad” prvi red” s” naravoučitelnimi poleznimi izjasněniami i nastavlěniami serbskoj junosti posvećene Basne. 1 ed. U Lajpsiku: Breitkopff, 1788.
- ---. Pěsna na insurrekciju Serbianov”, Serbii i chrabrym” Eja Vitezovom” i čadom”, i bogopomagaemomu ich” Voevodi Gospodinu Georgiju Petroviču posvećena, D. Obradovičem. Venedig, 1804.
- ---. Pěsna o izbavleniju Serbie. Sočineno v” Bělegradě. St. Petersburg, 1806.
In Übersetzung
- Obradović, Dositej. "Bruchstücke aus der Selbstbiographie des D. Obradović." Trans. Bartholomäus Kopitar. Barth. Kopitars kleinere Schriften sprachwissenschaftlichen, geschichtlichen, ethnographischen und rechtshistorischen Inhalts. Ed. Fr[anz] Miklosich. Wien: Friedrich Beck’s Universitäts-Buchhandlung, 1857a. 49–56.
- ---. Vollständiger Auszug aus der serbischen Selbstbiographie des Demetrius Obradović (als Kalugjer Dositheus genannt), eines österreichischen Illyriers. Ein Beitrag zur Menschen-, Völker- und Länderkunde. Wien: Beck, 1857b.
- ---. “Vollständiger Auszug aus der serbischen Selbstbiographie des Demetrius Obradović (als Kalugjer Dositheus genannt), eines österreichischen Illyriers. Ein Beitrag zur Menschen-, Völker- und Länderkunde.” Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst 2 (1811): 267-72.
- ---. The Life and Adventures of Dimitrije Obradović. University of California Publications in Modern Philology 39. Berkeley; Los Angeles, 1953.
- ---. Vie et aventures. Bibliothèque l'age d'homme. Classiques slaves. Lausanne: L'Age d'homme, 1991.
Literatur
- Iduć uči, u vekove gleda. Program obeležavanja 250. godišnjice rođenja Dositeja Obradovića. Književne Novine, Beograd 1989.
- Milutin S. Tasić: Dositej Obradović. (Übers. Katarina Bles). NIL, Beograd 1994.
- Gerhard Neweklowsky: Dositej Obradović - Leben und Abenteuer. Verl. d. Österr. Akad. d. Wiss., Wien 1998.
- Petar Pijanović: Život i delo Dositeja Obradovića. Zavod za udžbenike i nastavna sredstva, Beograd 2000.
- Wladimir Fischer: Creating a National Hero: The Changing Symbolics of Dositej Obradović. In: Identität - Kultur - Raum. Turia + Kant, Wien 2001.
- Wladimir Fischer: „Schlafend träumte ich, daß ich Pluderhosen anhätte“. Dositej Obradović und die serbische Geistesgeschichte als „Créolité“. In: Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie. Oldenbourg, Wien 2005.
- Wladimir Fischer: Dositej Obradović als bürgerlicher Kulturheld. Zur Formierung eines serbischen bürgerlichen Selbstbildes durch literarische Kommunikation 1783–1845. Peter Lang Verlag, Frankfurt/M. 2007, ISBN 9783631542149 (=Studien zur Geschichte Südosteuropas 16. Hg. v. Olga Katsiardi-Hering, Max Demeter Peyfuss and Maria Stassinopoulou).
Siehe auch
Weblinks
Commons: Dositej Obradović – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Dositej Obradović im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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Wikisource: Eintrag im Biographischen Lexikon des Kaiserthums Oesterreich – Quellen und Volltexte
- Wladimir Fischer: The Role of Dositej Obradovic in the Construction of Serbian Identities During the 19th Century. In: spacesofidentity vol. 1.3 (2001)
Einzelnachweise
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